Berlin - Molkenmarkt und Klosterviertel

  • 92 (zweiundneunzig) beteiligten Bürger! Das ist wirklich repräsentativ. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung wird sich davon kaum beeindrucken lassen.

    Wie sich an über 40 Meter breiten Straße mit - bis auf die Dachgeschosse - ausschließlich gewerblicher Nutzung eine "kleinteilige Kiezkultur" entwicklen soll bleibt im Dunklen. Die staatliche Wohnungsbaugesellschaft, die große Teile bebauen soll, ist auch nicht als große Reurbanisiererin aufgefallen.

  • Der Hauptteil des Artikels liegt leider hinter der Bezahlschranke und ist für mich nicht einsehbar. Bei dem Begriff "Rekonstruktion", wie von der Berliner Morgenpost gebraucht, gehe ich davon aus, dass es sich nicht um 100%-ige Rekonstruktionen handeln wird. Aber selbst, wenn die Gebäude "historisch angelehnt" entstünden, wäre das schon ein Gewinn.

    Wissen allein bringt nichts. Nur das angewandte Wissen verändert die Dinge.

  • Dass Gebäude am Molkenmarkt äußerlich tatsächlich rekonstruiert werden, hat bisher leider überhaupt keinen offiziellen Charakter.

    Deshalb sind die einleitenden Worte des Artikels etwas irreführend. Es handelt sich hier bisher lediglich um die Wünsche der beteiligten Bürger.

    Laut Hauptartikel wünschen sich die Bürger eine zeitgenössische kleinteilige Architektur mit einigen Rekonstruktionen von bedeutenden Gebäuden.

    Die größten Chancen hat hier offensichtlich der Große Jüdenhof aus dem 13. Jahrhundert.

    Hier ist die offizielle Dokumentation:

    https://molkenmarkt.berlin.de/wp-content/upl…inal-gesamt.pdf

    Hoffen wir, dass sich der Senat diesen Wunsch zu Herzen nimmt.

  • Ich glaube das dies im Zuge des Aufbaus des Molkenmarkt aber nicht rekonstruiert wird . Leider !

    Mit "ich glaube... nicht. Leider" ist noch keine Rekonstruktion und kein attraktives Stadtquartier entstanden.

    Wenn man von vornherein nichts fordert und den Bürgern bekannt macht, wird die Politik auch nicht dementsprechend planen.

  • Nein, diese Haltung ist nicht die eines Realisten, sondern die eines enttäuschten Illusionisten/Träumers. Der Realist sagt: "Die Chancen stehen schlecht. Aber wenn ich nicht etwas mache, stehen sie bei Null." Wenn er dann scheitert, ist er nicht enttäuscht, sondern versucht daraus zu lernen und es beim nächsten Projekt besser zu machen.

    ...sagt einer, der ja oft genug auch Träumer in diesem Forum auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen versucht hat.

  • Dieses Dokument zeigt doch ziemlich deutlich, wie normale Bürger so denken und empfinden und was sie sich für eine Stadt wünschen. Kleinteiligkeit, am besten auf den historischen Parzellen. Wertige Materialien. Gerne Bezüge zur Geschichte des Ortes, beispielsweise auch mit punktuellen Erinnerungsbauten wie in Potsdam und Frankfurt. Das kommt doch recht gut mit den Zielen und Idealen des Stadtbild-Vereins zur Deckung und wird als Ausdruck der vom Senat ja so gerne hochgehaltenen Bürgerbeteiligung hoffentlich seine Wirkung haben. Interessant...

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Im Klosterviertel um den Molkenmarktes hat es seit jeher - die Diskussion über die Wiederbebauung dauert jetzt etwa 20 Jahre - eine Reihe von Rekonstruktionskandidaten gegeben:

    1. Die Spitze der Parochialkirche. Das ist durch eine Spende von Hans Wall und dem Verein "Denkmal an Berlin" , bei dem auch Sozialdemokraten mitmachen, möglich geworden. Ich werde das erste Glockenläuten und den Volksauflauf der Berliner bei der Weihe der Glocken nie vergessen, die Stadt hatte mit über tausend spontanen Besuchern nicht gerechnet.

    2. Der Jüdenhof, der ausgerechnet von Nazis in den 1930er-Jahren saniert wurde. Grund hierfür ist, daß im gründerzeitlichen Eingangseckhaus gerade Horst Wessel, der NS-Märtyrer, geboren wurde. Für mich ist das immer gelebte Geschichte: Horst Wessel am Jüdenhof geboren - so liesse sich Geschichte totografisch erzählen.

    3. Die Ruine der Klosterkirche der Franziskaner, die zum Gymnasium am Grauen Kloster gehört, das noch heute an den alten Standort zurück will. Hier wurden die mittelalterlichen Ruinern im 19. Jahrhundert in den Schulkomplex integriert. Der Senat aber will die Ruinen als "Kriegsdenkmal" halten, als wenn es davon nicht in Berlin genug gäbe.

    4. Der Krögel ist schon durch die Wasserbetriebe des Landes überbaut.

    5. In der Parochialgasse ist das Haus pazifistischen "Antikriegsmuseum" der 1920er Jahre eine Reko-Kandidat. Das Museum wurde von den Nazis geschlossen. Nach aktuellen Planungen soll der Nachfolger des Museums zurückkehren, das Haus natürlich nicht.

    Darüber hinaus schreibt der B-Plan bei allen straßenseitigen Bauten wegen der 60.000 KfZ/Tag (wollte das nicht die Grüne Verkehrssenatorin verringen?) bis auf die Penthäuser reines Gewerbe vor. Wird sicher sehr kietzig.

  • ^Es werden nur die Straßen umverlegt und parallel archäologische Grabungen durchgeführt. Über Architektur ist noch nichts bekannt, auch nicht, ob die Straßenbahn gleich mitgebaut wird. Die Ausschreibung zum Neubau der Mühlendammbrücke ist verschoben.

    Insofern ist der Stand "zur Bebauung" gleich null.

  • Und wieso wird die/der Grunerstraße/Kleine-Getraudenstraße/Spittelmarkt/Leipzigerstraße nicht auf den Historischen verlauf zurückgesetzt? In dem Fall würde nicht nur der Molkenmarkt, sondern auch der Spittelmarkt und Alt-Cölln stark profitieren. Natürlich ist dieser straßenverlauf sehr wichtig und gut befahren, aber diese Straße ist zugleich auch das vielleicht schlimmste was die DDR mit Berlin gemacht hat.

  • Wenn ich die bisher geplanten Gebäude am Molkenmarkt sehe, denke ich immer an die Kurstraße und ihren "townhouses". Denkt ihr,dass die Neubauten so ähnlich gebaut bzw. geplant werden?

  • Der Verlauf der Grunerstraßer ist ja ein gewaltsamer Durcbruch durch die Berliner Altstadt. Diese Fragen sind doch nun seit 20 Jahren diskutiert worden.

    @ Redutze: wie kommst Du auf die Townhouses? Der B-Plan weist alle Bauten an der neuen Achse Grune-/Mühlendamm aus Schallschutzgründen als Gewerbe aus. Bzgl. der Parzellierung ist im B-Plan nichts geregelt.

  • ich meinte nicht die Gebäude die direkt an die Grunerstraße angrenzen, sondern die an der Jündenstraße. Die sehen in den bisherigen Entwürfen nämlich sehr stark danach aus.

  • Entschuldigung, ich weiß natürlich, dass noch keinen festen Entwurf gibt, aber viele Leute haben schon entwürfe gestaltet, und auf manchen von denen, sehen die Gebäude wegen den kleinen Grundrissen sehr ähnlich aus.