Berlin - Molkenmarkt und Klosterviertel

  • Wo hat der Mäckler Entwurf seine Schwächen im Vergleich zu den anderen? Wirkt auf mich auch noch wie ein bemühterer Entwurf im Gegensatz zu den teils überraschend hingeschluderten Entwürfen ohne erkennbare Mühe. Dass man für so eine wichtige Fläche im Zentrum der Hauptstadt überhaupt wagt Schnellschüsse abzuliefern verwundert.

  • Es wird laut Senat ohnehin erst in etwa 10 Jahren losgehen am Molkenmarkt.

    Oh, wirklich? So lange dauert das noch? Wenn man dann noch die üblichen Verzögerungen beim Bau einrechnet, ist das ja schon eher etwas für die nächste Generation.... :kopfschuetteln:

  • Wobei Klaus Theo Brenner als Architekt und Stadtplaner durchaus einige angenehme Entwürfe zu Wege gebracht hat:
    https://www.klaustheobrenner.de/project.html

    Na ja, die besseren Bauten, die man da sieht, sind halt Retroarchitektur à la "Bauhaus 1920 bis 1950".

    Das war natürlich besser als das, was danach kam, aber gerade im zweiten und dritten Aufguss wie bei Brenner ist die Sache irgendwie dann doch ziemlich langweilig.

  • aber gerade im zweiten und dritten Aufguss wie bei Brenner ist die Sache irgendwie dann doch ziemlich langweilig.

    Das ist ziemlich willkürlich, der wievielte Aufguss eines Stils sind dann regionaltypische Baustile? Wie viel muss ich jedes Mal bei einer klassizistischen Fassade innovieren, um nicht als langweilig zu gelten? Das lässt doch komplett wieder qualitative Beurteilungen außen vor, so ein Gedankengang, denn es gibt objektive Bewertungsmaßstäbe, die hier Qualität zusprechen, und die auch in einem 10. ,,Aufguss" doch nicht einfach verschwinden.

  • Oh, wirklich? So lange dauert das noch? Wenn man dann noch die üblichen Verzögerungen beim Bau einrechnet, ist das ja schon eher etwas für die nächste Generation.... :kopfschuetteln:

    Das denke ich auch Heimdall,die nächste Generation.Ich denke,selbst wenn es in den nächsten Wochen oder Monaten einen Siegerentwurf gibt, taucht das Projekt Molkenmarkt danach erst einmal wieder für einige Jahre in der Versenkung ab.

  • Das ist ziemlich willkürlich, der wievielte Aufguss eines Stils sind dann regionaltypische Baustile? Wie viel muss ich jedes Mal bei einer klassizistischen Fassade innovieren, um nicht als langweilig zu gelten?

    Es gibt schon einen Unterschied zwischen dem soundsovielten Aufguss eines Stils und der Fortführung einer Tradition. Bei Brenner sehe ich halt schlicht nichts, was interessant, besonders oder einfallsreich wäre. Er kopiert einfach nur. So was fände ich auch bei traditionellem Bauen uninteressant.

  • Es gibt schon einen Unterschied zwischen dem soundsovielten Aufguss eines Stils und der Fortführung einer Tradition.

    Wenn man mal angenommen in einer Stadt ständig einen 20er Jahre Stil bauen würde, dann wäre es doch egal, ob das nur ein wieder aufgewärmter Stil wäre, die Stadt hätte dann trotzdem irgendwann eine Identität mit dieser Gestaltung und es würde sich ggf. eine Tradition entwickeln, dass man speziell diese Gebäude schützt und bei Neubauten sich an Bestehende diesen Stils orientiert. Die ,,Authentizität des ersten Auftretens" eines Stils, spielt meiner Meinung nach keine Rolle.

    Das meine ich auch, wenn ich von objektiven Qualitäten spreche. Wenn eine Architektur qualitätsvoll ist, indem sie einfach die Ansprüche, die die Menschen an sie haben gut erfüllt, dann ist diese doch nicht deswegen zu verurteilen, weil eben schon andere Baumeister aus anderen Zeiten die Qualitäten ebenso realisiert haben. Oder konkret in diesem Beispiel: Der Herr Brenner entwirft seine Gebäude mit einer akzeptablen Detailtiefe, die nicht vollkommen unterfordert, wie die ganz minimalistischen Bauten, er vermeidet überwiegend diese schädliche horizontale Ausrichtung von Gebäuden zu langen erschlagenden Großblocks, sondern versucht überwiegend vertikale Ordnungen einzufügen, die Gebäude haben keine optische Instabilität durch Auslassungen in der Fassade oder unterbrechungsloser Verglasung. Er hält sich an gewisse Formalitäten, dass z.B. ein Eckgebäude besser wirkt, wenn der Hochpunkt symmetrisch direkt am Eck liegt. Damit will ich ihn nicht in den Himmel loben, es sind immer noch sehr reduzierte Bauten, an denen man jeweils so einiges kritisieren kann, aber bei einer neutralen Betrachtung macht er eben auch vieles nicht falsch, was sehr wichtig ist für ein gutes (belastungsfreies) Stadtbild.

  • 800 Jahre alter Bohlendamm in Berlin begeistert Archäologen | AFP

    Archäologen haben mitten in Berlin einen alten Bohlendamm aus Eichen-, Kiefern- und Birkenstämmen entdeckt. Die Straße aus dem 13. Jahrhundert ist in einem erstaunlich guten Zustand. Das hat ganz besondere Gründe, erklärt Archäologe Michael Malliaris.

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  • "Die retrospektive Fixierung auf Berlins Mitte wird von einem überhöhten Sendungsbewusstsein getrieben, die (Stadtbau-) Geschichte umschreiben zu müssen. Das ist nicht nur städtebauliche und historisch fragwürdig. Es erweist sich als ein Hemmschuh für eine zukunftsfähige Gesamtentwicklung der Region." (Blog Marlow)

    Mit dieser Argumentation haben Nazis und Kommunisten jedes bürgerliche Engagement zur Saneirung von Altstadtkernen abgebügelt. Das Alte muß eben weg, wenn die Zukunft blühend sein soll, so haben übeeinstimmend alle Ideologen argumentiert.

  • Sogar die kompakte europäische Stadt soll laut des Autors hinterfragt werden. "...Dazu aber wäre es notwendig, die an der Spree anscheinend sakrosankte Idee der »kompakten europäischen Stadt« endlich zu hinterfragen. Doch davon ist man in Berlin immer noch weit entfernt. Im Gegenteil. Stattdessen verbeißt sich die Berliner Retrofront aktuell im historischen Stadtgrundriss des Molkenmarkts." (Blog Marlow)

    ...

  • Der Autor meckert gegen "Blockrandmief". Statt dessen hebt er den "IBA-Emscher-Park" als niveauvoll hervor: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Woh…tz-Kowalski.jpg

    Wie hätte es der Herr denn gern in Berlins Innenstadt, damit es schön "radikal" und weniger "miefig" ist? Zeilenbau a la Marzahn? Oder schön aufgelockert mit Vorgarten wie in Kladow? :lachen:

    Sorry, man muss nicht jeden Hirnpfurz zur Kenntnis nehmen. Genug der Worte darüber also.

  • Vermutlich würde er einen (...) bei solch einer Bauweise bekommen:

    (bitte auf Anzüglichkeiten verzichten. Mod.)

    Berlin - Friedrichstadt

    geplant 1929 für die Friedrichstdt.

    Oder noch besser dann gleich so:

    Berlin - Friedrichstadt

  • Sowas war in den 20ern für die Friedrichsstadt geplant??!! Wer hat uns denn vor diesem Albtraum bewahrt?

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Kritischer Artikel zur Berliner Baugeschichte. Der Autor spricht von "Retro-Front": https://www.marlowes.de/neue-grossproj…iner-tradition/

    Bei dem Anti-Retro-Amoklauf des Autors war anscheinend auch ein kleinerer Querschläger dabei:


    "Die Rekonstruktion von Haus und Stadt lediglich auf vermeintlich neu rechte Position zu reduzieren, greift allerdings zu kurz. Dahinter steht vielmehr ein grundsätzlich zukunftsmüdes Misstrauen gegenüber den Versprechen der Moderne, gegenüber dem Verlust von Handwerklichkeit und Qualität. Und das ja nicht einmal völlig zu Unrecht. Etwa, wenn man sich das wärmegedämmt verdichtete Wohnungsneubaugrauen der öffentlichen Wohnungsbaugesellschaften der letzten Jahre in Berlin anschaut."

    Wenn das Prof. Trüby lesen würde...~:-[]

    Ich verstehe eigentlich auch nicht so recht, warum dieser "Kulturkampf" um den Molkenmarkt so aggressiv geführt werden muss. Petra Kahlfeldt hat sich heute in einem Interview mit Isabell Jürgens in der Morgenpost (Bezahlschranke) übrigens noch einmal detaillierter zum Schicksal des Fernmeldeamts aus DDR-Zeiten an der Klosterstraße 44 geäußert: die Jury habe mehrheitlich entschieden, dass der Bau erhalten werden soll. Nun gut, dann ist es so. Rabatz wird deswegen ziemlich sicher keiner der "Retro-Fans" machen. Anders herum hätte es garantiert ein riesiges Drama gegeben, und die Angst davor dürfte die Jury und Petra Kahlfeldt nicht gänzlich unbeeinflusst gelassen haben. Denn es geht hier eben um Symbolik. Man könnte sich natürlich durchaus die Frage stellen, wo denn die ganzen Wächter der DDR-Moderne waren, als im letzten und vorletzten Jahr zwei große und prominent gelegene DDR-Bauten an der Schadowstraße und Unter den Linden sang- und klanglos verschwunden sind. Aber sie werden ja durch ebenso hässliche Glas-Beton-Büroneubauten (siehe hier und hier) ersetzt und nicht durch "böse" traditionelle kleinteilige Bauten, die vielleicht das Herz manches Romantikers erfreuen könnten.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Und der neue Bausenator ist DDR-gelernter Fernmeldetechniker mit Parteimitgliedschaft. Da wäre es durchaus denkbar, dass persönliche nostalgische Beweggründe bestehen, die eine Beseitigung des Baus zusätzlich erschweren könnten.

    Ganz am Rande: Wer finanziert denn diesen Bau für die Ateliergemeinschaft überhaupt - läuft's wie in Potsdam? Und warum können diese Leute künftig nicht im Haus der Statistik mituntergebracht werden?

    Ich war einmal in dem Haus zu einem Brandschutzlehrgang. Ich glaube kaum, dass das recht heruntergekommene Gebäude modernen Baustandards entspricht und beizeiten wohl mit erheblichem finanziellen Aufwand ertüchtigt und saniert werden müsste.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Faszinierend, hier wurde kürzlich die älteste Straße Berlins ausgegraben:

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  • Wenn ich mal Wasser in den Wein kippen darf:

    Wenn ich diesen Herrn da im Film recht verstanden habe, dann wollen die diese fasziniernenden Funde tatasächlich weghacken??? 1-2 m davon ins Museum? 800 Jahre alt???

    Sind die des Wahnsinns????????

  • Sind die des Wahnsinns????????

    Die sind auf dem Holzweg! :biggrin:

    Die Vernichtung einer so geschichtsträchtigen Straße wäre auf jeden Fall eine Tragödie. Das ist gewissermaßen die "Via Appia" von Berlin. Man könnte doch mehrere kurze Abschnitte in diversen Berliner Gebäuden oder Geschäften ausstellen, nicht nur in einem einzelnen Museum zwei mickrige Meter. Hauptsache die Straße wird in Gänze erhalten. Das ist aber wohl leider nicht geplant.

  • Wenn ich diesen Herrn da im Film recht verstanden habe, dann wollen die diese fasziniernenden Funde tatasächlich weghacken??? 1-2 m davon ins Museum? 800 Jahre alt???

    Das ist in der Archäologie nicht unüblich. Wenn die Funde weder vor Ort belassen noch geborgen werden können, ist die wissenschaftliche Dokumentation das einzige Mittel, sie für die Nachwelt zu bewahren. Hier erscheint es mir tatsächlich nicht realistisch, die gesamte Konstruktion zu bergen, zumal der Nachweis des Holzbohlenweges bei weitem den Wert des reinen Objektes für die Archäologie und Geschichtswissenschaft übersteigt. Will sagen: Mit der Konservierung eines Teiles macht man den gesamten Fund anschaulich.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen