Bremen - Innenstadt (Galerie)

  • Tja, ist eben nur die halbe Wahrheit mit der originalen Weserrenaissance - ich habe damit aber ohnehin kein Problem und bin diesbezüglich von einer kindlichen Unbefangenheit.

    Zunächst diese frühe Aufnahme von der neuen Börse aus (am Tatzentier zu erkennen)

    Und dann quasi via Stereobildtechnik enstand wenig später jenes

    Die Bilder sind gemein und frei.

    Man sieht vielleicht, dass seinerzeit auch schon eine nicht unerhebliche Umgestaltung des linken Baus erfolgte.
    Beim heutigen (denkmalgeschützten) Bestandsbau des Bankhauses Neelmeyer dürfte nicht mehr viel original sein; man betrachte z. B. auch den fehlenden Erker links an Nr. 16, während nunmehr rechts an Nr. 15 einer prangt.
    Am schmalen Eckhaus Nr. 14 wurde offenbar dann auch noch der durch den Krieg gekommene kleine Dachgiebel beseitigt.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Zitat von "Palantir"

    bin diesbezüglich von einer kindlichen Unbefangenheit

    Das tut gut.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Wenngleich etwas weniger unbefangen und so den linken Giebel mehr als den rechten estimierend, vertrete ich die Meinung, dass beide Giebel rekonstruiert gehören.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Heimdall: Innenaufnahmen der Baumwollbörse gibt es noch bei wikipedia.commons, z.B. das beigefügte. Leider ist im Eingangsbereich schlecht zu fotographieren.
    http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Bremer_Baumwollboerse?uselang=de\r
    commons.wikimedia.org/wiki/Categ ... uselang=de

    @kindvon...: Die von CK eingestellte Luftaufnahme dürfte meiner Kenntnis nach das Endstadium sein. Ein paar weitere findest Du hier, teilweise waren die schon im Forum zu sehen. Die Aufnahme unten rechts zeigt das völlig zerstörte Stephani-Viertel (nicht etwa: Stefanie-Viertel), das heute -kein Wunder- komplett im Stil der 50er bebaut ist.
    http://images.google.com/images?q=bremen+ruins&q=source%3Alife\r
    images.google.com/images?q=breme ... rce%3Alife

    Hat irgendjemand eine Aufnahme von der Situation nach dem Krieg nordwestlich des Doms, also zwischen Dom und Violenstraße? Das Gebiet dürfte gut ausgesehen haben, heute steht dort u.a. ein Parkhaus, ich vermute sinnlose Abrisse.

  • Weiter geht es mit dem zweiten und letzten Teil meiner Reise um den Bremer Marktplatz, jetzt mit der Schütting-Zeile.

    Bild Nr. 21: Nachdem wir schon ein tolles Bild des Vorkriegszustandes gesehen haben, beginne ich mit einer Ansicht des Bereiches rechts vom Schütting. Auffällig neben dem völlig umgestalteten jetzigen Bankhaus Neelmeyer ist das Gebäude ganz links, dort hat sich in den 60ern ein Architekt selbst verwirklicht.

    Bild Nr. 22: Dieser Bereich links in der Zeile sah mal so aus, allerdings weiß ich nicht, bis wann. Das Eckhaus ist Markt 20.

    Quelle: http://www.bildindex.de\r
    http://www.bildindex.de

    Bild Nr. 23: Dass die Giebel des heutigen Bankhauses Neelmeyer verdoppelt wurden, hatten wir schon. Dies geschah laut "Die Bremer Altstadt" von Hans Hermann Meyer 1893, als die Niedersächsische Bank das Gebäude Markt 15 erwarb um ihr bestehendes Bankgebäude Markt 16 zu erweitern. Über die Bedeutung von "Zum Patzenhofer" finde ich in "Die Bremer Altstadt" nichts. Offenbar diente es zum 2. Weltkrieg hin als Restaurant.

    Quelle: http://www.bildindex.de\r
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    Bild Nr. 24:

    Quelle: http://www.bildindex.de\r
    http://www.bildindex.de

    Bild Nr. 25: Dass die linke Außenlucht (zumindest in Teilen) jetzt in der Parkallee steht, ist erstaunlich, das muss ich bei Gelegenheit überprüfen.

    Quelle: http://www.bildindex.de\r
    http://www.bildindex.de

    Bild Nr. 26: Das Gebäude wurde am 06.10.1944 völlig zerstört. Auf dieser Aufnahme ist die linke Außenlucht schon nicht mehr erhalten. Wieder sehen wir, dass der Giebel links oben auf dem Gebäude rechts neben Markt 15/16 nach dem Krieg noch erhalten war. Jetzt heißt das Gebäude 15/16 "Zum Roland".

    Quelle: http://www.bildindex.de\r
    http://www.bildindex.de

    Bild Nr. 27: Hier ist der genannte Giebel weg.

    Quelle: http://www.bildindex.de\r
    http://www.bildindex.de

    Bild Nr. 28: Hier sehen wir den Durchgang links neben dem Schütting zur Böttchergasse.

    Bild Nr. 29: Die gleiche Stelle im Dunkeln.

    Bild Nr. 30: Jetzt sehen wir den Schütting mit etwas zu viel Licht, er hat erst im vergangenen Jahr sein Kupferdach wiederbekommen. Der Schütting brannte am 06.10.1944 völlig aus, wurde allerdings wieder aufgebaut und sieht heute, auch von innen, picobello aus. Einiges steht, allerdings nicht sehr viel, steht bei Wikipedia. http://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%BCtting_(Bremen\r
    de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%BCtting_(Bremen). Der Schütting hatte zunächst eine wesentlich einfachere Fassade. 1895 sah die Handelskammer ihr Gebäude als zu schlicht an, und lies es im Zuge des hier kontrovers diskutierten Historismus mit wesentlich mehr Schmuck versehen.

    Bild Nr. 31: Detail am Frontgiebel des Schütting.

    Bild Nr. 32: Detail am Ostgiebel des Schütting.

    Bild Nr. 33: Ich habe mal irgendwo gelesen, der Bremer Marktplatz könnte mit dem Brüsseler grand place mithalten, wenn die Ostzeile noch erhalten wäre. Zumindest diese Ecke hat etwas vom grand place, auch wenn die Gebäude im Detail natürlich völlig anders sind. Wesentlich dazu bei trägt das Kontorhaus am Markt, gebaut 1910/10, das die Ecke wunderbar abschließt.

    Bild Nr. 34: Hier sehen wir die Westseite des Marktplatzes im aktuellen Zustand, die Hausnummern gingen im Lauf der Zeit öfters durcheinander. Links sehen wir die Sparkasse, daneben die heutigen Doppelgiebel der Ratsapotheke. Das zweite Gebäude vom rechts wurde nach dem Krireg vereinfacht aufgebaut, passt sich aber immerhin halbwegs ins Ensemble ein. Das rechte Geäude, das heutige "Beck's am Markt" wurde 1909 als "Deutsches Haus" gebaut, da die vorherige Bebauung als zu schlicht empfunden wurde.

    Bild Nr. 35: Wesentlich zu wenig wird meiner Meinung nach das linke Gebäude der Westzeile beachtet, in dem sich heute die Sparkasse Bremen Am Markt Nr 12 befindet. Das Gebäude, bzw. seine Fasade, befand sich bis zum Krieg an der Schlachte Nr. 31 B und wurde 1957 an seinen aktuellen Standpunkt versetzt. Das Gebäude an der Schlachte war bis auf die Fassade (die gesichert wurde) völlig abgebrannt, das alte Gebäude in der Westzeile des Marktes war völlig zerstört. Das heutige Gebäude am Markt Nr. 12 besitzt einen eigentlich klassischen Perückengiebel mit der Spezialität, dass die um 1750 geschaffene Fassade im Rokokostil entstand. Am Markt Nr. 12 enthält eine wunderbare Auslucht (ein in den Straßenraum geschobener Vorbau), eine Bremer Spezialität (eine der wenigen Ausnahmen außerhalb Bremens ist das Leibnizhaus in Hannover), die es bis zum Krieg in großer Menge und jetzt fast gar nicht mehr gibt (aus dem Buch "Das Sparkassenhaus am Markt zu Bremen" von Rudolf Stein"). Hier ist es in den 50ern wirklich gelungen, ein Stück Architektur nicht nur zu retten, sondern es auch auch noch einer sinnvollen wirtschaftlichen Nutzung zuzuführen. Sogar der Innenraum in seinem z.T. erhaltenen 50er-Design wird für manchen sehenswert sein.
    Vermutlich überflüssig ist es, wenn ich erwähne, dass ich es absolut für sinnvoll halte (wenn es gar nicht anders geht!), Gebäudeteile zu versetzen, hier gibt es ja Puristen, die davon grundsätzlich gar nichts halten. Eines der wenigen sehenswerten Höuser in Hannover ist nun mal das Leibnizhaus, das ja bis zum Krieg in der Schmiedestraße stand (Heute Ecke Schlosstraße/Leinstraße). Gleiches gälte z.B. für den Kaiserpalast in DD, den wird es an seinem alten Platz nie wieder geben, ich sähe ihn lieber an anderer Stelle als gar nicht.

    Bild Nr. 36:

    Bild Nr. 37: Auf diesem Merian-Bild sehen wir die Situation der Westzeile im Jahr 1630. Leider steht von diesen Gebäueden keines mehr. Das kleine ganz links wurde für eine Verbreiterung der Langenstraße abgerissen. Der Doppelgiebel D+E war laut Wikidedia äußerst bekannt, stammte von Lüder von Bentheim und wurde aus mir unbekannten Gründen 1830 durch eine Biedermeierfassade ersetzt. Die Gebäude links und rechts von D+E gingen erst im letzen Krieg verloren.

    Quelle: http://www.wikipedia.de\r
    http://www.wikipedia.de

    Bild Nr. 38:

    Quelle: http://www.bildindex.de\r
    http://www.bildindex.de

    Bild Nr. 39:

    Quelle: http://www.bildindex.de\r
    http://www.bildindex.de

    Bild Nr. 40: Hier sehen wir den Roland im Jahr 1909, dahinter den rechten Bereich der Westzeile, das spätere "Deutsche Haus ist gerade eine Baustelle.

    Quelle: http://www.bildindex.de\r
    http://www.bildindex.de

    Bild Nr. 41: Hier sehen wir die Westzeile links mit dem späteren Kontorhaus als Baustelle.

    Quelle: http://www.bildindex.de\r
    http://www.bildindex.de

    Bild Nr. 42: Hier ist das Kontorhaus fertiggestellt.

    Quelle: http://www.bildindex.de\r
    http://www.bildindex.de

    Bild Nr. 43: Die Ratsapotheke im Detail.

    Quelle: http://www.bildindex.de\r
    http://www.bildindex.de

    Bild Nr. 44: Hier haben wir die Westzeile im Vorkriegszustand aus der Luft. Zu beachten ist der das Stadtbild dominierende Turm der Ansgarii-Kirche.

    Quelle: http://www.bildindex.de\r
    http://www.bildindex.de

    Bild Nr. 45: Und hier haben wir die gleiche Perspektive nach dem Krieg. Zwischen Marktplatz und der Stephani-Kirche in der oberen Bildmitte sind einige z.T. gut erhaltene Ruinen zu erkennen, die in der Folgezeit komplett abgeräumt wurden, z.B. die Straße, die der von der Obernstraße schrägt links in Richtung zu St. Stephani abzweigt, existiert heute komplett nicht mehr.

    Bild Nr. 46: Die ausgebrannte Ratsapotheke im Detail.

    Quelle: http://www.bildindex.de\r
    http://www.bildindex.de

    Bild Nr. 47: Zum Abschluss sehen wir noch den Blick auf das "Deutsche Haus" in der Obernstaße.

    Bild Nr. 48: Detail am "deutschen Haus in der Obernstraße.

    Bild Nr. 49: Auf der Rückseite der Westzeile in der Hakenstraße sehen wir noch einen schönen Giebel, der im Stadtbild völlig untergeht, daneben rechts noch ein Phantasiegebilde aus den 60ern. Wo viel Licht ist, ist auch starker Schatten. Das war's für erste, ich mache irgendwann mit Langenstraße und Martinistraße weiter.

  • Tolle Darstellung, Erpel.
    Gut nachzuvollziehen ist, wie die Häuser "Am Markt 15/16" gehörig bearbeitet wurden und im Laufe der Zeit und Giebel und Erker errichtet, gespiegelt, hinzugefügt oder abgebrochen wurden. Den kleinen erhaltenen Giebel am benachbarten Nr. 14 zu entfernen war natürlich eine grobe und dämliche Geschichte.

    Patzenhofer ist übrigens eine seinerzeit sehr bedeutende Berliner Brauerei, später noch -marke für dunkles Bier, welche dann wohl auch in Bremen florierte:
    http://www.bierfestival-berlin.de/index.php?idcatside=78
    http://www.luise-berlin.de/lexikon/frkr/a…drichshoehe.htm

    Schließlich noch ein undatierter Stich mit einem Blick vom Marktplatz Richtung Süden.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Sehr interessant und auch faszinierend. Ein Wiederaufbau, wie er imgrunde radikal verändernd war und trotzdem das Vorkriegsniveau gehalten hat.
    Waren die beiden Vorkriegsgiebelhäuser wirklich noch Renaissance? Sie kamen mir nämlich so Neo vor.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • This Marktplatz is one of the best in Europe. The ensemble of Burgerhauser is impressive
    (not to mention the Rathaus). I look forward for the Langenstrasse and Martinistrasse!
    Bremen is a very convincing example to my claim, that also the large (and much destroyed) cities
    of germany has a lot to offer today.

  • Ich hatte hier irgendwann einen Beitrag zu den Themen Martinistraße und Langenstraße angekündigt, vor allem die Langenstraße geistert die ganze Zeit in meinem Kopf herum. Das Thema ist nun kein leichtes, es gibt keine systematische Abhandlung. Vor mir liegt nun das Buch "Romanische, Gotische und Renaissance Baukunst in Bremen" von Rudolf Stein aus dem Jahr 1962. Das enthält vor allem zahlreiche Zeichnungen verlorener Gebäude (Beispiel siehe unten), die Rudolf Stein selbst z.T. aus noch wesentlich älteren Veröffentlichungen entnommen hat. Darf ich diese im Buch enthaltenen Zeichnungen hier einstellen?


    http://www.pic-upload.de/view-8561650/mi09348g13a.jpg.html
    Bildquelle: Bildindex

  • @Palantir: Vielen Dank für die Info, auf die Idee, mir die Quellenangaben anzuschauen, hätte ich auch selbst kommen können. In der Tat sind Quellen der Zeichnungen angegeben, z.B. Aufmaßzeichnungen eines J. Wetzel aus dem Jahr 1870, die Bilder einzustellen dürfte also klargehen.

    Vielen Dank auch für den interessanten Link.
    Dieses Bild (Am Brill) wird in Bremen kaum jemand mehr einordnen können. Die Ansgarii-Kirche gibt es ja nun nicht mehr, die Straße, die sich rechts vom Betrachter entfernt, ist heute die gewaltig verbreiterte Martinistraße. Das einzige Gebäude, das noch steht, ist die Sparkasse ganz links.
    Am Brill

    Diese Luftaufnahme des südlichen Endes der Altstadt ist auch schön, wir sehen, dass 1950 im Vordergrund des Bildes noch vieles steht, was heute nicht mehr steht.
    Luft-Altstadt-l

  • Welches Denkmal lins vom Roland stand, weiß ich nicht.


    Könnte das nicht der alte Neptunbrunnen von Teichmann gewesen sein, der in dem Film "Deutschlandreise 1934" gezeigt wird und im Krieg zerstört wurde? Nicht zu verwechseln mit dem neuen Neptunbrunnen im Domhof.

    Ansonsten möchte auch ich mich verspätet für die Fotos bedanken. Dass der Domplatz zu den schönsten Plätzen in Europa zählt, kann ich durchaus nachvollziehen.

  • Das betreffende Denkmal stand am seinerzeit neu gewidmeten Kaiser-Wilhelm-Platz und war dementsprechend auch ein Reiterstandbild des Kaisers Wilhelm, geschaffen von Robert Bärwald (1893), welches bereits im Jahr 1942 zu Panzern, Granathülsen o.ä. umgeformt wurde.

     Bildquelle:Wikipedia

    Seitliche Ansicht

    Der Standort von der Obernstraße betrachtet, mit Westseite des Rathauses und Dom im Hintergrund

    Bildquelle:Library of Congress

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Blick von der Teerhofinsel auf die Altstadt von Bremen - im Vordergrund die Schlachte gesehen von West nach Ost:

    Ausschnittsweise früher:

    Siehe für weitere damalige Ansichten auch hier:
    Weserkurier: Die historische Schlachte

    Das Stadtmodell von HB innerhalb der Wallanlagen von NW gesehen - im Vordergrund die Kulturkirche St. Stefani.

    Und von der anderen Seite, also von SO - im Vordergrund vor der Altstadt die Kunsthalle.

    Und schließlich erneut die "Kernaltstadt" quer von SW über die Große Weserbrücke gesehen - im Hintergrund die Bahnhofsvorstadt.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Auf die eingestellten Bilder der Bremer Schlachte wollte ich noch eingehen, fasse mich aber kurz. überhaupt wollte ich das Thema Schlachte selbst schon darstellen (gerade jetzt ohne Laub an den Bäumen), was ich aber nicht geschafft habe.

    Die aktuelle Bebauung der Schlachte finde ich ziemlich trist, hier hat kaum ein Gebäude den Krieg überstanden. Am schlimmsten finde ich den ewig langen großen roten Klinkerbau, der im zweiten Bild von Palantir rechts teilweise gezeigt wird. Die folgenden Bilder deuten den Vorkriegszustand des Areals zwischen den beiden damaligen Weserbrücken von links nach rechts bis zum Krieg an, ich habe kaum gute Aufnahmen gefunden. Das Gebäude „Schlachte 31 B“ zeige ich mehrfach, es (bzw. seine Rokoko-Fassade) befindet sich heute am Marktplatz, wohin es 1957/58 versetzt wurde und heute die Sparkasse beheimatet (das hatte ich schon mal hier im Forum geschrieben). Alle Bilder stammen aus Bildindex. Traurig ist immer wieder, auch wenn wir das im Forum schon mehrfach benannt haben, der Anblick der verlorenen Ansgarii-Kirche.

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    610 Bei diesem Bild musste etwas stutzen, offenbar zeigt es in der Bildmitte den Bremer Dom vor dem kaiserzeitlichen Umbau, der zur heutigen Gestalt führte.

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    612 Bemerkenswert ist das Gebäude des heutigen Kasino Bremen, das 1906 als Haus „Wagen und Waegen“ für die bremische Reichs- und Handelskompanie erstellt, im Krieg zerstört und anschließend teilweise wieder aufgebaut wurde. Das Gebäude war bis zum Krieg beachtlich groß (siehe Bild 604-605), die Weserseite wurde nach dem Krieg völlig verstümmelt ...


    613 ..., die Seite zur Langenstraße ist heute auch ohne Giebel noch ausgesprochen imposant.


    614

    615 Allerdings geht das Gebäude (Bildmitte) in der heutigen Langenstraße unter und ist in Bremen weithin unbekannt.

    616 Allerdings steht an der heutigen Schlachte dann doch noch das eine oder andere respektable Nachkriegsgebäude, wie dieses hier.

    617 Das klassizistische Gebäude der Rederei Neptun a.d. 1869 sieht zur Langenstraße deutlich besser aus als zur Weser, wo die Ansicht durch Klinker ruiniert wurde.

    Anzeigen möchte ich noch, das die Bremer Schlachte lange eine vergessene Ecke der Stadt mit ein paar Parkplätzen und sonst nichts war. Um das Jahr 2000 wurde das Areal mit Gastronomie versehen, die bei schönem Wetter riesig angenommen wird. Bis dahin gab es in Bremen einen einzigen (!) nennenswerten Biergarten im Bürgerpark. Dass man bis zum Jahr 2000 gebraucht hat, um das Potential der Schlachte zu erkennen, ist dann schon wieder eine ganz besondere Leistung.

    Das war’s.

  • Die Rekonstruktion der Giebel bei jenem Haus „Wagen und Waegen“ würden dieses dennoch aufwerten. Würde man daran angeschlossen das Dach wieder aufbaen und eventuell dort größere Fenster reinbauen, würde man damit auch zusätzlichen wertvollen Innenstadt-Raum gewinnen. Gab bzw. gibt es dafür keinerlei Pläne?

  • Ich nehme mal an, dass „Wagen und Waegen“ nach dem Krieg relativ zügig wieder aufgebaut wurde, im Stil der Zeit möglichst schlicht und ja ohne Historismus. Ich habe ein Bild aus dem Jahr 1964 gesehen, da sah es zur Weser so aus wie heute. Ab 1964 war der Hauptmieter das Stadtplanungsamt nach dessen Auszug aus dem Lloydgebäude. Ob jemals an eine Rekonstruktion der Giebel gedacht wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Der aktuelle Mieter hat das Gebäude ab 2003 saniert, auch die erhaltene Fassade zur Langenstraße. Ich schätze, eine Rekonstruktion der Weserseite würde gewaltig teuer.

  • Von einer Rekonstruktion der Weserseite gehe ich auch nicht aus. Aber die von Dir eingestellte Zeichnung zeigt ja die erhaltene Rückseite, an der nur die Giebel fehlen. Man könnte also das offenbar bislang fehlende Dach aufstocken, auch zur Raumgewinnung, zur Weserseite angepasst-modern, zur Rückseite mit Rekonstruktion der Giebel. So war mein Gedanke.

  • Zur Schlachte: Hier kann man sich Bildes des Dioramas ansehen, welches die Schlachte im Jahr 1840 zeigt.

    Weiter geht's mit Historie - ich verweise auf die Flickr-Gruppe "Bremen Vintage", welche diverse hochinteresssante Bilder enthält.
    Die Ansicht der alten Glocke vor der Brandzerstörung mit dem alten Domturm im Hintergrund hatte ich vorher noch nie gesehen.

    Hier noch ein weiteres Bild des "alten" Doms aus dem Jahr 1880 vom Marktplatz aus gesehen:

    So hätte der Bremer Dom heute vielleicht heute auch aussehen können, hätte man sich damals in den 1880ern für Klingenberg'sche Neugotik statt Salzmann'sche Neoromanik entschieden - mir gefiele das sogar weitaus besser.

    Dann zur Abwechslung eine Luftaufnahme (wohl ca. 1940) der Bremer Innenstadt rund um St. Ansgarii/Lloyd-Gebäude sowie nach NO über den Wall:

    Es folgen zwei außerordentlich gut gemachte "Früher-Heute-Vergleich"-Bilderserien des Weserkuriers:

    So hat Bremen sich verändert

    Bremen - Ansichten heute und gestern

    Und dann abschließend noch für die Hartgesottenen und Schwerstmarinierten einige farbige Ansichten von Bremen kurz vor Ausbruch des 2. Weltkriegs:
    Radio Bremen: Bremen in bunten Bildern

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