Nürnberg - Augustinerhof

  • Ich finde es immer besser, wenn man das Gemeinte deutlicher in Ausdruck bringt als andersrum. Backstein gehört zum Norden, eine „reine Backsteinstadt“ war Hildesheim jedoch nie, ihre Stärken lagen woanders, weshalb sie auch weltberühmt wurde. :zwinkern: By the way: Wo sind die Nürnberger, die meine Eingangsfrage beantworten können :?:

  • Zitat von "Hildi"

    Ich finde es immer besser, wenn man das Gemeinte deutlicher in Ausdruck bringt als andersrum.

    Und ich bin gerne kurz und vielsagend, knappe Denkanstöße sind mir lieber als breite Reden, die den gleichen Inhalt breit umschweifen und konkrete Aussagen in der Masse untergehen lassen. Mitdenken erlaubt! :P

    Zitat

    eine „reine Backsteinstadt“ war Hildesheim jedoch nie, ihre Stärken lagen woanders, weshalb sie auch weltberühmt wurde. :zwinkern:


    Deswegen habe ich ja gesagt, dass der intensive Backsteinbereich erst weiter nördlich beginnt. In der Hi-Altstadt hielt sich Backstein stark in Grenzen - dafür fand er seinen Stammplatz sicher in den Gründerbereichen und heutigen Einfamilienhausvierteln. :zwinkern: Hannover nennt man ja gerne als Backstein-Grenze...

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat von "youngwoerth"

    In der Hi-Altstadt hielt sich Backstein stark in Grenzen - dafür fand er seinen Stammplatz sicher in den Gründerbereichen und heutigen Einfamilienhausvierteln. :zwinkern:


    Natürlich beherrschten die einzigartigen Fachwerkhäuser die Hildesheimer Strassen und Gassen in der Altstadt. Es gab aber auch Backsteinbauten, vielleicht werde ich mal Alt-Hildesheim in einer Galerie vorstellen, so wie man es bislang nicht kennt. Ich habe in den letzten Monaten sehr viele Bilder von Alt-Hildesheim gesehen und kann sagen, was für eine einzigartige Fachwerkstadt die Hildesheimer erschufen, die man nicht in Worte fassen kann.
    In der Hildesheim-Galerie werde ich auch noch alle Gründerzeitviertel vorstellen, da gibt es ne Menge von Backstein-Bauten. In den Neubaugebieten wird auch meistens roter Backstein verwendet. 8)

    P.s. Wow, schon rund zehn Beiträge mit einem Breisgauer im Nürnberg-Augustinerhof-Thread, obwohl meine Eingangsfrage an die Nürnberger-Kollegen gerichtet war! :totlachen:

  • Meine Frage habe ich schon gestern gestellt, Zeno. Und in der Zwischenzeit waren zur gleichen Zeit gestern/heute auch einige Nürnberger unterwegs… Ich hätte ja heute auch andere Sachen zu tun gehabt (muss ich gleich noch nachholen, oh je). Dass ich etwas mehr Zeit hatte, um hier im Forum zu schreiben, hat sich einfach so ergeben. Dennoch Danke für eine Antwort aus dem Süden!!!

  • Zitat von "youngwoerth"

    Roter Backstein hat in Nürnberg nichts zu suchen, das kann man in Meppen bauen.


    Backstein war zwar in Nürnberg nicht sehr verbreitet, aber auch nicht völlig unüblich.

    Vgl. hierzu beispielsweise
    Herbert May, Die Kunst der Fuge - "Bandfugen" an historischem Mauerwerk in Nürnberg, Nürnberger Altstadtberichte Nr. 31/2006
    Auszug aus S. 29-32:

    Zitat

    Doch ist die Gleichung "Nürnberg = Sandstein" in historischer Perspektive nur ein Teil der Wahrheit. Es hat eine Zeit gegeben, da spielte ein anderer Baustoff in Nürnberg eine offenbar nicht minder tragende Rolle; ein Baustoff, dessen Bedeutung man gemeinhin mehr dem norddeutschen Raum zuordnet und zwar unter dem Begriff der "Backsteingotik", [...] Auch in Nürnberg hat man spätestens im 14., wahrscheinlich aber auch schon im 13. Jahrhundert verbreitet Ziegel verbaut. Bekannte Beispiele dafür aus dem sakralen und herrschaftlichen Bereich sind bzw. waren das (alte) Rathaus, die Moritzkapelle, das Heilig-Geist-Spital, das Katharinenkloster sowie große Teile der Burganlage, [...] Aber auch die frühen Nürnberger Bürgerhäuser wurden durchaus nicht nur in Sandstein errichtet, [...] Weiterhin sind zahlreiche Beispiele von so genannten Blendbögen aus Ziegelmauerwerk, die dem Giebelmauerwerk vorgesetzt ("vorgeblendet") sind, fotografisch überliefert oder noch heute im Stadtbild nachweisbar.[...]
    Doch ging man lange davon aus, dass die vorhandenen Ziegelbauten in Nürnberg ursprünglich verputzt waren, [...] Die fest gefügte Vorstellung des vom Sandstein dominierten spätmittelalterlichen Nürnberger Stadtbildes, dem sich die Ziegelbauten - eher verschämt hinter einer Putzschicht verborgen - unterordneten, geriet allerdings bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts heftig ins Wanken. [...] Bei den [...] im Jahr 1908 begonnenen und 1912 beendeten Außenarbeiten der sanierungsbedürftigen Moritzkapelle entdeckte man nach Abnahme des Putzes einen Originalbefund am Mauerwerk des Chores, der keineswegs von einem gestalterischen Schattendasein des Ziegelbaus gegenüber den Sandsteinbauten, vor allem im Hinblick auf die benachbarte Sebalduskirche, kündete: "Das Backsteinmauerwerk war sichtbar und mit vorstehenden beschnittenen Mörtelfugen versehen. [...] Wohl machten sich zuerst Bedenken geltend, hier in der Umgebung von Sandsteinbauten unverputztes Backsteinmauerwerk stehen zu lassen, allein der Erfolg hat gezeigt, daß diese Art der Ausführung sich der Umgebung trefflich einpaßt."

  • Interessant, Norimbergus! Man findet ja in vielen süddeutschen Städten vereinzelt auch Backsteinbauten. Dennoch sind solche roten 50er, die sofort an Norddeutschland erinnern, m.E. wenig angebracht für eine totalzerstörte fränkische Stadt wie Nürnberg - ebensowenig wie es Schieferbauten der Marke Remscheid oder Corbusiers Betonpaläste wären. Zur ureigenen Identität - so sie denn im Krieg ausgelöscht wurde - kann nur eine Wiederaufnahme der Grundtypik beitragen.

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  • Deinen Scharfsinn in Ehren, youngwoerth, aber deine "kurzen Denkanstöße" ziehen zuweilen seitenlange semantische Diskussionen nach sich, die die wohl gut gemeinte Intention doch eher konterkarieren. Und die - mit Verlaub - etwas ungeschickte Aufforderung, mitzudenken, unterstellt hier, daß die Leute hier etwas langsam sind. Ich glaube nicht, daß du das wirklich willst. Trotzdem finde ich es natürlich schön, daß du die Diskussion am Leben hältst. - In der Sache muß ich betonen, daß Backstein in Nürnberg doch ein sehr verbreitetes Material war, auch wenn es nicht prägend ist. Daher sehe ich seine Verwendung schon als legitim an, solange nicht die ganze Stadt nur noch aus Backstein besteht. Aber jedenfalls sind Klinkerfassaden nicht schlechter als die verputzten, wenn es sich angemessen abwechselt.

  • Zitat von "baukunst-nbg"

    deine "kurzen Denkanstöße" ziehen zuweilen seitenlange semantische Diskussionen nach sich

    Nun - das hat jetzt weniger mit mir zu tun, als mit der relativen Themenferne des Denkanstoßes. Hildi hatte ja vorher auch Hildesheim hier reingebracht. Tatsächlich könnte man nun aber zum Augustinerhof zurück kehren...

    Zitat

    die etwas ungeschickte Aufforderung, mitzudenken


    war ausschließlich an Hildi gerichtet.

    Zitat

    Daher sehe ich seine Verwendung schon als legitim an

    Ich nicht, da die Stadt Nürnberg zerstört worden ist. Hier muss es in erster Linie um die Rückgewinnung der prägenden Identität gehen. Stünde das alte Nürnberg noch, würde der ein- oder andere Backsteinbau das große Ganze wohl eher bereichern. Ähnlich verläuft ja auch die Argumentation-Pro-Modernismus, früher wäre der Zwinger (obwohl sich dieser immerhin an der vorherrschenden Materialität orientierte) völlig unpassend inmitten die barocke Kleinstruktur gepresst worden und heute aber der Krönungspunkt der Stadt. Nur damals gab es eben diese Stadt noch mitsamt ihrer Identität und Grundstruktur, da konnte der Zwinger eigentlich nur bereichern. Nürnberg sollte alles daran setzen, seine Prozentzahl an identitätsprägenden Bauten zu erhöhen. Sollte der Prozentsatz irgendwann einmal über 50 Prozent betragen, kann man anfangen, über Backsteinbauten (Orientierung am regionalen Nürnberger Backsteinbau und nicht an Hannover-Vahrenwald!!) nachuzdenken. Meine Meinung.

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  • Tagtäglich kommt es überall in der Welt zu Missverständnissen, weil z.B. irgendein Politiker etwas so ausdrückt, wie es ihm passt oder er meint, andere würden seine gekürzten Beiträge in dem Augenblick auch zu 100% verstehen oder im voraus schon seine Gedankengänge nachvollziehen. Pustekuchen! Dann gibt’s von der Partei oder von dem Politiker Proteste und der derjenige entschuldigt sich und drückt es so aus, wie es alle auch verstehen können. Ganz einfach. 8)

    Zitat

    by youngwoerth » 12.05.2009, 09:38

    Hildi wrote:
    Auch in Hildesheim sind mir viele Nachkriegsbauten in dieser Bauweise bekannt

    ...was den völlig fehlenden Regionalbezug verdeutlicht.


    Auf den ersten Blick denkt man, da ist Hildesheim gemeint! Und da habe ich schon geantwortet, ganz einfach.

    by Hildi

    Zitat

    Dann hättest Du nur noch „von Nürnberg“ erwähnen sollen und alles wäre paletti,

    :zwinkern:

    Ansonsten bin ich schon mal gespannt, ob nur Nürnberg „Dein Fall“ bleibt, oder …(den Rest spare ich mir, soll Dir ein „Denkstoss“ geben, obwohl der nun ja sehr einfach ist, bin ja nunmal sehr fair!) 8)

  • Zitat von "Zeno"

    Archäologische Funde (wenn's jemanden interessiert):
    http://www.br-online.de/studio-franken…24060951111.xml (mit Video)

    Luftbild, das einen Überblick gibt (Blickrichtung Ost) (noch mit den Häusern an der Karlstraße):
    Nürnberg Luftbild - Digitale Luftbildfotografie - Aktuelles: Bilder vom Rundflug mit den Gewinnern des 2. und 3. Preises des zweiten Rätsels

    Sehr interessant!

  • Zitat von "Hildi"

    Auf den ersten Blick denkt man, da ist Hildesheim gemeint!


    Wenn man vor lauter Heimatstolz vergißt, in welchem Strang wir uns hier befinden und von welchem Gebäude wir eigentlich die ganze Zeit reden, vielleicht schon. 8)
    Hätte ich Hildesheim gemeint, wäre meine Aussage zudem völlig verfehlt gewesen. Aber ist recht, ich werde mich künftig anstrengen, ausführlicher zu formulieren.

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  • Zitat von "youngwoerth"


    Wenn man vor lauter Heimatstolz vergißt, in welchem Strang wir uns hier befinden und von welchem Gebäude wir eigentlich die ganze Zeit reden, vielleicht schon. 8)


    Haha! :lachentuerkis:
    Meinen kann man viel, man muss es auch eindeutig rüberbringen, was nun nicht der Fall war!
    Du hättest Dich ja trauen können, „von Nürnberg“ zu sagen, obwohl ich das wiederum nicht verstehe, da Du ja… (Denkstoß, denk mal nach was gemeint ist). :P

  • Zitat von "baukunst-nbg"

    In der Sache muß ich betonen, daß Backstein in Nürnberg doch ein sehr verbreitetes Material war, auch wenn es nicht prägend ist. Daher sehe ich seine Verwendung schon als legitim an, solange nicht die ganze Stadt nur noch aus Backstein besteht. Aber jedenfalls sind Klinkerfassaden nicht schlechter als die verputzten, wenn es sich angemessen abwechselt.


    Ich hätte mich schon sehr gewundert, wenn Nürnberg eine absolut Backstein-freie-Stadt gewesen wäre. :zwinkern:

  • Ja Hildi, Du bist toll. :applausgrinsen: Und ich bin raus. :gutenacht: *denkmirdenrestlieberalsdassichihnschreib* :P

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  • Backstein war wohl billig und wurde fast immer überputzt; auch zwischen Fachwerk, was man in den fränkischen Dörfern noch sieht. Die Nürnberger sind aber sicher viel rumgekommen und haben sich einiges abgeschaut. Zum Beispiel sind hier etliche Dächer und Giebel mit Kupferplatten gedeckt, als wenn man in Lübeck wäre.
    Einer alten Zeichnung nach zu schließen war die Burg ursprünglich aus Sandstein, Fachwerk oder auch Ziegelstein, welcher weiß, leicht rot oder ocker verputzt war.

    Einmal editiert, zuletzt von William (10. Januar 2016 um 20:58)

  • Mich würd interessieren, ob die gefundenen Fundamente, Pfähle oder Latrinenreste der Ausgrabung auf dem Augustinerhof erhalten bleiben können. Sind sowas nicht Bodendenkmäler?
    So schön wie solche Bebauungen, Ausgrabungen auch sind, bergen sie das Risiko der Vernichtung. Vermessen und aufgenommen können die Reste ruhig weg, immerhin existieren ja die Photos und Pläne... :?
    Oder täusche ich mich da?

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Mich wundert es immer, das die Reste alter Bebauung oder archeologischer Funde Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende, im Boden überstanden haben, obwohl immer und immer wieder auf ihnen gebaut wurde und dieser kontinuierlicher Prozess durch eine moderne Bebauung beendet wird. Muss man eigenlich immer auf "Römertiefe" ausschachten?

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Tja, mal wieder diese zweischneidige Geschichte. Auf der einen Seite bin ich immer hoch begeistert was alles bei solchen Ausgrabungen zu Tage befördert wird. Auf der anderen Seite wird diese "Baustelle" total archeologisch bereinigt und es bleibt für die nächsten Generationen nichts übrig. :?

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Ich finde es nur traurig, diese Artikel zu lesen. Wieder einmal wird gewahr, was für uralte gewachsene Strukturen dieser gottverdammte Krieg unwiederbringlich vernichtet hat.