Braunschweig - Wiederaufbau der "Alten Waage"

  • Ich bin in der Frankfurter UB fündig geworden: "Die Alte Waage in der Braunschweiger Neustadt".

    Darin findet man einen Aufsatz mit dem Titel "Wollmarkt/Alte Waage: Städtebauliche Entwicklung und Diskussion nach 1945" von Andreas Zunft.

    Und in diesem Aufsatz wiederum zitiert Andreas Zunft mehrfach die "Denkschrift zum Wiederaufbau der Alten Waage" von Dr. Konrad Wiese aus dem Jahr 1987. Es wäre schön, wenn ich die Denkschrift irgendwo vollständig ausfindig machen könnte; bis dahin müssen die von Zunft zitierten Passagen reichen.

    Natürlich poste ich das alles hier mit dem Hintergedanken der Anwendbarkeit auf die aktuelle Debatte in Frankfurt... :gg:

    Also, hier die zitierten Stellen


    Interessant ist vor allem der letzte Absatz: Offenbar hat Wiese eine ganze Reihe von Beispielen für Rekos aus der Geschichte genannt. Deswegen wäre es eigentlich nicht schlecht, wenn man seine Streitschrift ausfindig machen könnte...

  • Und noch etwas Interessantes aus dem Buch "Die Alte Waage in der Braunschweiger Neustadt"...

    In dem darin enthaltenen Aufsatz "Das Stadtbaukunstwerk 'Alte Waage'" von Justus Herrenberger heißt es:

    Zitat

    Wir heutigen Architekten stehen neidvoll staunend vor den städtebaukünstlerischen Leistungen unserer Vorfahren.

    :gg:

    Schöner Satz, könnte man ja fast hier im Forum als Signatur verwenden...

    Wichtiger aber ist, dass Herrenberger nun einige Dinge aufzählt, die nach dem Wiederaufbau der Alten Waage eigentlich auch noch geschehen müssten:

    Zitat

    So ist der Wiederaufbau der Alten Waage auch als eine Herausforderung, die Umgebung städtebaukünstlerisch zu verbessern, zu verstehen. Es gibt noch viel zu tun:

    - Der enge Raum zwischen der Waage und den Häusern Nr. 16, 17, 18 könnte ein gefaßter, ruhiger kleiner Fußgängerplatz werden. Der Haupteingang in die große Diele liegt an der richtigen Stelle mit Blick in die Kröppelstraße und auf die Liberei.

    - Die Öffnung der Langen Straße ist viel zu breit. Früher ging von der Langen Straße - Küchenstraße eine schmale, gekrümmte Straße in Verlängerung des Meinhardshofes ab. Ging man dort durch, bot sich ganz plötzlich und dramatisch der Anblick der Andreaskirche mit der Alten Waage davor.

    - Ganz schlimm ist heute die Einfassung des Blickes auf das Westwerk von St. Andreas von der Weberstraße aus. Daß ausgerechnet von dieser städtebaulich wichtigen Stelle der Blick nach rechts auf eine tote Parkpalette führt, zeigt, wie wenig unsere Architektengeneration von Stadtbaukunst versteht oder diese Gedanken politischen Entscheidungsträgern zu vermitteln mag.

    - Das alte Kopfsteinpflaster, die Gehwegplatten aus Velpker Sandstein und die Granitborde sind noch erhalten bzw. zu ergänzen. Unerfreulich ist, daß durch das Anheben des Erdgeschoß-Niveaus auf ca. +1,20 m, bei den schlichten Wohnhäusern der Randbebauung, der Blick vom Gehweg auf die ärmlichen Kellerfenster fällt.

    Das ist doch sehr interessant: Sollte ein APH'ler demnächst mal nach Braunschweig kommen, könnte er doch mal überprüfen ob a) die Vorschläge Herrenbergers auch seiner eigenen Meinung nach sinnvoll sind; und ob b) irgendetwas davon seit dem Bau der Alten Waage bereits umgesetzt bzw. in Angriff genommen wurde.

  • Zitat von "Restitutor Orbis"


    Und in diesem Aufsatz wiederum zitiert Andreas Zunft mehrfach die "Denkschrift zum Wiederaufbau der Alten Waage" von Dr. Konrad Wiese aus dem Jahr 1987. Es wäre schön, wenn ich die Denkschrift irgendwo vollständig ausfindig machen könnte; bis dahin müssen die von Zunft zitierten Passagen reichen.

    Hier gibt's das für 1,5 Euro (Seite 7 Mitte):
    http://www.braunschweig.de/rat_verwaltung…rkaufsliste.pdf

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Die Streitschrift ist heute bei mir eingetroffen!

    Hier mal ein kleiner Auszug:

    Zitat

    Zum Sinngehalt der Rekonstruktion in der heutigen Baukultur

    Der Begriff des Denkmals, so wie er in der Bundesrepublik interpretiert und gehandhabt wird, ist für die baukulturellen Aufgaben nach dem immensen Umfang der Zerstörung der historischen Bausubstanz im Zweiten Weltkrieg nicht umfassend genug. Auf den Prinzipien der Denkmalpflege zu verharren, die auf dem "1. Tag der Denkmalpflege" in Dresden im Jahre 1900 von Cornelius Gurlitt formuliert worden sind, als wir noch in einer heilen Welt im Überfluß von Baudenkmälern lebten, hieße die Veränderung unserer baulichen Umwelt ignorieren.

  • Tolle Bilder, auch wenn (noch) etwas die Patina fehlt. Ist die Reko eigentlich ein echtes tragendes Fachwerk ohne Stahl- oder Betonelemente?

  • Tolle Bilder, auch wenn (noch) etwas die Patina fehlt. Ist die Reko eigentlich ein echtes tragendes Fachwerk ohne Stahl- oder Betonelemente?

    Ja, es ist ein tragendes Fachwerk.

    Lübeck, mein Lübeck, an der Waterkant
    Königin der Hanse, Perle am Ostseestrand.

  • Tipp:

    Es gibt in diesem Monat eine Neuerscheinung im Bereich Taschenbuch - Stadtführer mit dem Titel:

    Braunschweig an einem Tag

    Ein Stadtrundgang

  • Es ist wirklich eine Schande, wie viele Städte wiederaufgebaut wurden. Es wird noch vieler Generationen bedürfen, um das Unheil zumindest in Ansätzen abzumildern.