Hamburg - Speicherstadt und Kontorhausviertel

  • Ich war neulich am Chilehaus in Hamburg und habe nun dazu dieses kurze Video erstellt.

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  • Snork 3. April 2023 um 20:51

    Hat den Titel des Themas von „Hamburg - Speicherstadt“ zu „Hamburg - Speicherstadt und Kontorhausviertel“ geändert.
  • Der Neubau an Stelle der abgerissenen City-Hochhäuser am Klosterwall:

    Ansicht vom Kontorhausviertel her:

    Etwa ein Drittel der Fassaden sind bereits fertiggestellt:

    Die Backsteinoberfläche sieht super aus:

    Eine erhebliche Verbesserung zum Vorzustand und eine würdige Ergänzung des Kontorhausviertels. Gut, dass man in Hamburg die Entschlossenheit und Durchsetzungskraft aufgebracht hat, die völlig unpassenden Hochhausbauten durch bessere Architektur zu ersetzen.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Gut, dass man in Hamburg die Entschlossenheit und Durchsetzungskraft aufgebracht hat, die völlig unpassenden Hochhausbauten durch bessere Architektur zu ersetzen.

    Sowas geht, wenn man Hochhäuser mit Bauten ersetzen kann, die trotz Verzichts auf die Bauhöhe mehr Fläche bieten.

  • Obwohl es ja eigentlich in den Galeriebereich gehören würde, hier noch ein paar Impressionen aus dem im wesentlichen in den 1920er Jahren entstandenen Kontorhausviertel.

    Fritz Schumachers Überarbeitung des Bebauungsplanes sah bereits große Baumassen vor, die dem Raumbedarf der aufstrebenden Kaufmannsschaft nach dem Zollanschluss Hamburgs Rechnung trugen. Dabei sollte jedes Bauwerk einen individuellen Charakter erhalten.

    (...)

    Charakteristisch für die Bausubstanz sind Stahlbetonbauten mit Klinkerfassaden. Zur Auflockerung der großen Baumassen wurden von den Architekten verschiedene Stilelemente eingesetzt. Typischerweise haben die meisten Häuser kupfergedeckte Dächer. Das oberste Stockwerk, meist sogar die oberen Stockwerke sind jeweils etwas von der Hauptfront zurückgesetzt. Diese Staffelgeschosse öffnen die Straßenschluchten nach oben. Vertikale Gliederungselemente sind meist in Klinker ausgeführt, beispielsweise am Chilehaus und Meßberghof. Die Fassade des Sprinkenhofs hat im Zentralblock eine netzartige Struktur, im Übrigen wird eine optische Auflockerung durch keramische Schmuckelemente erzielt, die Handel und Handwerk symbolisieren. Die meisten Bauten wurden 1999 unter Denkmalschutz gestellt.

    Das Chilehaus, 1922-24 durch Fritz Höger:

    Großartige Leistungen der Maurer allerorten:

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Überblick über das Kontorhausviertel aus der Luft:

    Von Wolfgang Meinhart, Hamburg - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=334420

    Links der Mitte der Neubau des Motel-one-Kontorhaus:

    Ein Blick auf den Meßberghof, 1922-24 durch Hans und Oskar Gerson:

    Mohlenhof, 1927-28 durch die Architekten Klophaus, Schoch, zu Putlitz:

    Der Sprinkenhof, 1927-43 durch Hans und Oskar Gerson und Fritz Höger:

    Auch hier gekonnt gesetzte Gestaltungselemente in den recht großflächigen Fassaden:

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Snork, deine Bilder kommen gerade sehr passend, denn ich habe mich in den letzten Wochen ausführlich mit der Geschichte der benachbarten Speicherstadt auseinandergesetzt. Herausgekommen ist folgender Artikel: https://www.zeilenabstand.net/weltkulturerbe…rstadt-hamburg/

    Ein Auszug daraus:

    Eine Stadt in einer Stadt

    Die Hamburger Speicherstadt ist als Weltkulturerbe in vielerlei Hinsicht einzigartig. Der kilometerlange Baukomplex entstand zwischen 1885 und 1927 in drei Bauabschnitten an der Elbe auf den Brookinseln. Letztere sind künstlich aus der Landmasse des Großen Grasbrooks am Südrand der Hamburger Altstadt durch die Anlage eines Netzes aus Fleeten und Wallgräben gebildet worden. Für die Realisierung und Verwaltung wurde die Hamburger Freihafen-Lagerhaus-Gesellschaft (HFLG) gegründet.

    Die besondere Stellung der Speicherstadt resultiert dabei aus mehreren Elementen. Zum einen ist dies der Standort an der Stelle eines dicht bebauten Altstadtquartiers. Zum anderen ist es die Konzentration der Lagerhäuser abseits der Seeschiffshäfen und Kais. Die Kanäle der Speicherstadt waren nur für Binnenschiffe – vor allem die Schuten – geeignet. Die Speicherstadt wirkte und wirkt auch heute noch mit ihrer Geschlossenheit, ihrer Turm- und Giebellandschaft und der Erschließung über zahlreiche Brücken mit Torhäusern wie eine Stadt in einer Stadt.

    Umgeschlagen und gelagert wurde vor allem Kaffee. Im Jahre 1900 gingen 38 % der europäischen Kaffeeimporte über den Hamburger Hafen. Aber auch andere Güter aus dem Fernhandel wie Kakao, Tee, Gewürze und Südfrüchte wurden in der Speicherstadt gelagert.

    Vorgeschichte: der Zollanschlussvertrag von 1881

    Aber wie ist es zu diesem einzigartigen Bauprojekt gekommen? Dafür müssen wir einige Jahre zurückblicken. Im Zuge der 1871 vollendeten Reichsgründung unter der Regie von Bismarck kam es bereits 1867 zur Gründung des Norddeutschen Bundes unter der Leitung Preußens. Dadurch musste auch der seit 1834 existente Deutsche Zollverein neu strukturiert werden. Lübeck und Hamburg blieben allerdings zunächst Inseln im Zollvereinsgebiet. Während Lübeck sich diesem zeitnah anschloss, beharrte die Stadt Hamburg auf ihrem Sonderstatus, weil der dortige Hafen im besonderen Maße vom Fernhandel profitierte.

    Der lange schwelende Konflikt wurde schließlich 1881 mit dem Zollanschlussvertrag aufgelöst. Vereinbart war darin die Einbeziehung Hamburgs ins Zollvereinsgebiet zum Jahre 1888. Hamburg konnte dabei wichtige Zugeständnisse für sich geltend machen. Darunter fiel auch die Schaffung eines Freihafens, der außerhalb des Zollgebiets lag. Auf die dort umgeschlagenen Güter musste also kein Zoll entrichtet werden, solange sie den Freihafen nicht ins Reichsgebiet verließen. Das wiederum machte es erforderlich, dass die im ganzen Stadtgebiet verstreuten Lagerhäuser innerhalb eines Areals im Freihafen gebündelt werden. Der Plan der Speicherstadt entstand.

    Umstritten war auch der Standort des Viertels. Die Lage auf den Brookinseln am Nordufer der Elbe beinhaltete den Vorteil der kurzen Wege zur Altstadt und den dortigen Kontorhäusern. Dafür musste aber ein ganzes Altstadtquartier mit einem Baubestand aus dem 17. und 18. Jahrhundert beseitigt werden und die dort lebende Bevölkerung – letztlich rund 25.000 Menschen – umgesiedelt werden. Bei der Bebauung handelte es sich vor allem um Fachwerkbauten, aber durchaus auch repräsentative barocke Bürgerhäuser aus Stein. In den Jahren ab 1883 verschwand somit ein geschlossenes historisches Gängeviertel Hamburgs mit seinen typischen Wohnhöfen.

    Blick über die Wandrahmsbrücke in den Dovenfleet – das Fleet und die komplette Bebauung mussten für den Bau des Zollkanals weichen

    Frühneuzeitliche Fachwerkbauten am Kehrwieder kurz vor ihrem Abriss1883

    Jungfernbrücke mit Torturm am Zollkanal am Zufluss des Kleinen Fleets, dahinter die Speicherblöcke P, Q und H, im Hintergrund Block O mit dem ersten Verwaltungsgebäude der HFLG

    Blick in das Kehrwiederfleet mit Schuten – die hier sichtbaren Blöcke A bis C sowie J und K sind Kriegsverluste

    Wandrahmsfleet mit Speicherblock H im Hintergrund

    Das zweite Verwaltungsgebäude der HFLG, rechts anschließend der Speicherblock U

    Gebäude des Kranwärters (als Wasserschloss bezeichnet) am Zusammenfluss von St. Annenfleet und Wandrahmsfleet

    Erstes Verwaltungsgebäude der HFLG als Kopfbau des Blocks O

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Angesichts der Tatsache, dass auf dem Areal vorher ein komplettes Altstadtviertel existierte, finde ich den Bau der Speicherstadt eigentlich nur bedauerlich.

    Die Speicherstadt wurde im Krieg nicht von Bomben getroffen, so dass auch dieses Altstadtviertel heute noch existieren würde, wäre es damals nicht für den Bau der Speicherstadt abgerissen worden. Dann hätte Hamburg noch eine richtige Altstadt.

  • Angesichts der Tatsache, dass auf dem Areal vorher ein komplettes Altstadtviertel existierte, finde ich den Bau der Speicherstadt eigentlich nur bedauerlich.

    Sicher, der Verlust wiegt schwer, aber wir beweinen ja auch nicht eine ottonische Kirche, wenn sie durch einen wunderbaren gotischen Bau ersetzt wurde.

    Die Speicherstadt wurde im Krieg nicht von Bomben getroffen, so dass auch dieses Altstadtviertel heute noch existieren würde, wäre es damals nicht für den Bau der Speicherstadt abgerissen worden. Dann hätte Hamburg noch eine richtige Altstadt.

    Dem muss ich leider widersprechen. 50% der Speicherstadt sind im Krieg zerstört worden. Die Verluste waren nur deshalb nicht verheerend, weil die Brandschutzmaßnahmen in der Speicherstadt einen sehr hohen Standard hatten, auf vielen Ebenen. Ein Altstadtviertel aus Fachwerkbauten hätte da keine Chance gehabt. Insofern können wir uns letztlich doch darüber freuen, dass die Speicherstadt gebaut wurde.

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  • Dem muss ich leider widersprechen. 50% der Speicherstadt sind im Krieg zerstört worden. Die Verluste waren nur deshalb nicht verheerend, weil die Brandschutzmaßnahmen in der Speicherstadt einen sehr hohen Standard hatten, auf vielen Ebenen. Ein Altstadtviertel aus Fachwerkbauten hätte da keine Chance gehabt. Insofern können wir uns letztlich doch darüber freuen, dass die Speicherstadt gebaut wurde.

    Oh, das war mir nicht bewusst. Ich war bislang nur einmal dort und hatte damals den Eindruck, dass sie nichts abbekommen hätte. Dann ist das natürlich was anderes.

  • Oh, das war mir nicht bewusst. Ich war bislang nur einmal dort und hatte damals den Eindruck, dass sie nichts abbekommen hätte.

    Diesen Eindruck kann man tatsächlich bekommen, weil teilweise vorbildlich rekonstruiert und andere Blöcke gut angepasst integriert wurden. Das Ensemble wirkt dadurch sehr geschlossen und darf als gelungene Denkmalpflege nach den Kriegszerstörungen gelten. Das westliche Ende am Kehrwieder aber zum Beispiel blieb ein Totalverlust, was besonders tragisch ist, weil hier die ältesten Speicherblöcke standen. Ebenso hat es nicht ein Brückentor über den Krieg geschafft.

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  • Sir Moc, die gibt es zuhauf in den Archiven, die teilweise auch online zugänglich sind. Nur ein Beispiel:

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