Frankfurt a. M. - Schauspielhaus

  • Die FAZ schreibt heute zu einem "Magistratsvortrag" zum Schauspielhaus.

    Die Zahl der völlig irrwitzigen und ohnehin unbezahlbaren Varianten und Standorte nimmt nicht ab.

    Aber eines scheint so wichtig zu sein, dass man es schon jetzt abnicken lassen möchte:

    (Zitat auf Seite 2)

    "Schließlich wird der Magistrat beauftragt, keine Rekonstruktion des Schauspielhauses von 1902 zu verfolgen..." (1)

    Eine Begründung dafür wird natürlich nicht genannt.

    https://www.faz.net/aktuell/rhein-…t-16868044.html

    :kopfschuetteln:

  • „Die Achtwochenfrist für das kassatorische Bürgerbegehren stellt zwar eine große Herausforderung für die Initiatoren dar, aber ich bin davon überzeugt, dass die Menschen in unserer Stadt den politisch Verantwortlichen diese Ignoranz nicht durchgehen lassen werden.“

    Dafür müssten die Menschen der Stadt erst einmal von der Ignoranz erfahren. Das ist ja sicher kein Thema, über das ganz Frankfurt spricht.

    Außerdem bin ich mir auch nicht so sicher, ob es in der Stadt ein besonderes Interesse an traditioneller Architektur oder der baulichen Geschichte gibt. Immerhin dümpelt die Spendensammlung für den Langen Franz seit Monaten vor sich hin. Das scheint den Bürgern nicht viel zu bedeuten.

    Nun gut. Bei einem Bürgerbegehren muss man nur ein Kreuzchen machen. Das kostet die Leute kein Geld. Da kann man am Ende nur hoffen, daß der Normalbürger einen gewissen Sinn für schönes Bauen hat.

  • (...) Da das Gebäude im Krieg weitgehend zerstört wurde, liege der Erhalt der originalen Baudekoration, also der schmückenden Elemente des Gebäudes, bei weniger als zehn Prozent. „Im Falle einer Rekonstruktion müsste das Gebäude aus der Kaiserzeit folglich nahezu komplett neu nachgebaut werden, ohne dass die heutigen Anforderungen des Schauspiels auch nur annähernd abgebildet würden“, so die Kulturdezernentin. (...)

    So so. Das Gebäude wurde im Krieg weitgehend zerstört. Wie man auf den verlinkten Bildern sieht, war da kaum noch etwas übrig:

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…urt_am_Main.jpg

    https://www.frankfurterschauspielhaus.de/s/cc_images/ca…pg?t=1527771587

    https://c8.alamy.com/compde/f05byw/…s-na-f05byw.jpg

    Was nach den üppigen Nachkriegsabrissen heute noch da ist, sieht man hier:

    https://www.frankfurterschauspielhaus.de/home/was-noch-da-ist/

    Eine Rekonstruktion würde den heutigen Anforderungen angeblich nicht genügen. - Was ist denn mit den historischen Schauspielhäusern und Opernhäusern, die heute noch existieren? Mal ganz dumm gefragt.

    Die Begründungen gegen die Rekonstruktion sind mal wieder so verdreht und zurechtgebogen, wie es die Gegner gern hätten. Mit der Wahrheit hat das nicht sehr viel zu tun.

  • Die Vorlage Nr. 1255, die das Verwerfen der Rekonstruktion aus der Vorlage gestrichen hätte, kam von der AfD und wurde natürlich von allen anderen Fraktionen abgelehnt. Es gab allerdings auch seitens der anderen Fraktionen wohl keinen Änderungsantrag, um den Punkt VII ("keine bauliche oder konzeptuelle Rekonstruktion des Schauspielhauses von 1902 zu verfolgen") aus der Vorlage des Magistrats zu streichen. Somit kann man das Projekt Rekonstruktion beim Schauspielhaus wohl abhaken.

    Hier das Abstimmungsergebnis in der Vorlage:

    Eine Anfrage diesbezüglich kam im Februar ebenfalls von der AfD und wurde vom Magistrat kategorisch zurückgewiesen, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass der Bau von 1963 "für einen demokratischen Aufbruch Nachkriegsdeutschlands" stehe.

    Mir scheint, dass das Engagement der falschen politischen Seite zur Ablehnung durch die SVV geführt hat.

  • Die Vorlage Nr. 1255, die das Verwerfen der Rekonstruktion aus der Vorlage gestrichen hätte, kam von der AfD und wurde natürlich von allen anderen Fraktionen abgelehnt. Es gab allerdings auch seitens der anderen Fraktionen wohl keinen Änderungsantrag, um den Punkt VII ("keine bauliche oder konzeptuelle Rekonstruktion des Schauspielhauses von 1902 zu verfolgen") aus der Vorlage des Magistrats zu streichen. Somit kann man das Projekt Rekonstruktion beim Schauspielhaus wohl abhaken.

    Hier das Abstimmungsergebnis in der Vorlage:

    Eine Anfrage diesbezüglich kam im Februar ebenfalls von der AfD und wurde vom Magistrat kategorisch zurückgewiesen, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass der Bau von 1963 "für einen demokratischen Aufbruch Nachkriegsdeutschlands" stehe.

    Mir scheint, dass das Engagement der falschen politischen Seite zur Ablehnung durch die SVV geführt hat.

    Die Ablehnung der Reko hat nichts mit der AFD zu tun. Die regierenden Parteien waren sich vorher schon einig, dass das alte Schauspielhaus nicht wieder errichtet wird. Ganz so pessimistisch bin ich trotzdem nicht mehr. Die Schauspielhaus-Initiative hat ein Bürgerbegehren initiiert und die Frankfurter Bürger rennen den Unterschriftensammlern die Bude ein. Die SPD-Fraktion hatte daraufhin auf Facebook der Initiative vorgeworfen, sie würden die Bürger täuschen - und haben dafür einen gewaltigen Shitstorm kassiert. Die Bürger haben es satt, dass Parteifunktionäre Hand in Hand mit den örtlichen Medien den Menschen vorschreiben möchten, wie das Schauspielhaus aussehen soll. Alleine in meinem Bekanntenkreis (alle Schichten, keine Architkturspezialisten) liegt die Zustimmung für die Reko des Schauspielhauses locker bei 80 %.

    ...

  • Wikos,

    es wäre sehr schön, wenn Du Recht behältst. Am Berliner Schloss kann man doch sehr eindrucksvoll sehen, welche Wirkung so ein prachtvoller Großbau entfaltet. Das strahlt positiv auf die gesamte Umgebung ab. Wie wir hier ja alle wissen, schafft das moderne Architektur so gut wie nie.

    Eigentlich müssten die Frankfurterinnen und Frankfurter, bedingt durch das erfolgreiche DomRömer-Projekt, der Rekonstruktion durchaus wohlgesinnt sein. Ich hoffe sehr, daß es ein deutliches Ergebnis für das alte Schauspielhaus gibt.

  • Neußer Ja, die Politik hat sich mal wieder verrannt und kann jetzt nicht mehr über ihren Schatten springen. Wie bei der Altstadt hat die Politik die Bürgermeinung wieder völlig falsch eingeschätzt. Die Mehrheit ist für Rekonstruktionen - das sagen alle repräsentativen Studien, Befragungen etc. die es bisher zu diesem Thema gab.

    ...

  • Wenn man die Luftaufnahme auf dem einen Bild des einen Links von NEUßER sich anschaut ,ist das Schauspielhaus komplett mit Neubauten und Hochäusern umbaut.Also eine gegenwärtig völlig andere architektonisch städtebauliche Umgebung als in der Vergangenheit.Ich finde unter heutigen städtebaulichen Gegebenheiten in dieser Gegend macht eine Reko der Fassade des Schauspielhauses dort keinen Sinn mehr. Einige Rekos könnten oder sollten noch am Römer(Altstadt) weiter entstehen nähmlich da wo man noch an vorhandene historische Stadtstrukturen anknüpfen kann.

  • ^

    Frankfurt ist eine Stadt der Kontraste. Mit der obigen Argumentation würde auch eine Alte Oper (die bekanntlich, trotz Abrissideen, in den 80er Jahren wiederhergestellt wurde) "keinen Sinn" mehr machen, weil ja nun eine moderne Umgebungsbebauung existiert. (siehe hier) Komisch, dass das Gebäude und der Platz davor so beliebt sind. Auch ein Palais Thurn und Taxis oder die Alte Stadtbibliothek, beide vor wenigen Jahren rekonstruiert, machen "keinen Sinn", weil ja moderne Häuser daneben stehen. (Siehe hier und hier) Ergo: Auf Frankfurt können die Schablonen einer Stadt wie Wittenberg nicht angelegt werden.

    Das Argument, Rekos doch lieber "am Römer (Altstadt)" zu errichten, geht zudem völlig an den Realitäten vorbei. Es ist ein Argument a la, wenn man dort nicht rekonstruiert, kann man im Gegensatz hier rekonstruieren. Völlig absurd. Es wurde hinlänglich bereits mehrfach deutlich gemacht, dass derzeit im Bereich der Altstadt kaum realistische Möglichkeiten einer Rekonstruktion bestehen. Abgesehen von Einzelgebäuden wie der Alten Börse vielleicht. Zumindest steht dort derzeit nichts an, dafür aber ist das Schauspielhaus gerade ein Thema. Statt also ständig Themen auszuweichen und lieber Träumereien zu pflegen, muss man sich Themen, die auf der aktuellen Agenda stehen, stellen. Auch wenn man eine Niederlage erleiden sollte.

  • Gerade weil Hochhäuser drum herum stehen MUSS das Schauspielhaus rekonstruiert werden!

    Der sexy Kontrast von Gründerzeitlern zu den gläsernen Hochhäusern, macht doch überhaupt erst aus Frankfurt Mainhatten!


  • Heimdall,in der Wiederherstellung Alte Oper und Schauspielhaus besteht ein erheblicher Unterschied.Die Alte Oper stand noch komplett bis zu ihrer Sanierung mit ihren historischen Außenmauern hingegen das Schauspielhaus zwar auch noch bis Anfang der 60er mit seiner historischen Hülle existierte aber im Zuge der

    Modernisierungen und massiven Umbauten blieb nur ein kleiner Teil des alten Gebäudes erhalten und floss so in einen modernen Neubau ein.Bei einer historischen Wiederherstellung des alten Schauspielhauses wäre daher ersteinmal ein kostenintensiver und aufwändiger Rückbau der modernen Außenhülle notwendig um erst dann mit der eigentlichen Wiederherstellung der alten Fassade zu beginnen. Da sehe ich dann schon einen massiven Unterschied der Kosten im baulichen Aufwand in der Wiederherstellung zwischen Alter Oper und Schauspielhaus.Ich glaube,das wird und kann sich schon aus Ökonomischer Sicht nicht durchsetzen. Heimdall,mit der Altstadt sehe ich etwas anders als Sie,ich denke dennoch wenn in Frankfurt Zukünftig noch weitere Rekos entstehen werden dann am Römer, Salzhaus oder die historisch bauliche Vervollständigung Langer Franz und Paulskirche.....sein.Aber das Schauspielhaus komplett in seiner Historischen Fassade wird

    leider nur Wunschdenken bleiben.

  • (...) Ich finde unter heutigen städtebaulichen Gegebenheiten in dieser Gegend macht eine Reko der Fassade des Schauspielhauses dort keinen Sinn mehr. (...)

    Andersherum wird da ja auch keine Rücksicht genommen. - "Die alte Stadt ist noch so gut erhalten und komplett, da macht ein modernen Neubau keinen Sinn." - Das habe ich (leider) noch nie gehört. Zudem besteht ein Großteil unserer Städte ganz real aus einer Mixtur von Vor- und Nachkriegsbauten. Das harmoniert überhaupt nicht und macht/hat keinen Sinn. Ist aber leider alltag.

    (...) Bei einer historischen Wiederherstellung des alten Schauspielhauses wäre daher ersteinmal ein kostenintensiver und aufwändiger Rückbau der modernen Außenhülle notwendig um erst dann mit der eigentlichen Wiederherstellung der alten Fassade zu beginnen. (...)

    Soll denn das gegenwärtige Schauspielhaus aus den 1960er-Jahren nicht eh rückgebaut/abgerissen werden? Die Kosten entstehen also auf jeden Fall. Wenn man dann den Rest des originalen Schauspielhauses für den Wiederaufbau nutzt, ist das eher noch günstiger, als ein kompletter Neuaufbau.

  • Sehr geehrter Herr Herrmann, ich glaube Ihnen fehlen die Nachrichten ueber dieses Thema der letzten Jahre.

    So sind es doch nicht wir hier in diesen Strang, die etwas von umbau "Schwafeln", sondern die Stadt selbst will dies machen.

    Die Plaene der Stadt: Zuerst einmal einen Neubau.

    Dann moechte die Stadt diesen Standort aufgeben und umziehen.

    Desweiteren will die Stadt, nicht wir hier oder unser geehrter Heimdall, beide Haeuser voneinander Teilen!

    Dieses Haus hier soll demnach wohl weg. Der Stadtort nicht mehr genutzt.

    Nun einmal die Diskusion in den Zeitungen: Neubau, dann Umzug dorthin. Danach waere es Moeglich, so unser

    Forum hier, Dieses unseres Haus in aller Ruhe zu sanieren. Zu letzt zieht eine der zwei Parteien hier in unser Haus

    wider ein. Ein Haus in einer schicken "Abgespaessten Moderne" so wie z.B. das "Vogelnest" in Peking,

    dass andere in Prachtvollen Gruenderstil. Traditionel halt. In den Medien ist man ja schon so weit, das neue Haus in einem Sockel

    eines neu zu bauenden Hochhauses zu Planen...

    Das Traditionelle neben Modern hat bei der Oper ja auch Toll geklappt.

    Und weil viel weniger Platz an der alten Stelle benoetigt wird, koennte vieleicht auf der Hinteren Seite

    drei oder vier Hochhaeuser gebaut werden. Dies koennte einen Teil der entstehenden Kosten wider hereinholen.

    Wie geschehen bei dem Palais Turn und Taxis! Denn Frankfurt wird duch Brexit geschaetzte 70 000 + Arbeitsplaetze neu bekommen.

    Und das ohne Besucher und Geschaeftsreisende, so steht es in den Medien!!!

  • Bin für Prachtvollen Gründerstil, weil es schon so vielen (mini) Kratzer gibt UND weil das Ensemble so wunderschön war und wird!! Kontrasten sind dann auch gut. Aber intakte Ensembles im alten Pracht auch!!!

  • Bezüglich des Schauspielhauses ist noch nichts entschieden. Es ist davon auszugehen, dass ohnehin fast alles abgerissen wird. Gesonderte Abrisskosten für eine Rekonstruktion des Schauspielhauses, wie oben suggeriert wird, werden kaum entstehen.

    Bezüglich Altstadt muss ich nochmals sagen, dass Rekonstruktionsvorstellungen derzeit (leider) illusionär sind. Wenn wir von einer absehbaren Zukunft sprechen, nicht von 100 Jahren. Die Nachkriegshäuser am Römerberg sind gerade saniert worden und wohl teils in Privateigentum. Eine Rekonstruktion des Salzhauses würde auch Abrisskosten verursachen (soviel zu dem "Argument" von den Abrisskosten für das Schauspielhaus), denn der bestehende Nachkriegsbau hat ganz andere Geschosshöhen, kann also nicht weiterverwendet werden. Zudem existiert keinerlei politischer Wille zu einem solchen Abriss, da der Bau gemeinhin als Symbol der Nachkriegszeit gilt. Bei der Paulskirche wird ebenfalls nichts rekonstruiert. Derartige Bestrebungen sind frühzeitig ausgebremst worden. Der Lange Franz dümpelt finanziell vor sich hin, aber er kann kommen. Ihn allerdings gegen das Schauspielhaus ausspielen zu wollen, macht keinerlei Sinn, da kein Zusammenhang besteht.