Frankfurt a. M. - Schauspielhaus

  • trieft allerdings nur so von billigster Polemik gegenüber den Befürwortern einer Rekonstruktion.

    Ja, ich würde sogar noch weiter gehen, Rainer Schulzes FAZ-Kommentar zum Schauspielhaus ist reinste Polemik. Insofern ist die Überschrift dieses Kommentars ein Etikettenschwindel. Aber, ich habe nichts anderes von unserer "Qualitätspresse" erwartet, die ohnehin fast ausschließlich von einer Berufskaste mit Einheitsmeinung gestaltet wird.
    :daumenunten:

  • Ich finde den FAZ-Artikel auch schwach, wiederholt er doch nur bekannte Mantren und bringt kein neues Argument. Die "stadtbildbereichernde" Philharmonie in Stettin der Spanier http://barozziveiga.com/ die angeblich noch die Touristen in die Stadt bringt, muss man mal gesehen haben:

  • Ist das Ding von einem Künstler eingepackt worden oder ist das tatsächlich Wellblech? Und wo sind die Fenster? Das Ding sieht aus als sei es eine Visualisierung einer Silhouette für einen zukünftigen Bau! Schlimm schlimm schlimm!

  • Ich habe in Stettin mal den Klopftest gemacht, es schien mir fast wie eine Fassade aus PVC oder einem anderen Kunststoff.
    Aber nachts und illuminiert sieht es schon interessant aus. Am Tage ist es fast ein wenig unwirklich, wie unsichtbar. Von daher stört es auch nicht weiter.
    Die Innenräume sind sehenswert und die Akustik ist gut. Es ist durchaus ein Anziehungspunkt für Besucher.

    Für Frankfurt wünsche ich mir aber ganz klar die Wiederherstellung des alten Schauspielhauses. Im Frankfurter Stadtzentrum gibt es nicht so viele gründerzeitliche Altbauten wie in Stettin.

  • Der Ursprungsbau ist kein Leitbau seiner Zeit und wäre auch nicht besonders schön gealtert. Siehe die Oper Nürnberg:

    http://www.ticketlink.de/fileadmin/_mig…r-nuernberg.jpg

    Ich glaube sogar vom selben Architekten. Da ist die Alte Oper in Frankfurt ein wesentlich gelungenes Gebäude. Der Nachkriegsbau ist abgesehen von ein paar Kunstinstallationen im Inneren auch nichts berühmtes.

    Ich würde Frankfurt zur großen Rochade raten:
    Die Alte Oper wird wieder zur Oper, an Stelle des aktuellen Oper- und Schauspielhaus wird ein Neubau geplant, der Schauspiel und Konzertsaal vereinigt. Ich könnte mir vorstellen, dass zB Mäckler da einen zeitlosen, hübschen Bau entwerfen könnte, der modernstem Anforderungen genügt.

    Die Reste des alten Schauspiel halte ich ebenso wenig für erhaltenswert wie die Überformung aus der Nachkriegszeit. Und ich fand immer befremdlich, dass in einem der schönsten Opernhäuser ([lexicon='Alte Oper Frankfurt'][/lexicon]) keine Oper mehr untergebracht ist.


  • Ich würde Frankfurt zur großen Rochade raten:
    Die Alte Oper wird wieder zur Oper (...) Und ich fand immer befremdlich, dass in einem der schönsten Opernhäuser keine Oper mehr untergebracht ist.

    Nun ja, das sind Träumereien. Die "Alte Oper" - oder besser gesagt: ihre total ausgebrannte Ruine - wurde in den 1980er Jahren durch einen spektakulären (und wie ich finde großartigen Umbau) gerettet und zu einem der renommiertesten deutschen Konzertsäle umgebaut. Kann man bedauern, dass man es es nicht so machte wie in DD (Frankfurt hatte mit dem scheußlichen Neubau aber halt schon ein Opernhaus - DD nicht) - ist aber so.

    Und das wird definitiv niemand mehr abändern.

    Was du zur Qualität des Lucae-Baues gegenüber dem Schauspielhaus schreibt, da stimme ich dir natürlich vollauf zu.

  • Der Ursprungsbau ist kein Leitbau seiner Zeit und wäre auch nicht besonders schön gealtert. Siehe die Oper Nürnberg:

    http://www.ticketlink.de/fileadmin/_mig…r-nuernberg.jpg

    Na ja, das ist ein extrem blau-grau-stichiges Bild, dass Du zur Begründung dieser Auffassung gewählt hast. So sieht das Gebäude real gar nicht aus. Mir hat die Oper Nürnberg sehr gut gefallen, als ich sie auf dem Weg zum dortigen Bahnhof entdeckte.

    Hier mal ein Bild in anderer Farbigkeit:
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…_2011_(aka).jpg


    Neubau geplant, der Schauspiel und Konzertsaal vereinigt. Ich könnte mir vorstellen, dass zB Mäckler da einen zeitlosen, hübschen Bau entwerfen könnte, der modernstem Anforderungen genügt.

    Die Reste des alten Schauspiel halte ich ebenso wenig für erhaltenswert wie die Überformung aus der Nachkriegszeit.

    Mäckler hat sich bereits ausgiebig in Frankfurt verwirklicht und wird dies auch weiterhin tun. Für einen weiteren Mäckler-Bau an dieser Stelle sehe ich derzeit keinerlei Lobby. Die Modernisten wollen mindestens das Glasfoyer als Symbol erhalten, die Traditionalisten wollen die Rekonstruktion (die auch ich befürworte). Nun gibt es zwei Möglichkeiten. Das Gebäude wird äußerlich so bleiben, wie es ist, oder (wenn die Mehrheitsverhältnisse doch noch kippen sollten), die Traditionalisten bieten einen Kompromiss an, mit dem die Modernisten leben können. Für Mäckler oder den "dritten Weg" ist da derzeit kein Platz.

  • Nun, für Mäckler wäre schon noch Platz: Indem er das macht, was er einigermaßen gut kann, nämlich einen passablen Neubau für die Oper entwerfen - und das, was er in Frankfurt immerhin auch schon ein Mal sehr gut hinbekommen hat, nämlich die Rekonstruktion einer historischen Fassade. Der Kompromiss könnte lauten "Oper weg und Neubau, Schauspiel sanieren und Glasfoyer durch Originalfassade ersetzen". Die Modernisten müssten den Glaskram hergeben, würden aber auch etwas neues bekommen, und die Traditionalisten würden (an zwei Seiten) die alte Prachtfassade zurückbekommen. Und wer will, könnte sich dann noch an einem "spannenden Kontrast" erfreuen, wenn das zwei ganz unterschiedliche Bauten aneinanderkleben.

    Die "Zu-teuer-wer-soll-das-bezahlen-baut lieber-KIndergärten"-Rufer könnte man damit besänftigen, dass die historische Fassade aus Spenden errichtet wird. Leichter gesagt als getan, wenn man in Ffm nicht mal den Langen Franz aus Spenden hinkriegt? Stimmt - aber ist denn dafür jemals richtig die Werbetrommel gerührt worden, wurden denn irgendwann mal richtig intensiv und mit Breitenwirkung Spenden "eingetrieben" wie etwa bei der Frauenkirche oder dem Berliner Schloß? Eher nicht. Und hatte man nicht auch beim Wiederaufbau der Alten Oper immerhin einen einstelligen Millionenbetrag an Bürgerspenden generiert? So etwas könnte also auch in Frankfurt gelingen, wenn man das will und es richtig anpackt.

  • Oper weg und Neubau, Schauspiel sanieren und Glasfoyer durch Originalfassade ersetzen". Die Modernisten müssten den Glaskram hergeben, würden aber auch etwas neues bekommen, und die Traditionalisten würden (an zwei Seiten) die alte Prachtfassade zurückbekommen. Und wer will, könnte sich dann noch an einem "spannenden Kontrast" erfreuen, wenn das zwei ganz unterschiedliche Bauten aneinanderkleben.

    Wenn man die Fans von mäßiger 60er Jahre Architektur nicht ganz enttäuschen will, kann man ja auch den Teil der Glasfassade vor der Schauspielseite stehenlassen (und alles weitere in diesem Gebäudeteil, das als "erhaltenswert" erachtet wird) und die andere Hälfte vor der Oper für eine Fassanrekonstruktion (gerne auch mehr, im inneren) wegreißen. So daß dann nur noch die halbe Glasfassade steht. aber einer Schauspielhausrekonstruktion eben nicht mehr im Weg. Damit könnte ich gut leben.

  • Wenn man die Fans von mäßiger 60er Jahre Architektur nicht ganz enttäuschen will, kann man ja auch den Teil der Glasfassade vor der Schauspielseite stehenlassen (und alles weitere in diesem Gebäudeteil, das als "erhaltenswert" erachtet wird) und die andere Hälfte vor der Oper für eine Fassanrekonstruktion (gerne auch mehr, im inneren) wegreißen. So daß dann nur noch die halbe Glasfassade steht. aber einer Schauspielhausrekonstruktion eben nicht mehr im Weg. Damit könnte ich gut leben.

    Hab da mal was vorbereitet:


    (Kann sich doch sehen lassen, oder? ..aber ein Malpad, das
    müßt ich mir mal besorgen, das krickeln von den Menschlein und anderen
    Sachen mit der Maus ist wirklich eine Qual, ich hab sie im anderen
    Teilbild weitergemalt)

    Quelle des neuren Bildes der Bildmontage:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Fra…en.20140423.jpg

    Anderer Bildbestandteil ist alt genug.

    2 Mal editiert, zuletzt von Kaoru (18. August 2016 um 02:43)

  • Ich denke, das wäre ein sehr guter Kompromiss, mit dem alle Seiten sehr gut leben könnten. Wenn man die Kosten der Rekonstruktion aus Spenden finanzieren würde, hätten die Politiker auch keine vernünftigen Argumente mehr, die gegen eine Rekonstruktion sprechen würden.

    Schade, dass man diesen Entwurf nicht bereits in den 1960 Jahren so verwirklicht hat.

  • Ich kenne mich in Frankfurt leider nicht aus, aber wäre es ein absolutes Tabu das gegenüberliegende Promenadengrün zu bebauen? Wenn das irgendwie akzeptabel wäre (und das hängt wirklich von Faktoren ab die nur jemand kennen kann der Frankfurt gut kennt) dann könnte man die 60er Jahre Fassade, meinetwegen auch in voller Länge, auf die andere Straßenseite translozieren, dahinter das neue Schauspiel bauen und die neue Oper mit dem neuen Schauspielhaus duch einen Tunnel unter der Straße miteinander verbinden. So kämen sich beide Gebäude, die rekonstruierte Neue Oper und das neue Schauspiel, nicht in die Quere und jedes könnte optisch autark fuktionieren.

    Eine weitere Variante mußte ich leider schon nach kurzer Überlegung verwerfen, die Variante hätte die Gutleutsstraße blockiert was man wohl wirklich nicht machen kann. Die Variante hätte -unter Verzicht aller Modernismen ein Doppeltheater mitsamt aller notwendigen Funktionsräume unter Beibehaltung der rekonstruierten Fassade als Mittelrisaliten zusammen mit zwei symetrischen, stilistisch passadenden historisierenden Seitenflügeln ergeben. Die zweite Bühne wäre dann hinter einen der beiden neuen Arme gekommen. Von vorne hätte das ganze dann (stilistisch natürlich anders, aber vom Aufbau) dann Ähnlichkeiten zum Leipziger Neuen Theater oder wesentlich monumentaler (ein Zwischending wärs wohl geworden) zum Wielki Theater in Warschau.
    Für Warschauer Dimensionen wäre der Platz in Frankfurt aber wahrlich zu klein.

    [lexicon='Leipzig'][/lexicon]:
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…zig_um_1900.jpg

    Warschau (Gott was ist das für ein Wahnsinnsbau!):
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…ostoliniowy.jpg

  • Ich kenne mich in Frankfurt leider nicht aus, aber wäre es ein absolutes Tabu das gegenüberliegende Promenadengrün zu bebauen? Wenn das irgendwie akzeptabel wäre (und das hängt wirklich von Faktoren ab die nur jemand kennen kann der Frankfurt gut kennt) dann könnte man die 60er Jahre Fassade, meinetwegen auch in voller Länge, auf die andere Straßenseite translozieren, dahinter das neue Schauspiel bauen und die neue Oper mit dem neuen Schauspielhaus duch einen Tunnel unter der Straße miteinander verbinden.

    Die Frankfurter werden ihren "Central Park" die Taunusanlage sicherlich nicht bebauen. Ich denke das steht nicht zur Debatte

  • Ich habe eben in meiner Sammlung noch diese "Naturfarbenkarte" gefunden. Es ist ein früher Klischee-Druck, bei dem die einzelnen Farben nicht passgenau aufgedruckt sind, und deshalb das Bild unscharf ist. Ich vermute, dass man beim ersten Aufkommen der Naturfarbenkarten lithografisch einzelne Farben noch verstärkt hat. Nur so kann ich mir den rötlichen Schleier auf den Fassaden, die wohl eher aus gelblich/ockerfarbenem Kalkstein bestanden, erklären.


    Schauspielhaus. Ungelaufene Ansichtskarte nach einer Naturfarbenaufnahme, 1930er Jahre. Velag: Emil Hartmann, Mannheim

  • Lag ich also etwas falsch mit meinem ganzen Kupfer :) In meiner Aufnahme sind auch die drei Gauben in der Kuppel ganz verschluckt. Danke für das Zeigen des Farbdrucks.

  • Wobei du wahrscheinlich gar nicht falsch gelegen bist mit dem Kupfer... Auf Fotos kurz nach der Erbauungszeit sieht man, dass das konvexe Dach des Bühnenturms tatsächlich aus Blech bestanden hat:


    Bildnachweis: http://www.bildindex.de

    Gemäss meiner Farbaufnahme bestand der verzierte Turmaufbau aus verwittertem Kupfer, und die gewölbten Dachflächen bestanden der Farbe nach aus Schiefer. Wie geschrieben, handelt es sich nicht um eine reine Naturfarbenaufnahme, sondern um eine solche, die jedenfalls noch nachbearbeitet worden ist. Möglich, dass man das Grün/Schwarz des Kupfers für unansehnlich hielt und es auf der Ansichtskarte durch Schiefer "ersetzte". Oder das Blechdach wurde in den 1920/30er Jahren tatsächlich durch Schiefer ersetzt. Denn auf andern Ansichtskarten sieht man die Fälze der Blecheindeckung nämlich auch nicht mehr. Jedenfalls bestanden aber die beiden Ecktürme der Hauptfassade bis zu ihren Spitzen hin aus Stein, und nicht aus einer Eindeckung. So wie beim Schumann-Theater am Bahnhofsplatz oder bei der Dresdener Frauenkirche.

  • Ich habe kürzlich eine Ansichtskarte entdeckt, welche den einst auf der Nordostseite des Schauspielhauses gelegenen Garten samt Terrasse zeigt:


    (1904 gelaufene Ansichtskarte, ohne Verlagsangabe)

    Die Fläche ist heute ja komplett überbaut, aber die Fassaden haben irgendwie überdauert, wie man auf diesem Bild der hier schon öfters verlinkten Bilderstrecke sieht.