Potsdamer Stadtschloss

  • Leider fast überall die selben technokratisch und kulturell ungebildeten Pfeifen in der Verwaltung. Friedrich der Große, Maria Theresia, aber auch die humanistisch ausgebildeten Verwaltungseliten der Kaiserzeit hatten noch den geistigen Horizont von dem zumindest unsere alten Stadtbilder - sofern nicht durch Krieg oder Nachkriegsschrott zerstört - nach wie vor zehren.

    Es sollte Pflicht sein, dass jede Stadt zumindest ein humanistisches Gymnasium hat!

  • Oh je, so was nennt man verschlimmerbessern, und gerade die Asymmetrien machen die Lebendigkeit aus!!! Die alten Meister kannten die Geheimnisse kosmischer Proportionalität, die vom irdischen Leben durchdrungen ist und nie starr dem berechneten Maß folgt. Das Gesicht einer schönen Frau wird erst zu dem, was es ist und ausstrahlt durch leichte Abweichungen vom Original. Sämtliche Lebenformen, vom kleinsten Schneckengehäuse über Pflanzen und deren Blüten bis zum Aufbau der Wirbeltiere, alles folgt dem Goldenen Schnitt, doch stets in leichter Abweichung, stets angenähert an das ideale Verhältnis. Wenn man diese Maßverhältnisse für übergehenswert hält, baut man nicht nach dem Leben, sondern gegen das Leben. Die Folgen sind dann entsprechend lebensfeindlich gesinnt!
    Dumm, sehr dumm, an den überkommenen Maßen zu manipulieren. So dumm kann doch kein erfolgreicher Architekt sein, der sich als ein solcher bezeichnet. Also kann nur Prinzip dahinter stecken. Und dann sich noch einer Diskussion oder Korrektur verweigern, wenn man von kundiger Seite darauf hingewiesen wird. Ich kann den Verein(e) in Potsdam nur viel Mut, Kraft und selbstbewußtes Durchhaltevermögen wünschen und zusprechen, um diesen Machenschaften Einhalt zu gebieten.
    Gerade heute dachte ich an das Schloß und mein Vorhaben vom letzten Jahr Euch hier noch einmal in anderer Form die Proprotionalität des alten Potsdamer Schlosses vor Augen zu führen. Ich bräuchte aber bessere Grundrisse und vor allem dann auch Aufrisse. Kann mir da jemand weiter helfen!!! DANKE!

  • Es hat mir keine Ruhe gelassen, ... das mit den Stadtschlossproportionen und dem GOLDENEN SCHNITT. Also habe ich den mir zur Verfügung stehenden Grundriß genommen und zunächst ausgehend von meinen "Forschungen" im letzten Jahr (siehe hier zu den Grundrißstudien ) die GS-Verhältnisse des Ehrenhofes noch einmal deutlicher dargestellt. Zeige Euch zunächst die visuellen Ergebnisse. Kommentare folgen später nach. Ist schon spät und mir reicht's jetzt.
    Viel Erkenntnis beim Betrachten wünsche ich Euch! Und bitte beachten: mir stehen keine genauen Vermessungsmaße zur Verfügung. Ich nehme am ausgedruckten Grundriß per Lineal die Maße ab. Dennoch, sehr erstaunlich wie oft die Verhältnisse des GS angenähert auftauchen. Sehr komplex, dieser an sich einfach aussehende Schloßgrundriß! Wie mag das erst im Aufriß sein!!?

    21.02. vormittag
    So nun noch ein paar Erläuterungen:

    In den folgenden Grundrissen habe ich 4 Varianten von Hofflächen, abgeleitet durch die Fluchtlinien der Architektur grau hervorgehoben (eigentlich sollte es farbig werden, aber das Programm will nicht, hmmh!?) und daraufhin die Seitenlängen in ihren Verhältnissen zueinander untersucht. Ziel war es, das Verhältnis des GOLDENEN SCHNITTES zu finden, also ein Streckenverhältnis von idealerweise 0,618 (auch PHI-Quotient genannt). Die genaue Definition und das Verhältnis A:B,...
    etc. spare ich mir hier.
    Bei der Bestimmung der Hofflächen war freilich es immer die Frage, wo lege ich meine Linien an? Einerseits erschwert durch den kleinen Grundriß und dessen Ungenauigkeit, zweitens durch Unregelmäßigkeiten des Bauwerkes selbst (die Kulka jetzt offensichtlich nivellieren will) bedingt.

    PLAN 1

    Beim ersten Plan reicht die Hoflänge von der Hauptflucht des Corps de Logis bis zur Säulenstellung des rechten Seitenflügels und in der Breite bis zu den Risaliten der Seitenflügel. Setze ich nun die gefundenen Maße in ein Verhältnis, sprich: teile diese, wie im Plan aufgeführt, erhalte ich Näherungswerte an den GS. Perfekt! Also kann gesagt werden diese Hoffläche steht in einem harmonischen Verhältnis von Länge zu Breite und umgekehrt. Die Breite teilt die Länge der Hoffläche in Major und Minor, größere und kleinere Länge (rechts angezeigt). Trage ich den minor auf der Breite des Torflügels ein, markiert das Ende der Strecke die linke Seite des Fortunaportal-Torbogens. Genial, oder!?

    PLAN 2

    In Plan 2 habe ich eine andere Hoffläche herausgeholt: Die Breite bestimmt sich durch die hervorspringenden Eckpavillons und die Länge wird durch die geraden Seitenflügel des Fortunaportal festgelegt. Und siehe da, die Verhältnisse von Länge zu Breite und umgekehrt laufen wieder näherungsweise dem GoldenenSchnitt-Quotienten zu!
    Trage ich auf der Hoflängenseite wiederum major/minor ein und klappe letzteren auf die Hofbreite um, kennzeichnet dessen Ende die linke Seite des Fortunaportals. Linksseitig geht das wohl auch und just habe ich die Breite des Portals aus den Proportionen des Hofes ermittelt. Das sind die alten Meister, wow!

    PLAN 3

    Und nun kennt ihr das Spielchen schon! Die beiden letzten Pläne zeigen wiederum neue mögliche Flächen durch Fluchtlinien des Ehrenhofes bestimmt und dessen Seitenverhältnisse. Stets erscheint die Annäherung an den Goldenen Schnitt.
    Selbiges Prinzip ließe sich auch auf die Grundrißstruktur des Corps de Logis anwenden.
    Möglicherweise findet sich auch die Quadratur des Kreises als Ursprungsentwurfsprinzip!? Mal sehen, gewisse einsichtige Anhaltspunkte habe ich schon gefunden.
    Für heute sei's erstmal genug.
    Ich denke es wird hiermit wiederum klar, wie schädlich das Manipulieren an den Maßverhältnissen ist. Das Gesamtkunstwerk ist dann eben verpfuscht. Und ich möchte betonen: der GS ist nicht einfach nur ein nette geometrische-mathematische Spielerei, sondern ein Maß, auf dem die ganze Schöpfung aufbaut und das in allen Lebensformen auf diesem Planeten erscheint. Ein göttliches Maß demnach. Bauwerke mit dem GS resonieren mit dem Kosmos, mit der göttlichen Schöpfung und erhalten von daher ihre Ausstrahlung, die auf den Bauherren und die Nutzer übergeht.
    Wer diese Kosmischen Maße verändern will, sollte sich mit deren Gesetzmäßigkeiten auskennen und in Demut dienend damit gestalten.
    Ein Landtag in einem proportional unharmonischen Gebäude, das eigentlich ideal sein könnte und das am alten Platz von Herrschaftsausübung, ... was kann dabei für die Volkssouveränität, ja für das Wohl des Volkes herauskommen!?

    PLAN 4

    PS: Möglicherweise bin ich noch einem sehr speziellen Grundrißmuster auf der Spur. Mal sehen, ob ich es finde. Es wäre echt der Hammer. Es wird spannend. Aber versprechen kann ich es nicht!

  • Nicht, dass ich ohne Erläuterung verstehe, was das genau heißen soll, aber auf jeden Fall interessant. Auch deine anderen Studien. Bin mal auf die Erklärung gespannt. Wenn man sich den Grundriss so anschaut, verstehe ich ja das "Nicht ausreichend Platz"-Argument. Aber alle Maße zu verdoppeln und verdreifachen kanns ja wohl auch nicht sein. Je mehr man vom Original abkommt, umso mehr Futter gibt man doch der Disneyland-Lobby - was vielleicht auch ein Ziel der Architekten etc. ist.

  • Und man zerstört ein Gesamtkunstwerk, Benni, und zeigt damit, daß man die barocke Architektur nicht verinnerlicht hat, bzw. es garnicht will. Leider!
    Verändert man einige Elemente, dann hat das Auswirkungen auf den ganzen Kosmos der Schloßarchitektur. Alles gerät aus dem Gefüge.
    Mich erstaunen an diesem Schloß die feinen Unregelmäßigkeiten: wie die künstlichen Muttermale im Gesicht der Schönen. Sehr schön!
    ... und die ungleich verteilten Risalite, Unregelmäßigkeiten, die der Schönheit keinen Abbruch tun, im Gegenteil diese mit Leben erfüllen, tänzerischer Rhythmus, ein wenig aus der Reihe tanzen, individuell sein!


    PS:
    Wenn ich das richtig sehe, werden die Risalitbreiten zum Corps de logis hin schmäler. Also ein wenig tricky, unser Knobelsdorff, in Sachen Verstärkung der perspektivischen Flucht! Der Hof könnte dadurch tiefer und länger wirken, als er eigentlich ist. Ein beliebter barocker Trick. Aber ob das so sehr ins Gewicht fällt, hmmmh!?
    Tja, das also will Herr Kulka beseitigen, den Hof durch Flügelverbreiterung verengen und dazu den Perspektiventrick erledigen, na dann schaun wir mal was dabei herauskommt! :schockiert:

  • Zitat von "SchortschiBähr"

    Tja, das also will Herr Kulka beseitigen, den Hof durch Flügelverbreiterung verengen und dazu den Perspektiventrick erledigen, na dann schaun wir mal was dabei herauskommt! :schockiert:

    Die ultimative Begründung, warum man heute nicht mehr historisch Bauen kann.

    Passt auch zu einem anderen Bild: hier wurden die historischen Gebäude der zweiten Barocken Stadterweiterung in der Dortustraße noch nach der Wende, entsprechend der Abrißbeschlüsse der SED niedergelegt. Ca. 10 Jahre später hat man nun hitorisierend wieder aufgebaut. Das Ergebnis (Foto von unify unter http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?f=28&t=2658 verlinkt):

    Der für mich passendste Kommentar zu diesem Bild (irgendow hier im Forum): "Sieht seltsam unecht aus." Und ja, so sehen diese "historischen" Neubauten aus: seltsam unecht, mit ihren identischen Fenstern, Risaliten, Dachfirsthöhen, Fensterfaschen, Dachfensterandordnungen. Uniform und unecht.

    Edit: da habe ich endlich den Thread gefunden, Zitat unify: "Neubauten, welche auf merkwürdige Art unecht wirken." Dazu sein Bild: Und der Thread: http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?…=unecht#p102286

  • @ Luftpost, genau beobachtet! So kommt's raus, wenn "historisiernd von der Stange kommt" mit den Massenbaumaterialien von heute. Ohne individuellen Bauherrn, der mit Liebe zum Detail und mit Einfühlsamkeit an das Werk herangehen könnte. Aber schlecht ist die Zeile dennoch nicht. Für manch andere Stadt wäre es eine Bereicherung.


    Hier der Hinweis auf die vorherige Seite mit neuen Erkenntnissen zum Schlossgrundriß!

    http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?…=222&start=1164">viewtopic.php?f=38&t=222&start=1164

  • Zitat

    Aber schlecht ist die Zeile dennoch nicht

    Doch, sogar sehr schlecht. Hundsmiserabel. Das einzig Positive, was sich sagen lässt, ist, dass von dieser Zeile keine destruktive Wirkung auf die Nachbarensembles ausgeht. Das ist zwar heutzutage alles andere als eine Selbstverständlichkeit, aber immer noch herzlich wenig.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ich versteh das nicht, warum beschliesst man nicht allles vor dem Bau und lässt dies Unterschreiben etc? Wurde den Spendern nicht gesagt, dass es eine Rekonstruktion geben wird, eine exakte Rekonstruktion? Wenn der Bauherr jetzt einfach macht was er will, gibt es dann nicht rechtliche Möglichkeiten gegen ihn zu klagen? Bei dem Dach, ach egal das könnte man einfach ändern wenn man will. Aber solch grundlegende Dinge müssten doch vorher geklärt sein?

    Da kommt man sich ja blöd vor, erst spendet man und dann wird man verarscht. Wer will denn jetzt noch spenden wenn Bauherren eh machen was sie wollen?

    Und gibt es keine Möglichkeit ne Unterschriftenaktion zu machen? Wann wird es denn zu spät sein, den Bau noch so zu konstruieren wie er eigentlich geplant war?

  • Zitat von "Riccardo"

    Und gibt es keine Möglichkeit ne Unterschriftenaktion zu machen? Wann wird es denn zu spät sein, den Bau noch so zu konstruieren wie er eigentlich geplant war?

    Hmm, laut Architekt wird es so ca. September 2009 zu spät sein, irgendwas zu ändern.

    Ist eine bliebte Taktik in Potsdam: lange Zeit nichts zu irgendwelchen Projekten verlauten lassen um kurz vor der Umsetzung die Katze aus dem Sack zu lassen. (Edit, um Missverständnisse zu vermeiden: dann kommen Aussagen von Stadtverwaltung und Architekten zu Protesten aus Bevölkerung und Bürgerinitiative, wie:) "Jetzt kann man daran natürlich nichts mehr ändern. Ist ja alles viel zu spät. Wenn allerdings die Kritiker so ein zwei drei Jahre früher gekommen wären... Aber es hat sich ja damals keiner gemeldet. Irgendwie seltsam diese Bürgerbewegung, dabei sind sie doch alle informiert..." Es gibt ja auch eine wunderbare Webseite, in der alle Projekte genauestens aufgelistet sind. Also hat niemand einen Grund, sich jetzt, wo die Bauentscheidungen getroffen sind, zu beschweren.

    Die Potsdamer Entscheider-Gilde hat hervorragend aus Dresden gelernt. Dort ist ebenfalls eine Bürgerbewegung aktiv. Doch die Dresdener veröffentlichen zu früh, sodaß die aufmerksame Bürgerbewegung bei schädlichen Entscheidungen einschreiten kann. In Potsdam heißt es: dummer Bürger, friß und stirb (dran).

  • Zitat

    Wenn allerdings die Kritiker so ein zwei drei Jahre früher gekommen wären... Aber es hat sich ja damals keiner gemeldet. Irgendwie seltsam diese Bürgerbewegung, dabei sind sie doch alle informiert

    Entschuldigung, aber solche Kommentare kann und sollte man sich echt schenken. Die beiden Bürgerinitiativen - der Schlossverein und Mitte schön - sind "zwei bis drei Jahre früher" gekommen und haben jahrelang bis zur äußersten Erschöpfung mit allen Mitteln um eine originalgetreue Rekonstruktion gekämpft.
    Die Leute haben wirklich alles gegeben, haben ihre gesamte Zeit, Energie und Nerven in diesen Kampf gesteckt, haben alle Mittel eingesetzt, die ihnen zur Verfügung standen ... und mussten sich trotz ihres vorbildlichen Einsatzes am Ende doch der geschlossenen Front der Politik, allen voran des Finanzministers Speer, der von vorneherein kein Schloss wollte, geschlagen geben.

    Da hättest ja problemlos in einer der beiden Initivativen mitmachen können. Da jetzt im Nachhinein altklug daherzukommen und rumzunörgeln, die Bürgerinitivativen hätten nichts getan, ist einfach völlig daneben und eine unsägliche Beleidigung für die Leute, die sich da engagiert haben.
    Tut mir leid, aber das musste einfach mal gesagt werden. Informiert euch nächstes Mal bitte über das, was wirklich passiert ist, bevor ihr so was schreibt.

  • "Wenn allerdings die Kritiker so ein zwei drei Jahre früher gekommen wären... Aber es hat sich ja damals keiner gemeldet. Irgendwie seltsam diese Bürgerbewegung, dabei sind sie doch alle informiert" das war eine (fast) wortwörtliche Wiedergabe von Architekt und der Stadtverwaltung gegenüber den Teilnehmern der Veranstaltung "Mitte im Dialog". Daher bitte nicht als meinen Angriff gegenüber Mitteschön verstehen, sondern gegenüber der Stadtverwaltung und deren Auftritt den engagierten Bürgern gegenüber.

  • Zitat von "Luftpost"

    Doch die Dresdener veröffentlichen zu früh

    Das wäre mir neu.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat von "Luftpost"

    "Wenn allerdings die Kritiker so ein zwei drei Jahre früher gekommen wären... Aber es hat sich ja damals keiner gemeldet. Irgendwie seltsam diese Bürgerbewegung, dabei sind sie doch alle informiert" das war eine (fast) wortwörtliche Wiedergabe von Architekt und der Stadtverwaltung gegenüber den Teilnehmern der Veranstaltung "Mitte im Dialog". Daher bitte nicht als meinen Angriff gegenüber Mitteschön verstehen, sondern gegenüber der Stadtverwaltung und deren Auftritt den engagierten Bürgern gegenüber.

    Ah, alles klar. Dann entschuldige meine heftige Reaktion ... aber missverständlich war das in dem Kontext schon.

  • Neues vom Stadtschloss: alles Eitel Sonnenschein, sobald die Halsschlagader des Kulka sichtbar wird, kann nur noch zugestimmt werden:

    Zitat aus der Märkischen Allgemeinenen vom 25.02.2010
    http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11…iert-Kulka.html

    "Mitteschön fordert weiter / Architekt wütend / Ausschuss moderiert

    POTSDAM / INNENSTADT - Für einen Moment stand Peter Kulka kurz vor der Explosion. Der Architekt des Landtagsschlosses hat sich noch nicht an die typische Potsdamer Debattierfreude von Bauvorhaben gewöhnt, und eine an sich harmlose Frage im Bauausschuss machte Kulka sichtlich wütend. Eigentlich wollte Ausschuss-Mitglied Christian Seidel (SPD) nur wissen, welches Maß Kulka zum Anlass nahm, die Seitenflügel des künftigen Landtages zu verbreitern. Kulka aber, offenbar über einen weiteren Forderungskatalog der Bürgerinitiative „Mitteschön“ erbost, rief plötzlich etwas von „Polemik“ in den Raum und erinnerte daran, dass er auf Wunsch von Mitteschön bereits die Fenster auf seine Kosten umgeplant habe – „nachträglich, eigentlich war es schon zu spät“ –, und verkündete, wenn man wolle, dass er das Handtuch werfe, solle man nur so weitermachen. Erst ein besänftigender Zwischenruf des stets auf Ausgleich bedachten Ausschuss-Vorsitzenden beruhigte den aufgebrachten Stararchitekten wieder, dem der Bauausschuss mehr als eine Stunde Redezeit einräumte, um das Projekt vorzustellen. Kulka holte weit aus, ordnete das Vorhaben in seine bisherige Arbeit ein, erklärte, dass der Landtag innen in weiten Teilen ein Bürogebäude werde, sprach über die Notwendigkeit, Teile der Originalfassade in die zu rekonstruierende Fassade aufzunehmen, um der Gefahr der „Pappigkeit, Künstlichkeit und Unehrlichkeit“ entgegenzuwirken und wurde nicht müde, zu unterstreichen, dass er die Bürgerwünsche zu den Fensterlösungen „freiwillig“, „auf eigene Kosten“ und „sehr spät“ noch aufnahm, „obwohl die Pläne längst fertig waren“. Er kündigte zudem eine Schaustelle an, einen Pavillon in den Landesfarben, mit Rampen ringsherum, der mit einer Ausstellung über das Originalschloss und das Bauvorhaben informiert und zudem eine Plattform bereitstellt, von der die Baustelle zu überblicken ist.

    Barbara Kuster von Mitteschön freute sich daraufhin öffentlich über die erfolgten Änderungen, um sofort einen weiteren seitlichen Durchgang zu fordern, da ansonsten der Alte Markt lahmgelegt sei. Außerdem werde die Außenfassade nicht original sein, die Knobelsdorffsche Asymmetrie fehle, und es würden zu wenig Originalteile eingebaut, klagte sie. Sie fürchte daher um Plattners Spende. Ein zweiter Redner hätte gern die Rampe zur Tiefgarage verlegt oder ganz verschwunden gesehen. Der Ausschuss beeilte sich nun, zu erklären, dass diese Diskussionen doch längst geführt seien, bevor Kulka wieder mit dem Handtuchwurf drohen konnte. Saskia Hüneke versicherte gar, sie habe „lustvolle Momente“ beim Betrachten der Entwürfe, und Baudezernent Klipp sagte, die Baugenehmigung stehe unmittelbar bevor. Lediglich, dass Saskia Hüneke anmerkte, es sei „nie zu spät für Anmerkungen“, weil doch die Entwürfe so lange nichtöffentlich waren, ließ Peter Kulkas Halsschlagader noch einmal kurz anschwellen. Dank des warmen Applauses endete der Tagesordnungspunkt aber ohne weitere Kollateralschäden. (Von Jan Bosschaart)"

    Auf denn, freut Euch, denn Ihr bekommt, was Ihr verdient! (Aber nicht Originales, noch nicht mal originelles...)

  • Zitat

    und verkündete, wenn man wolle, dass er das Handtuch werfe, solle man nur so weitermachen.


    Och naja, darüber ließe sich reden - bitte gern 'weitermachen'!

  • Zitat

    Für einen Moment stand Peter Kulka kurz vor der Explosion

    Schade, der zweite Moment danach wäre mir auch noch Recht gewesen. :gg: MITTESCHÖN, bitte unbedingt weiterbohren! Ohne Kulka (poln. für Kügelchen) wird wirklich eine Kugel daraus!

    Wenn Kleinbürger Schlösser bauen...naja, hoffentlich wird wenigstens etwas aus den Leitbauten.

  • Da sieht man mal wieder, wie schnell man die werthen Herren aus dem Konzept bringen kann. Bei den Bürgerveranstaltungen im Dresdner Rathaus lief das ganz ähnlich ab - eine "Diskussions-Moderatorin" auf dem Podium ist gar einmal richtig laut geworden und hat in einer Art Schlußwort nach der "Statement-Runde der anwesenden Bürger" einseitig und polemisch (beinahe kindisch-trotzig) sowie wutschnaubend Partei für Stadtplaner und Architekten und gegen die Bürger ergriffen. Die war wirklich übel wütend (ein Basta hilft bekanntlich über eigene Argumentationslücken hinweg).

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Hmmm, das könnte natürlich sein - hab mir den Namen leider nicht gemerkt.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!