Habe mir heute den Zollernhof angesehen, eine wirklich feine Architektur, nicht zuletzt wegen ihrer tektonischen Logik. Die unteren vier Geschosse sind durch kolossale Lisenen gegliedert, die mit einem Sturz und darüber liegendem Gurtgesims verbunden sind. In jede der Travéen sind in der Erdgeschosszone schmale Mauerstreifen mit scheitrechtem Bogen Bogen eingestellt. Drauf sitzt eine Brüstung, deren gebauchte Konsolen zwei Sohlbänke tragen. Mittig auf den Sohlbänken steht eine Streben mit abgefasten Kanten, der an den Innenseiten der Kolossaslisenen gleiche Profile entsprechen. Diese gleichsam in die Interkolumnien der Lisenen eingestellt Sekundärstruktur schließt nach oben auch mit einem abgefasten Profil ab. In einer dritten Ebene sind in die Zwischenräume der Streben drei Fenster als sich selbst tragende Binneneinheiten mit leicht vorspringenden Brüstungen eingestellt. Die Fensteröffnungen wiederum werden von Kreuzstockrahmen gefüllt, in die wiederum vier sprossenunterteilte Flügel eingesetzt sind. Wir haben also das Prinzip von 5 eineinander verschachtelten Gestaltungsebenen:
1 Kolossallisenen
2 Erdgeschossfenster mit aufgesetzten Streben
3 Übereinanderstehende Fenstereinheiten
4 Kreuzstock
5 Sprossen
Im Sinne der Fraktalität wird die Gliederung von der Makrostruktur bis zur Fenstersprosse schrittweise heruntergebrochen. Sehr schön dann auch das Fugenbild der scheitrechten Bögen und die Idee, dass die Konsolen sich unter der Auflast gleichsam stauchen. Schade nur die abgehängten Decken in den Durchfahrten.