Nürnberg - Augustinerhof

  • Danke Zeno! Wahnsinn, was sich so alles erhalten hat.
    Mir wäre es aber trotzdem lieber gewesen, das ganze wäre unentdeckt und unangetastet in der Erde geblieben. :(

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Zitat von "RMA"

    Ich finde es nur traurig, diese Artikel zu lesen. Wieder einmal wird gewahr, was für uralte gewachsene Strukturen dieser gottverdammte Krieg unwiederbringlich vernichtet hat.


    Ich vermute stark, dass die Bodenfunde durch meterdicke Erdschichten geschützt vom Bombardement völlig unberührt blieben. Die Zerstörung der Altstadt hat ihre Ausgrabung vielmehr erst ermöglicht. Die Objekte, die jetzt ans Licht kommen sind schließlich primär hochmittelalterliche Überbleibsel, die das spätmittelalterliche Nürnberg überbaut hat, und die in den Boden gerammten Fundamente eben jenes neuen Nürnbergs. Die Archäologen graben die Reste und Alltagsgegenstände der eigentlich noch vorstädtischen Siedlungsstruktur aus, die für den Bau des Nürnbergs, welches im 2. Weltkriegs unterging, vernichtet wurde.


    @Alle
    Ist das Schmelzer-Projekt unumstößlich in trockenen Tüchern?

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Der Artikel enthält keine neue Informationen. Interessant wäre vor allem eine Verbesserung der jetzigen Bebauungspläne zugunsten des traditionellen Bauens in der Altstadt, und ob und wann überhaupt gebaut werden wird.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Die nachfolgende Bildindex-Aufnahme hat mich heute etwas beschäftigt, scheint hier bisher noch nicht eingestellt worden zu sein. Offensichtlich ist darauf der Umbau des vor 3 Jahren abgerissenen Fachwerkhauses am Pegnitzufer festgehalten, sowie das Rückgebäude Winklerstr. 5 (Kaiserhaus) zur Pegnitz. Die Datierung sollte dann um 1920/30 sein.


    Bildarchiv Foto Marburg

    zum Vergleich:

    Bild 182

    Ich hab noch etwas interessantes im Bildindex gefunden. Das Haus Winklerstraße 5 war offenbar auch als Kaiserhaus bekannt, sodass es unter "Häuser mit Eigennamen" ein paar weitere Bilder dazu gibt. Besonders interessant ist das Bild, das das Rückgebäude zur Pegnitz zeigt.

    Dabei handelt es sich nämlich um den zweistöckigen Bau, der auf dem Nachkriegsfoto rechts von "unserem" Fachwerkhaus steht. Offenbar war dieser Renaissance-Steinbau ausgebrannt, aber in seinen Außenmauern erhalten (sogar inklusive Kamin). Dennoch wurde er später abgerissen.

  • Gibt mir irgendwie zu denken - Nürnberg war sogar 1953 noch und ruinös um Längen schöner und ästhetisch attraktiver als heute, wenn ich mir das vorherige Bild ansehe.

  • Der Name Staab Architekten ist ja durch das geplante Schmuckstück am Berliner Schinkelplatz wieder in aller Munde. Das erinnerte mich doch spontan an den "Augustinerhof". Gibt es da irgendwelche Neuigkeiten, oder bleibt das Gelände weiterhin ein Parkplatz. - Aber Hauptsache die Gebäude mussten unbedingt sofort weg.

  • Es floriert nach wie vor die Parkraumbewirtschaftung. Ich bin auch nicht sonderlich neugierig auf die neuen Augustinerhöfe. Sie werden den Blick auf die derzeit sichtbaren schönen alten Hinterhofgebäude völlig verstellen.

  • @Neusser: kan man sprechen von "Stabisierung (Staab Architekten) von Gebäuden wenn die historische Substanz getäuscht wird für ein "Bunker"? Was für Menschen sind diese Staab Architekten eigentlich? Wissen sie etwas vom historischen Stadt und wie herrlich die einstige Bauten waren?

  • Die Meldung ist zwar nicht mehr ganz frisch, aber möglicherweise noch nicht bekannt. Ich hätte selber fast nicht mehr daran geglaubt. Die Baugenehmigung für den Augustinerhof wurde erteilt.

    http://www.nordbayern.de/region/nuernbe…teilt-1.3435555

    Die Visualisierung im Artikel sieht deutlich besser aus als die ursprüngliche Planung . Das Fassadenmaterial wirkt auf mich wie Waschbeton. Na, hoffentlich geht es nun auch bald mit den Bauarbeiten los. Dieser Parkplatz muss endlich weg.

  • Na, ich weiß nicht. Sieht für mich gehupft wie gesprungen aus. Die asymetrisch verteilten Balkone und herausstehenden Glupschaugen-Fenster machen die Sache auch nicht besser. Auch wirkt die ganze Anlage monoton und wenig kleinteilig. Ob nun Waschbeton oder Klinker, mit Nürnberg hat das eigentlich stilistisch nicht viel zu tun. Auf diese Bauarbeiten kann ich mich eigentlich nicht freuen.

  • Schöne Kommentare unter dem Beitrag auf nordbayern.de. Mein Favorit "Abgeleckt und charakterlos wie ein hellbraunes Bad aus den 80ern."

    ...

  • Das Projekt enthält leider alle Kardinalsünden für das Bauen in der unmittelbaren Nürnberger Altstadt:

    Balkone
    Quadrat- und liegende Rechteckfenster
    Untypische Fassaden- und Dachmaterialien
    Kein einziger Giebel an den Eckhäusern, die einzigen Stellen, wo sie in Nürnberg typisch auftreten müßten

    Für eine so wichtige Stelle in der besser erhaltenen Hälfte der Nürnberger Altstadt ist dieser Entwurf definitiv qualitativ zu dünn, das sieht man doch sofort. Die einzige kleine Verbesserung am Ort wäre städtebaulich: die neue Verbindungsstraße zum Hauptmarkt.

    Aber im übrigen? Balkone darf es in der Nürnberger Altstadt typisch nur an der Pegnitz in der Form von Holzlauben geben, oder in Innenhöfen als ebensolche. Fenster sollten nur nicht allzugroße, stehende Rechtecke sein. Die Außenmaterialien Sandstein und rote Dachziegeln, Mauern aus roten Ziegeln sind punktuell erlaubt. Und an Straßenecken ist, am Ende der Häuserzeile, ausnahmsweise ein Giebelhaus zu errichten.

    Diese stilistischen Grundzüge wurden selbst beim Wiederaufbau nach dem Krieg an vielen Stellen in der Nürnberger Altstadt noch beachtet, außer in der Steppe sind sie noch allgegenwärtig und machen die Besonderheit dieser Altstadt aus.
    Wenn man das als Laie auf Anhieb sieht, wie kann ein Architekt dann mit so einem Entwurf kommen? Wahrscheinlich wurde hier nur darauf geachtet, daß die Gebäude sich finanziell rechnen müssen. Der Augustinerhof bleibt so eine der problematischsten Stellen in der Nürnberger Altstadt.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Da stimme ich zu. Grundsätzlich gefällt mir am Entwurf die Bescheidenheit und die Gedecktheit: Die Häuser sind nicht überhoch und weisen weder Glas- noch banale gestrichene WDVS-Putzfassaden auf. Allerdings glücklich macht mich der Entwurf nicht, denn das Baufeld ist für Altstadtverhältnisse wirklich sehr groß. Und es liegt zudem noch sehr zentral, also sollte schon etwas mehr Aufwand betrieben werden. Giebel fehlen eindeutig und die Balkone darf man weglassen. Da entstehen mehrere hundert Meter Straßenfront, und ich entdecke leider keinen einzigen Giebel, keinen Erker, nichts was andeutet dass der Architekt auf das Gelände eingegangen ist. Das Fassadenrendering wurde einfach wie eine Tapete um die Baukörper gewickelt. Da geht mehr!

  • Das sieht ja wirklich nicht gut aus. Mich stört vor allem, dass es sich hierbei um einen zusammenhängenden, großen Baublock handelt, der keinesfalls die eher kleinteilige Gliederung der restlichen Altstadt aufnimmt. Das ist einfach eine lange, fast monumentale Fassade, und so etwas passt nun einfach gar nicht hier her. Man hätte die Fassadengestaltung alle paar Achsen zumindest ein bisschen variieren sollen. Aber zumindest 1000mal besser als der erste Entwurf!

  • Dem kann man leider nur beipflichten. Vor allem die Balkone rechts und die großen Löcher ''Dachterrassen'' in den Dächern an der Pegnitz werden dem Stadtbild sehr schaden. Auch sollten die Dächer mit Biberschwanzziegeln gedeckt sein und die Mauern mit Sandstein verkleidet- und davon läßt der Entwurf nichts erkennen.
    Schwierig an diesem Projekt ist auch, daß er einen ahistorischen Straßenverlauf schafft (direkt vom Hauptmarkt bis zur Karlsbrücke), so daß man an dieser Straße nicht direkt auf historische Vorgängerbauten zurückgreifen kann.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Es muss ein Gegenentwurf her und wenn es nur eine Bleistiftzeichnung ist. Das ganze muss dann medienwirksam den Projektleiter überreicht werden. Vielleicht gibt es ja irgend eine Zeitung die nicht links ideologisch verbohrt ist und dann diesen Entwurf noch ins Spiel bringt! Ja träumen darf man ja wohl noch ;)

  • Ganz schlimmer Entwurf meines Erachtens. An Stelle schräger Betonwände sollte unbedingt ein richtiges Dach treten - mit Überhängen, Biberschwanzziegeln, Dachrinnen etc., vllt. sogar ein paar Türmchen und Gauben. Mit den Aussparungen für die Dachterassen könnte ich leben, habe Verständnis dass man so etwas bei einer Neubau-Dachgeschosswohnung haben möchte.
    Die Fassaden sollten zudem stärker gegliedert und vor allem unterschiedlich gestaltet sein - mit ortstypischen Materialien. Dann wäre schon viel gewonnen.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Auf dem Augustinerhof-Areal soll nun eine Zweigstelle des Deutschen Museums gebaut werden. Den Architekturentwurf hat man scheinbar erneut verschlimmbessert. Sieht nun wieder aus wie ein 1970er-Bürohaus. 2019 soll das Ding eröffnen.

    http://www.nordbayern.de/politik/august…useum-1.5260106

    Ein Filmbeitrag:

    http://www.br.de/nachrichten/mi…rnberg-102.html