• Das wäre sehr bitter, weil Gießen nur noch über wenig historische Bausubstanz verfügt. Es bleibt zu hoffen, dass es bald eine gute Lösung mit Nutzung geben wird. Eine Kernsanierung mit Eigentumswohnungen wäre doch sicher ein realistisches Geschäft.


    Das sehe ich auch so.

    In den Gründerzeitvierteln gibt es zwar auch in Giessen noch teilweise geschlossene und hochwertíge Altbausubstanz (z.B. historisiche Universitätsgebäude). Das Postgebäude ist aber deswegen besonders wichtig, weil es zum einen an seinem Standort das Stadtbild prägt und zusammen mit dem erst kürzlich sanierten auch historistischen Bahnhof ein Ensemble bildet.

    Der Umbau zu Wohnungen dürfte in der Tat ein realistisches Geschäft sein, zumal in einer Universitätsstadt, wo der Bedarf an Wohnungen immer besteht. Das war es aber auch schon vor Jahren und trotzdem tut sich seit Jahren nichts. Dies lässt doch leider nur den Schluss zu, dass der Eigentümer den Umbau nicht will und wartet, bis überraschend festgestellt werden muß, dass eine Sanierung Geld kostet und zwar viel mehr, als wenn der Verfall des Gebäudes rechtzeitig gestoppt worden wäre.

  • Der Bahnhof besteht in Teilen aus Bauten von 1853/54, die Bahnhofshalle ist in der Tat allerdings "erst" 1904-10 errichtet worden. Postamt und Bahnhof sind nach meiner Meinung auch wegen der Verwendung von rotem Sandstein für die Fassaden beider Bauten aufeinander bezogen und als ein Ensemble zu sehen.

    Einmal editiert, zuletzt von Andreas (19. März 2015 um 17:42)

  • ja, ich weiß. Alte Leute haben schon in den 80ern das Wort als selbstverständliche Ortsangabe verwendet. Ob es die Stadt aber "urbaner" macht?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Klar, aufgeständerte Strukturen können erheblich zum Urbanitätsgefühl beitragen, wenn sie wertig gestaltet und gut gepflegt sind (gutes Beispiel: alte Hochbahnviadukte wie in Berlin, Hamburg, NYC, oder die Wuppertaler Schwebebahn). Das scheint dort ja jetzt der Fall zu sein und in Gießen kann man auch nicht allzu viel "versauen". Lieber also sowas als eine stinknormale, langweilige Straße.

  • Ob es die Stadt aber "urbaner" macht?


    Denke ich schon. Es ist zumindest irgendwie originell (was aber sicher nicht beabsichtigt war).

    Die Bebauung die bei überqueren der Brücke aus der Innenstadt erreicht wird, ist allerdings, wie auf dem Photo zum Artikel erkennbar alles andere als urban.

    Das Elefantenklo steht am Ende des Selterswege, der Hauptstraße der Innenstadt, einer Fußgängerzone. Die Straße unter dem Brückenbauwerk entspricht in etwa den frühneuzeitlichen Befestigungsanlagen. Der Seltersweg selber weis, auch gerade im Bereich vor dem Elefantenklo noch etwas gründerzeitliche Bebauung auf.

    Ansonsten fällt die Gießener Altstadt nicht gerade durch einen übermäßigen Altbaubestand auf.

  • Langsam bekomme ich wirklich einen Brechreiz. KISTEN, KLÖTZE, KÄSTEN. Immer und immer wieder. Diesen anspruchslosen Schrott kann ich einfach nicht mehr sehen. Es gibt doch noch mehr mögliche Formen als diesen Quadrate-Mist. Daß die Ablieferung der immer gleichen Entwürfe den Architekten nicht selber peinlich ist, finde ich noch am schlimmsten. Grauenvoll!

  • Daß die Ablieferung der immer gleichen Entwürfe den Architekten nicht selber peinlich ist

    Die beschreiben ihre Entwürfe aber doch mit vielen aneinandergereihten Worten als gelungene Architektur und feiern die städtebaulichen Lösungen.

    Auch die Universität ist zufrieden, werden deren geisteswissenschaftliche Fakultäten doch in wunderschönen, den Geist anregenden Bauten beheimatet sein.

    https://www.uni-giessen.de/org/admin/dez/e/1/Heureka

    Scheint doch alles sehr, sehr gut zu werden. :)

    (Das Vorhandene zählt aber auch nicht gerade zu den gelungensten Werken der europäischen Architekturgeschichte - weder künstlerisch, noch städtebaulich und schon gar nicht handwerklich, sonst wäre eine Abriss und Neubau nach nur wenigen Jahrzehnten kaum nötig.)

  • Die früheren KAUFHOFS lassen grüßen bei der UB

    Vielleicht hofft man ja so ganz neue Nutzer für die Bibliothek anzusprechen. ;)

    Aber im Ernst : Die UNI Bibliothek hat eine sehr großen und guten Bestand an Büchern zu regionalgeschichtlichen (hessischen) Themen. In die Gängen zwischen den betreffenden Regalen verirrt sich allerdings recht selten jemand. Wenn ich da war, hat mir beim Suchen und Stöbern in den Bücher noch nie jemand "im Weg" gestanden.

  • Die Kisten haben immerhin ein gutes. Eine folgende Generation kann dort schöne Walmdächer mit Giebeln und wahlweise Kuppeln und Türmen draufsetzen. :zwinkern:

  • Zum Beispiel die Weserrenaissance. Solche Bauten wie das Hexenbürgermeisterhaus in Lemgo oder das Rattenfängerhaus in Hameln gibt es kein zweites Mal. Ein anderes Beispiel wären die Bauten aus der Gründerzeit und des Jugendstils. Man muss doch nur nach Wiesbaden, [lexicon='Leipzig'][/lexicon] oder Görlitz schauen, um diese abwechslungsreiche Stadtbilder zu entdecken. Selbst in Italien sehen die Altstädte fast alle gleich aus. Solche verschiedene historische Altstädte ( in dieser Dichte ) gibt es nur in Deutschland zu bestaunen. Die wichtigste deutsche Baukunst ist aber das Fachwerk. Fast jedes Bundesland hat seinen eigenen Stil. Die schmuckreichsten stehen in Niedersachsen, genauer gesagt im Süden des Bundeslandes.
    So, das wären dann einige Beispiele
    :gutenacht:

  • Also ist dein Vorschlag, man solle wieder Fachwerk bauen? Das kann ja nicht dein Ernst sein.

    Nur nebenbei bemerkt, alle anderen von dir genannten Stile sind international und damit überall in Europa zu besichtigen. Selbst lokale Stilblüten wie die des norddeutschen Backstein-Expressionismus haben nicht vor den deutschen Grenzen halt gemacht.

    Kunst geschieht nie im luftleeren Raum sondern Künstler rund um die Welt inspirieren sich gegenseitig.

    Geschwafel von deutscher Baukunst bezeugen nur deinen beschränkten Horizont.

    Sorry an alle Anderen für den etwas konfrontativen Stil.

  • Interessant, wie du aufgrund meiner Antwort auf meinen "beschränkten" Horizont schließt :daumenoben:
    Vergleich doch mal die Bauten des Historismus von Italien mit denen von Deutschland. Was fällt auf ? Die Exemplare aus Italien sind geradezu primitiv im Gegensatz zu den Schmuckstücken aus Deutschland. Dafür sind die italienischen Altstädte viel besser erhalten als die deutschen (bezogen auf die Altstädte der jeweiligen Großstädte). Meiner Meinung nach sind Fachwerkneubauten auf jeden Fall besser als 0815-Stahl-Beton Bauten, die nach paar Jahren wieder abgerissen werden :wink:
    Und außerdem: "Künstler", die hervorragende Bauwerke hervorbrachten, sind leider mit dem 20. Jahrhundert größtenteils ausgestorben (Ausnahmen bestätigen die Regel). Die "Künstler" aus der Zeit der Postmoderne und später, auch bekannt als moderne Architekten, fabrizieren überall auf der Welt den gleichen "Mist" ( Nach dem Motto: Quadratisch, praktisch, gut). Jedes Land BESAß ihre eigenen Architekturstile. Heute sind von ihnen höchstens Rudimente erhalten, die leider immer weniger werden...

    Einmal editiert, zuletzt von Memminger (3. April 2016 um 01:22)