Frankfurt a. M. - Schauspielhaus

  • Die F.A.Z. kommentiert dazu ""Die nötigen Unterschriften für einen Bürgerbescheid kamen schnell zusammmen, dafür sorgte schon der identitäre Zeitgeist, der dieses Mal von rechts wehte:..."

    Ich denke mal die Ablehnung des Bürgerbegehrens soll auch ein klares Signal nach Außen setzen, es mit der direkten Demokratie nicht zu weit zu treiben. Die Stadt hat ja vorher mehrfach vor der Unterschriftensammlung gewarnt. Jetzt wurde noch einmal klar unterstrichen, dass nicht der Bürger der Souverän ist ("Alle Macht geht vom Volke aus"), sondern die Stadtführung bestimmt was gemacht wird. Und auch die Presse wendet sich mit gefälligen Journalismus gegen die Bürger. Es ist ein deutliches Statement: Treibt es nicht zu weit, sonst werdet ihr schon sehen was ihr davon habt. Wir werden es sowieso ablehnen und die Presse wird Euch als identitäre Rechte beschimpfen...

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  • Stehen Rechtsmittel gegen diese Entscheidung zur Verfügung? Ist das bereits geprüft worden?

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Neuer Tiefpunkt in der Debatte um das Schauspielhaus. Auf der HR-Hessenschau-Seite ledert ein HR-Kommentator über die Schauspielhaus-Initiative und über die Neue Altstadt ab. In seinem Kapitel "Die Altstadt als deutschtümelnder Freizeitpark" schreibt er "... Was als Initiative vom rechten Rand des politischen Spektrums begonnen hatte, fand bald Unterstützung in weiten Teilen der Stadtgesellschaft. Entstanden ist nun eine Fachwerkkulisse, die mit der historischen Frankfurter Altstadt so wenig zu tun hat wie mit der modernen Metropole von heute - ein deutschtümelnder Freizeitpark mit zum Klischee erstarrter Eppelwei-Seligkeit."

    Noch nie habe ich mich so geschämt Rundfunkgebühren zu zahlen. Das hat mit Kulturjournalismus nichts zu tun. Das ist blinder Hass auf die Bemühungen die Stadt zu reparieren und das historische Bauerbe zu schützen.

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  • Bei dieser ganzen Geschichte platzt mir langsam wirklich der Kragen. Die Stadtpolitiker sind keine Reko-Freunde. Das ist ja schon beim DomRömer deutlich geworden. Weil sie aber in der "Neuen Altstadt" den Kürzeren gezogen haben, versuchen sie hier, beim Schauspielhaus, offenbar jedes erdenkliche Mittel, um bloß nicht schon wieder gegen die Befürworter wiederaufgebauter Architektur zu "verlieren".

    Was die Bürger der Stadt dabei denken, ist ihnen, den "Volksvertretern" (ich liebe diesen Begriff, weil er so gar nichts mit der Realität zu tun hat), aber vollkommen wurst. Tausende gesammelte Unterschriften zählen für sie nicht. Denn diese könnten ja den persönlich favorisierten modernen Neubau unterbinden. Das will man ja nicht. Schließlich ist man in die Politik gegangen, um seine eigenen Interessen durchzusetzen. Das wäre ja auch noch schöner, wenn die blöden Bürger bestimmen, was mit der Stadt passiert. - Es wird ja unterstellt, daß die Bevölkerung zu dumm ist um zu erkennen, für welches Gebäude sie unterschrieben haben. Das ist ganz schön überheblich. Nun muss halt eine unglücklich formulierte Überschrift dafür herhalten, daß der Bürgerentscheid nicht durchgeführt wird. Puh, Glück gehabt. Am Ende hätten sich die Bürger vielleicht tatsächlich noch für die Verschönerung der Stadt eingesetzt.

    Ein Shitstorm wäre bei so dreist verhinderter direkter Demokratie aber das Mindeste. Besser wäre es, die Entscheider direkt aus ihrem Amt zu entfernen.

    Wenn der Neubau am Ende wieder teurer und teurer und teurer wird, ist das Geheule groß und niemand will dafür verantwortlich sein. So, wie es immer läuft. Hauptsache die Stadt kann mit einem tollen modernen Bau prahlen.

  • Ich weiß,meine Sichtweise zum Schauspielhaus stößt bei einigen Foristen auf unverständnis.Aber es bringt doch nichts, sich jetzt hier auf ein Gebäude zu versteifen wo die Rekochancen gegenwärtig bei fast Null sind. Gibt es Gebäude in Frankfurt die gute Rekobedingungen von Seiten der Stadt bzw Bestandsgebäude für Rekovervollständigungen haben?(Langer Franz?)Wie ist da der Stand?

  • Während auf der HR-Hessenschau-Seite die Altstadt verunglimpft wird, wird gleichzeitig auf der Hessenschau-Seite ein neues Hochhausprojekt als neues lebendiges Modell für die Frankfurter Innenstadt gefeiert. Selbst die bei der Eröffnung verkündeten Marketingplattitüden werden unkritisch vom HR übernommen.

    Lieber HR: Hochhäuser haben der Stadt zu einer Skyline verholfen, aber sie haben (im Gegensatz zur Altstadt) noch nie ein lebendiges Quartier hervorgebracht!

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  • Die Stadtpolitiker sind keine Reko-Freunde. Das ist ja schon beim DomRömer deutlich geworden. Weil sie aber in der "Neuen Altstadt" den Kürzeren gezogen haben, versuchen sie hier, beim Schauspielhaus, offenbar jedes erdenkliche Mittel, um bloß nicht schon wieder gegen die Befürworter wiederaufgebauter Architektur zu "verlieren".

    Am Sonntag war in Hessen Kommunalwahl. Da haben wohl in Frankfurt die Parteien am meisten Stimmen bekommen, die seinerzeit die Rekonstruktion der Altstadt befürwortet haben.

  • Während auf der HR-Hessenschau-Seite die Altstadt verunglimpft wird, wird gleichzeitig auf der Hessenschau-Seite ein neues Hochhausprojekt als neues lebendiges Modell für die Frankfurter Innenstadt gefeiert. Selbst die bei der Eröffnung verkündeten Marketingplattitüden werden unkritisch vom HR übernommen.

    Und der "Verunglimpfer", HR-Kulturredakteur Christoph Scheffer, ist gleichzeitig ein großer Fan der Wohnsiedlungen der 60er Jahre.

    Zitat

    Die Wohnsiedlungen aus den Sechzigerjahren gelten als monotone Ghettos und soziale Brennpunkte. Doch das stimmt nicht. Viele leben gerne hier und das hat auch mit einer klugen Planung vor 50 Jahren zu tun. Ein Spaziergang durch die Frankfurter Nordweststadt

    https://www.hr-inforadio.de/podcast/kultur…sode-78656.html

    Hier ein Bild der von Scheffer gelobten Nordweststadt, in der viele Bewohner glücklich sind, nicht in einem populistischen Disneyland leben zu müssen: https://images.app.goo.gl/xRjZtA5wf1sHFzxB8

    Scheffer wird folgendermaßen auf der Webseite des Funkkolleg beschrieben:

    Zitat

    Er will herausfinden, wie viel Mut zum Risiko vernünftig ist und ab wann zu viel Sicherheit uns lähmt.

    Tja, heute gilt es als "Mut" mit den mächtigen Wölfen zu heulen und auf eine kleine Initiative zu prügeln, die den Mut hat, sich trotz heftigstem Gegenwind auf die Straße zu stellen und das fast Unmögliche versucht anzugehen. :zwinkern:

  • Am Sonntag war in Hessen Kommunalwahl. Da haben wohl in Frankfurt die Parteien am meisten Stimmen bekommen, die seinerzeit die Rekonstruktion der Altstadt befürwortet haben.

    Nun letztlich haben sie ja am Ende alle befürwortet. Selbst der Oberbürgermeister ließ sich dort feiern. Insofern haben sie die meisten Stimmen bekommen. :zwinkern:

    Aber, Du hast natürlich Recht. In Frankfurt ist die Anonymität groß, auch das innere Verhältnis zur Stadt. Die Bevölkerung wechselt ja auch ständig stark. Hinzu kommt das ohnehin geringe Interesse vieler Bürger an Architektur. Also, das Thema ist offenbar selten wahlentscheidend. Es gibt natürlich Ausnahmen.

  • Nun letztlich haben sie ja am Ende alle befürwortet. Selbst der Oberbürgermeister ließ sich dort feiern

    Das ist selbstverständlich richtig. Aber ich meinte die Parteien die den Bau der neuen Altstadt vor deren Bau befürwortete und diesen damit (auch) möglich gemacht haben. Es kann diesen damit nicht darum gehen, die Rekonstruktion des Schauspielhauses zu verhindern, weil sie bei der neuen Altstadt ihren Willen nicht durchsetzen konnten. Darauf wollte ich (Neußer) hinweisen.

    Hinzu kommt das ohnehin geringe Interesse vieler Bürger an Architektur. Also, das Thema ist offenbar selten wahlentscheiden

    Das ist wohl (leider) so und zwar unabhängig von sonstigen politischen Vorzeichen. Immerhin haben die Bürger den Parteien die Mehrheit verschafft, die seinerzeit schon recht früh die neue Altstadt wollten. Ob das was für die Rekonstruktion des Schauspielhauses bringt, bleibt abzuwarten (obwohl ich hier so meine Befürchtungen habe).

    ich persönlich bin ja mittelweile einer der (wenigen) Befürworter einer Sanierung im Bestand. Hierbei könnten die erhaltenen Teile des Jugendstilbaues besser in Szene gesetzt werden und gleichzeitig die Wohl auch von vielen Besuchern der Oper geliebte Glasfassade erhalten werden. Der Blick aus dieser heraus in die angeleuchtet Stadt mit an dieser Stelle, so finde ich, gelungenen Mischung von historistischen Bauten, Parks und Wolkenkratzern, hat ja auch was. Vielleicht kann sich ja der Neubau auf die technischen Anbauten beschränken.

  • ich persönlich bin ja mittelweile einer der (wenigen) Befürworter einer Sanierung im Bestand. Hierbei könnten die erhaltenen Teile des Jugendstilbaues besser in Szene gesetzt werden und gleichzeitig die Wohl auch von vielen Besuchern der Oper geliebte Glasfassade erhalten werden. Der Blick aus dieser heraus in die angeleuchtet Stadt mit an dieser Stelle, so finde ich, gelungenen Mischung von historistischen Bauten, Parks und Wolkenkratzern, hat ja auch was

    Interessanter Vorschlag. Noch besser wäre es wenn man die Jugendstilfassade zumindest innen ganz rekonstruiert ( die dunklen "Originalteile" werden dann wie bei der Frauenkirche unterscheidbar sein durch die Farbe) aber ja nach außen kann man ja diese Glasfassade lassen. So in etwa wie der Hbf von Straßburg (wenn ich auch davon um ehrlich zu sein kein Freund bin aber für FFM ist es ein Kompromiss):

    https://www.google.de/maps/@48.58476…12!8i6656?hl=de

  • 1. Ich finde das Straßburger Beispiel schrecklich. Da hat man einen so schönen Bahnhof und steckt ihn dann in eine Glashülle, die aussieht wie eine Fußball-Arena.

    2.

    Der Blick aus dieser heraus in die angeleuchtet Stadt mit an dieser Stelle, so finde ich, gelungenen Mischung von historistischen Bauten, Parks und Wolkenkratzern, hat ja auch was.

    Warst Du schon im Wolkenfoyer? Natürlich kann das ein Auswärtiger als "gelungene Mischung" sehen. Man blickt auf eine von Nachkriegsbauten geprägte Straßenkreuzung (hier) , die unteren Geschosse des gegenüber liegenden "Eurotower" (hier), in die Anfänge der Wallanlagen beim Euro-Denkmal (hier) und - zugegebenermaßen - am äußersten westlichen Zipfel auf den Fürstenhof (hier) , der ja bekanntlich nach Meinung aller Kulturjournalisten, Politiker und Opernbesucher als besonders abschreckendes Beispiel für historistische Protzsucht dienen soll, die man auf gar keinen Fall rekonstruieren darf. Also, die Stadt Frankfurt leuchtet immer, wenn es dunkel wird. Das ist kein Alleinstellungsmerkmal dieser Ecke. Und es gibt wahrlich bessere Ausblicke als den vom Wolkenfoyer, finde ich, ganz subjektiv.

    Allerdings, wenn jetzt schon die Rekonstruktionsfreunde im APH-Forum für den Erhalt dieser Glasfassade sind, wenn nur die Denkmalschutzdoktrin der Erhaltung von Resten der Originalsubstanz einghalten wird, dann kann man das vergessen.

    3. Eine Sanierung ist ein größeres Wagnis als ein Neubau, denn es lauern eine Menge Überraschungen auf einen, die Sanierungskosten in die Höhe treiben werden.

    4. Schauen wir doch mal angesichts der Finanzlage der Stadt, wie eine "grün" geführte Stadtregierung das in den nächsten Jahren so hinbekommen wird. Ich bin mal sehr gespannt.

  • Heimdall eigentlich bin ich ja voll bei Dir und finde es auch schlimm in Straßburg (die Wirkungdes tollen kaiserzeitlichen Bahnofs auf den Platz ist dahin, aber das war wohl auch so gewollt damals...)

    Aber: seien wir mal ehrlich in Frankfurt sieht es wohl nicht so gut aus. Ich bin natürlich kein Pessimist, aber wenn über den HR schon so eine Stimmung gegen die Reko gemacht wird und die "Theaterleute" selbst wohl auch nicht wirklich von unserer Forderung überzeugt sind, muss man eben nach einem Kompromiss suchen. Und ja wenn man trpotzdem die gesamte Jugendstil-Fassade rekonstruiert aber die Glasfassade für die Nachkriegsfetischisten lässt, hat man vielleicht ein wenig mehr Chancen. Und wenn sich die Zeiten wieder ändern, kann man das Schauspiel ja auch von der "Hülle" wieder befreien. Da geht ja nichts verloren dann.

    Es wäre zumindest eine Option...

    Beide Seiten wären zufrieden, wir Rekofreunde mit der Fassade (wo übrigens der Giebel und die Türm,e ruhig hinter der Glassfassade rausragen dürfen, das wäre mal ein anderer "Kontrast" ;)

    Und halt die Leute, die dieses Glasfoyer mögen.

    Aber vielleicht passieren ja auch noch Wunder zu unserem Gunsten :anbeten:

  • Warst Du schon im Wolkenfoyer? Natürlich kann das ein Auswärtiger als "gelungene Mischung" sehen.

    Ja, schon sehr oft. Mir gefällt insbesondere der Blick aus diesem sehr gut

    Das Frankfurt an anderen stelle nicht dunkel ist, ist mir sehr wohl bekannt Die Wallanlagen, samt der angrenzenden Bebauung sind aber schon eine besondere Ecke.


    Eine Sanierung ist ein größeres Wagnis als ein Neubau, denn es lauern eine Menge Überraschungen auf einen, die Sanierungskosten in die Höhe treiben werden.

    Das wird wohl so sein, ist für mich aber erst einmal kein Argument gegen meine Idee. Am billigsten wäre aber wahrscheinlich das Schauspielhaus komplett abzureißen, das Grundstück an eine Investor zu verkaufen, der dann dort etwas ganz anderes baut. Das wollen wir doch wohl alle nicht.

    Natürlich kann das ein Auswärtiger als "gelungene Mischung" sehen.

    Damit meinst Du ja wohl hoffentlich nicht, dass ein Forist, der nicht vor Ort wohnt, sich aus der Diskussion möglichst heraushalten soll. So was kenne sich in diesem Forum eigentlich nur von Berliner Kollegen. :wink: Sei aber beruhigt, zu Frankfurt habe ich eine persönliche Verbindung.

  • Damit meinst Du ja wohl hoffentlich nicht, dass ein Forist, der nicht vor Ort wohnt, sich aus der Diskussion möglichst heraushalten soll.

    Das habe ich nicht geschrieben und ausdrücken wollen.

    Es ging darum, dass Auswärtige oft erst mal (im positiven Sinn) beeindruckt von der Frankfurter Hochhaus-Skyline sind und dann alles irgendwie toll und interessant finden. Ich meine das oft an Besuchern vom Land sehen zu können. Deren Blick ist dann nicht sehr abwägend.

    Am billigsten wäre aber wahrscheinlich das Schauspielhaus komplett abzureißen, das Grundstück an eine Investor zu verkaufen, der dann dort etwas ganz anderes baut. Das wollen wir doch wohl alle nicht.

    Ich hätte nicht unbedingt etwas dagegen. Die paar hochsubventionierten Opern- und Schauspielbesucher werden eben einen anderen Ort aufsuchen, den sie auch gut finden werden, so lange nur viel Glas und Ausblick sichergestellt sind. Viel schlechter wird ein Neubau nicht werden. Und ein Abriss hat den unschätzbaren Vorteil, dass sich all die Oswalds und sonstigen Wolkenfoyer-Anhänger dann auch mal etwas ärgern werden. Geteiltes Leid ist halbe Freud´.