Berlin - Molkenmarkt und Klosterviertel

  • Leider ziemlich feindselig geschrieben. Wenn da tatsächlich sich 5 Leute des Vereins eingebracht haben, ist das im Verhältnis zu den anderen 100 Bürgern jetzt eigentlich nicht so ein Aufreger. Ist doch immer so bei Beteiligungen, dass sich vornehmlich Interessierte zusammenfinden; ein Verein für Stadtbildfragen natürlich insbesondere sich befähigt sieht, die Positionen seines Ortsverbandes der Berliner Bürger einzubringen.

    Habe noch nie einen anklagenden Artikel gelesen darüber, dass in diesen Beteiligungsprozessen ,,die falschen Leute" teilgenommen hätten. Kleiner Tipp an den Tagesspiegel: In diesen Bürgerbeteiligungen sind ältere deutsche männliche Staatsbürger stark überrepräsentiert. Hmm, muss man wohl irgendwelche Quoten einführen für solche Beteiligungen, damit solche Verzerrungen durch Bürgervereine und Bevölkerungsgruppen verhindert werden?

  • Wesentlich inhaltsreicher und ausgewogener berichtet Isabell Jürgens in der Morgenpost.

    Ihr scheint keine einseitige Tendenz bei den Chatkommentaren aufgefallen zu sein.

    Hätte es je einen Zeitungsartikel gegeben, in denen Klage geführt würde, in einem Partizipationsforum hätten sich ca. 5 von 100 Freunde moderner Architektur "die Bälle zugeworfen"?

    Es war eine gute, ausgewogene Onlineveranstaltung. Der Ton war höflich und sachlich, auch in den Chatbeiträgen. Warum die Tagesspiegel-Autorin sich einen ganzen Artikel lang an den Teilnehmern abarbeiten musste, die sich dem Stadtbild-Verein verbunden fühlen, bleibt wohl ihr Geheimnis.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Ergänzend wäre zu sagen: es haben sich durchaus auch Teilnehmer/-innen kritisch über den OS-Arkitekter/Czyborra-Entwurf geäußert, die ganz sicher nicht mit dem Berliner Stadtbild-Ortsverband in Verbindung stehen. So trug ein offensichtlich fachkundiger Teilnehmer ein Argument gegen größere Gebäude mit Holzkonstruktion vor, welches mir auch neu war: wenn es in einem solchen Haus mal in einer einzelnen Wohnung brennt, wäre zweifelhaft, ob hinterher die angekohlten konstruktiven Holzelemente überhaupt weiter tragfähig seien, oder ob nicht dann gleich das ganze Mehrfamilienhaus abgerissen werden müsste. Bei Ziegel- oder Betontragwerk hingegen gäbe es in der Regel keine Probleme mit der Erhaltung eines Gebäudes nach Brandereignissen, wie Erfahrungen aus Jahrhunderten gezeigt hätten.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Immerhin spricht der Artikel von einem "konservativen Verein" und nicht gleich von einer "neurechten Plattform". Aber "konservativ" hat ja heutzutage auch schon was anrüchiges, zumindest wenn Medien wie der Tagesspiegel das Wort benutzen.

    In dubio pro reko

  • Zumal der Begriff "konservativ" in diesem Zusammenhang grob falsch ist, da wir uns nun einmal nicht für die Konservierung des aktuellen Zustands einsetzen, sondern für eine gesamte städtebauliche Neuordnung – wenn auch nach historischem Vorbild. Auch in politischer Hinsicht möchte ich das nicht unterschreiben, dafür sind die Ansichten hier zum Glück doch viel zu vielschichtig.

  • Das bestätigt nur noch deutlicher, dass es rein abwertend gemeint war, im Sinne von ,,schaut her, ein Verein von Leuten, die nicht die heutigen Ansprüche kennen und verstockt sind in veralteten Konzepten".

    Sowas ärgert mich maßlos, wenn ein Author es nicht schafft, sich von seinem subjektiven Standpunkt zu einem Thema zu distanzieren, um einen informierenden, gerne auch dann normal kritischen Artikel zu verfassen.

  • Natürlich war das abwertend gemeint. Der ganze Artikel suggeriert da wäre ein Trupp konservativer (nette Umschreibung für eher rechts ausgerichtet) Aktivisten in die Konferenz eingefallen und hätte die Diskussion gekapert. Wenn es den Anschein gehabt hat, als hätte sich die Mehrheit für traditionellere Entwürfe eingesetzt, dann würde das natürlich täuschen, denn es kam eben kaum wer außer den Störenfrieden zu Wort.

  • Natürlich war das abwertend gemeint. Der ganze Artikel suggeriert da wäre ein Trupp konservativer (nette Umschreibung für eher rechts ausgerichtet) Aktivisten in die Konferenz eingefallen und hätte die Diskussion gekapert. Wenn es den Anschein gehabt hat, als hätte sich die Mehrheit für traditionellere Entwürfe eingesetzt, dann würde das natürlich täuschen, denn es kam eben kaum wer außer den Störenfrieden zu Wort.

    Ein ganz typisches Beispiel für subtile Manipulation durch "Framing".

    Wer sich gegen so etwas behaupten will, muss verstehen, was das ist und wie es funktioniert. Hier ein erster Einblick in das Thema:
    https://www.spektrum.de/news/wie-maech…ich-ist/1627094

    Framing-Versuche haben in den letzten 10 Jahren massiv zugenommen. Wer verstehen will, warum manche Medien in den diesen Jahren so viel Vertrauen verloren haben, muss nur an dieser Stelle nachschauen. Denn natürlich merken diejenigen, die oder deren Sache durch "Framing" diskreditiert werden sollen, das und sind entsprechend verärgert.

    Wer als Journalist oder Journalistin auf diese Weise versucht, die Leser zu manipulieren, sollte sich schlicht und ergreifend was schämen. Das geht gegen alle Regeln des journalistischen Ethos.

  • Die Tsp-Kollegin war vor ihrer Beschäftigung bei der Evangelischen Journalistenschule (wußte gar nicht, daß es sowas gibt) und als Autorin bei zig woken antirassistischen Initiativen. Was soll man da erwarten.

    Bei der letzten "Bürgerbeteiligung" hatten sich die Mehrheit der Anwesenden FÜR Rekonstruktion auf dem Marx-Engels-Forum ausgesprochen - dann verschwand das Protokoll erst von der SenStadt-Website und dann auch aus dem Archiv.

    Es ist doch völlig absurd im Rahmen einer Internetschalte "die Öffentlichkeit" zu beteiligen. Das hat doch null Relvanz.

  • Die Tsp-Kollegin war vor ihrer Beschäftigung bei der Evangelischen Journalistenschule (wußte gar nicht, daß es sowas gibt) und als Autorin bei zig woken antirassistischen Initiativen. Was soll man da erwarten.

    Ich sehe da nichts Negatives. Ganz im Gegenteil: Die Person hat eine journalistische Ausbildung durchlaufen und hat sich antirassistisch positioniert und betätigt. Das sind erst einmal zwei positiv besetzte Feststellungen.

    Im Übrigen teile ich aber die hier geäußerte Einschätzung über ihren Artikel. Weniger wegen der konservativen Einordnung von Stadtbild Deutschland, als vielmehr wegen des abschätzigen Tonfall über die anwesenden Personen, der doch zwischen den Zeilen durchklingt.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Evangelisch... journalistisch... antirassistisch sind euphemistische Begriffe, die heutzutage mit links bzw. linksradikal gleichzusetzen sind. Somit ist klar einzuordnen, dass "die Person" keine konservative Einstellung haben und folglich auch keine Rekonstruktionen befürworten wird. Für unsere Anliegen sehe ich da keine "positiv besetzten Feststellungen".

    Wissen allein bringt nichts. Nur das angewandte Wissen verändert die Dinge.

  • Auch in politischer Hinsicht möchte ich das nicht unterschreiben, dafür sind die Ansichten hier zum Glück doch viel zu vielschichtig.

    Warum "zum Glück"? Das klingt geradezu erleichtert. Und wenn wir hier tatsächlich alle konservativ wären wie der Artikel suggeriert, wäre das eigentlich ein Problem? Die von dir beschriebene Vielschichtigkeit ist schön und gut, aber keine Notwendigkeit. Schon gar nicht um es irgendwelchen Beobachtern von außen recht zu machen.

    In dubio pro reko

  • Evangelisch... journalistisch... antirassistisch sind euphemistische Begriffe, die heutzutage mit links bzw. linksradikal gleichzusetzen sind. Somit ist klar einzuordnen, dass "die Person" keine konservative Einstellung haben und folglich auch keine Rekonstruktionen befürworten wird. Für unsere Anliegen sehe ich da keine "positiv besetzten Feststellungen".

    Schon wieder diese abgrundtief dumme Polarisierung. Nicht jeder, der Rekonstruktionen befürwortet, muss konservativ, und nicht jeder, der sie ablehnt, muss links sein. Wenn aber dieser Blödsinn ständig wiederholt wird, entwickelt er sich zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Damit ist vielleicht dem Geltungsbewusstsein eines Herrn Holsteiner gedient, aber sicher nicht der Sache der Rekonstruktionen. Er betreibt das Geschäft von Oswalt, Trubi und co von der anderen Seite...

  • @ UrPotsdamer: Na, dann freue ich mich auf die Unterstützung von Rekonstruktionen durch antirassistisch eingestellte Journalisten. Wir können jede Zustimmung gebrauchen und ich lasse mich da gerne positiv überraschen! :)

    Wissen allein bringt nichts. Nur das angewandte Wissen verändert die Dinge.

  • Eine Begründung dafür würde deinen Beitrag interessanter machen.

    Zwei Aspekte erscheinen mir am herausragendsten. Städtebau und Stadtbild sind ein sehr komplexes Thema. Man wird es nicht schaffen dafür die besten Lösungen zu finden, wenn man sich in einem Meinungssilo bewegt, das nahezu deckungsgleich denkt. Je homogener also die Unterstützerbasis, umso unwahrscheinlicher, dass man Probleme ganzheitlich erfasst und vollumfängliche Lösungen präsentiert. Es ist klar, dass man nicht immer jeden Aspekt gleichzeitig unter einen Hut bekommt, aber je mehr Bedürfnisse einfließen oder überhaupt mal mitgedacht werden, umso eher besticht ein Vorschlag.

    Und da sind wir am zweiten Punkt. Stadtgestaltung muss überzeugen. Es muss nicht nur eine zeitweilige politische Konstellation überzeugt werden, sondern auch die Stadtgesellschaft. Guten Städtebau macht man nicht in einer Legislaturperiode, sondern braucht langfristige Stimmungen in der Bevölkerung (wie man es in einzelnen Städten gut beobachten kann bei Unseren Themen Pflege und Einpassung) und eine parteiübergreifende Langfriststrategie.

    Und die Realität funktioniert natürlich so. Normalerweise wird auch nach politischen Richtungswechseln nicht das ganze Konzept über den Haufen geworfen. Wäre eben Unsinn, 4 Jahre dann massiver Sozialwohnungsbau und die nächsten 4 Jahre eine Rekonstruktion oder wie stellst Du Dir Stadtentwicklung nach Parteibuch vor?

  • Ich hoffe doch schon schwer, dass wir uns darauf einigen können, dass auch die meisten Konservativen in Deutschland sich selber nicht als Rassisten definieren würden. Was andere einem zuschreiben und generell die Einordnung eines gesamten Vereins/Forums in eine politische Richtung kann dem eigenen Selbstverständnis fast nie gerecht werden, deswegen sollte man auch mit den umgekehrten Schubladisierungen aufpassen. Die Rekonstruktion ansich ist kein politisches Medium, wenn schon, dann ist es eines der "Reaktion", denn eine "konservative" Rekonstruktion ist nicht möglich, denn dies wäre ja eher der Sphäre des Denkmalschutzes zuzuordnen.

    Ein in diesem Falle als Strohmann dienende "Ostalgiker", der "seinen" Alexanderplatz gerne im Aufputz der Weltfestspiele der Jugend von 1973 sehen möchte, unterfiele ja auch dieser Kategorie, ohne sich selber jemals als "konservativ" oder gar "reaktionär" zu empfinden.

    Die Begrifflichkeiten und die Einordnung von Rekonstruktionen in Deutschland sind insgesamt keineswegs eindeutig einer gewissen Natur, vielmehr ist es ein sich auf der subjektiven Ebene abspielender Konflikt, indem oft auf das eigene politische Bauchgefühl geachtet wird. Dieses scheint dann zu der häufig beobachteten links/rechten Polarisierung zu führen, so kann mir fast z.B. kaum ein Unterstützer des RZ in Potsdam einreden, dies grundsätzlich aufgrund der architektonischen Qualität des Gebäudes zu tun, vielmehr geht es um die Verhinderung der angeblich so belasteten Kirche nebenan.

    Umgekehrt wird man auch vielleicht den ein oder anderen für den Abriss eines Gebäudes aus der DDR begeistern können, das ansonsten als hinnehmbar toleriert werden würde.