Berlin - Unter den Linden

  • "Der Bebelplatz präsentiert sich in alter Pracht"

    http://morgenpost.berlin1.de/images/2005/09…743_scaleUp.jpg

    Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer auf dem neugestalteten Bebelplatz

    Foto: Peters

    "Das ist zweifelsohne einer der bemerkenswertesten Architekturplätze Berlins." Sichtlich zufrieden mit Ergebnis übergab gestern Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) den Bebelplatz der Öffentlichkeit. Es sei gelungen, den Platz als wesentlichen Bestandteil des Forums Fridericianum wiederherzustellen. Die Arbeiten an weiteren Teilen des unter Denkmalschutz stehenden Forums, so der laufende Umbau der Straßen und Gehwege vor dem Hauptgebäude der Humboldt-Universität, würden bis Mai 2006 und damit rechtzeitig vor der Fußball-Weltmeisterschaft beendet, versicherte Junge-Reyer.

    Zwei Jahre lange war das Areal zwischen Staatsoper und Königlicher Bibliothek ("Kommode") eine Großbaustelle. Wichtigstes Projekt war der Einbau einer Tiefgarage als Voraussetzung dafür, geparkte Fahrzeuge vom Boulevard Unter den Linden zu verbannen. Auf zwei unterirdischen Etagen können nun bis zu 460 Pkw abgestellt werden. Um den Charakter des Platzes aber nicht zu stören, wurde auf Aufbauten wie Lüftungsschornsteine verzichtet. Die Be- und Entlüftung erfolgt daher über spezielle Bordsteine. Auch die Abfahrt-Rampen in der Behrenstraße und der Fahrstuhl in einer Gebäudeecke der Staatsoper sind für Platzbesucher kaum sichtbar. "Ein anspruchsvolles und in der Form in Deutschland bisher nirgendwo realisiertes Projekt", sagt Wolfgang Roeck, geschäftsführender Gesellschafter der Wöhr + Bauer GmbH, die den Platzumbau in einer öffentlich-privaten Partnerschaft plante und ausführte. Die Refinanzierung erfolgt über Einnahmen aus dem Parkhaus. Dessen Auslastung läßt allerdings noch zu wünschen übrig, räumt Roeck ein.

    Eine weitere Neuerung: Statt Strahler und Laternen sorgen schmale Lichtstelen für eine auf die Gebäudefassaden konzentrierte Beleuchtung. Dies verstärke die Wirkung der "Versunkenen Bibliothek", so Junge-Reyer. Das Mahnmal an die Bücherverbrennungen der Nazis wirft einen Lichtschein aus dem Untergrund des Platzes.

    Leserbrief:

    Die Titulierung "in alter Pracht" ist ein schlechter Witz, wenn man sich alte Bilder vom Bebelplatz anschaut, als er noch "Opernplatz" hieß: dort gab es Blumenrabatten, Zierträucher und Parkbänke.

    Aber natürlich: Kosten müssen gespart werden und so ein großflächiges Pflaster läßt sich besser fegen.
    "Prachtvoll" muß man es aber deshalb noch lange nicht finden!

    Mit freundlichem Gruß

    Bildhinweis:

    Der Wind gedreht
    Albtraum verweht
    Zum Schluss jetzt das Glück
    Das Schloss kommt zurück!

  • Der Leserbrief trifft es genau auf den Punkt, Stichwort "in alter Pracht". Na ja, wir sind nun mal in Deutschland. Ach und ein Mahnmal gibt es da auch? Sensationell! Die Lösung mit der Tiefgarage ist doch allerdings gut gelöst worden wie ich finde. Zumindest hört sich die Beschreibung ganz vernünftig an.

    Damit kann ich aber nicht so viel anfangen: "Statt Strahler und Laternen sorgen schmale Lichtstelen für eine auf die Gebäudefassaden konzentrierte Beleuchtung. Dies verstärke die Wirkung der "Versunkenen Bibliothek".

    Spielt "versunkene Bibliothek" auf die Bücherverbrennung an, oder wie soll ich das verstehen?

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Ich glaube, das Mahnmal nennt sich so.

    Alte Pracht ist das wirklich nicht... ich glaub so wurde der Platz zu DDR-Zeiten mal gestaltet aber ansonsten ist die Pflasterung weder authentisch noch notwendig, schließlich hasten die meisten Leute dort auch nur herüber. Ein Park hätte hier deutlich mehr gebracht - und das Mahnmal hätte man sicher auch dort mitunterbringen können.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Zitat von "Stephan"

    Spielt "versunkene Bibliothek" auf die Bücherverbrennung an, oder wie soll ich das verstehen?


    So ist es!

    Dieses Kunstwerk besteht aus einer mit der Platzoberfläche bündigen Glasplatte, worunter sich ein hell beleuchteter weißer Raum mit leeren Bücherregalen befindet. Damit soll verdeutlicht werden, daß es nach der Bücherverbrennung nur noch ( im Sinne des NS-Staates) politisch korrekte Literatur mehr gab, die es wert gewesen wäre in ein Regal gestellt zu werden.

    Ja, ja: die politische Korrektheit... :?

    Dieses Denkmal hätte man aber genau so gut (und besser!) in der alten, schönen Platzgestaltung unterbringen können. :augenrollen:

    Der Wind gedreht
    Albtraum verweht
    Zum Schluss jetzt das Glück
    Das Schloss kommt zurück!

  • Nee, der Platz ist ganz und gar nicht prächtig. Das übernimmt die Umbauung. Der hat immernoch denselben Charme eines SS-Aufmarschplatzes, wie schon seit...keine Ahnung seit wann. Außerdem schadet diese Leere etw. der "Symmetrie". Alle Freiflächen drumherum (Uni-Vorgarten, die Linden, das "Kastanienwäldchen" um die Wache, der Garten vor dem Prinzessinen-Palais...), die ja irgendwie auch unmittelbar zum Forum gehören, sind ja schließlich besplanzt.
    Vom Mahnmal kann die "Pracht" wohl kaum abgehangen haben. Das ist schließlich schon seit ca. 10 Jahren dort und man hätte bestimmt ebenso gut Sandwege als Bodenbelag nehmen können, wie dieses Pflaster. Den Lustgarten konnte man doch auch wieder nach hist. Vorbild umgestalten. Vielleicht hätte es Probleme mit der Bepflanzung über der Garage gegeben, bzw. Drainagesysteme usw. wären zu teuer gewesen? Aber die Glasscheibe hätte man im Rahmen der Sanierung ruhig auswechseln können. Die ist SO zerkratzt, man kann die Regale im Raum kaum erkennen.
    Und die Lichstehlen passen Mal wieder auch nicht so richtig. Da hätten die Schinkel-Leuchten besser gepasst. Aber... :augenrollen:

  • Reinhard
    Tut mir leid, aber ich finde das Denkmal ganz und gar GELUNGEN!
    Das ist doch viel interessanter und aufwühlender als irgendso 'ne doofe Bronzeplatte, die dann höchstens von den Tauben beachtet wird... .

    Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens. - Friedrich Schiller -

  • Hallo

    bin neu hier, aber begeisterter Berlin Fan, jedenfalls vom alten...

    ich war am Wochenende zu Besuch in Berlin und besuchte unter anderem auch den "Opernplatz". Was mich jedoch total irritierte waren die Straßenschilder im Prinzessinnengarten (wo die Standbilder von Scharnhorst usw stehen). Denn dieser Garten trug den Namen Bebelplatz !!!! Jetzt frag ich mich ist das gewollt oder irgend ein dummer Fehler. Vieleicht fällt es ja irgend einem Berliner auf. Das historische Straßenschild steht in der Nähe der 3 Generäle an der Hinterseite des Gartens.

    "... der Mensch mit den modernen Nerven, braucht das Ornament nicht, er verabscheut es." (Adolf Loos, Ornament und Verbrechen)

    Diese Aussage ist ein Verbrechen

  • Zitat von "Sebastian"

    Reinhard
    Tut mir leid, aber ich finde das Denkmal ganz und gar GELUNGEN!

    Ääh... wo habe ich etwas gegen das Denkmal gesagt???

    Der Wind gedreht
    Albtraum verweht
    Zum Schluss jetzt das Glück
    Das Schloss kommt zurück!

  • @littlebunny

    Hallo erst Mal...Der Bebelplatz bzw. das Forum Fridericianum erstreckt sich beiderseits der Oper, also über die "neueröffnete" Fläche und den bereits Anfang des Jahrtausends irgendwann umgestalteten Prinzessinengarten.

  • Mein Leserbrief ist tatsächlich gedruckt worden:

    Prachtloser Bebelplatz

    Zum Artikel " Der Bebelplatz präsentiert sich in alter Pracht" vom 17. September:
    Die Titulierung "in alter Pracht" ist ein schlechter Witz, wenn man sich historische Bilder vom Bebelplatz anschaut, als er noch " Opernplatz" hieß, und es dort Blumenrabatten und Parkbänke gab.
    Aber: Sparen ist wichtig, und so ein großflächiges Pflaster läßt sich besser fegen.


    Naja - in der Verkürzung klingt das ja geradezu so, als sei mir das Fegen wichtiger. :weinen:

    Der Wind gedreht
    Albtraum verweht
    Zum Schluss jetzt das Glück
    Das Schloss kommt zurück!

  • Naja, die Phrase "schlechter Witz" ist eigentlich schon recht deutlich...

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Also Fotos konnte ich leider keine machen. Aber ich kann euch sagen, dass gegenüber vom Hausvogteiplatz auf dem Friedrichswerder die ersten Townhouses im Rohbau enstehen. Ansonsten sind die östlichen Linden eine einzige Baustelle (Straßenumbau, Kaiser Wilhelm Palais). Was ich sehr schön finde, ist das Hinweisschild auf die Pergola, die demnächst angebaut wird. Dort wird der Grund ihres Fehlens erklärt. Von der Linden-Cam (http://www.dhm.de">http://www.dhm.de) kann man es gut erkennen. Am Römerhof wird ebenfalls kräftig gebaut. Nur an der Ecke Linden/Friedrichstraße am Hotel Unter den Linden tut sich leider noch nichts.

    "... der Mensch mit den modernen Nerven, braucht das Ornament nicht, er verabscheut es." (Adolf Loos, Ornament und Verbrechen)

    Diese Aussage ist ein Verbrechen

  • E ndlich habe ich es geschafft, Fotos vom Palais zu machen. Ist wirklich schön!


    Der Eingangsbereich kommt mir immer noch etw. unvollendet vor...

    Die Türen passen ja Mal wieder perfekt... :augenrollen:

    Die Pergola...

    Als nächstes sollte man sich die "Kommode" vornehmen...

    Der "neue" Bebelplatz...

    Und hier die Versunkene Bibliothek bzw. die total zerkratzte Scheibe darüber...

  • Wow, sieht wirklich wunderschoen aus. Mir ist der frueher nicht so aufgefallen, ich dachte immer das waere nur eine Fortsetzung von der Kommode. Aber jetzt...
    Ben, vielen Dank. Ich war unheimlich neugierig wie es nach der Sanierung aussieht. Tolle Bilder!!!

  • Das Palais ist wirklich sehr schön geworden - auf den Bildern könnte man den Putz beinahe für Sandstein halten. ;)

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Zitat von "Aviller"

    War ja eine grandiose Idee, dort eine Scheibe reinzusetzen. :augenrollen:


    Nun - man sollte eben diese Scheibe jährlich - sagen wir: zum 10 Mai - austauschen.

    Schließlich will ich auch künftig dort meinen Kranz für die Opfer der "political correctness" würdig und potentiell von unten erkennbar niederlegen können... :zwinkern:

    Der Wind gedreht
    Albtraum verweht
    Zum Schluss jetzt das Glück
    Das Schloss kommt zurück!

  • Zitat Antiquitus: "auf den Bildern könnte man den Putz beinahe für Sandstein halten."

    Ich habe auch erst überlegt ob das Sandstein ist oder Putz. Wollte sogar schon hier rumfragen.

    Das mit der Glascheibe und dem Bücherregal darunter ist ja an für sich eine gute Idee, es hat bloß niemand daran gedacht, dass Glas nicht kratzfest ist.

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)