Dresden, Neumarkt - Quartier III/2

  • Nein, die ergänzten, neuen Teile werden durchgängig im hellen Ornamentfarbton gestrichen, die Originalteile werden nur dünn lasiert. Man muss das aber adhoc und vor Ort entscheiden, wie stark. Man soll noch wahrnehmen, dass die originalen Teile alt sind.

  • Knöfflers Kinder spielen im Hof!
    Altstadt Dresden Details

    Unser allegorisch-mythologisches Ensemble über dem hoymschen Hauptportal ist komplettiert worden. Das mythologische Mischwesen (Greif oder Sphinx?) erhielt seinen Schwanz. Akanthus-Ornamentik ergänzt den Dreiklang der Figuren.

    Altstadt Dresden Details

    Zur Steigerung der Vorfreude ein aktuelles Bild des Dinglingerbrunnens.
    Im Vergleich der zwei Brunnen zeigen sich schön die feinen Unterschiede zwischen Barock und Rokoko:

    • Barock: Monumental, repräsentativ, betont auf Symmetrie, Pracht und Allegorie.
    • Rokoko: Verspielter, zarter, asymmetrischer.

      Altstadt Dresden Details
  • Ist im Schlussstein nicht rechts ein Drache?

    Das ist ein feuerspeiender Dreiohrhase!

    20 Minuten
    Die Zürcher Bäckerei St. Jakob hat Osterhasen mit drei Ohren im Sortiment. Der Grund: Die Ohren seien einfach das Beste, davon dürfe es gerne mehr geben. 🐇
    www.facebook.com

    Ich würde das Fabelwesen recht als eine Art Lindwurm ansehen. Da sind wohl auch keine Vogelfüße zu sehen, wie man auf den ersten Blick glaubt, sondern quasi verkehrt angesetzte Flossen. Und was der geflügelte Stier soll? Das Symbol für den Evangelisten Lukas kommt in dieser Kombination sicherlich nicht in Frage.

  • Geflügelter Stier?

    Strelizius Danke für die Bilder. Bei mir war heute morgen alles schon zu am Brunnen.

    Bei dem "Dreiohrhasen" war der Bildhauer wohl etwas zu schnell bei der Sache. Es waren wohl Haarbüschel des Schopfes des Drachen, die nach hinten weggingen.

  • Hat es denn, zur Komplettierung/Rekonstruktion des Portalschmuckes, gute Vorkriegsaufnahmen gegeben, auf die man zurückgreifen konnte? Alles was man im Netz findet wirkt, gerade in diesem Bereich relativ, unscharf, bzw. "im Schatten " liegend.

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Die Fotos um 1900 (und die hatten wir) haben alle eine Irrsinsauflösung, durch die man bei guter Herausvergrößerung fast alles erkennen kann. Auch in diesem Bereich.

    LfD-21-24_1081_Ausschnitt-a.jpg

    © Landesamt für Denkmalpflege Sachsen

    Von heute morgen. Aktuell wird abgerüstet, da demnächst der Hofbelag kommt.

    1000023382_b.jpg

    1000023384.jpg

    © Resurrectus

  • Weinmann diese Seite der Strasse mit der gegenüberliegenden vor Ort vergleicht kommen einem die Tränen. Auch das Jugendstilverschnitthaus ist woanders vlt toll hier aber ein Trauerspiel neben den barocken Fassaden.


    Ganz klar eine vertane Straßenseite die nur von denen profitiert die Geld in die Rekos gesteckt haben


    Und jemand hatte ja Hoffnung wegen der Gitter, zwar besser als meistens aber weit weg von großartig.

  • Wohin die Reise gehen würde, war bei den Vorgaben zwar schon länger zu erahnen; aber daß man sich irgendwie und irgendwann mit den Resultaten anfreunden wird, ist tendentiell doch sehr unwahrscheinlich. Einerseits mit R 4 eine der schönsten Fassaden am Neumarkt überhaupt; die drei Fassaden danach spotten jeglicher Beschreibung, jedem Vergleich. Ein einst weltberühmter Straßenzug ist wieder erlebbar und findet im Kurländer Palais seinen abschließenden Höhepunkt - zu dem Preis, daß auf drei Parzellen eine Füllmüll-Orgie abgezogen wird, die man in Dresden ansonsten kaum mehr vorfinden wird. Die "Freuden" der Töpferstraße hätten gut und gerne singulär bleiben können. Das, was wir da sehen, ist nicht schön. Es könnte mit wenigen Eingriffen zumindest ein wenig harmonisiert werden. "Könnte" ist aber zunächst ein theoretisches Wort...

  • Nochmals für alle zum Mitschreiben: An der Südseite der Rampischen ist außer dem Riesch nichts dokumentiert. Und dieses auch nur mit einem Ruinenaufmaß, einem Ruinenfoto und zwei Detailsfotos der Fassade.

    Alle anderen Fassaden dort sind aber Ra 4 nicht dokumentiert und waren vor 1945 völlig glatt und unbedeutend.

    DORT GAB ES NIX ZU REKONSTRUIEREN.

    Also kamen dort verabredungsgemäß Neubauten hin. Ich bin mit ihnen weitgehend zufrieden, ok, die beiden ersten sind ziemlich langweilig, aber vor dem Krieg die waren es auch. Der Neubau rechts neben dem "Neuen Riesch" gefällt mir.

    Über Nöfers Riesch kann man streiten - keine Frage. Aber es ist ein hochwertiger Bau, der sich versucht einzufügen. Wenn er mich gefragt hätte, hätte ich ihm von verschiedenen Dingen abgeraten und zu anderen Dingen zugeraten, dann wäre es dresdentypischer geworden....

    Wo wird denn immer historisierende Architektur hochgejubelt wenn nicht im aph? Nun bitte!

  • Ich hatte gestern Abend erstmalig Gelegenheit, das neue "Quartier am Hoym" zu begutachten und bin wirklich sehr angetan davon. Ich möchte die Betrachtung auf eine Detailfrage lenken: Die Durchgänge von der Rampischen zur Landhausstraße!

    Diese sind ja größtenteils Neuschöpfungen, weil es sie so historisch nicht gab. Das Ergebnis finde ich zuweilen aber noch reichlich nackt und steril und besonders abends, wenn man da durchgehen muss, auch etwas gruselig. Liegt natürlich daran, dass da noch nicht viele Mieter wohnen.

    Aber was denkt ihr? Wäre es nicht zum Beispiel besser gewesen, wenn man einige Passagen gepflastert hätte? Wäre das eine Option, die man mittelfristig später mal noch umsetzen sollte? Und wie kann man die nackten Durchgangswände etwas dresdentypisch aufhübschen? Das Einfachste wäre doch, etwas Efeu oder Illusionsmalerei. Welche Motive könnte man da wählen? Gab es da in den Höfen Ornamentik oder Embleme, die historisch vorhanden waren aber auf die man verzichten musste? Sowas ließe sich ja auch nachträglich noch anfügen. Hier drei Fotos der Durchgänge, deren Bereich ich als besonders kühl und trist empfunden habe.

    Also die Frage an die Experten, allen voran Resurrectus: Wie könnte man diese Durchgänge hoym-und rieschtypisch sowie dresdentypisch in kleinen Schritten verbessern, ohne sie baulich massiv zu verändern?

  • Das Quartier ist ziemlich durchwachsen. Wir haben einige Highlights (ein paar Rekonstruktionen, das historisierende Augustiner Bräu-Haus und natürlich das Palais Hoym), einige Fassaden, die wollen aber nicht wirklich können (z.B. das Nöfer-Haus), aber auch ein paar Fassaden, die sich unter den schlimmsten Missgriffen des Neumarkt-Projekts einreihen. Da ging auf der Zielgeraden wohl die Luft aus.

    Ich bin froh, dass wir so gut wie am Ende des Neumarkt-Projekts sind (Hotel Stadt Rom fehlt natürlich noch), muss ich sagen. Nicht nur, weil man die Fertigstellung kaum abwarten kann, sondern weil wir mittlerweile eher fragwürdige Regulierungen und Bauausführungen haben. Wo Fassaden größtenteils aus verputzter Dämmwolle bestehen. Das ist nicht nur billig, sondern sieht auch so aus. Daher hadere ich auch so mit dem Nöfer-Haus, auch wenn ich den Entwurf gelungen finde. Man sieht dem Haus förmlich an, dass es unter einer dünnen Schicht aus Putz nur aus Dämmwolle besteht.
    Wo sind wir angekommen, dass mittlerweile sogar Rekonstruktionen von wertvollsten Gebäuden, wie dem Palais Hoym, nur teilweise eine vorgeblendete Ziegelfassade erhalten und viel auch hier nur verputzte Wärmedämmung ist. Das ist Wasser auf die Mühlen der Rekonstruktionsgegner, die uns vorwerfen, das ist alles mehr Schein als sein. Mehr und mehr ist da leider was dran.

  • Alle anderen Fassaden dort sind aber Ra 4 nicht dokumentiert und waren vor 1945 völlig glatt und unbedeutend.

    Das hamma schon erörtert. Für mich ist es ein Armutszeugnis deutscher Verkopftheit und Komplexverfangenheit, dass man es nicht wagt, dem Vorkriegszustand nachempfundene zeitlos schlichte Fassaden zu errichten. Alles muss so extrem sein - wissenschaftlich 100% rekonstruiert (was mangels Materialgerechtigkeit gar nicht gehen dürfte, abgesehen davon, dass es bei den Prachtbauten natürlich seine Berechtigung hat) bzw eben "in der heutigen Zeit angekommen" (um ein typisches schwachsinniges Schlagwort zu bemühen). Dadurch entsteht, auch das habe ich schon gesagt, ein historisch völlig falsches Bild, indem suggeriert wird, die dokumentierten und rekonstruierten Fassaden wären Standard gewesen. In Wahrheit waren eben nur die Glanzlichter hinreichend dokumentiert, die einfachen deshalb nicht, weil ihre detailmäßige Beschaffenheit imgrunde wurscht war. Alle, die "100%ige Historizität oder gar nix" schreien, übersehen diesen Umstand. Das Dresdner Altstadtbild lebte eben auch von einer Masse an schlichten, aber stilvollen "Füllbauten". An beides, nämlich an Schlichtheit wie an Stilsicherheit wagt sich das Michltum in seiner zeitbedingt dezidiert szientifischen Verbrämung nicht heran.

    Und so kommt halt eine Promenadenmischung aus Horst-Tappert-Häusern und Dresdnerischen Barockfassaden heraus. Sicherlich muss man froh darüber sein, und sicher ist es 1000fach dem Nachkriegsaufbau in West wie Ost überlegen (auch diesen künstlichen Brüchen wohnt ja eine gewisse Qualität inne), aber eben dennoch vom (nach den erreichten Rekonstruktionen der "schwierigeren Bauten" leicht erreichbaren) Maximum meilenweit entfernt.

  • Gab es da in den Höfen Ornamentik oder Embleme, die historisch vorhanden waren aber auf die man verzichten musste?

    Ja.

    Ich hätte sehr gerne wenigstens noch die bekannte Imperatoren-Büste aus L 13, Alte Post, dort gesehen.

    Leider ist der originale Platz besetzt und ich habe das Geld nicht für eine wohl 5-7000 Euro teure Plastik

  • Und so kommt halt eine Promenadenmischung aus Horst-Tappert-Häusern und Dresdnerischen Barockfassaden heraus.

    Immerhin war Host Tappert ein Seinsheim-Fan. :daumenhoch: (Wie lange habe ich auf eine passende Gelegenheit gewartet, dieses Bild zu posten!!)

    Bildschirmfoto-2023-01-11-um-00.10.46.png

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Wo in diesem Abschnitt der Rampischen Straße der Hase im Pfeffer liegt, geht aus dem Bild deutlich hervor:

    https://aph-bilder.de/images/IMG_0103.jpeg
    Das Problem liegt in der Horst-Tappert-Gedächtnisfassade sowie dem Haus zur Schuppenflechte. Daß nicht alle Fassaden dokumentiert sind, daß es zahlreiche schlichte Fassaden gab, ist bekannt; aber angesichts der modernistischen Farbtotalentgleisung gibt es am Neumarkt im Vergleich "moderne" Fassaden, die durchaus ansprechend sind. Die Köckeritz-Bauten in der Salzgasse sprechen an und wären in der Rampischen sicher sehr charmant gewesen. Das, was diese beiden unambitionierten Dingsbumse hermachen, ist leider sehr viel weniger wert.

  • Ja.

    Ich hätte sehr gerne wenigstens noch die bekannte Imperatoren-Büste aus L 13, Alte Post, dort gesehen.

    Leider ist der originale Platz besetzt und ich habe das Geld nicht für eine wohl 5-7000 Euro teure Plastik

    Aber sowas könnte man ja nachträglich durch Spenden noch an einer geeigneten Stelle anbringen. Genau sowas meine ich. Sind Ihnen da weitere Beispiele bekannt und könnten Sie mir dazu Bilder (vlt auch per Privatnachricht) zukommen lassen?

  • Das wird keinen Sinn machen, da niemand dazu bereit sein wird, das zu dulden - zumal die originale Stelle ist nicht zugänglich ist.

    Man kann nicht alles nach gusto verschieben und versetzen wie den wandernden Wald bei Shakespeare..

  • Das wird keinen Sinn machen, da niemand dazu bereit sein wird, das zu dulden - zumal die originale Stelle ist nicht zugänglich ist.

    Man kann nicht alles nach gusto verschieben und versetzen wie den wandernden Wald bei Shakespeare..

    Warum sollte der Eigentümer etwas dagegen haben, wenn die Passagen im Inneren des Quartiers durch solche Accessoires aufgehübscht werden? Eine Erinnerungstafel an den ursprünglichen Standort und die Bedeutung der Büste kann man doch hinzufügen.