Frankfurt a. M. - Schauspielhaus

  • Der Artikel ist ja leider nur teilweise frei lesbar. Sollte es tatsächlich eine Trennung von Oper und Schauspiel geben? Dann wäre das doch eher ein Vorteil für den Wiederaufbau des Schauspielhauses. Die Stadt sollte die Reko zur Bedingung für eventuell folgende Investoren machen. Die Fassaden könnten durch Spenden finanziert werden. So viel Kultur traue ich unserem Land noch immer zu.

  • Die Anzeichen verdichten sich, dass nun doch eine Lösung mit einer Trennung Schauspiel/Oper und Standortwechsel (hin zum Ostend mit "Stararchitekten"-Operneubau ) angestrebt wird.

    "Wikos", ich hatte das schon einige Beiträge vor dem Deinigen vermutet. Manchmal habe ich wohl den richtigen Riecher. Schauen wir mal. Wenn man einen Investor findet, der die äußere Anmutung des Schauspielhauses rekonstruiert, wäre das natürlich eine große Sache. Darauf könnte aber nur die Stadt hinwirken. Der Investor ist vor allem an Flächenausnutzung interessiert. Und, welche Nutzung bietet sich für eine solche Rekonstruktion an?

  • Vielleicht wäre das echt der beste Deal. Man zieht mit Oper und Schauspiel ganz wo anders hin und baut dort seine moderne Elbphilharmonie 2.0, gerne auch am Wasser. Ich glaube, dass sich diese Vision so langsam in den Köpfen der Beteiligten fest setzt und man diese repräsentative Lösung will. Und dann muss man schauen, wie viel man dann rausholen kann. Beim Turn und Taxis hat es ja auch funktioniert und man konnte einen Deal machen. Das Schauspielhaus ist natürlich um einiges aufwändiger und größer, mal sehen mit was man die Investoren dann locken kann. Als Eingangsbereich und Veranstaltungsort für einen wie auch immer gestalteten Komplex würde das Schauspielhaus natürlich einiges her machen.
    Allerdings fürchte ich, dass die Stadt für das Grundstück - zur Querfinanzierung - vermutlich aus dem Standort rauspressen will, was geht. Dabei wäre es hier eigentllich angesagt, dem Investor etwas Luft zum Atmen bzw. rekonstruieren zu lassen und so vielleicht etwas unter Marktpreis zu verkaufen. Denn irgendwo her wird der sich seinen Gewinn auch holen wollen.
    Ich bin jedenfalls gespannt. Erst einmal ist die Meldung positiv, weil ohne die Aufgabe wenigstens eines der beiden häuser am Willy-Brandt-Platz eine Reko sowieso ausgeschlossen ist. Daher ist jetzt zumindest etwas in die richtige Richtung in Bewegung geraten! Jetzt muss man die Entwicklung weiter gestalten. :)

    APH - am Puls der Zeit

  • Ganz genau so sehe ich das auch! Durch diese Entscheidung wird vieles möglich. Und tatsächlich würde ich als Stadt erstmal einfach die besten Angebote einholen. Und dann schauen, ob man das Grundstück überhaupt unter Marktwert verkaufen muss. Wenn es Auflage ist, dann ist das so und fertig.

    Die Frankfurter Initiativen sollten sich jetzt zusammentun, und eine Visualisierung erstellen, die zeigt wie das ganze Areal aussehen könnte mit Hochhäusern und Rekonstruktion der beiden historischen Bauten. Sodass überhaupt erstmal ein gangbarer Vorschlag in der Öffentlichkeit steht.

    Die Hochhäuser bzw das Hochhaus könnte ja auch einen klassischen Touch haben, ähnlich wie der OpernTurm oder sogar noch etwas konsequenter. Dann passt das Ganze auch stilistisch gut zusammen. Vielleicht einfach mal einen Vorentwurf von Hans Kollhoff, dem Büro Patzschke oder einem US-Architekturbüro wie Robert A.M. Stern oder David M. Schwarz machen lassen.

  • Trotz der hohen Steuereinnahmen, muss die Stadt derzeit mit einem eklatanten Defizit leben und muss eisern sparen. Es ist also leider damit zu rechnen, dass die Stadt beim mutmaßlichen Verkauf des Schauspielhausgrundstückes jeden Cent aus dem Investor herausquetschen wird und der Investor sich dieses mit einer maximalen Ausnutzung des Grundstückes abgelten lassen wird. In diesem Sinne ist ein Deal - bei dem der Investor als Gegenleistung für eine Hochhausbebauung eine Reko baut - leider doch aus der heutigen Sicht sehr unrealistisch.
    Des Weiteren ist das Schauspielhaus keine Herzensangelegenheit der Frankfurter. Die meisten sehen da keine hohe Priorität und ich sehe da auch keine hohe Spendenbereitschaft oder bürgerliche Unterstützung wie z.B. bei der Frauenkirche, dem Berliner Schloss oder den Projekten in Potsdam. Die Aktionsgemeinschaft Schauspielhaus ist sehr bemüht, verzettelt sich allerdings in komplizierte Finanzierungsmodelle und unrealistische Wiederaufbaupläne (incl. Kolonnaden und östl. Blockrandbebauung). Spannend würde es werden, wenn sich eine größere Bewegung an die Spitze einer Wiederaufbauinitiative setzen würde (z. B. Freunde Frankfurts e.V. oder der Patronatsverein der Frankfurter Bühne der sich noch überhaupt nicht geäußert hat und 1.200 Mitgliedern davon über 250 fördernde Mitglieder (Mäzene, Patrone, Freunde) hat.

    ...

  • Danke für deine Einschätzung!
    Gerade deshalb wäre es ja wichtig, dass die Frankfurter Initiativen sich da zusammentun und die Idee unterstützen. Erstmal geht es ja um mentalen Rückenwind. Da muss noch gar nicht groß mit Zahlen jongliert werden, sondern die Vision muss sich festsetzen. Zahlen und Preise kommen immer als letztes. Verkaufspsychologie...

  • Ja, da sollte an einem Strang gezogen werden. In der Tat, sollte nicht vorab mit Zahlen jongliert werden, sondern "die Vision" im Mittelpunkt stehen.
    Update: nun hat auch die FR berichtet http://www.fr.de/frankfurt/stae…ehnen-a-1626678
    Als Grundstück im Ostend für einen spektakulären Opernneubau kommt demnach das städtische Grundstück Mayfarthstraße 14 am Osthafen in Frage. Auf dem jetzigen Gelände des Schauspielhauses könnte dann ein eigener Bau für das Schauspielhaus entstehen. Die FR schreibt zudem "... Privaten Immobilieninvestoren soll möglichst kein Zugriff auf das Gelände am Willy-Brandt-Platz gewährt werden." Was ich allerdings nicht glaube.
    Sollte ein modernistischer Opernbau im Osthafen gebaut werden, steigen die Argumente für eine Wiederherstellung des Schaupielhauses (mit Nutzung als Schauspielhaus) am historischen Standort. Zwei modernistische "Stararchitekten"-Bauten machen keinen Sinn.

    ...

    2 Mal editiert, zuletzt von Wikos (25. November 2018 um 13:26)

  • Ein modernistischer Opernbau macht noch viel weniger Sinn.
    Opern sind in der überwältigenden Mehrzahl Werke der Vergangenheit.
    Und wenn schon modern, dann eine Main-Philharmonie.

    Also die Oper gehört ins Opernhaus.
    Die Schauspiele ins Schauspielhaus.
    Und die Konzerte in eine neue Main-Philharmonie.

    So wird ein Schuh draus!
    Drei Kulturedelsteine und alle Seiten haben etwas davon.

  • Die Opern des gespielten Repertoire sind zwar zum wesentlichen Teil in der Vergangenheit entstanden, aber sie sind keine Werke der Vergangenheit, sondern besitzen – jenseits der oft verkrampften Bemühungen des Regietheaters – Relevanz für uns Heutige, und auch wenn viele den gediegenen Rahmen eines "alten" Opernhauses bevorzugen, heißt das nicht, daß Opern nicht in einem modernen Haus aufgeführt werden können. Was würden denn sonst die Länder machen, die keine klassische Opernhaustradition haben? Dürfen die dann keine Opern aufführen? Oder nur zeitgenössische? Und paßt eine Barockoper obiger Argumentation zufolge dann überhaupt in ein bürgerliches Opernhaus des Historismus, oder nur in ein aristokratisches Hoftheater des Ancien Régime?

    Eine neue Main-Philharmonie scheint mir zudem überflüssig. Hat Frankfurt denn nicht mit der Alten Oper einen entsprechenden Saal?

  • Drei Kulturedelsteine und alle Seiten haben etwas davon.

    Wenn Du den Dukatenesel in der Garage stehen hast und der Stadt Frankfurt zu Verfügung stellen kannst, können wir das machen. Und sogar noch alle Säle mit Blattgold ausstatten. :wink:

  • Schauspiel und Oper sollen ja in ein neues Haus, so wie ich das verstehe. Glaube auch nicht, dass das ein verrückbarer Standpunkt ist.

    Nun gilt es zu überlegen, welche Nutzungskonzepte für die Reko des alten Schauspielhauses in Frage kommen. Ideen dazu?

    Für die Oper gibt es die Idee ein "Starachitekten"-Bau auf dem städtischen Grundstück im Ostend zu errichten. Einen weiteren modernen Bau eines Starachitekten am Willy-Brandt-Platz für ein Schauspielhaus würde wenig Sinn machen. Die Bauten würden sich in der Stadt gegenseitig ihrer Wirkung berauben und wären wohl unbezahlbar. Realistischer wäre ein kostengünstiger Zweckbau für das Schauspiel, der im besten Fall hinter der historischen Fassade des alten Schauspielhauses entstehen könnte.

    ...

  • Es verdichten sich so langsam die Anzeichen für einen Neubau der Oper an einem anderen Ort

    Zitat von FR

    Die Waagschale in der Koalition neigt sich zum Neubau hin. In den zurückliegenden Wochen ist bei Führungskräften aller drei Parteien die
    Überzeugung gewachsen, dass sich mit architektonisch anspruchsvollen
    Neubauten Prestige für die Kulturstadt Frankfurt gewinnen ließe.
    Eine Sanierung erscheint den Spitzen der Koalition dagegen immer mehr als risikoreiches Unterfangen mit finanzieller Unwägbarkeit. Baufachleute hatten von Anfang an diese Meinung vertreten. Auch der erfahrene Architekt und Projektleiter Michael Guntersdorf, seit 1. Oktober Leiter der städtischen Stabsstelle Bühnen, neigt dieser Ansicht zu. ..
    ..Der Willy-Brandt-Platz würde in diesem Modell Standort des Schauspiels bleiben, das dort ein neues Gebäude erhielte. Insbesondere SPD und Grüne plädieren dafür, am zentralen Platz in der Innenstadt wegen seiner Tradition für das Theater festzuhalten....

    http://www.fr.de/frankfurt/stae…ehnen-a-1626678

    Es kommt sichtlich etwas in Bewegung. Ich hoffe, man baut die Oper am Wasser neu und richtet für das Schauspiel den historischen Bau wieder her. Sollte es so kommen, könnte ich auch mit 2 Hochhäusern auf dem verbleibenen Areal gut leben!

    APH - am Puls der Zeit

  • Sollte es tatsächlich so kommen, wäre es nur konsequent, die historische Fassade des alten Schauspielhauses wiederherzustellen.

    Ich drücke die Daumen und hoffe, dass es am Ende auch so kommt. Es wäre die historische Chance, eine der großen Fehlentscheidungen der Nachkriegszeit zu korrigieren.

  • Sehr enttäuschende Aussagen kommen heute von Herrn Guntersdorf. Ich hatte ihn bisher für sein ausgezeichnetes Engagement in der Altstadt sehr geschätzt, folgender Beitrag stößt bei mir aber auf völliges Unverständnis

    Zitat von FNP

    Einer Rekonstruktion von Oper und Schauspiel nach dem Ursprungsbau von 1902 erteilte eine überwältigende Mehrheit der Ausschussmitglieder über viele Fraktionen hinweg eine Absage. Sie wurde ins Reich der Ideologie verwiesen. Oder wie es der Leiter der Stabsstelle „Städtische Bühnen“, Michael Guntersdorf diplomatisch formulierte: „Nicht alles, was alt ist, ist werthaltig. Der Historismus war nicht der interessanteste Abschnitt der Architekturgeschichte.“

    https://www.fnp.de/frankfurt/kult…h-10773234.html

    Woher diese Abneigung gegenüber dem Historismus kommt, ich verstehe es nicht. Aktuell gibt es wohl keine werthaltigeren Immobilien im innerstädtischen Bereich wie eine Eigentumswohnung des Historismus. In dem oberen Artikel geht es viel um Ideologie. Die Verteufelung der Gründerzeitarchitektur ist Ideologie pur :thumbdown:

    APH - am Puls der Zeit

  • Kommt nicht überraschend. Das alte Schauspielhaus wird nicht wiederkehren, dazu fehlt es in diesem Land an Wagemut, Phantasie und Unbefangenheit bei den Entscheidungsträgern. Ein Wiederaufbau sei Ideologie, was für eine Verdrehung der Wahrheit.

    In dubio pro reko