Frankfurt a. M. - Schauspielhaus

  • Ein möglicher Kompromiss könnte dann am Ende sein, dass man zwar das Alte Schauspielhaus rekonstruiert, den modernen Teil daneben aber ebenfalls erhält.

    Das habe ich mir auch schon überlegt, man baut den rechten Teil des Schauspielhauses zurück auf die historischen Grundmauern und rekonstruiert den Rest, der linke Teil bleibt erhalten und wird gegenüber des historischen Schauspielhauses im Stil der 50er-Jahre eine neue Fassade bekommen. Allerdings weiß ich nicht, ob das mit der Nutzung (bzw. der aktuellen Raumaufteilung) in Einklang zu bringen ist. Zumindest ein gemeinsames Foyer ist dann nicht mehr möglich. Allerdings könnte man einen Verbindungsgang realisieren und ein prächtiges Gründerzeitfoyer hat auch was für sich.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Heute liest sich das schon etwas anders:

    Dauerhafter Umzug droht


    Die FAZ schreibt heute ebenfalls darüber. In Kurzform: Zur Debatte steht ein Umzug der sanierungsbedürftigen Städtischen Bühnen in das seit vielen Jahren leerstehende alte Polizeipräsidium. Das neue Theater hätte dann zwar (wieder) eine schöne alte Fassade - aber bezüglich des alten Schauspielhauses wären sämtliche Rekonstruktionsträume für alle Zeiten ausgeträumt. Denn der bisherige Gebäudekomplex würde abgerissen und die Stelle lukrativ mit einem Hochhaus bebaut. Man kann nur hoffen, dass es dazu nicht kommt.

    Gegen diesen Plan spricht wohl vor allem der zentrale bisherige Standort, quasi "im Herzen der Stadt", wohingegen das Alte Polizeipräsidium an der Friedrich-Ebert-Allee mit Nähe zur Mainzer Landstraße nicht nur etwas ab vom Schuss gelegen ist, sondern auch noch an einer der befahrensten und damit lautesten Ecke liegt, was ja für Theater und Oper nicht gerade ideal ist.

    Der Erhalt des im Kern aus der Kaiserzeit stammenden Baus und die theoretische Möglichkeit, die historische Schauspielhaus-Fassade zu rekonstruieren, spielt bei den Erwägungen mit Sicherheit keine Rolle. Da müsste schon ein Projektentwickler mit eben jener Idee auf den Plan treten mit einem Hasso Plattner im Schlepptau, der ein paar Millionen für die Fassade einstecken hat. Aber - wir befinden uns bekanntlich in Frankfurt, wo man es nicht mal schafft, die Turmspitze des Langen Franz zu rekonstruieren. Weil die, die Geld haben, sich meist nicht für die Stadt bzw. für deren noch mehr oder weniger erhaltene historische Bauten interessieren.

    Dass hinter der Glasvitrine mit dem Goldkettchen ein früherer Prachtbau aus der Kaiserzeit steckt, wissen vermutlich auch einfach viel zu wenig Frankfurter. Ich sehe es ja an mir selbst: In Ffm aufgewachsen und oft im Theater gewesen, ist mir dort nie etwas aufgefallen, was darauf hindeutete, dass man sich nicht in einem komplett aus den 60ern stammenden Gebäude befindet. Dass an dieser Stelle mal etwas anderes stand, habe ich irgendwann festgestellt, als ich eine historische Ansichtskarte sah. "Wird dann wohl im Krieg zerbombt und somit verschwunden sein", dachte ich damals. Erst viel später erfuhr ich, dass das gar nicht stimmt. Ich wette, wenn man Frankfurtern ein Foto des alten Schauspielhauses zeigt und fragt, ob sie wissen, was daraus geworden ist, werden sie ähnliches vermuten.

  • Da hast Du leider recht Schloßgespenst.... Das Problem liegt u.a.in der flächendeckenden Enteignung der Innenstadt nach der Zerstörung denke ich... Das Frankfurter Bürgertum hat es danach in den "Speckgürtel" verschlagen und die Nachfahren identifizieren sich natürlich nicht mehr mit der Stadt....

  • Steht denn überhaupt noch etwas für einen Wiederaufbau verwertbares historisches außer Teile der Ostfassade? Ich kann mir vorstellen das vom Rest quasi nichts erhalten ist, oder aber unververwertbar verbaut, die Umbauten schienen sehr substantiell gewesen zu sein und keineswegs nur ein "Vorhängen einer neuen Fassade" wie beim Hallenser Hbf besipielsweise. (Man bedenke auch den Opernbrand von 1987 nachdem wieder vieles umgebaut wurde)

  • Steht denn überhaupt noch etwas für einen Wiederaufbau verwertbares historisches außer Teile der Ostfassade? Ich kann mir vorstellen das vom Rest quasi nichts erhalten ist, oder aber unververwertbar verbaut

    Die erhaltene Quadriga fällt wohl unter letztere Variante. Die sitzt bekanntlich auf der Alten Oper, als Ersatz für das dortige im Krieg zerstörte Original. Natürlich könnte man die als symbolischen Akt wieder zurück auf ein rekonstruiertes Schauspielhaus setzen und der Alten Oper eine Nachbildung ihrer eigenen Quadriga spendieren; dafür würde sich vielleicht sogar ein Spender finden.

    Aber das dürfte das geringste Problem sein.

  • Städtische Bühnen: Den Abriss als Chance begreifen

    Standort erhalten, historische Fassade restaurieren

    http://www.bff-frankfurt.de/artikel/index.php?id=1066

    War ja klar, BFF. Das wird leider nicht viel helfen, da der Fraktionsvorsitzende sich durch sein Auftreten in den letzten Jahren bei den anderen Parteien einen Ruf als Populist und Spinner erarbeitet hat. Da müsste schon eine der großen Parteien kommen - wie damals die SPD, die sich plötzlich das Fachwerk auf die Fahnen schrieb und die CDU irgendwie mitriss (war's nicht so ähnlich beim Dom-Römer-Bereich?).

  • Diese Meinung hast Du schon mal an anderer Stelle kundgetan.
    Die SPD hat in Frankfurt so viel mit Fachwerk und Rekonstruktionen zu tun, wie die Wüstenspringmaus mit dem Ozean. Alles andere ist wirklich kurzfristiger Populismus. Die SPD hat nun einen neuen Planungsdezernenten installiert, der über keinerlei Kompetenzen für den Bereich verfügt, sich aber bereits dafür eingesetzt hat, Grünflächen in großem Umfang in neue Trabantensiedlungen umzuwidmen. Du wirst also lange warten können, dass von dieser Seite ein positiver Impuls ausgeht, wenn nicht die angeblichen "Spinner" von außerhalb des Parteienkartells den nötigen Druck aufbauen.

  • Diese Meinung hast Du schon mal an anderer Stelle kundgetan.

    Keine Ahnung, kann sein - da scheinst Du meine Forumsbeiträge besser zu kennen als ich. Der BFF hatte damals in der Tat den ersten Impuls gesetzt - aber das ändert nichts daran, dass wir heute zwischen Dom und Römer das hier sehen würden, wenn damals nicht die beiden großen Parteien auf den Zug aufgesprungen wären. Das meinte ich: Ohne eine Mehrheit geht nichts, und eine Fraktion mit drei Abgeordneten kann alleine naturgemäß wenig ausrichten. Die anderen Fraktionen müssen davon überzeugt werden. Und dass der BFF-Fraktionsvorsitzende sich in der Vergangenheit mit allerlei Gepolter (das nichts mit städtebaulichen Themen zu tun hatte) bei den anderen Fraktionen sehr unbeliebt gemacht hat, dürfte die Sache nicht unbedingt erleichtern.

  • Ich zitiere, um Dein Gedächtnis aufzufrischen:

    Ich denke, das wird ignoriert werden und im Sande verlaufen. Die fünf Leute haben nicht genug Einfluss im Stadtparlament, und Wolfgang Hübner hat sich in der Vergangenheit mit so mancher unbedachten Äußerung ohnehin unbeliebt gemacht.

    Ansonsten zu den aktuellen Anmerkungen...
    - Eine Stadtverordnetenfraktion befasst sich grundsätzlich nicht ausschließlich mit städtebaulichen Themen. Wenn das für Dich "Gepolter" ist, ist das eben eine sehr enge Interpretation von politischer Arbeit.
    - Politik, zumal einer Oppositionsfraktion, besteht nicht darin, sich beliebt zu machen. Das ist ja gerade das Problem der heutigen "Konsensdemokratie", in der jeder mit jedem in die Kiste hüpfen kann, weil keiner mehr inhaltlich etwas anderes will. Auch wenn es der deutschen Mentalität, die nach Ruhe giert, wiederspricht, nur wer sich unbeliebt macht, kann auch Akzente setzen und wird irgendwann Respekt erhalten. Das haben übrigens die 68er und die "Grünen" in ihrer Anfangszeit nicht anders gemacht. (Und Herr Hübner ist ja, falls das nicht bekannt sein sollte, ein Ex-68er.)

  • Nun dreh mir bitte nicht das Wort im Mund um. Es hat niemand behauptet, dass ein Oppositionspolitiker sich bei der Regierungsfraktion "beliebt" machen soll. Aber Herr Hübner ist unter anderem auch schon mal wegen einer als sexistisch angesehenen Bemerkung über eine grüne Politikerin unter Beschuss genommen worden. Ich selbst hielt die Aufregung damals für völlig überzogen und für einen Sturm im Wasserglas - aber besonders klug war's eben meiner Ansicht nach auch nicht, sondern unnötig.


    Zitat

    nur wer sich unbeliebt macht, kann auch Akzente setzen und wird irgendwann Respekt erhalten.

    Das ist ja das Problem: Ich fürchte, er wird von vielen im Römer nicht respektiert. Und das liegt nicht daran, das er sich für Fachwerkhäuser eingesetzt hat. Anecken sollte man besser mit seinen Meinungen zu Sachthemen. Das ist meine Meinung auf Grundlage einiger Artikel in der FAZ. Wenn Du andere, bessere Quellen hast und/oder der Meinung bist, er macht das alles richtig - bitte.

    Vielleicht sollten wir uns hier aber auf das eigentliche Thema dieses Strangs beschränken.

  • Das ist doch schon mal ein (bescheidener) Anfang - immerhin taucht die Idee mal in der Presse auf. Mal sehen, ob auch die FAZ dazu etwas schreibt und mit welcher journalistischen Tendenz. Der angedachte Umzug ins Alte Polizeipräsidium (der ja den kompletten Abriss des Rest-Altbaus des Schauspielhauses bedeutet hätte) scheint sich inzwischen auch zu erledigen, da es für das Präsidiums-Grundstrück neue Plänen - für Wohnungen - gibt.

  • Verbindung zu den rechtspopulistischen Bürgern für Frankfurt


    Das Altstadtforum war bereits die politisch treibende Kraft für die Rekonstruktion von Altstadt-Häusern zwischen Dom und Römer gewesen.
    Diese Gruppe ist eng verbunden mit den rechtspopulistischen Bürgern für Frankfurt (BFF) um Wolfgang Hübner.

    Na ob das so förderlich für derartige Projekte, in Hinsicht auf "immerhin taucht die Idee mal in der Presse auf", ist?

    Bestimmtes Klientel ist in FfaM auch schnell zur Stelle...

    Das die ganze Altstadt-Disneyland Mischpoke aus der braunen Hübner-Ecker kommt, konnte man schon seit Jahren erfahren. Auch und gerade in dieser Zeitung.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Hatte ich schon lange erwartet, dass man die Reko-Befürworter auch zu den "Rechtspopulisten" zählt. Diese Totschlagvokabel lässt sich einfach hervorragend gegen jegliche gesellschaftlichen konservativen Bestrebungen einsetzen. Und man spart sich die Auseinandersetzung, einfach "rechts" oder "braun" rufen, schon ist die Diskreditierung und Ächtung perfekt.
    Only in Germany...

    In dubio pro reko

    Einmal editiert, zuletzt von reklov2708 (29. Juli 2016 um 08:23)

  • schon ist die Diskreditierung und Ächtung perfekt

    Wirklich perfekt? Ich finde, dass mit diesen alten Floskeln jemanden nur bei den Leuten diskreditiert und geächtet ist, die schon von vornherein die Absicht hatten, auf diese Weise zu diskreditieren und zu ächten. OK, ein paar Naive lassen sich beeinflussen, die sind für die Entscheidungen aber nie relevant. Die anderen zucken mit den Schultern oder lachen gar drüber.

  • Der Gründer des Altstadt- Forums hat eine gute Informationsseite geschaffen und fordert eine Rekonstruktion des Schauspielhauses. Dieses Altstadt Forum soll wohl in kürze auch in einen Verein umgewandelt werden steht dort.
    Mittlerweile berichten auch mehre Frankfurter Seiten über die Rekonstruktionsforderung.

    Ich finde auch wir als "großer" Stadtbild Verein sollten öffentlich diese Idee unterstützen und dem ganzen somit mehr Gewicht geben! Man muss hier Druck auf die Politik Aufbauen, solang die Diskussion am laufen ist. Nur unter Druck entstehen Diamanten!

    Kann jemand dies unserer Vereinsführung vorschlagen? Was meint ihr?

    Wie sieht es baurechtlich in dem Gebiet aus? Steht der Glaskasten unter Denkmalschutz? Weis jemand mehr?

    http://www.fnp.de/_/tools/bb_red…e&ar_id=2134486