Einfamilienhäuser

  • Sollen sie zugunsten der Kinder verzichten und in eine 2-Zimmer-Mietwohnung ziehen?

    Das ist alles, aber kein Verzicht. Ich bin in einem Quartier aufgewachsen, das geprägt war von leergezogenen Einfamilienhäusern. Was war das Ergebnis? Die verbliebenen alten Leute waren dauerüberfordert mit dem Haus. In leeren Räumen sammelte sich toter Einrichtungsrest, der dann aufgrund der überbordenden Menge einfach am Ende von Entrümplern nahezu komplett im Container landete, wenn die letzten Bewohner das Haus verließen. Die Gärten waren häufig in vernachlässigtem Zustand, entsprechend auch und im Besonderen der Sanierungszustand der Häuser. Der Sanierungsstau wurde dann sehr teuer mit Extremsanierungen aufgefangen nach dem Auszug der Bewohner. Manchmal dann auch der Abriss, wobei dann meist Wohnungsbau folgte.

    Die Bewohner selbst waren überwiegend auf sich allein gestellt, halfen sich teilweise dann mit osteuropäischen Kräften aus, wurden aber auch entsprechend erwartbar Opfer von Vernachlässigung und Betrug, wenn dann z.B. eine ,,Terassenplattenreinigungsfirma" klingelte. Die Vereinzelung in den großen Häusern war bemerkenswert. Alle waren allein, aber außer unregelmäßiger Besuch von auswärts und ab und zu einem Zaungespräch waren alle isoliert und abgeschottet.

    Ich bin zur Überzeugung gelangt, dass es finanziell, der Mangel an guten passendem Wohnraum, und vom Aufwand des Umzuges abschreckend ist, sich angemessenen Wohnraum zu suchen für die älteren Menschen. Aber es ist ganz sicher nicht eine Frage des Komforts und damit eines Verzichts. Es ist mir schleierhaft wie man zu diesem Urteil kommen kann.

    Zitat von Geywitz

    Anfangs werde noch zu fünft auf 150 Quadratmetern gewohnt, aber dann ziehen die Kinder aus - und das Haus schrumpft in dem Moment nicht. In denen leben meist keine Familien mehr, sondern ein oder zwei Senioren.

    Dafür müssen wir staatliche Anreize setzen. Dann kann man beides vereinbaren: Fläche sparen und den Wunsch vom eigenen Haus ermöglichen

    Entsprechend erhoffe ich mir von dem präsentierten Problembewusstsein endlich spürbare Verbesserung für alle Altergruppen in ihrem Anspruch nach der jeweils besten Wohnform für jedes Alter und einer Alterssicherung auch per Wohnform, die nicht automatisch an das ehemalige Familiendomizil geknüpft ist.

  • Du sprichst hier von Menschen in der letzten Lebensphase. Oft noch von Demenz geplagt. Für solche Menschen gibt es heute schon Angebote für betreutes Wohnen. Wohl natürlich dem, der Verwandte hat, die sich um einen alten Mensch kümmern, somit auch um die Haushaltsauflösung.

    Ich habe aber genug 80- und sogar 90-Jährige erlebt, die sich sehr wohl selbst vorstehen konnten. Ein Mann von über 90, der regelmäßig Sport machte und schrieb, hat mir mal gesagt: "Nach dem Tod meiner Frau bin ich in eine Altenwohnanlage gezogen. Hätte ich gewusst, dass ich die folgenden 20 Jahre so gesund und fit sein würde, hätte ich meine schöne große Wohnung in der Münchner Innenstadt nicht aufgegeben." Und von 70-jährigen, die irgendwann zu hause alleine sind, reden wir erst gar nicht. In dem Alter hat meine Mutter noch mit 50-jährigen regelmäßig Tennis gespielt und diese geschlagen.

    Diesen Menschen musst Du wohl selbst überlassen, wann sie aus ihren Häusern und Wohnungen ziehen wollen. Zumal gerade alte Leute verwurzelter sind und in fremder Umgebung oft nicht mehr glücklich werden. Das ist eben ihre Heimat. Ich habe selbst ältere Verwandte erlebt, die ich zum Umzug animieren wollte. Die haben sehr ablehnend reagiert. Dann haben wir das akzeptiert und die bestehende Situation zu optimieren versucht.

    Alles andere ist für mich menschenverachtend. Schon gar von einem Staat, der sich anmaßt, Leute "argumentativ" unter Druck zu setzen a la: "Frau Müller, wir wissen, was besser für sie ist. Und vor allem wollen wir, dass sie abhauen, denn wir haben uns ein Wohnraumproblem geschaffen."

    Dass es mehr Leute von der Nachbarschaftshilfe, Gemeinde usw. geben sollte, die nach alten Menschen schauen und helfen, ist aber unbestritten.

  • Das ist alles richtig. Aber man kann doch zugeben, dass diese Stadtplanung verfehlt war. Natürlich war das Einfamilienhaus immer ein Wohlstandstraum eines reichen Landes. Ich kannte in den Neunzigern ganz viel Russlanddeutsche, deren größter Traum war es ein eigenes schickes Haus zu besitzen, auch die Jungen in meinem Alter. Damals hatte ich alles im Sinn außer mir ein eigenes Haus anzuschaffen. Aber sie sind deswegen nach Deutschland gekommen und sie waren auch erfolgreich. Sie haben sich gegenseitig Häuser in Neusiedlungsgebiete hochgezogen. Der Vater einer Freundin von mir war jedes Wochenende als Helfer auf irgendeiner Baustelle eingeteilt.

    Jetzt ist die Situation aber diese, dass in Ballungsgebiete die Wohnform einfach nicht mehr zeitgemäß sein kann.

    Vor 2 1/2 Wochen war ich in München bei Neuried.

    So wurde damals gebaut und geplant und zwar als damals schon große Wohnungsnot gab.

    Ohne Worte. Und dazwischen stehen wahllos große Wohnkästen.


    Dann doch lieber vier bis sechsstöckige Wohnbauten. Hier ein Beispiel aus einem Neusiedlungsgebiet bei Roth. Natürlich gäbe es da auch Luft nach oben. Aber meiner Meinung nach die bessere Lösung.

    Beauty matters!

  • Dann doch lieber vier bis sechsstöckige Wohnbauten. Hier ein Beispiel aus einem Neusiedlungsgebiet bei Roth. Natürlich gäbe es da auch Luft nach oben. Aber meiner Meinung nach die bessere Lösung.

    Das sehe ich komplett anders. Diese Mehrfamilienblocks sehen schrecklich aus, finde ich.

    Die gezeigten Einfamilienhäuser sind hingegen eigentlich ganz nett und gefallen mir. Der Unterschied zu den im Forum vielgelobten "Bremer Häusern" liegt doch vor allem an der fehlenden Ornamentik und der seltsam modernistisch versetzten Anordnung, die partout keinen Blockrand einhalten möchte.

    Und wenn die Leute, in diesem Fall die Russlanddeutschen, so leben möchten, sagt das etwas über menschliche Bedürfnisse aus. Man ist sein eigener Herr mit kleinem Garten, und niemand trampelt über einem herum. Das höre ich oft.

  • Du sprichst hier von Menschen in der letzten Lebensphase. Oft noch von Demenz geplagt. Für solche Menschen gibt es heute schon Angebote für betreutes Wohnen.

    Ich habe nicht geschrieben, dass es keine Alternativen gäbe, ich beschrieb, wie die Realität sich darstellt, und diese zeigt, dass der Bedarf von den Menschen nicht in Anspruch genommen wird. Das hat mehrere Gründe, die ich bereits angeschnitten hatte. Zum einen, versuche mal in so ein betreutes Wohnen rein zu kommen, die Nachfrage ist groß, die Wartezeit sehr lange. Dann die finanzielle Seite, die eine Veränderung jeglicher Wohnform zu einer Dummheit macht, weil man für das Geld eines ganzen Hauses, dann nur so eine Wohnung bekommt, das kann nicht sein. Zumindest wenn man, und das wollen ältere Menschen, man im Eigentum leben möchte. Auch die Haushaltsverkleinerung stellt eine hohe Hürde dar, zu der es keinerlei Anreiz gibt. Die Menschen können also gar nicht frei sich für das ihnen beste Angebot entscheiden, womit ein Großteil Deiner Argumentation nicht mehr zieht (der mit der Wahlfreiheit).

    "Nach dem Tod meiner Frau bin ich in eine Altenwohnanlage gezogen. Hätte ich gewusst, dass ich die folgenden 20 Jahre so gesund und fit sein würde, hätte ich meine schöne große Wohnung in der Münchner Innenstadt nicht aufgegeben." Und von 70-jährigen, die irgendwann zu hause alleine sind, reden wir erst gar nicht. In dem Alter hat meine Mutter noch mit 50-jährigen regelmäßig Tennis gespielt und diese geschlagen.

    Schön und gut, das kann ich bestätigen, es liegt häufig nicht in der körperlichen Fitness der Bewohner, die Menschen bleiben durch die Bank länger fit und aktiv - nur, und das ist hier entscheidend, verändern die fundamental ihre Nutzungsgewohnheiten. Sie spielen lieber Tennis, als dass sie sich in große Sanierungsprojekte stürzen, sie schneiden lieber Rosen, als dass sie die viel zu groß gewordene Hecke wieder in den Griff bekommen. Die Leute stehen natürlich teilweise mitten im Leben, nur sehen sie nicht mehr den Bedarf ihre knapper werdende Energie in etwas zu investieren, von dem höchstens noch abstrakt die Erben profitieren. Sie werden blind für Aufgaben, die nun mal anstehen, verwalten eher den Ist-Zustand. Und das beginnt nicht erst ab 90. Ein kleineres Refugium kann diese Überforderung weit hinauszögern, und den Menschen auch ins höchste Alter maximale Lebensqualität sichern.

    Dass ein Umzug entwurzeln kann ist kein Geheimnis, aber meiner Wahrnehmung nach nicht der schlagende Hinderungsgrund, oft bleibt man seinem Heimatgebiet treu. Schon eher, dass man befürchtet seine Verwandten nicht mehr bei einem Besuch unterbringen zu können. Aber auch hier gilt es Angebote zu schaffen, die diese Bedürfnisse besser erfüllen, als dass sich die 80 jährige Großmutter zur ganzjährigen Managerin von 8 Zimmern machen lässt, die dann an Weihnachten einmal im Jahr besetzt werden.

  • Das sehe ich komplett anders. Diese Mehrfamilienblocks sehen schrecklich aus, finde ich.

    Der Standort liegt auch in einer flurbereinigten traurigen Gegend und sicherlich sind die Blocks in der Anordnung und im Stil schlecht (wie immer). Aber die Etagenanzahl finde ich der heutigen Zeit angemessen.

    Wie Erbse bereits sagte

    Zuletzt wurden in Deutschland 56 Hektar Fläche für Bebauung verbraucht - und das täglich! Das sind 78 Fußballfelder, jeden Tag. Vor allem eben für Straßen, Energie und suburbane Siedlungen, während EFH-Siedlungen die schlechteste Bilanz unter allen Wohnformen haben, auch ökologisch und finanziell.

    Und dieser Versieglungshunger muss aufhören, indem man die Ausweisung neuer Wohngebiete für Einfamilienhäuser stoppt. Was nicht zwangsläufig bedeutet, heutige Einfamilienhausbesitzer zu enteignen.

    Und wenn die Leute, in diesem Fall die Russlanddeutschen, so leben möchten, sagt das etwas über menschliche Bedürfnisse aus. Man ist sein eigener Herr mit kleinem Garten, und niemand trampelt über einem herum. Das höre ich oft.

    Das war jahrzehntelang ein Versprechen, ein Ziel, welches dringend gute Alternativen bräuchte.

    Beauty matters!

  • "Franka", die Kommunen haben natürlich gerne Einfamilienhausbaugebiete ausgeschrieben, weil sie sich davon ja steuerliche Einnahmen versprechen. Es soll also eine möglichst solvente Gruppe an neuen Gemeinde-Bürgern angesprochen werden. Von Wohnblocks für Hartz IV-Empfänger hat keine Gemeinde einen Vorteil, der ihr helfen würde, marode Straßen, Schulen, Kindergärten usw. zu sanieren. Es ist also ein Wettkampf um den Mittelstand, der dieses Gemeinwesen noch irgendwie trägt.

    Das "Problem" aber löst sich doch eigentlich von alleine. Im Grunde haben wir ja hinsichtlich der alteingesessenen Bevölkerung gar kein Bevölkerungswachstum. Dass es in den letzten Jahren überhaupt ein minimales Wachstum gab, lag an einem Thema, zu dem man sich (auch in diesem Forum) nicht mehr kritisch äußern soll. (Vgl. hier) Sprich: Es ist so bislang von Politik und Wirtschaft gewollt. In dem Maß, wie hierzulande der Wohlstand durch mehrere Faktoren einsinkt, eventuell der Sozialstaat auch einbricht, wird das Land aber nicht nur unattraktiver für die Subjekte des Wachstums. Es kommen also zunehmend nur diejenigen, die nicht woanders bessere Bedingungen zur Verwirklichung ihrer Träume vorfinden. Ergo, eine Negativauslese wird sich verstärken und die Abwärtsspirale beschleunigen. Das sind dann aber Leute, für die ein Eigenheim ohnehin in der Ferne liegt. Oder sie beziehen ein solches, dann aber mit fünf, sechs Kindern. Worüber dann wieder kein Deutscher wegen "zuviel Wohnraumverbrauch" meckern kann und wird.

    Die Bevölkerungsprognose verweist aber auf Schrumpfung. (Siehe hier) Das heißt, es werden in Zukunft Flächen zur Rückbegrünung frei. Somit keine Panik wegen heutiger Versiegelungen.

    Es ist schlicht aber auch weniger Geld dafür da, Betongold zu erwerben und zu halten. Inflation, Konjunktureinbrüche, platzende Finanzierungen, Erhöhung der Baukosten, möglichenfalls zukünftige Zwangshypotheken seitens des Staates machen es schwerer, den Traum vom Eigenheim zu realisieren. In den Ballungsräumen ist es selbst für gut ausgebildete Doppelverdiener nicht mehr möglich, Wohneigentum, geschweige ein Eigenheim zu erwerben. Es geht nur über Erbschaft (sei es Geld zum Erwerb oder die Immobilie selbst) oder eben reiche Anleger aus dem Ausland, die hier ihr überschüssiges Fiat-Geld parken, um es vor der Inflation abzusichern.

    Bleiben einige Gebiete auf dem Land. Und dort ist die Politik gefragt, sich primär für den Erhalt historischer Bestandsbauten im Ortskern einzusetzen. Da die Kommunen aber darauf nicht immer Zugriff haben, weil u.a. irgendwelche Eigentümer lieber das alte Fachwerkhaus leerstehen und vergammeln lassen, als es zu verkaufen oder zu bewohnen, schreiben sie eben neue Eigenheim-Baugebiete aus. In der Hoffnung, damit solvente Neu-Bürger anzuziehen und den kommunalen Finanzkollaps abzuwenden. Siehe oben usw. usf.

  • Zitat

    Wohnraum ist vor allem im Süden Deutschlands knapper denn je und selber bauen kann schnell teuer werden. Johannes Müller aus Leutenbach wollte den Schritt zum Eigenheim trotzdem wagen und baute für sich und seine Familie ein Minimalhaus im Stuttgarter Speckgürtel. Minimal waren hier vor allem die Kosten: Für um die 250.000 Euro baute er ein Einfamilienhaus, das vor allem praktisch angelegt ist. Das Minimalhaus besteht neben Sichtbeton aus günstigen Blechelementen.

    Na super - also wenn diese "Minimalhäuser" jetzt Schule machen, dann sehen die Neubaugebiete bald genauso "wunderschön" aus wie die Blechhallen-verseuchten Industriegebiete heutiger Zeit. :gutenacht: Bleibt zu hoffen, dass dieses Haus ein Einzelfall bleibt und bei anderen Bauherren dann doch die Hemmung überwiegt, "maximal effiziente" Blechmodule zu verbauen, in die man nicht mal ein Loch bohren kann.

    Billig, billig, billig! Ästhetik? Egal. Also in sehr vielerlei Hinsicht (Hygiene, Lebenserwartung, Gesundheit, Wohlstand etc. etc.) ist der Fortschritt des 21. Jahrhunderts ja unverkennbar und geradezu atemberaubend - was die Ästhetik von Gebäuden angeht, kämen sich die alten Baumeister aber der heutigen Zeit sicher (zurecht) meilenweit überlegen vor.

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

  • Eine kleine Kompilation neu gebauter Einfamilienfachwerkhäusern und Einfamilienhäusern im norddeutschen Stil, die ich auf Skyscrapercity postete: https://www.skyscrapercity.com/threads/new-bu…#post-177016853

    Die meisten dieser Gebäude entstehen in Niedersachsen.

    QUbwHYu.jpg

    3y1Ks7j.png

    © DEUTSCHE LANDHAUS KLASSIKER GmbH / Fuhrberger Zimmerei Betriebsgesellschaft mbH / DER SPIEKER-Baustil / Baukultur in Deutschland e.V.

    5ryVoLp.jpg
    vKz3LB5.jpg

    © KSW MASSIVHAUS GmbH / ECO SYSTEM HAUS GMBH / MS media systems GmbH / Viebrockhaus AG