Berlin - Molkenmarkt und Klosterviertel

  • Manchmal braucht's ja nur einen kräftigen Schubser in die richtige Richtung. ;)
    Oder den passenden Investor. Es wurden Pläne bekannt, dass womöglich das Karstadt-Warenhaus am Berliner Hermannplatz rekonstruiert wird.

    Also, wir können Berlin auch einfach mal mehr zutrauen und mit Freude und Zuversicht an die Sache rangehen, statt mit zugekniffenen Pobacken. Dann wird das auch mal was! Auch am Molkenmarkt und im Klosterviertel, gut Ding will Weile haben.

  • Das versuchen doch schon Generationen von Aktivisten seit der Spengung des Berliner Schlosses in den 1970ern, Erbse.

    Der Unterschied ist nur, dass die Umsetzung, also die Verengung der Grunerstraße und Neubebauung des Areals, ja bereits beschlossene Sache ist und unmittelbar bevorsteht. Das ist etwas anderes, als einfach mal die Bebauung einer Fläche zu fordern, die noch nicht im Fokus der Stadt ist. Hier wird die Sache in absehbarer Zeit sehr konkret. Deshalb muss nun seitens der Berliner Interessenten versucht werden, alle Hebel in Bewegung zu setzen, dass das Ergebnis stadtästhetisch verbessert wird.

  • Hoffentlich werden die Neubauten Merkmalen aufweisen, die typisch für die ehemalige Berliner Altstadt waren. Es dürfte eigentlicht endlich mal kein schlichte allerwelt Architektur entstehen.
    Die Zechnungen aber beruhigen mich nicht. Die Frontbreiten sind viel zi gross, die Dächer lächerlich und Fassaden eher un-Berlinerisch oder lehnen an (billige) Rasterfassaden die wir mittlweilen so gewöhnt sein.....

    Es sollte ein Viertel entstehem im Still des Nikolaiviertels aber dann die mit den historisch gesehen besser geglückten Bauten.

  • Weiß jemand, ob Bilder vom alten Innenraum der Parochialkirche existieren?

    Das Kircheninnere der Parochialkirche wäre für mich auch so ein Kandidat für eine Rekonstruktion, damit Berlin endlich neben der (glücklicherweise erhaltenen) Sophienkirche wieder eine weitere erlebbare Barockkirche besitzt. Die vollständig wiederhergestellte Parochialkirche wäre auch so ein Ankerpunkt für das historische Berlin, ein Anlaufpunkt für jene, die etwas von der Stadtgeschichte früherer Jahrhunderte mitbekommen wollen. Es scheint ja ein sehr interessantes Bauwerk zu sein, unter der Kirche befindet sich eine Gruft, die noch 147 historische Särge enthält. Wenn man heute noch den Odem des wirklich alten Berlins spüren möchte, dann ist es wohl im Klosterviertel am besten möglich, abgesehen vielleicht vom Märkischen Ufer und dem Nikolaikirchplatz.

    https://www.berliner-zeitung.de/berlin/in-der-…-mitte-23690586

    https://www.fof-ohlsdorf.de/thema/2009/107s15_berlin

  • Parochialkirche - Wiederaufbau des Turmes

    Dankeschön! Ich habe sie gefunden. Der Innenraum der Parochialkirche zeigte sich ja vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wirklich herrlich preußisch. Eine Rekonstruktion dieses Erscheinungsbildes würde die Kirchenlandschaft Berlins sehr bereichern, die Parochialkirche war ja geradezu das Epitom des preußisch-reformierten Gotteshauses! Die Rekonstruktion des Turmes war ein erster Schritt, wenn man nun auch noch das Innere der Parochialkirche wiederherstellen könnte, würde das für Berlin den Zugewinn einer weiteren Sehenswürdigkeit bedeuten!

    Aber nun ja, ich bin da vielleicht wieder etwas träumerisch.

  • Da steht doch eine Innenraumrenovation mit einem gewissen Ausbau an: Empore, Orgel etc. , aber keineswegs historisierend und noch nicht mal mit verputzten Wänden. Die Visualisierungen hatten wir in dem von Dir verlinkten Faden schon, wenn ich nicht irre!?
    Und wenn das so gelaufen ist dann ist mit Reko innen nichts mehr auf die nächsten Jahrzehnte zu machen!
    Eine gewisse Inkonsequenz zwischen Turmreko und Innenausbau, könnte man da vorsichtig sagen!

  • Dabei wäre aufgrund der Schlichtheit des alten Inneraums dessen Wiederherstellung ja relativ einfach zu verrichten! Es ist schade, dass die Parochialkirche im kargen Inneren dem Anspruch, den das schöne, elegante Äußere aufwirft, so überhaupt nicht mehr gerecht wird... In Kombination mit dem alten Kirchhof, der Gruft und den Resten der historischen Bausubstanz in der unmittelbaren Umgebung könnte sich die Parochialkirche mit nur relativ geringem Aufwand wieder zu einem Ankerpunkt des alten Berlins entwickeln!

  • Jaja, in Berlin wäre sooo viel möglich. Von der Breiten Straße über die Fischerinsel zum Molkenmarkt und dem Klosterviertel bis hin zum Rathausforum, überall stehen riesige innerstädtische Flächen zur Bebauung an oder es besteht theoretisch die Möglichkeit dazu. Man könnte nicht mehr schaffen als das alte Berlin wieder sichtbar zu machen, man kann aber auch eine Jahrhundertchance vertun. Und ich fürchte leider letzteres. Damit erst gar keiner auf die Idee kommt, man wolle auch noch die Pertikirche rekonstruieren, hat man hier ganz zügig Tatsachen geschaffen, am Molkenmarkt stimmen die historsichen Grundstücksgrenzen in weiten Teilen nicht mit den jetzt geplanten überein, das Rathausforum hat man komplett von der Agenda genommen und ich fürchte, auch die Breite Straße wird man mit gesichtsloses Bauten zu pflastern.
    Ich finde es fatal, dass niemand in Berlin die Chancen sieht, die in diesem Kernareal liegen. Niemand hat ein wirkliches übergreifendes Konzept für diese Keimzelle Berlins und das ist so unglaublich traurig. Fakt wird sein, dass man ohne wirkliche Idee ein Grundstück nach dem anderen aus der Hand gibt und die Gestaltung der Flächen weitgehend dem Markt überlässt und was dabei raus kommt, dass sieht man ja.
    Und irgendwie ist auch die Zukunftsperspektive ernüchternd. Letzte Wahlperiode dachte ich noch, man sollte warten, denn die nächste wird besser und Frau Lüscher ist vielleicht weg, aber Pustekuchen, heute ist Frau Lüscher noch immer da und die Linke sitzt im entscheidenden Ministerium. Soll man jetzt wieder ssagen, man sollte nix bauen und auf die nächste Periode hoffen. Ich weiß nicht, ob dann überhaupt irgendwann etwas raus kommt, was politisch im APH Interesse ist.
    Letztlich sehe ich leider nicht, wie ein Projekt wie in Postdam, Dresden, Lübeck oder Frankfurt in Berlin gelingen soll, dafür gibt es schlicht keine Mehrheiten und auch keine lobby. Ich träume sehr oft davon, dass man zumindest Teile des alten Berlin irgendwann wieder sieht, nur in Berlin droht es eben ein Traum zu blieben. Und das bei dieser Jahrhundertchance. Schade.

    APH - am Puls der Zeit

  • Aber liegt es nicht ein bisschen auch an Berlin selbst? Wie viele Berliner sieht Berlin als eine Stadt? Die meiste hocken nur im ihre Kiez rum. Nur Touristen oder Besucher fahrt wirklich zum ehemalige Innenstadt. Wenn ich wohnte Berlin bin ich fast nicht ausserhalb Kiez gefahren. Und Potsdam liegt in manche Ecken sogar naher als Mitte...

    Jetzt ist das ein bisschen Ubertreibung aber diese Identifikation mit eine Zentrum wie in Dresden, Hamburg, Potsdam oder Munchen fehlt halt in Berlin in breite Schichten....eigentlich ist Berlin doch ein Beweis dass manche Stadten brauchen doch keine absolute Zentrum sondern jede Kiez ist doch eine eigene Zentrum.

    Es ist auch nicht so dass Altbauten im Berlin fehlt - wahrscheinlich wohnt mehr Leuten im Altbauten in Berlin als irgendwo anders im Deutschland. Unsere Forum ist ja sehr Zentrum-fokusiert und da besonders da an representative Grossbauten die man anschauen kann. Aber im viele Ecken kann man wirklich schone Grunderzeitstrassen geniessen.

    Sieht mein Beitrag hier
    Berlin - architektonische Impressionen II (Galerie)

  • Das stimmt, Johan. Und dennoch: gemessen und erkannt wird eine Stadt an ihrem Zentrum. Das ist ihre "gute Stube".

    Und die Berliner müssen eben auch erstmal ein Zentrum haben, auf das sie wirklich stolz sein können, bevor sie sich damit identifizieren. Und dafür braucht es noch einige Anstrengung. Die Impulse müssen so lange von außen kommen, bis es auch vor Ort endlich "Klick" macht! idea:)

    Wir haben ja nun auch mehrfach festgestellt, dass sich die Berliner Bevölkerung in den vergangenen Jahrzehnten häufig ausgetauscht hat (BZ-Artikel dazu), wohl öfter als in jeder anderen europäischen Metropole. Das muss man auch erstmal sacken lassen und ein neues Bürgertum braucht Zeit und Gelegenheit, um anzukommen.

  • Ja aber die Leuten sind wahnsinnig stolz uber ihre Kieze und das ist auch was so schon ist..die Berliner messen doch ihre Kiezen mit einander. Brauchen die Berliner wirklich ein Zentrum wie Dresden um Stolz zu sein ? - ihre Kiez ist doch so schon - ich glaube wirklich dass Berlin ist hier eine ausnahme.

  • Natürlich kann sich jeder Berliner auch einfach mit seinem Kiez zufrieden geben. Das geht letztlich in jeder Großstadt, dass man sich mit seinem eigenen Viertel arrangiert und nicht nach links und rechts schaut. Nur rühmen sich nicht gerade Berliner häufig, Weltenbürger zu sein und über den Tellerrand zu schauen?

    Das Berliner Zentrum "gehört" auch nicht den Berlinern allein. Es geht hier um die Schauseite ganz Deutschlands. Deswegen sollte auch ganz Deutschland dabei mitreden und sich engagieren und dies nicht allein den Berlinern überlassen!

    Ich sehe hier sehr viele Gestaltungsmöglichkeiten, etwas Großartiges für ganz Deutschland zu schaffen:


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fern…linLuftbild.jpg

  • Der Fernsehturm ist dort das einzige bauwerk, daß den Berlinern als Wahrzeichen am Herzen liegt (ist halt so). Daher müsste man überlegen, wie man ein möglichts historisches bzw. edles Zentrum erschaffen könnte, aus dem dann der Turm ohne zu große Bruchwirkung herausragt. Diese Beton- und Plattenriegel müssten jedenfalls alle weg.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Eigentlich sind wir jetzt im falschen Thread, aber trotzdem eine Antwort:

    @Münchener: Vollkommen richtig, nur leider völlig undurchführbar mit diesem sturen und ideologischen Senat, der den Status Quo im Prinzip erhalten will (siehe Berliner Zeitung).

    Die von überdimensionierten Platten eingerahmte Honecker-Brache ist öde, abstoßend, ohne jegliche Urbanität und insbesondere nach Einbruch der Dunkelheit ein Tummelplatz für allerlei zwielichtige Gestalten. Städtebaulich ist das ganze Ensemble zudem völlig unstrukturiert und untereinander bezugslos.

    Dabei würden schon kleinere Eingriffe / Baumaßnahmen den Zustand wesentlich verbessern, wie diese Visu aus dem DAF-Forum zeigt:


  • Ich bin da wohl nicht repräsentativ, für mich ist der Fernsehturm das Gebäude, welches mich am meisten stört. Weil man da immer diese Scheiß DDR im Blickfeld hat. Die Ostalgiker und Berliner Hipster finden das Ding vielleicht cool, ich nicht.

    In dubio pro reko

  • Der Fernsehturm ist dort das einzige bauwerk, daß den Berlinern als Wahrzeichen am Herzen liegt (ist halt so). Daher müsste man überlegen, wie man ein möglichts historisches bzw. edles Zentrum erschaffen könnte, aus dem dann der Turm ohne zu große Bruchwirkung herausragt. Diese Beton- und Plattenriegel müssten jedenfalls alle weg.

    Bitte nicht pauschalisieren! :whistling: Mir liegt er nicht am Herzen, kann mich damit auch nicht identifizieren und ich kenne eine Menge (ehemaliger West-) Berliner, die den Turm auch nicht mögen, um nicht zu sagen, auch am liebsten weghaben möchten :thumbdown: Aber das ist sicher eine Generationenfrage. Ich sehe in ihm immer noch ein Zeugnis sozialistischer Architekturpropaganda, mit der man zusammen mit der Bebauung rechts und links (die Du auch zurecht kritisierst) die Reste des alten Berlin vernichten wollte. Alternative Standorte in den östlichen Randbezirken hätte es allemal gegeben.
    Aber weder ein von mir erträumter Abriss des Turms noch eine Beseitigung der Plattenbauten werden wir zu unseren Lebzeiten nicht erleben, von der Auferstehung des Marienviertels und des Heiliggeistviertels gar nicht zu reden.
    Das Areal zwischen Schloß (Spree) im Westen und Strausberger Platz im Osten, bzw. Königstor und Friedrichsgracht im Süden, sowie die Leipziger Straße incl. Spittelmarkt (um mal eine ungefähre Ortsbestimmung zu geben) ist für mich nicht mehr zu retten und ein Gebiet, das ich so weit es geht versuche zu meiden. Das Nikolaiviertel ist da nur eine kleine Insel, die zwar auch nicht perfekt ist, aber immerhin ein Lichtblick inmitten der seelenlosen Architektur der Nachwendezeit.

  • Ich bin da wohl nicht repräsentativ, für mich ist der Fernsehturm das Gebäude, welches mich am meisten stört. Weil man da immer diese Scheiß DDR im Blickfeld hat. Die Ostalgiker und Berliner Hipster finden das Ding vielleicht cool, ich nicht.

    Allein dafür könnte ich Dich knuddeln. :knuddel::kuss::D . Wenn Du mal nach Berlin kommst, sag Bescheid. Dann gebe ich Dir einen aus. cheers:)

  • Der Unterschied ist nur, dass die Umsetzung, also die Verengung der Grunerstraße und Neubebauung des Areals, ja bereits beschlossene Sache ist und unmittelbar bevorsteht. Das ist etwas anderes, als einfach mal die Bebauung einer Fläche zu fordern, die noch nicht im Fokus der Stadt ist. Hier wird die Sache in absehbarer Zeit sehr konkret.

    Na, das würde mich interessieren, was Du unter "unmittelbar bevorstehen" verstehst? 10, 20 oder 30 Jahre? Der B-Plan für den Molkenmarkt ist zwar am 14.9.2016 (!) nach 15 Jahren Verfahren (!) beschlossen jedoch bis dato noch nicht die Linienführung der Straßenbahn. Es ist doch jetzt schon wieder seit über einem Jahr - nichts - passiert.

    Dann sind die archäologischen Grabungen am Alten Markt noch nicht mal begonnen: die Ergebnisse dieser Grabung werden den B-Plan wieder zu Änderungen zwingen, was zu einer nochmaligen Auslegung führen wird. Das war am Petriplatz auch so. Am Alten Markt/Molkenmarkt ist noch nie in der Stadtgeschichte gegraben worden.

    Und die "Vereingung" der Grunerstraße? Bitte hier ansehen. Auch nach dem Umbau 6-7 Spuren, plus Grüngleis für die Straßenbahn plus Fahrradspuren. Dagegen sind Straßen wie der Kudamm, Unter den Linden oder die Schönhauser Allee kleine Nebenstraße. Die trennende Wirkung für das Nikolaiviertel wird dadaurch nicht verringert. Das ist alles nur halbherzig - nach wie vor will man 60.000 Autos über den Alten Markt der Stadt Berlin schicken - pro Tag.