Der Ortsverband Berlin von Stadtbild Deutschland e.V. hat sich in einem offenen Brief an die Mitglieder des Abgeordnetenhaus und weitere Empfänger gewandt und darum gebeten, die folgenden Vorschläge zur Neubebauung von Molkenmarkt und Klosterviertel für die Wahlprogramme zu den im September anstehenden Wahlen zum Abgeordnetenhaus zu berücksichtigen:
"Umsetzung der Ergebnisse der Bürgerbeteiligung für die Neubebauung Molkenmarkt/Klosterviertel
Bei der in den kommenden Jahren anstehenden städtebaulichen Entwicklung Berlins nimmt der Bereich Molkenmarkt und Klosterviertel eine Sonderstellung ein. Hier, im Süden der historischen Innenstadt Berlins, haben archäologische Ausgrabungen die Überreste einer bis ins Mittelalter zurückreichenden Bebauung freigelegt und faszinierende Einblicke in die jahrhundertealte Geschichte dieses für die Entwicklung unserer Stadt so bedeutenden Areals ermöglicht. Der 2016 beschlossene Bebauungsplan 1-14 orientiert sich überwiegend am historischen Stadtgrundriss und eröffnet die Möglichkeit, an diesem Ort unter Berücksichtigung heutiger städtebaulicher Anforderungen einen attraktiven und lebenswerten Teil der Innenstadt neu zu erschaffen. Im Ergebnis des von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen durchgeführten Bürgerbeteiligungsverfahrens wurde 'großflächigen und monoton wirkenden Fassaden' eine Absage erteilt. Stattdessen wurde eine 'kleinteilige Bebauung mit abwechslungsreicher Fassadenstruktur' favorisiert, die sich 'beispielsweise an der Parzellenstruktur der ehemaligen Blockrandbebauung orientiert'. Als Dachform wurde das für die Fernwirkung so wichtige Schrägdach priorisiert, wobei dieses beispielsweise nur den zur Straße hin sichtbaren Teil der Dachfläche betreffen könnte, während der flächenmäßig größere hintere Teil begrünt würde - so wie im Bebauungsplan vorgesehen. Um den Bezug zur Vergangenheit des Ortes herzustellen, wurden mit deutlicher Mehrheit (4,5) Erinnerungsbauten von verlorengegangenen Bauwerken und Ensembles wie dem Großen Jüdenhof, dem Grauen Kloster und weiteren früh- und vorgründerzeitlichen Bauten empfohlen. Auch die Einrichtung von Archäologischen Fenstern erscheine angesichts der bedeutenden Ausgrabungsbefunde höchst wünschenswert (5).
Der Berliner Ortsverband von Stadtbild Deutschland e.V. schlägt daher vor,
dass die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen in Anerkennung der Ergebnisse der Bürgerbeteiligung und der stadtweiten Bedeutung des Ortes vor der Vergabe von Aufträgen für die Neubebauung für den Bebauungsplan Molkenmarkt/Klosterviertel verbindliche Gestaltungsleitlinien festlegt. Diese Leitlinien sollten sich an der bis in die Weimarer Zeit dort befindlichen Bebauung orientieren und an Stellen, wo auf Grund geänderter Straßenführung ein ortsgenauer Wiederaufbau nicht möglich ist, translozierte Erinnerungsbauten vorsehen. Die übrigen Bauten einschließlich des Großen Jüdenhofs sollten in Fassaden- und Dachgestaltung trotz moderner Bauweise Bezug zum Charakter der früheren Altstadt-Bebauung nehmen. Die Breite der Bauparzellen und Fassaden sollte sich im gesamten Bebauungsbereich an den historischen Abmessungen orientieren. Einer kleinteiligen Eigentümerstruktur mit gemischter Nutzung sollte für die zukünftige Entwicklung eines lebendigen, attraktiven und vielfältigen neuen Innenstadtquartiers der Vorzug gegeben werden.
Bitte bedenken Sie, wie wichtig die richtigen Weichenstellungen bei der Gestaltung dieses neuen Innenstadtquartiers für die Zukunft unserer Stadt sind! Kein anderes Entwicklungsgebiet im Zentrum Berlins verdient in den kommenden Jahren so sehr unsere Aufmerksamkeit, an keiner anderen Stelle hätten Versäumnisse so gravierende und dauerhafte negative Konsequenzen.
(4) Ergebnisdokumentation Digitaler Pop-Up "Molkenmarkt machen", Stadtwerkstatt, Herausgegeben von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, pdf, 11.8.2020
(5) Zustimmungsanteile im Digitalen Pop-Up "Molkenmarkt machen": "Grundzüge der alten Bebauung sollten als Vorlage genommen werden": 84% Zustimmung; "Historische Rekonstruktion für moderne Nutzungen nach dem Vorbild der Frankfurter Altstadt oder der Potsdamer Mitte": 90% Zustimmung; "Historische Gebäude sollten in Kubatur und Fassaden rekonstruiert werden": 90% Zustimmung; "Rekonstruktion quartierprägender Leitbauten": 82% Zustimmung; "Verbindliche Gestaltungssatzung zur Sicherung von Kleinteiligkeit und Schrägdächern": 86% Zustimmung; "Einrichtung Archäologischer Fenster ergänzt um Erklärtafeln": 89% Zustimmung;"