Heidelberg - Stadthalle

  • Ich habe heute von der GHND die folgende mail weitergeleitet bekommen. Kennt jemand dieses Projekt und kann etwas dazu sagen? Gibt es da noch Interventionsmöglichkeiten?:

  • Ich habe zuesrt an einen Aprilscherz geglaubt. Aber die meinen das ernst... :schockiert: Den Montpellierplatz zu überbauen ist eine richtig bekloppte Idee, man rafft es nicht.

    Aber das hat in Heidelberg leider Tradition:

    Im Krieg hat HD nur ein paar vereinzelte Treffer abbekommen, und der Krieg hinterließ ein nahezu unverzehrtes Ensemble aus Altstadt- und Gründerzeitbebauung, und seit ca. 40 Jahren arbeiten die Heidelberger daran, dieses Stadtbild zu versauen, durch Abrisse und maßstabslose, zum wegrennen häßliche Neubebauung. Bismarckplatz, Kaufhof, Triplex-Mensa, Marstallhof, alter Hauptbahnhof/Menglerbau - nur ein paar Beispiele. Und dieses neue Vorhaben paßt ins Bild.

    Armes Heidelberg.

  • Bei meinem Besuch hinterließ Heidelberg den Eindruck einer zu etwa 30-40 Prozent zerstörten Stadt.
    Das tatsächlich zerstörte Freiburg wirkt für mich in seiner Gesamtheit homogener. :?

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat von "youngwoerth"

    Bei meinem Besuch hinterließ Heidelberg den Eindruck einer zu etwa 30-40 Prozent zerstörten Stadt.

    Exakt. Man muß nur wissen, daß das alles in den 50er, 60er und 70er Jahren zerstört worden ist. Ami und Thommy sind's nicht gewesen...

  • Auf der Internetseite steht was von Nähe Hauptbahnhof. Die Gegend dort ist doch eh total verhunzt, da macht dann solch einen Langweilerklotz eh kein großen Schaden. Hat denn jemand Bilder von dem Areal ?

  • @ Oliver:

    Auf der Internetseite steht, daß diese Halle ursprünglich für die Gegend um den Hauptbahnhof geplant war, daß dann aber vom OB durchgesetzt wurde, sie auf den letzten freien Fleck zwischen Altstadt und Neckar zu quetschen ... na ja, immerhin wird nicht mal wieder ein ganzes Altstadt-Viertel abgerissen wie das in HD in den 60'iger und 70'iger Jahren bei ähnlichen Projekten üblich war.

    Luftbild vom Areal:
    http://maps.live.de//LiveSearch.LocalLive?cp=49.41177426531107~8.699256555142995&scene=12395559&style=o&lvl=1\r
    maps.live.de//LiveSearch.LocalLi ... le=o&lvl=1

  • Zitat von "Philon"

    Auf der Internetseite steht, daß diese Halle ursprünglich für die Gegend um den Hauptbahnhof geplant war, daß dann aber vom OB durchgesetzt wurde, sie auf den letzten freien Fleck zwischen Altstadt und Neckar zu quetschen ... na ja, immerhin wird nicht mal wieder ein ganzes Altstadt-Viertel abgerissen wie das in HD in den 60'iger und 70'iger Jahren bei ähnlichen Projekten üblich war.

    Luftbild vom Areal:
    http://maps.live.de//LiveSearch.LocalLive?cp=49.41177426531107~8.699256555142995&scene=12395559&style=o&lvl=1\r
    maps.live.de//LiveSearch.LocalLi ... le=o&lvl=1

    Das Projekt *Stadthalle" ist offenbar Teil einer großen städtebaulichen Maßnahme zur Neugestaltung des Neckarufers (auf 2 km Länge). Nachfolgend Auszüge aus einer aktuell laufenden Ausschreibung :


    EDIT
    Noch 2 Links dazu:

    Prämissen des Wettbewerbs (pdf-Dokument des Heidelberger Stadtplanungsamtes, sehr informativ, über 50 Seiten mit vielen Abbildungen):
    http://www.heidelberg.de/servlet/PB/sho…P_Auslobung.pdf

    Karte des Wettbewerbsgebietes mit Eintragung der beiden "Vertiefungsbereiche":
    http://www.heidelberg.de/servlet/PB/sho…werbsgebiet.pdf

  • Konkrete Baupläne für eine Stadthallenerweiterung gibt es noch nicht. Die von Mäckler entworfenen Skizze hat überwiegend Ablehnung hervorgerufen. Der Widerstand bei den Bürgern wird sehr wahrscheinlich noch stärker werden, wenn weitere Planungsskizzen folgen.
    Jeder kann an Heidelberger Gemeinderatsmitglieder schreiben und so Einfluss auf die Meinungsbildung in diesem Gremium ausüben. Das Projekt "Stadt am Fluss", das einen Straßentunnel am vielbefahrenen Neckarufer der Altstadt vorsieht und so die Altstadt wieder an den Fluss anbinden will, ist von einer möglichen Stadthallenerweiterung unabhängig.

    Zur Zeit gibt es übrigens mehrere Bürgerinitativen gegen politische Entscheidungen des Heidelberger Gemeinderats. Einige dieser Initaitven, z. B. gegen Privatisierung städtischer Wohnungen, haben bereits zu einem Einlenken der Politik geführt. Die Heidelberger Neckaransicht ist das weltbekannte (!) Aushängeschild der Stadt und die Chancen sehe ich als gut an, dass Proteste gegen eine Entstellung des Stadtbilds erfolgreich sein können. Hier sind E-Mailadressen der Gemeinderatsmitglieder:

    http://ww1.heidelberg.de/buergerinfo/kp0041.asp\r
    ww1.heidelberg.de/buergerinfo/kp0041.asp

    Hier noch einmal die (überwiegend abgelehnte) Ideenskizze von Christoph Mäckler:

    http://www.biest-hd.de/img/01_RNZ_Januar_17_2008.jpg\r
    http://www.biest-hd.de/img/01_RNZ_Januar_17_2008.jpg

    Anmerkung:
    Die hier genannten Bausünden in Heidelberg werden heute von fast niemandem mehr schöngeredet. Aber die Kernaltstadt ist immer noch ein nahezu geschlossen erhaltenes Baudenkmal meist schlichter Bürgerhausarchitektur des 18. und 19. Jahrhunderts auf mittelalterlichem Stadtgrundriss. Die Leistungen zur Erhaltung, zur Aufwertung der Bausubstanz und zur Schaffung attraktiven Wohnraums durch die Altstadtsanierung sind enorm. Dazu gehört auch die Schaffung der vielen Tiefgaragen unter der Altstadt, die die engen Gassen weitgehend vom Autoverkehr entlasten und gleichzeitig Kultur, Bildung, Wohnen, Handel und Gastronomie ermöglichen. Diese Leistungen wiegen die genannten Bausünden bei weitem auf. Die Touristenzahlen sprechen für sich, ebenso die Beliebtheit der Altstadt als Wohnlage. Viele persönliche Begegnungen bestätigen dieses Bild.

  • Der Siegerentwurf des Wettbwerbs zum Stadthallenanbau steht jetzt fest. Der Eingriff ins Heidelberger Stadtbild und vor allem die Auswirkung auf die Schauseite zum Neckar hin sind erheblich. Als Alternative kann ein ausreichend großes Konferenzzentrum immer noch außerhalb des Altstadtensembles gebaut werden. Die Bürgerdiskussion ist eröffnet!

    http://www.heidelberg.de/servlet/PB/menu/1203275_l2/index1154525479246.html\r
    http://www.heidelberg.de/servlet/PB/men ... 79246.html

    Hier ein Blick auf Heidelbergs berühmte Schauseite zum Neckar, am Ufer die um 1900 erbaute Stadthalle in rotem Sandstein (auf dem ersten Foto in der Bildmitte, auf dem zweiten am rechten Rand). Direkt links neben ihr soll der umstrittene Anbau entstehen.

    http://www.fotocommunity.de/pc/pc/cat/4826/display/16449775\r
    http://www.fotocommunity.de/pc/pc/cat/4 ... y/16449775
    http://www.fotocommunity.de/pc/pc/cat/4826/display/11218434\r
    http://www.fotocommunity.de/pc/pc/cat/4 ... y/11218434


    Die Presse titelt zu den aktuellen Plänen "Konferenzkiste mit Neckarblick", Leserbeiträge sind erwünscht!

    http://www.rnz.de/RNZ_HDKreis/00_20091112212600_Konferenzkiste_mit_Neckarblick.php\r
    http://www.rnz.de/RNZ_HDKreis/00_200911 ... rblick.php

  • Als Argument für das für die Altstadt ganz untypische Flachdach wurde aus den Reihen des Preisgerichts vorgebracht, das Flachdach würde beim Blick auf die Altstadt die dahinter liegenden Bürgerhausdächer nicht verdecken. Die strengen Formen des Baus wurden als "zurückhaltend" gegenüber der angrenzenden historischen Stadthalle gelobt. So wird ein mit dem Altstadtensemble stark kontrastierender Baukörper ausgerechnet mit denkmalpflegerischen Argumenten gerechtfertigt.

  • Den Schwachsinn, dass ein Flachdach den Blick auf historische Bauten nicht verstellen würde, habe ich auch schon andernorts gehört. Dabei zieht so ein Flachdachklotz unweigerlich die Blicke auf sich, vor allem, wenn er aussieht wie von Albert Speer persönlich entworfen.

  • In einer Umfrage der Regionalpresse überwiegen bei den Bürgern die ablehnenden Stimmen mit 57%.

    http://www.rnz.de/RNZ_HDKreis/00_20091211094500_Mehrheit_gegen_Anbau.php\r
    http://www.rnz.de/RNZ_HDKreis/00_200912 ... _Anbau.php

    Die offizielle Informationsveranstaltung zum geplanten Stadthallenanbau mit Vorstellung des Siegerentwurfs am 15. 12. war gut besucht und lohnend. Es war eine Veranstaltung der Befürworter, das Podium daher ausschließlich mit Befürwortern einer Stadthallenerweiterung besetzt. Bei den Fragen und Kommentaren aus dem Publikum überwogen dagegen eindeutig die ablehnenden Stimmen, oft mit sehr deutlichen Worten. Der vorgebrachte Vergleich mit Speer wurde dabei vom moderierenden FAZ-Redakteur als ehrenrührig zurückgewiesen.
    Unter den prämierten Wettbewerbsentwürfen stehen mehrere in schärfstem Kontrast zum Heidelberger Altstadtensemble, im Vergleich zu diesen hält sich der Siegerentwurf zurück. Dessen Urheber bemühte sich auch, Anknüpfungspunkte an die historische Stadthalle aufzuzeigen wie gleiche Trauf-, Geschoss- und Sockelhöhe, Buntsandstein und Fassadenrelief durch zurücktretende Fenster. Allerdings steht die strenge Formensprache des Anbaus in großem Kontrast zum kleinteiligen Altstadtensemble sowie zum reich gegliederten Neorenaissance-Altbau, der übrigens seinerseits Giebel vom Friedrichsbau des Heidelberger Schlosses zitert. Bei der Dachgestaltung zeigte der Architekt Bereitschaft zu einer Überarbeitung.
    Der Bedarf an einer Stadthallenerweiterung generell wurde übrigens gerade damit begründet, dass man an der bestehenden Stadthalle als Standort festhalten möchte und diese durch die Erweiterung funktionsfähig erhalten will. Von den Gegnern der Erweiterung, die teilweise einen anderen Kongresshallenstandort am Hauptbahnhof vorschlagen, kamen dagegen leider kaum verwertbare Vorschläge zur Zukunftssicherung des denkmalgeschützten Altbaus.
    Die kritischen Berichte der Lokalpresse sowie die überwiegende Ablehnung im Umfrageergebnis wurden übrigens von einem der Mitglieder des Architekten-Preisgerichts als nicht objektiv und nicht repräsentativ bezeichnet.

    Hier der offizielle Bericht aus Sicht der Stadt Heidelberg:

    http://ww2.heidelberg.de/stadtblatt-online/index.php?artikel_id=6280&bf=\r
    ww2.heidelberg.de/stadtblatt-onl ... d=6280&bf=

  • Ja, was soll man zu diesem "Siegerentwurf" sagen? Der Lateiner hätte sich so ausgedrückt. Ut desint vires ... Wenn auch die Kräfte fehlen, so ist doch der Wille zu loben! Der Entwurf, der ja vielleicht wirklich der angemessenste von allen vorliegenden sein mag, offenbart eben exemplarisch das Versagen der gängigen Moderne, wie sie jedenfalls in Deutschland den angehenden Architekten eingebimst wird. Wenn dann einer mal nicht die provokante Geste wählt, versackt er in Einfalt und Mediokrität.

    Ich weiß nicht, warum gerade das wundervoll erhaltene Heidelberg moderne Architekten dazu verleitet, sich ohne jeden Anflug von Scham in ihrer ganzen Erbärmlichkeit zur Schau zu stellen. Die Kurfürstenanlage vom Seegarten bis zum Hauptbahnhof ist eine einzige architektonische und städtebauliche Katastrophe, ein halbes Jahrhundert lang mit immer neuen Zutaten hingerotzt als abschreckendes Eingangstor der Stadt, das dem Besucher Ankunft wie Abschied so recht vergällt. Aber - dies als Trostwort zum Neuen Jahr - wo das Abschreckende wächst, da keimt auch das Rettende; je schlimmer es die Investoren und ihre architektonischen Handlanger treiben, desto vernehmlicher der Drang in der Bevölkerung nach dem Wandel. Immerhin stehen mittlerweile auch in Deutschland Architekten bereit, die solchen Aufgaben wie der Heidelberger Stadthalle gewachsen wären. Vielleicht sollten wir mithelfen, deren Popularität zu fördern.

  • Nach dem Beschluss des Gemeinderats zum Erweiterungsbau der Stadthalle ist jetzt das Bürgerbegehren gegen diesen erfolgreich angelaufen. Infostände mit Unterschriftenlisten gibt es auf dem Bismarckplatz, dem Uniplatz, am Anatomiegarten und auf dem Neuenheimer Marktplatz. Jeder Heidelberger Bürger ab 18 Jahren kann unterschreiben. Zum Herunterladen gibt es die Unterschriftenlistenformulare neben vielen aktuellen Informationen zum Thema hier:

    http://www.biest-hd.de/begehren.html\r
    http://www.biest-hd.de/begehren.html

  • Das Bürgerbegehren war erfolgreich, am 25. Juli wird der Bürgerentscheid durchgeführt. Mit großer Mehrheit (25 Stimmen dafür gegen sieben ablehnende Stimmen und sieben Enthaltungen) hat der Heidelberger Gemeinderat das Bürgerbegehren jetzt am 20. Mai für zulässig erklärt, nachdem 18 000 Unterschriften gegen die geplante Stadthallenerweiterung abgegeben worden waren. Auch 3000 Unterschriften von Unterstützern, die, da sie keine Heidelberger Bürger sind, nicht abstimmen durften, stärken den Protest der Bürger gegen das Bauvorhaben.

    http://www.rnz.info/RNZ_HDKreis/00_20100521060000_Am_zweifuenf_Juli_haben_die_Buerger_das_Wort.php\r
    http://www.rnz.info/RNZ_HDKreis/00_2010 ... s_Wort.php

  • Zitat von "santiago"

    die Bäume am Ufer sollen stehen gelassen werden


    Die wären so oder so stehen geblieben - die gehören nämlich zur Neckaruferpromenade, und in der Neckarufertunnel-Planung ist sogar noch vorgesehen, da noch mehr Bäume hinzusetzen.
    Wobei die Stadthalle gerade vor dem (geschlossenen) Eingang auf der Neckarseite durchaus auch ein paar Bäume vertragen könnte.

    Man hat übrigens außerdem den Bau gestaucht, wodurch er jetzt fast so voluminös-prätentiös wie die Stadthalle selbst wirkt.