Frankfurt a. M. - Schauspielhaus

  • Die Frankfurter Rundschau lässt sicj heute wieder ausgiebig zum Thema Schauspielhaus aus.

    Dabei muss natürlich das Aktionsbündnis runtergemacht werden.

    Die real existierende Glas-Stahlkiste kommt allerdings auch nicht nur gut weg.

    Welche Vision stattdessen der/die VerfasserInnen haben, erfahren wir aber auch nicht wirklich.

    https://www.fr.de/kultur/theater…t-90189147.html

    Der Artikel versucht das Thema irgendwie in eine erhabene, kultur-geschichtlich beflissene Feuilleton-Sprache zu übersetzen. Leider reicht das ganze nicht an den leider zu früh gestorbenen Primus der Architekturkritik Dieter Bartetzko heran. Es bleibt bei dem Versuch, die Aktionsgemeinschaft in eine revanchistische Ecke zu drängen und den Architekten Heinrich Seeling als drittklassigen Architekten abzustempeln. Zitat "...einem Baumeister aus der damals dritten Reihe ". Alleine das ist schon falsch: Seeling war zu dieser Zeit einer der hervorstechenden Architekten für Theaterbauten.

    ...

  • "Wikos", das hast Du aber sehr vornehm ausgedrückt.

    Der ganze Text strotzt - alles andere als untypisch für die "Frankfurter Rundschau" - nur so vor Ressentiments aus der alt-linken Mottenkiste.

    Zitatbeispiele:

    - Ewiggestrigen ist es bitter ernst

    - Ausgerechnet die Gründerzeit soll Vorbild sein

    - kolossalen Kuppel, aufgesetzt dem Bühnenturm. Dem war sie nicht direkt aufgepflanzt wie eine Preußenhaube, aber als eine Dachhaube à la Reichstagsgebäude doch schon.

    - gegen Andersdenkende gewalttätig wurde. In wessen Namen, im Namen der Gründerzeit?

    - so gar nichts Originelles

    - Der Wille zum Nachgemachten bekannte sich zum Zuviel, zum Überladenen.

    - Gründerzeitarchitektur gebautes Imitat war

    - Nichts Schöpferisches

    - Die beiden Türme des Bildungstempels so stämmig wie Wehrtürme

    - Parvenü

    - Prunksucht

    - Frontstellung durch Architektur

    - wie Bildungsgut in Bildungshuberei umschlug, wie die Zitatwut sich dem „epigonalen Verschleiß“ hingab, wie „trivialer Idealismus“ und „prätentiöse Banalität“ sich in den Vordergrund drängten, wie „inflationäre Gefühle“ und „inflationäre Worthülsen“ die Geselligkeit prägte

    (Anmerkung Heimdall: Komisch, ich muss bei diesen Worten irgendwie an den heutigen Zeitgeist und auch an die "Frankfurter Rundschau" denken... :lachen:)

    - hinter der sentimentalen architekturhistorischen Initiative eine geschichtspolitische Attacke steht

    (Jetzt wird´s trüby)

    - reaktionären Rührigkeit

    - Die neutrale Glashülle der Moderne bedeutete 1963 insofern einen auch sozialen Fortschritt, weil sie anstelle der prunkenden Fassade der Gründerzeit, in der der Anspruch des Bürgertums seinen Ausdruck fand, immerhin Bildungsangebote auch an andere Klassen und Schichten machte.

    - Architektur der Gründerzeit nicht erst seit gestern als „unehrlich“ gilt

    - fadenscheinigen Prunk und dräuendes Pathos

    - Und als nächster Schritt dann ein nationaler Spielplan?

    - soll einer Ära ein Denkmal gesetzt werden, die als „gute alte Zeit“ bezeichnet wurde. Eine Verklärung, immer schon, unsäglich trivial, kulturhistorisch fatal, gesellschaftspolitisch unverantwortlich, im Grunde unglaublich.

    Ergo: Da hat ein Christian Thomas in der Schulzeit zu viel im Heinrich Mann gelesen und in der Unizeit noch bei Jost Hermand reingeguckt. Das ganze verinnerlicht. Und so etwas kommt heraus. Immer und immer wieder. Wenig originell.

  • Ja, der ganze FR-Text strotz vor Intoleranz. Immer wieder wird von den Modernisten Geschichte und Architektur in einem Kontext gesetzt. Bin ich für das historische Schauspielhaus dann bin ich ein Anhänger von Pickelhauben und Kaiserzeit. Setze ich mich für den Wiederaufbau der Altstadt ein, bin ich ein Nazi. Das man einfach nur Architektur schön findet, scheint außerhalb der Vorstellungskraft von Modernisten zu liegen. Die Aktionsgemeinschaft Schauspielhaus hat an keiner Stelle damit geworben, mit dem Schauspielhaus auch die Kaiserzeit wieder zu errichten.

    Aus Sicht der Modernisten ist nur der Anhänger der Moderne ein guter Mensch. Dabei ist die "Moderne" auch schon über hundert Jahre Alt. Der zweite Weltkrieg lag in der Epoche der Moderne und nicht in der Gründerzeit oder im Mittelalter.

    Zurück zur unsachlich, dämlichen Diskussion über das Schauspielhaus: Hätte man in den sechziger Jahren nicht das Gebäude brutal verstümmelt, dann würde heute keiner das alte Schauspielhaus zur Disposition stellen bzw. einen modernen Neubau fordern. Es würde genauso stolz als Theater oder Opernstätte genutzt werden wie hunderte andere alte Schauspielhäuser in Europa.

    ...

  • Heimdall,ich bin kein Pessimist aber Realistisch genug um zu erkennen das es mit einer Fassadenreko des Frankfurter Schauspielhauses nichts wird und nur bei einigen wenigen reines Wunschdenken weiter bleiben wird.

  • Du bist immmer (!!) pessimistisch, das ist das Problem. Wenn wir uns sogar untereinander gegenseitig ausbremsen und uns die Stimmung vermiesen, dann kann es wirklich nichts werden, vollkommen unabhängig vom Projekt

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Na gut Dark Vision,ich will durch meinen realistischen Pessimismus ja nicht die optimistische Stimmung im Forum zu möglichen Rekos vermiesen.Vielleicht liege ich ja auch falsch und das Schauspielhaus wird doch irgendwann in seinem historischen Gewand rekonstruiert.:smile::daumenoben:

  • DarkVision,ich bin ja auch sehr für Rekos sonst wäre ich nicht hier im Forum.Aber Sie können nun mal nicht von allen Foristen eine komplett einheitliche Meinung zu allem erwarten.Die eine oder andere Sichtweise zu dem ein oder anderen Wunsch Rekokandidadaten sollte von einigen Foristen auch akzeptiert werden.Klar wünsche ich mir auch soooooo viele Rekos wie es nur geht.Aber es läuft nunmal in der Realität nicht alles so wie es sich einige Foristen innerlich wünschen.Mit zuviel sehnsüchtigem Denken nach Verlorengegangenem kommt man auch nicht weiter.

  • Herr Hermann, DarkVision meinte das anders. Ich z.B. habe mir auch schon Sorgen ueber Dich gemacht.

    Seit Du wider hier im Forum aktiv bist hast Du staendig eine ausschliesslich extrem schlechte Laune.

    Ich habe Dich auch gern und hab Dir ja auch eine Nachricht im Januar geschickt, weil ich wissen wollte

    warum dies so ist. Es geht mich ja auch nichts an. Faellt hat nur auf. Moechte, das es Dir gut geht. Das ist alles.

  • Es ist halt auch niemandem geholfen, wenn es lokal eine enorm emsige Bürgerinitiative gibt, die in der Stadt 23.588 Unterschriften für dieses Projekt einsammelt, aufwändige 3D Visualisierungen erstellt - und dann kommen hier Leute an und nennen das Vorhaben "unrealistisch". Sowas ist einfach Mist, mal ehrlich.

    Zumal beim Schauspielhaus nunmal ein Neubau ansteht, wo also sollte also ein solches Vorhaben bitteschön realistischer sein? Und unter dem aktuellen Bau verbirgt sich eben ein guter Teil des alten Originalbaus. Beste Voraussetzungen.

    Zumal in einer Stadt die in den 80ern die Alte Oper und die Ostzeile des Marktes wiederaufgebaut hat, und erst kürzlich das zentrale Altstadtviertel am Dom.

    In Frankfurt, der Stadt mit einer reichhaltigen Geschichte der Bürgerkultur, wo Kulturstätten immer wieder von den Städtern selbst initiiert und verwirklicht wurden, unabhängig von Herrscherhäusern und Parteienfilz. Und heute will ausgerechnet eine staatlich finanzierte bornierte Minderheit den Frankfurtern vorschreiben, wie künftig das Schauspielhaus auszusehen hat - eine Institution also, die es ohne Frankfurter Bürgerengagement nie gegeben hätte? Sieht da niemand die Ironie? Ich finde das ganz schön dreist.

    Das wirklich Realistische ist hier also das Gelingen des Wiederaufbauprojektes auf mittlere bis längere Sicht. Denn das Wahre, Schöne, Gute setzt sich am Ende immer nachhaltig durch, nicht umsonst steht dies auf der Oper geschrieben.

  • Bohnenstange,ich spüre,wer eine etwas abweichende Meinung zu dem ein oder anderen Gebäude hat ,sehen einige Foristen hier nicht so gern.Wer nicht vollumfänglich der Meinung der Masse ist,wird so hingestellt als habe er "staendig eine ausschließlich extrem schlechte Laune" .Das ist schade. Einige Befürworter(vielleicht schon Hardliner) von Rekos müssen aufpassen sich nicht zu stark auf ihre Sichtweise pro Reko zu versteifen,denn die lassen am Ende nicht mal mehr die kleinste Kritik von jemand anderem zu. Auch Rekobefürworter müssen nicht immer alles befürworten.

  • Das wirklich Realistische ist hier also das Gelingen des Wiederaufbauprojektes auf mittlere bis längere Sicht. Denn das Wahre, Schöne, Gute setzt sich am Ende immer nachhaltig durch

    Man sieht es nur selten.

    Ich halte den "realistischen Pessimismus" von Herrn Herrmann schon für realistisch. Ein großes Problem, dass ich sehe, ist, dass diejenigen, die im Schauspielhaus arbeiten sollen, die Theaterleute, gegen eine Reko sind. Theatermacher wollen modern und zeitgeistig sein und dies auch in einem modernen Gebäude audrücken.

    Sollte die Reko-Initiative keinen Erfolg haben, so wird dies keinesfalls an Herrn Herrmann liegen. Unser lieber Mitforist ist harmlos und hat auf das Geschehen in Frankfurt keinen Einfluss.

    Das derzeitige Theatergebäude ist kaum vorzeigbar. Da könnte ein Neubau in modernem Stil von einem guten Architekten schon zu einer Verbesserung führen. Eine Wiederauferstehung des historischen Schauspielhauses wäre aber eine schöne Sache. Markante historische Gebäude sind für die Identität einer alteuropäischen Stadt wichtig. Frankfurt hat sicher nicht zu viele davon.

    Ich wünsche der Schauspielhaus-Initiative viel Glück!

  • Ein großes Problem, dass ich sehe, ist, dass diejenigen, die im Schauspielhaus arbeiten sollen, die Theaterleute, gegen eine Reko sind. Theatermacher wollen modern und zeitgeistig sein und dies auch in einem modernen Gebäude ausdrücken.

    Dazu gibt es keine empirische Erhebung. Ich denke, dass viele Schauspieler und Techniker mit einem historischen Schauspielhaus überhaupt kein Problem hätten. Modern können ihre Stücke ja dennoch sein, und eine moderne Bühnentechnik, die den Status Quo deutlich übertrifft, würden sie auch bekommen. Darauf kommt es ihnen an. Das Problem sind weniger die Leute, die dort arbeiten, als die Politiker (Kulturdezernat usw...) und die zuständigen Verwaltungsmitarbeiter, die sich in ihrer gegenseitig beeinflussenden Blase befinden.

  • Rastrelli,ja ich bin ein harmloser Forist und habe auf das Geschehen in Frankfurt keinen Einfluss aber dafür eine persönliche Sichtweise dazu..Na dann kann ich nur hoffen das es hier genug Foristen gibt die nicht harmlos und keine schlechte Laune haben um Einfluss auf das Geschehen Schauspielhaus und andere Rekoprojekte haben.

  • Ein aktueller Bericht in der Frankfurter Neuen Presse. - Und da wundert man sich noch über Politikverdrossenheit.

    (...) Denn schon am 3. Dezember 2020 habe man nach der Akte gefragt. Es dränge sich der Verdacht auf, dass sie in einer Schublade liege, um Zeit zu gewinnen. Ein Hinauszögern sei der Stadt bereits gelungen, denn der anfangs erhoffte gemeinsame Bürgerentscheid mit der Kommunalwahl am 14. März sei nicht mehr realisierbar. (...)

    Mann und seine Juristen vermuten überdies, dass das Bürgerbegehren über die Kostenbegründung "ausgehebelt werden soll". Dies sei bei hessischen Kommunen ein beliebtes Instrument, um Bürgerentscheide zu verhindern. (...)