Berlin - Unter den Linden

  • Das ist der Blick nach Norden in die damals noch 'Neue Wilhelmstraße'. Das Haus selbst stammt wohl von Schinkel. Rechts anschließend - trotz Ähnlichkeit - dagegen nicht das Palais Redern, welches sich auf der Linden-Südseite auf dem heutigen Adlon-Grundstück befand.

    Siehe auch: Berlin - vorher, nachher, heute
    Der linke Hausrest hat wohl bis zum WK2 weiterbestanden und ebenfalls einen "Loeser und Wolff" beherbergt.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • HILFE EIN BILD FEHLT ...

    Liebe Liebhaber der Linden.
    Wir sind dabei das Vorkriegsberlin digital wieder zu errichten. Nun wenden wir uns gerade der Straße unter den Linden zu und es fehlt uns ein Bild - und zwar UdL 62-63 - kann hier jemand dienlich sein?

    Vielen Dank für die Mühe


  • Hallo Peter,

    zur Unterstützung bei der Suche folgender Auszug aus einem Aufsatz zur 1820er Lindenrolle aus den Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins (Jahrgang 1966):

    "Von den Häusern zwischen Neustädter Kirchgasse und Kleine Wallstraße, welche die Lindenrolle zeigt, war vor Kriegsausbruch keines mehr erhalten, auch die späteren Bauten fielen dem Krieg zum Opfer. Jetzt steht hier ein einziges Gebäude: das Ministerium für Innen- und Außenhandel (neue Nr. 44—60). Das Eckhaus Nr. 59a/60 besaß 1820 der Archivar der Akademie d. Wissenschaften Frentzel, das Doppelhaus Nr. 61/62 der Kaufmann Voigt sowie der Buch- und Kunsthändler Hasselberg und das Doppelhaus Nr. 63/64 der Sattler Strahler und der Bäckermeister Schleuse. Als 1864 auf den Grundstücken Nr. 62/63 der Neubau für Dr. Epenstein entstand, mußten auch bald die Haushälften Nr. 61 und 64 neugebaut werden. In Nr. 62/63 war später das Restaurant von Hiller. Die Häuser Nr. 59a—63 wurden 1935 für den Bau der Nord-Süd-S-Bahn abgerissen. Am längsten hatte sich von den alten Häusern der dem Rentier Kerwitz gehörende Immediatbau Nr. 65 gehalten. Aber auch dieser wurde nach dem ersten Weltkrieg unschön modernisiert. Zusammen mit Nr. 64 stand er noch bis 1961. Nr. 66 und Nr. 67 wurden 1866 und 1892 durch Neubauten ersetzt. Das Eckhaus an der Kleinen Wallstraße mußte 1876 einem Neubau weichen. In dem alten Haus hatte Giacomo Meyerbeer von 1842—45 während seiner Amtszeit als Generalmusikdirektor gewohnt." (Kleine Wallstraße = Schadowstraße)

    Vom renommierten Restaurant Hiller, welches bekanntlich von Lorenz Adlon übernommen wurde, habe ich leider nur einige Innenaufnahmen entdecken können.

    Dann gibt es aber zumindest noch eine Schrägaufnahme des Blocks von Georg Bartels aus dem Buch "Unter den Linden" aus dem Nicolai-Verlag.
    Zitat: "Das besonders stattliche Haus mit den beiden Erkern, das vierte von rechts, Nr. 62/63, wurde 1864 für Dr. Epenstein erbaut, dessen Erben es noch um 1900 besaßen. Hier war auch lange Zeit das berühmte - Dressel gleichwertige - Restaurant von Karl Hiller."

    Für eine Frontalaufnahme des Hauses war Willy Pragher dann ja leider ein wenig zu spät dran, aber mit den Namen Epenstein, Hiller, Adlon könnte sich doch vielleicht noch etwas finden lassen?

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Die Linden gen abendlichen Westen.

    Wie wenden uns dem Prinzessinenpalais, vulgo Opernpalais zu, welches nach lang andauernden Bauarbeiten mit einem Café und der Kunsthalle der Deutschen Bank (ehem. Ecke Charlottenstraße) wiedereröffnet wurde.

    Westseite mit Terrasse, die neben der Treppe über eine lange Rampe erschlossen ist. Die auf der Seitenfläche der Rampe und der Fassade mehrfach angebrachte Inschrift lautet 'Palais Populaire'.

    Der rohbaumäßige Innenbereich des Cafés, zugleich Zugang und Verkaufsladen für die Kunstausstellung - fürchterlich!

    JDL Yorck von Wartenburg kann seinen Blick aufs Äußere beschränken.

    Kopfbau UdL und Gentz'sche Durchfahrt zur Oberwallstraße.

    Die Mauer zum Garten des Kronprinzenpalais erhält einen Natursteinsockel.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Na zum Glück beschränkt sich die Neugestaltung aufs Innere. Das ist ja mal wieder eine Wendung um 180°, verglichen mit dem Zustand vor dem Umbau. Das massive, schwarze Geländer der Rampe ist auch nicht so der Renner...Na wenigstens muss man nicht reingehen.

  • Es gibt noch ein ganz zauberhaftes Detail zu entdecken. Das Bild, auf dem oben die Neue Wache und ein in hellem Licht getauchter Baum zu sehen ist, hat etwas Malerisches. Diese Perspektive gleicht einem Ölgemälde von Schinkel oder Gärtner. Ohne Autos natürlich und ohne diese komischen modernistischen Stableuchten.

    Einfach mal entspannt auf sich wirken lassen!
    Ganz herzlichen Dank an den Fotographen.

  • Das Bild, auf dem oben die Neue Wache und ein in hellem Licht getauchter Baum zu sehen ist, hat etwas Malerisches. Diese Perspektive gleicht einem Ölgemälde von Schinkel oder Gärtner.

    Das dacht ich mir beim aller ersten Bild. Man muss sich nur Kutschen statt Autos denken und Menschen, die in eleganter Garderobe flanerien, herrlich!
    Leider sticht aber hier auch wieder hervor, dass das Schweinchenrosa der Staatsoper überhaupt nicht in das vornehme, erhabene und zurückhaltende Gefüge des Lindenboulevards passen möchte. Ich hoffe auf baldiges Verblassen der Farbe. Wenn es so wäre, wie das Zeughaus-Rosé hätte ich ja auch kein Problem damit. Aber so grell und aufgetakelt als friederizianisches Puderdöschen passt es dort einfach nicht hin.

  • Statt Geschmack und Schönheit nun also ein kalter Gefängnis-Speisesaal im Prinzessinnenpalais. Jetzt fehlt eigentlich nur noch die Molekularküche im Speiseplan, um das Grauen hundertprozentig perfekt zu machen. :daumenunten:
    Ein direkter Bildvergleich früher heute >> hier

  • Man könnte denken, dass hier eine Baufirma pleite gegangen ist und man jetzt notdürftig eine Wärmeküche für Bedürftige eingerichtet hat. An dem Unort wird richtig deutlich, wie krank diese ganze Architekten-Zunft ist, die so einen Schrott verzapft. Absolut unfähige lächerliche Menschen, die keinen Sinn für Schönheit noch für das schöne Leben haben.

  • Im Lokal drinnen sehe ich auf dem von Bismarck verlinkten Bild nur 2 Leute und die sind offensichtlich Angestellte und auf dem Bild von Mantikor 7 Leute, davon 5 Angestellte...ob das an der Innenarchitektur liegen mag oder dem Angebot? Außen schaut alles wirklich sehr schön und edel aus, aber für das Innere hat dann leider das Geld nimmermehr ausgereicht - zu Lasten des Betreibers. Ich befürchte für den Pächter, dass sich bei dem kalten Garagenlicht niemand lange dort wird aufhalten können. Man isst halt auch mit den Augen...

  • Ich finde, dass man das etwas differenzierter bewerten sollte. Auf den ersten, und auch den zweiten, Blick gefällt mir der Vorzustand besser. Aber, es ist eben auch dieser nicht Gold gewesen.

    Die Tische und Stühle, der taubengraue Teppichboden. Das hatte eben das Flair eines "Oma-Cafés". Das ist in Ordnung, zumal auch ich gelegentlich solche Cafés besuche, um einen Kuchen zu essen. Es stellt sich aber die Frage, ob es dafür an dieser Stelle noch die ausreichende Besucherklientel gibt.

    Die Neufassung ist ein radikaler Bruch. Nun ist Sichtbeton und die Kargheit einer Mensa angesagt. Vermutlich soll das die jüngere Klientel ansprechen, die mit solchen Kantinen in der Unizeit aufgewachsen ist. Auch der Verzicht auf Lampen, also die Beleuchtung allein durch Glühbirnen, ist mir von einigen Bekannten nicht unvertraut.

    Die Umgestaltung der Speisekarte bestätigt meine Annahme, dass hier um ein jüngeres urbanes Publikum geworben wird, das in der Ecke einfach mehr herumläuft. Z.B. in Bad Kissingen dürfte es exakt anders herum wirtschaftlich funktionieren.

    Am besten wäre ein Kompromiss gewesen. Die verzierten Pfeiler und die Wandgestaltung hätte ich in alter Form gelassen, nun aber einen Dielenboden bzw. Parkett hereingelegt und ein interessanteres, bequemeres Mobiliar gewählt.

    Was heute eigentlich besser ist: Der Raum ist höher, weil die Deckenverkleidung bzw. herabgehängte Decke entfernt wurde. Das gibt ihm eine bessere Proportionalität. Dafür ist die Decke nun mit Lüftungsschächten und Neonröhren verunziert, die überhaupt nicht zum Äußeren des Hauses passen. Auch hier wäre es besser gewesen, die Deckengestaltung in alter Form incl. Kronleuchter zu belassen, nur die Herabhängung zu beseitigen. Für die Lüftung hätte eine elegantere, dezentere Lösung gefunden werden müssen.

  • Naja, das Innere will einfach nicht zum Äußeren passen. Mir ist das aber so lieber als umgekehrt :-). Da in der Regel solche Lokale innerhalb einer gewissen Zeit koplett "refurbisht" werden, soll uns das jetztige Ergebnis nicht weiter tangieren, zumal bekanntlich die Nachfrage über die Dauer dieses Zustands ab- und bestimmen wird.

  • Das Problem ist hier noch nicht einmal historisierende versus moderne Raumgestaltung, sondern schlichtweg die kalte, regelrecht abstoßende Wirkung des Raumes, alle hier geäußerten Assoziationen, ob Gefängnis-Kantine, Mensa oder Fabrikhalle in Bangladesch sind voll nachvollziehbar. Ich glaube kaum dass der Pächter in den nächsten Jahren gute Geschäfte machen wird...
    Dabei gibt es genug Bespiele dafür dass eine moderne Raumgestaltung auch einladend und angenehm wirken kann, wenn man nur will. Ein gutes Beispiel dafür ist das gegenüberliegende Zeughaus-Cafe, ebenso das Cafe im Barberini in Potsdam.

  • Im DAF wurde über das Wettbewerbsergebnis für das Bürogebäude des Bundestages Unter den Linden 62-68 direkt neben der neuen Botschaft Polens (die noch immer nicht im Bau ist) berichtet.
    Und es wird.... Trommelwirbel... ein Rasterbau. Wer konnte nur damit rechnen? stickpoke:)
    http://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/showpost…1&postcount=555

    Dieser Bau wirkt wie ein Klon der Ostseite des Humboldtforums und wie ein Zwilling des künftigen Botschaftsgebäudes. Also alles beim Alten im Hause Lüscher. Da hat sich wohl jemand schnell nochmal selbst ein Geschenk unter den Weihnachtsbaum gelegt :augenrollen:
    Ich finde das sehr bedauerlich, denn mit der Botschaft zusammen entsteht hier auf zig Metern ein äußerst uniformes und langweiliges Quartier in bester Leipziger Platz Tradition. Dass das nicht unbedingt für Aufenthaltsqualität steht, sollte jedem klar sein.
    Für einen Prachtboulevard sind diese ganzen herzlosen Bauten jedenfalls völlig ungeeignet. Wieder eine vertane Chance, wieder Bauten auf Zeit, wieder aus den Fehlern nix gelernt.
    Berlin, du kannst so schwierig sein :weinen:

    APH - am Puls der Zeit


  • Ich finde das sehr bedauerlich, denn mit der Botschaft zusammen entsteht hier auf zig Metern ein äußerst uniformes und langweiliges Quartier

    So ist es. Man könnte meinen die verantwortlichen Stadtplaner fühlten sich dazu berufen die "Visionen" von Albert Speer zu verwirklichen, kilometerlange kalte Monotonie zu schaffen, >> Vergleich