Berlin - Molkenmarkt und Klosterviertel

  • Der Ortsverband Berlin von Stadtbild Deutschland e.V. hat sich in einem offenen Brief an die Mitglieder des Abgeordnetenhaus und weitere Empfänger gewandt und darum gebeten, die folgenden Vorschläge zur Neubebauung von Molkenmarkt und Klosterviertel für die Wahlprogramme zu den im September anstehenden Wahlen zum Abgeordnetenhaus zu berücksichtigen:

    "Umsetzung der Ergebnisse der Bürgerbeteiligung für die Neubebauung Molkenmarkt/Klosterviertel

    Bei der in den kommenden Jahren anstehenden städtebaulichen Entwicklung Berlins nimmt der Bereich Molkenmarkt und Klosterviertel eine Sonderstellung ein. Hier, im Süden der historischen Innenstadt Berlins, haben archäologische Ausgrabungen die Überreste einer bis ins Mittelalter zurückreichenden Bebauung freigelegt und faszinierende Einblicke in die jahrhundertealte Geschichte dieses für die Entwicklung unserer Stadt so bedeutenden Areals ermöglicht. Der 2016 beschlossene Bebauungsplan 1-14 orientiert sich überwiegend am historischen Stadtgrundriss und eröffnet die Möglichkeit, an diesem Ort unter Berücksichtigung heutiger städtebaulicher Anforderungen einen attraktiven und lebenswerten Teil der Innenstadt neu zu erschaffen. Im Ergebnis des von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen durchgeführten Bürgerbeteiligungsverfahrens wurde 'großflächigen und monoton wirkenden Fassaden' eine Absage erteilt. Stattdessen wurde eine 'kleinteilige Bebauung mit abwechslungsreicher Fassadenstruktur' favorisiert, die sich 'beispielsweise an der Parzellenstruktur der ehemaligen Blockrandbebauung orientiert'. Als Dachform wurde das für die Fernwirkung so wichtige Schrägdach priorisiert, wobei dieses beispielsweise nur den zur Straße hin sichtbaren Teil der Dachfläche betreffen könnte, während der flächenmäßig größere hintere Teil begrünt würde - so wie im Bebauungsplan vorgesehen. Um den Bezug zur Vergangenheit des Ortes herzustellen, wurden mit deutlicher Mehrheit (4,5) Erinnerungsbauten von verlorengegangenen Bauwerken und Ensembles wie dem Großen Jüdenhof, dem Grauen Kloster und weiteren früh- und vorgründerzeitlichen Bauten empfohlen. Auch die Einrichtung von Archäologischen Fenstern erscheine angesichts der bedeutenden Ausgrabungsbefunde höchst wünschenswert (5).

    Der Berliner Ortsverband von Stadtbild Deutschland e.V. schlägt daher vor,

    dass die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen in Anerkennung der Ergebnisse der Bürgerbeteiligung und der stadtweiten Bedeutung des Ortes vor der Vergabe von Aufträgen für die Neubebauung für den Bebauungsplan Molkenmarkt/Klosterviertel verbindliche Gestaltungsleitlinien festlegt. Diese Leitlinien sollten sich an der bis in die Weimarer Zeit dort befindlichen Bebauung orientieren und an Stellen, wo auf Grund geänderter Straßenführung ein ortsgenauer Wiederaufbau nicht möglich ist, translozierte Erinnerungsbauten vorsehen. Die übrigen Bauten einschließlich des Großen Jüdenhofs sollten in Fassaden- und Dachgestaltung trotz moderner Bauweise Bezug zum Charakter der früheren Altstadt-Bebauung nehmen. Die Breite der Bauparzellen und Fassaden sollte sich im gesamten Bebauungsbereich an den historischen Abmessungen orientieren. Einer kleinteiligen Eigentümerstruktur mit gemischter Nutzung sollte für die zukünftige Entwicklung eines lebendigen, attraktiven und vielfältigen neuen Innenstadtquartiers der Vorzug gegeben werden.

    Bitte bedenken Sie, wie wichtig die richtigen Weichenstellungen bei der Gestaltung dieses neuen Innenstadtquartiers für die Zukunft unserer Stadt sind! Kein anderes Entwicklungsgebiet im Zentrum Berlins verdient in den kommenden Jahren so sehr unsere Aufmerksamkeit, an keiner anderen Stelle hätten Versäumnisse so gravierende und dauerhafte negative Konsequenzen.

    (4) Ergebnisdokumentation Digitaler Pop-Up "Molkenmarkt machen", Stadtwerkstatt, Herausgegeben von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, pdf, 11.8.2020

    (5) Zustimmungsanteile im Digitalen Pop-Up "Molkenmarkt machen": "Grundzüge der alten Bebauung sollten als Vorlage genommen werden": 84% Zustimmung; "Historische Rekonstruktion für moderne Nutzungen nach dem Vorbild der Frankfurter Altstadt oder der Potsdamer Mitte": 90% Zustimmung; "Historische Gebäude sollten in Kubatur und Fassaden rekonstruiert werden": 90% Zustimmung; "Rekonstruktion quartierprägender Leitbauten": 82% Zustimmung; "Verbindliche Gestaltungssatzung zur Sicherung von Kleinteiligkeit und Schrägdächern": 86% Zustimmung; "Einrichtung Archäologischer Fenster ergänzt um Erklärtafeln": 89% Zustimmung;"

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Ein sehr gutes Statement. Ich würde allerdings beim nächsten Mal noch den Punkt Nachhaltigkeit mit hineinbringen. Vor allem im rot-rot-grünen Senat muss (bzw. sollte...) man an den Themen Klima- und Umweltschutz sowie Nachhaltigkeit Interesse haben. Unzählige Beispiele lehren uns, dass Bauten, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts errichtet wurden, eine unfassbar kurze Halbwertszeit haben. Dies können wir ja gerade am Paradeplatz in Mannheim verfolgen.

    Es muss daher qualitativ hochwertig, stadtbildverträglich und vor allen Dingen auf lange Sicht geplant und gebaut werden! Bestenfalls natürlich mit natürlichen Materialien wie Stein und Holz, wobei Stein heutzutage eher eine Utopie sein dürfte. Da wird lieber auf den guten alten Klimakiller Beton zurückgegriffen. HeidelbergCement freut sich.

    Naja, nur vll als Denkanstoß. :)

  • In einem sehr liebevoll gemachten historischen Rückblick wirbt Carsten Mayer für ein geschichtsbewusstes Umdenken bei der zukünftigen Gestaltung der Mühlendammbrücke:

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  • Dann glaubt der Senat wohl dort ein Biotop zu schaffen. Die neue Mühlendammbrücke und der Schlossplatz sprechen jedenfalls nicht für eine Willkommenskultur für "Summsumm" seitens des Senats.

  • Der Plan zum neuen Molkenmarkt und einer Umgebung gefällt mir langsam immer besser. Es besteht eine gute Chance, an das Nikolaiviertel, Rotes Rathaus und Stadthaus anzuschließen. Am Ende wird das Ergebnis vor allem durch Architektur und Fassaden bestimmt.

    Die Stadt hat jetzt eine Internetseite zum MM: https://molkenmarkt.berlin.de/

    Zwei Webcams: https://molkenmarkt.berlin.de/webcam/

    Der Plan sieht eine "kritische Rekonstruktion" vor mit (leider) immer noch vergrößerten Straßen, aber selbst ohne den Krieg hätte sich hier wahrscheinlich viel in diese Richtung entwickelt. An der Biegung zum Molkenmarkt gibt es Viergeschosser (IV) und gegenüber dem Roten Rathaus und Stadthaus jeweils Sechsgeschosser (VI).

    https://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/staedte…-14_Blatt_1.pdf

    Das vorher erwähnte Palais Blankenfelde (mitte-links) ist ein notwendiger Leitbau und passt mit seinen vier Stockwerken sehr gut in den Plan, wie auch seine Nachbarhäuser.

    Blankenfelde-Haus_1871_01.jpg

    Dann gäbe es eine Drei-Palais-Sicht vom Palais Ephraim, Schwerin zum Blankenfelde. Überhaupt ist die vorhandene Bausubstanz an drei Seiten des Molkenmarktes sehr anknüpfenswert.

    Seite Bürgerhäuser am Nikolaiviertel mit dem Ephraim-Palais (links angeschnitten):

    1024px-B%C3%BCrgerh%C3%A4user_am_Molkenmarkt_3.jpg

    Seite Palais Schwerin und Alte Münze

    1024px-Alte_M%C3%BCnze.jpg?uselang=de

    Die vier Stockwerke im Plan sehe ich nicht als Problem. Das Palais Blankenfelde und Ephraim haben auch diese Dimension und moderne Viergeschosser entsprechen eher alten Dreigeschossern in der Gesamthöhe. Ein paar Beispiele für solche Viergeschosser im historischen Umfeld:

    An Neuen Markt in Potsdam

    Potsdam_-_Neuer_Markt_1.jpg

    Vier Stockwerke hinter eine dreistöckigen Fassade versteckt

    35749-20210331-162700-5-2-autoscaled-jpg

    Neben dem Barberini entsprechen die Viergeschosser ungefähr den historischen Dreigeschossern.

    632px-Potsdam_Tag_der_Deutschen_Einheit_2020.jpg?uselang=de

    Die Sechsgeschosser ggü Rotes Rathaus / Stadthaus können von Patzschke et al in Anlehnung an die Gründerzeit gestaltet werden:

    3.jpg

    Größtes Problem ist die Abwesenheit von definierten Leitbauten und somit auch keine Vorgabe eines Stils. Wenn man Pech hat, kommen dort die banalsten oder hässlichsten Bauten hin, wie bereits östlich des Palais Schwerin geschehen.

  • ^Du verkennst, daß der Plan ein MK vorsieht und keine Parzellierung regelt. Es wird also straßenbegleitend keine Wohnungen geben (Lärm), sondern ein reines Gewerbegebiet.

    Zur Entstehungzeit des B-Planes waren mit dem B-Plan vor allem weitere Hotels und Büro gemeint. Das dürfte sich jetzt erledigt haben. Welche Gewerbe hier einziehen sollen zeigt, daß das Areal des ehem. Jüdenhofes, das als erstes für eine altstädtische Struktur geeignet wäre, vom land Berlin dem BDI als Bauplatz für die Bundeszentrale angeboten wurde. Das zeigt die Richtung.

  • Auch Gewerbefassaden können gut gestaltet sein und schließen Leitfassaden nicht aus. Büros, Hotels, Ausstellungen, Verkauf etc. , alles passt hinter das Palais Blankenfelde et al. Das Braunschweiger Schlosses ist wohl das extremste Beispiel einer Mischform Gewerbe und historische Prachtfassade. Die sogenannten Workshops sollen am Ende entscheiden, aber wenn niemand eine Präferenz für Leitfassaden oder historisierende, postmoderne Architektur vorgibt, wird es eine Zitterpartie mit dem Molkenmarkt.


    Dieses Bild von 1785 zeigt den Molkenmarkt Blickrichtung Süd-Westen zu zerstörten Petrikirche. Rechts im Bild müsste dann die Häuserzeile sein, welche näherungsweise von der DDR rekonstruiert wurden als Außenseite des Nikolaiviertels. Dahinter das perspektivisch zu klein dargestellte Palais Ephraim (wurde alles ein paar Meter verschoben beim Aufbau).

    Doch was ist das links im Bild? Es müsste eigentlich das Palais Schwerin sein, aber eindeutig ein Stockwerk zu viel statt des Giebels? Wurde da mal umgebaut oder ist es ein anderes Bauwerk?

    1280px-Rosenberg_Molkenmarkt_1785.jpg?uselang=de

    Zum Vergleich, die selbe (?) Zeile aus DDR-Zeiten

    1024px-B%C3%BCrgerh%C3%A4user_am_Molkenmarkt_3.jpg?uselang=de

    Das Palais Schwerin 1742 mit drei Stockwerken, so wie heute auch.

    Palais_Schwerin_1742.jpg

  • Was sind das eigentlich für drei Säulen vor dem Palais Schwerin gewesen?

    Und diese wunderbaren Brunnen mit den wasserspeienden Vögeln sind wohl leider auch im Nirvana verschwunden.

  • Was sind das eigentlich für drei Säulen vor dem Palais Schwerin gewesen?

    Und diese wunderbaren Brunnen mit den wasserspeienden Vögeln sind wohl leider auch im Nirvana verschwunden.

    Die Säulen, Brunnen usw. waren zeittypische, anlassbezogene, ephemere Anlagen aus Anlass der von Preußen unterstützten Krönung Zarin Elisabeths 1742.

  • Digitaler Spaziergang durch das Projektgebiet der Stadtwerkstatt mit Herrn Kühne (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen), Herrn Malliarias (Landesdenkmalamt) und Frau Schönhardt (Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz)

    Molkenmarkt ab 45:30

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    49:35 Killer-Satz

    Noch ein Zusatz zum Palais Blankenfelde laut Wiki:

    Beim Abriss 1888 wurden gotische Konsolen, Zier- und Formsteinen durch die Initiative von Mitgliedern des Vereins für die Geschichte Berlins an das Märkische Museum übergeben. Die wertvollsten Stücke waren vier Porträtbüsten an den Konsolen aus dem 15. Jahrhundert , die offenbar Mitglieder der Familie darstellten (Thomas von Blankenfelde mit Ehefrau und den Eltern Wilke von Blankenfelde und Katharina Wins) und zu den ältesten erhaltenen ihrer Art in Berlin gehören.

  • Folgend die Antworten des Senats auf eine parlamentarische Anfrage des SPD-Abgeordneten Frank Jahnke vom 30. Juni 21 zu "Bebauung und Architektur am Molkenmarkt und im Klosterviertel".

    Insgesamt muss man die Antworten als ausweichend und wenig erhellend bezeichnen. Ohne entscheidende Änderung in der Senatsbesetzung nach den Wahlen wird es wohl nichts werden mit einer dem bedeutenden Ort gerecht werdenden Bebauung von Molkenmarkt und Klosterviertel, auf die die Berliner in späteren Zeiten anerkennend blicken werden. Potsdam leistet Hervorragendes mit seinem Leitbautenkonzept für die historische Mitte, in Berlin sieht es beim prinzipiell vergleichbaren Baugebiet am Molkenmarkt und im Klosterviertel nach einem Totalausfall aus. Schuld hieran ist nicht nur die von den LINKEN besetzte Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, sondern letztlich auch Gleichgültigkeit und mangelnder Einsatz der Senatsspitze.

    Quelle

    Drucksache 18 / 28 052
    Schriftliche Anfrage
    18. Wahlperiode
    Schriftliche Anfrage
    des Abgeordneten Frank Jahnke (SPD)
    vom 30. Juni 2021 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 30. Juni 2021)
    zum Thema:


    Bebauung und Architektur am Molkenmarkt und im Klosterviertel
    und Antwort vom 16. Juli 2021 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 19. Juli 2021)


    1
    Senatsverwaltung für
    Stadtentwicklung und Wohnen
    Herrn Abgeordneten Frank Jahnke (SPD)
    über
    den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin
    über Senatskanzlei - G Sen -
    A n t w o r t
    auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18/ 28052
    vom 30.06.2021
    über Bebauung und Architektur am Molkenmarkt und im Klosterviertel


    Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt:


    Frage 1. Im Auftrag des Senats sollen die Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) und die Degewo bei der
    Bebauung des Molkenmarktes tätig werden. Hat der Senat dafür eine rechtliche Vereinbarung mit der WBM
    und der Degewo geschlossen bzw. beabsichtigt dieses zu tun? Wenn ja, welche Leistungen sollen die
    beiden Wohnungsbaugesellschaften auf Grundlage der Vereinbarung am Molkenmarkt und im Klosterviertel
    erbringen?


    Antwort zu Frage 1.
    Die rechtliche Vereinbarung des Landes Berlins stellt grundsätzlich die Einbringung der
    Flächen in die jeweilige Wohnungsbaugesellschaft im Rahmen der Übertragung in das
    Gesellschaftsvermögen dar. Dieser Vertrag beinhaltet darüber hinaus einen „Projektteil“,
    dessen Inhalte sich ausschließlich auf die qualitativen Vorgaben der Quartiersentwicklung
    für die Wohnungsbaugesellschaften beziehen. Diese Inhalte werden in einem laufenden
    mehrstufigen städtebaulichen Qualifizierungsverfahren mit den Gesellschaften,
    verschiedenen Verwaltungen des Landes Berlin und der Senatskanzlei, begleitet durch
    einen intensiven Beteiligungsprozess schrittweise differenziert und dann in die
    Vertragsverhandlungen überführt (s. Antworten zu Fragen 2, 3 und 4).


    Frage 2. In den Leitlinien der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen zur Bebauung des
    Molkenmarkt-Gebietes wird ausgeführt, dass mit dem Molkenmarkt ein neues Stück Innenstadt für Berlin
    entstünde, das mit hohem städtebaulichem, architektonischem und prozessorientiertem Anspruch an die
    Baukultur gestaltet werde. Erhalten die WBM und die Degewo dafür gesonderte Finanzmittel vom Senat
    oder müssen sie diese besondere Bebauung aus ihren originären Mitteln leisten? Sofern WBM/Degewo
    gesonderte Mittel erhalten: In welcher Höhe?

    Antwort zu Frage 2.
    Die Anforderungen an die städtebaulich-architektonische Gestaltung stehen in enger
    Verbindung u.a. zu den sozialen, umweltbezogenen, kulturpolitischen und verkehrlichen
    Ansprüchen an ein zeitgemäßes, innerstädtisches Quartier. Diese Anforderungen werden
    derzeit gemeinsam in einem städtebaulichen Qualifizierungsverfahren schrittweise
    erarbeitet (s. Antwort zu Frage 1). Die Höhe der somit entstehenden zusätzlichen
    projektrelevanten Kosten sowie die Finanzierbarkeit von Qualifizierungsbausteinen wird
    anschließend verbindlich geklärt. Zur Umsetzung der Anforderungen aus dem
    Qualifizierungsprozess ist eine finanzielle Entlastung der Wohnungsbaugesellschaften
    durch Projektzuschüsse der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnungsbau
    sowie die Einwerbung weiterer fachbezogener Fördermittel notwendig.


    Frage 3. Gemäß der Überschrift der Leitlinien („Wie gestalten wir gemeinsam den Molkenmarkt“) ist es Ziel
    des Senats, den Molkenmarkt gemeinsam zu gestalten. Inwiefern berücksichtigen die Leitlinien bezüglich
    der Architektur das Ergebnis der Bürgerbeteiligung vom vergangenen Jahr, bei der sich 82 Prozent der
    Beteiligten für die Rekonstruktion quartierprägender Leitbauten ausgesprochen haben?


    Antwort zu Frage 3.
    Die Beteiligungsprozesse der letzten Jahre haben gegensätzliche Erwartungen an die
    Gestaltung des Quartiers deutlich gemacht, eine klare Präferenz für die Rekonstruktion
    von Leitbauten lässt sich jedoch nicht belegen. Die Leitlinien spiegeln diese vielschichtige
    Ausgangslage wider und bilden den Rahmen für weitere städtebauliche Konkretisierung in
    diesem Jahr. Der anstehende Qualifizierungsprozess startet mit einer großen Offenheit
    gegenüber verschiedenen Konzepten und Planungsansätzen. Er wird EU-weit und als
    offenes Verfahren ausgeschrieben.
    Während der städtebauliche Wettbewerb zunächst analog eines Ideenwettbewerbs zu
    verstehen ist und überprüfen soll, wie sich die große Vielzahl an Anforderungen umsetzen
    lässt, ist es das Ziel des Werkstattverfahrens die Kriterien und Qualitäten für die
    anschließenden Realisierungswettbewerbe in Bezug auf konkrete Gebäude abzustecken.
    Die Bürger*innen werden zu gegebener Zeit eingeladen, sich in weiteren Formaten z. B.
    einer Bürgerveranstaltung vor dem Preisgericht, als Bürger*innenvertreter im Verfahren
    sowie im anschließenden Werkstattverfahren anhand von Planungswerkstätten
    einzubringen.


    Frage 4. Die Leitlinien führen weiterhin aus, dass die historische Stadtstruktur mit kleinteiliger Parzellierung,
    die sich nicht nur in den Fassaden, sondern auch in einer angemessen kleingliedrigen Struktur der
    Raumangebote widerspiegelt, unter anderem Ausgangspunkt für Gestaltungsqualitäten sei. Inwiefern findet
    sich dieser „Ausgangspunkt“ Eingang in die Kriterien des städtebaulichen Wettbewerbs zum Molkenmarkt?


    Antwort zu Frage 4.
    Grundlage für die Aufgabenstellung des städtebaulichen Wettbewerbs bilden der
    rechtskräftige Bebauungsplan sowie die Leitlinien. Eine kleinteilige Bebauung und
    Parzellierung ist somit bereits durch die Festsetzungen gemäß B-Plan als Grundprämisse
    der weiteren Planung zu verstehen und soll im Wettbewerb sowie dem Werkstattverfahren
    anhand von Lösungsvorschlägen diskutiert und konkretisiert werden.

    Frage 5. Gibt es – jenseits der Beschlussfassung zum Bebauungsplan Molkenmarkt/Klosterviertel im Jahr
    2016 - zur Frage der zukünftigen Gestaltung und Architektur am Molkenmarkt einen Senatsbeschluss?
    Wenn ja, wann ist dieser gefasst worden? Wenn nein, warum hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
    und Wohnen nicht die Beschlussfassung durch den Senat beantragt, obwohl dieses gemäß § 10 der
    Geschäftsordnung des Senats bei Angelegenheiten von all-gemeiner politischer, sozialer, finanzieller,
    wirtschaftlicher oder kultureller Bedeutung geschehen soll?


    Antwort zu Frage 5.
    Inwieweit nach dem erfolgten Senatsbeschluss zum Bebauungsplan weitere
    Senatsbeschlüsse sinnvoll sein werden ist noch offen. Der Senat pflegt im Allgemeinen
    Zurückhaltung bei der Herbeiführung guter Gestaltungskonzepte im Vertrauen auf
    qualifizierte Lösungen, die erfahrungsgemäß am besten aus Gestaltungswettbewerben
    oder Beratung im Gestaltungsbeirat „Baukollegium“ hervorgehen.
    Frage 6. Der sog. Block C des Molkenmarkt-Areals, d.h. der Große Jüdenhof, ist teilweise im Eigentum des
    Landes Berlin, teilweise im Eigentum des Bundes. Das Bestandsgebäude Klosterstraße 44 befindet sich in
    Privateigentum. Welche Pläne für den Block bzw. für die in Bundeseigentum befindlichen hat der Bund
    gegenüber dem Land Berlin geäußert?


    Antwort zu Frage 6.
    Nach Darstellung der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), wird sie ihre Flächen
    gem. den Vorgaben des rechtsgültigen Bebauungsplans 1-14 entwickeln. Auf Grund der
    anspruchsvollen Eigentumssitutation und zur Abstimmung mit den Vorgaben für die
    Entwicklung der landeseigenen Flächen sowie zur Vorbereitung der zukünftigen
    Realisierungsphase nimmt die BImA auf eigenen Wunsch an den städtebaulichen
    Qualifizierungsverfahren in einer Gastrolle teil.


    Frage 7. Mit Drucksache 18/27557 hat der Senat mitgeteilt, dass es sich bei der Stiftung Berlinisches
    Gymnasium zum Grauen Kloster, die die Restitution von Teilflächen des Blocks D beantragt hat, gemäß
    Entscheidung der Senatsverwaltung für Justiz (Stiftungsaufsicht) um eine Stiftung des bürgerlichen Rechts
    handelt, die auf Grund des Berliner Stiftungsgesetzes zu beaufsichtigen ist. Auf welchen inhaltlichen
    Gründen beruhte ausweislich der bei der Stiftungsaufsicht geführten Akten die Entscheidung, dass die
    Stiftung Berlinisches Gymnasium zum Grauen Kloster eine Stiftung bürgerlichen Rechts ist?


    Frage 8. Gemäß § 5 des Berliner Stiftungsgesetzes hat die Stiftungsaufsicht bei der Änderung der Satzung
    einer Stiftung zu prüfen, dass der Stifterwille berücksichtigt wird; der Stifter einer Stiftung muss der
    Stiftungsaufsicht also bekannt sein. Wer ist ausweislich der bei der Stiftungsaufsicht geführten Unterlagen
    der Stifter der Stiftung Berlinisches Gymnasium zum Grauen Kloster?


    Antwort zu Fragen 7und 8.
    Der Vorgang zu der heute von der Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und
    Antidiskriminierung beaufsichtigten Stiftung Berlinisches Gymnasium zum Grauen Kloster
    nimmt seinen Anfang mit der Aufnahme der Aufsichtstätigkeit über ein im Westteil Berlins
    belegenes Zweckvermögen im Jahr 1951. Die sich bei der Aufsicht über rechtsfähige
    Stiftungen des bürgerlichen Rechts stellenden Fragen sind bereits aus
    Zuständigkeitsgründen ausschließlich unter dem auf die jeweilige
    stiftungsaufsichtsrechtliche Fragestellung bezogenen Blickwinkel zu betrachten. Wie
    bereits in der Beantwortung der Schriftlichen Anfrage zu Abghs. Drs. 18/27557 ausgeführt,
    fällt die Prüfung und Entscheidung der vor dem Hintergrund der Geltendmachung zivilbzw. vermögensrechtlicher Ansprüche zu betrachtenden Frage, ob die Stiftung mit dem historischen Berlinischen Gymnasium zum Grauen Kloster rechtlich identisch ist, nicht in die Zuständigkeit der Stiftungsaufsicht.


    Berlin, den 16.7.21
    In Vertretung
    Lüscher
    ................................
    Senatsverwaltung für
    Stadtentwicklung und Wohnen

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • „[…] 82 Prozent der

    Beteiligten für die Rekonstruktion quartierprägender Leitbauten ausgesprochen haben?“

    Antwort:

    „Die Beteiligungsprozesse der letzten Jahre haben gegensätzliche Erwartungen an die
    Gestaltung des Quartiers deutlich gemacht, eine klare Präferenz für die Rekonstruktion
    von Leitbauten lässt sich jedoch nicht belegen.“

    Gezeichnet im Namen von Madame Lüscher.

    Nach dieser offenkundigen Missachtung des Bürgerwillens der Berliner seitens einer architektonisch heimatlosen linkslastigen Baslerin (da muss man sich nichts vormachen, andere Basler gibt es kaum), schäme ich mich dafür, Basler zu sein. Was ihresgleichen aus meiner Stadt macht, darf sich nicht auf Berlin übertragen, zumal die städtebaulichen Voraussetzungen gänzlich andere sind und jeder Verlust (und die Verweigerung von Rekonstruktionen kommt in Berlin Verlusten gleich) ganz andere Auswirkungen auf das Stadtbild hat als in Basel (obwohl auch hier die Lüschers insgeheim noch den letzten Rest der Altstadt abreißen wollen, um ihren „urbanen“ Albtraum leben zu können). Unsäglich.

  • in Berlin sieht es beim prinzipiell vergleichbaren Baugebiet am Molkenmarkt und im Klosterviertel nach einem Totalausfall aus.

    Eigentlich wäre es am besten, man würde die Bebauung zum gegenwärtigen Zeitpunkt verhindern, damit nicht spätere Generationen, die weiser sind, daran gehindert werden, das Viertel vernünftig wiederaufzubauen.
    Für die architektonisch und städtebaulich zerrissene Berliner Innenstadt ist das Viertel von entscheidender Bedeutung. Wenn da nicht rekonstruiert wird, ist das Gesicht Berlins für immer verloren. Rekonstruktionen würden demgegenüber die erhaltenen oder wiederaufgebauten Teile der Innenstadt wieder sinnvoll miteinander verbinden.

    Von daher: lieber in ein paar Jahrzehnten vernünftig als jetzt schlecht.

  • Es ist, wie zu erwarten war, einfach nur zum Heulen. Genauso breit, monströs und betonselig wie das bestehende Brückenscheusal. Nichts gelernt.

    Sehe ich auch so, ziemlich katastrophal für die Altstadt und den Blick hinunter zum Dom. Wäre aber die Frage, was wäre eine bessere Alternative gewesen? Das ist eine Brücke, die es allen recht machen will, denen, die dort sich aufhalten wollen, die grün wollen, die ungehindert Fahrrad fahren wollen, die die ungehindert Autofahren wollen.

  • Ich hätte mir einfach eine Brücke gewünscht, die unaufdringlich daher kommt. Gerne mit einem schönen geschwungenen Bogen, verkleidet mit Naturstein. Dazu ein schönes Geländer, gerne gusseisern. Eine Weiterentwicklung traditioneller Formen. Aber so etwas ist heutzutage einfach zu viel verlangt.