Dresden, Neumarkt - Quartier III/2

  • Rainer Henke: Das Palais Hoym zu Dresden. Geschichte einer Adelsresidenz

    Ich hab in meinem Bücherregal geschaut und tatsächlich die Publikation gefunden, die ich also die ganze Zeit besessen hatte. Fotos von stark abgenutzten Innenräumen, die als Autowerkstatt dienen, suchte ich aber auch dort vergeblich.

  • Ich hab in meinem Bücherregal geschaut und tatsächlich die Publikation gefunden, die ich also die ganze Zeit besessen hatte. Fotos von stark abgenutzten Innenräumen, die als Autowerkstatt dienen, suchte ich aber auch dort vergeblich.

    Ich würde lieber mal Bilder vom Bauzustand des Quartiers sehen wollen statt immer nur öde Diskussionstete.

  • Rundgang letztes Wochenende...

    Bin gespannt, wie die Fassade dann final aussehen wird. :smile:

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    In der Schrägansicht entspricht die Realität weitestgehend den Visualisierungen.

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    Der Durchgang ist allerdings äußerst nüchtern ausgefallen.

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    Innen geht die Ziegelung weiter, ob bis ganz oben ummantelt wird, kann ich nicht sagen.

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    Die zwei querliegenden Ovalfenster sind ein hübsches Detail.

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    Ist schon seher "kuschelig", da kann man sich von Nachbar zu Nachbar mal ein Frühstücksei rüberreichen... :tongue: Etwa 20 % der Wohnungen sind bereits bezogen.

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    Am Palais Hoym noch keine signifikanten Fortschritte, nur die Fensterlaibungen im EG (wurden aber - glaube ich - schon mal in diesem Strang gezeigt).

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    Das Haus neben dem Polizeipräsidium ist in meinen Augen das Schwächste im ganzen Quartier, einfallslos, nüchtern, ohne jeglichen Charme... Sehr schade.

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    Eine meiner liebsten Perspektiven. :daumenhoch: Allen ein schönes Wochenende.

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  • Das letzte Quartier, das in einem Zeitraum von 20 Jahren Teil des Ganzen geworden ist - Höhen und Tiefen; teilweise aus der geschichtlich-problematischen Entwicklung eines altstadtunverträglichen Polizeiklotzes geschuldet; mit einigen Startschwierigkeiten behaftet, wobei nur das Hoym als Reko absehbar war. Das Ergebnis wird - insbesondere zwischen Hoym und Polizei - die Geister scheiden. Nach den Herrlichkeiten der vollständig mißlungenen Töpferstraße nun der zweite extraterritoriale Fremdkörper im Gesamtgefüge. Schade. Trösten wir uns mit einem auf seine Weise charmanten und ansprechenden Neubau in der Rampischen Straße; durch die Schwünge und fließenden Rundungen nicht ganz in der Tradition stehend; immerhin doch seinem Polizeiklotznachbarn um Längen überlegen und auf seine eigen Weise einladend, auch mal in den Hof gucken zu wollen. Das letzte Bild vermag es immerhin, davon abzuhalten. Wo ist die Stadt, die diesem Gesamtbild etwas in dieser Form entgegensetzen kann?

    da kann man sich von Nachbar zu Nachbar mal ein Frühstücksei rüberreichen

    Zuviele Eier sind gar nicht gesund.

  • Bezüglich dem Nöfer-Bau , ich finde er ist eine gute Lösung weil mit ihm kein unschöner übergang zum Polizeipräsidium entsteht aufgrund einer für den Betrachter hohen Brandmauer durch den Höhenunterschied.

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    Ich ärgere mich sehr über die Blechbüchsen auf dem neuen Augustiner Bräu-Haus. Da sollten, nach allen Visualisierungen zu urteilen. Zierschornsteine hin. Jetzt sind da diese hässlichen Blechbüchsen. Es ärgert mich so sehr, weil diese Ecke eine wunderschöne, so gut wie ungestörte, hätte sein können. Jetzt ruinieren diese echt lieblosen Dinger das perfekte Postkarten-Motiv.

  • ^Das gräßliche Haus ganz rechts stört viel mehr als jeder Schornstein. Könnte auch in der Fußgängerzone jeder westdeutschen Mitetstadt stehen.

  • Daß es keine Vollreko geben würde, daß Zugeständnisse gemacht werden müssen, war von vorneherein klar. Die beiden Häuser rechts neben dem Augustiner zeigen Sandstein und sind so traditonell, daß sie an so manch anderer Stelle, wie z.B in der Töpferstraße, dort schon eine große Bereicherung wären. Auf dem Boden zu bleiben, statt sich in Castles in the clouds zu ergehen, ist manchmal sehr hilfreich.

    Könnte auch in der Fußgängerzone jeder westdeutschen Mitetstadt stehen.

    Ich will gar nicht wissen, wieviele stille Mitleser sich insgeheim wünschen würden, in den Fußgängerzonen ihrer westdeutscher Mittelstädte würde etwas vergleichbares stehen. Leider tut es das so oft gerade nicht.

  • Eine einfache und übrigens viel kostengünstigere Putzfassade hätte es auch getan.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Natürlich, Seinsheim. Und an dieser Stelle ist an den 100%dokumentierte-Reko-oder-nichts-Perfektionisten-oder-Idealisten Kritik zu äußern. Dieses Gebäude nämlich ist die unmittelbare Folge. In Warschau oder Danzig, wo man es mit dem 100%-dokumentiert-oder-gar- nicht überhaupt nicht genau genommen hat, steht so ein Müll nicht herum (dass es Müll ist, mehr man erst heute nach Schließung aller Lücken. Früher hat man sich sogar darüber ein bisschen gefreut). Wir haben hier aber nicht nur eine Stadtbildbeeinträchtigung (die den erwähnten 100%lern egal oder sogar willkommen sein dürfte) vor uns, sondern eine Geschichtsfälschung. Das Vorhaben, nur zu 100% dokumentierte Häuser zu rekonstruieren und das andere in "zeitgenössischem Stil zu ergänzen", zeichnet ein ziemlich falsches Bild von der historischen Dresdner Altstadt. Gut dokumentiert waren idR nämlich nur die prunkvollen Bauten. Die Mehrzahl der Altstadthäuser war schlicht, und niemand hat sich große Mühe zu geben, sie zu photographieren oder zu untersuchen. Damit gewinnt der heutige Beschauer den Eindruck, die "schönen, aufwendigen Fassaden" seien so etwas wie der Normalfall gewesen.

    Was an einer Durchführung von Seinsheims Idee so "unwissenschaftlich" gewesen sei, vermag sich mir nicht zu erschließen. Fast immer leben Stadtbilder von den einfachen, massenhaft vorhandenen Bauten und nicht von den paar Glanzlichtern.

  • Die GHND hatte m. W. durchaus vorgeschlagen, Fassaden, die nicht rekonstruiert werden können, in schlichtem Putz auszuführen, so wie dies in einigen Fällen ja auch geschehen ist. Es gibt so viele Altstädte, in denen schlichte, unauffällige Fassaden in Mengen herumstehen, allein in Rom, im Marais-Viertel von Paris, aber auch in Straßburg, Basel oder Bern. Zwischen ihnen nehmen sich die reicheren Fassaden umso prächtiger aus. In diesem Sinne war schon das Bemühen des Historismus, möglichst viele der schlichten Fassaden durch aufwändigere zu ersetzen - und dabei am besten noch die barocken Prachtbauten zu übertrumpfen - eine Fehlentwicklung, die zu einer Überladung der Stadtbilder führte. Statt wie in einem guten Musikstück Passagen im Piano und im Forte, im Andante und im Allegro abzuwechseln, folgte nun auf jedes Forte ein Fortissimo auf das jedes Allegro ein Presto.

    Und diese lauten Presti strebten nun auch einige moderne Architekten an, um sich selbst ein Denkmal zu setzen - dazu nach den dummen Vorgaben der Denkmalpflege, das Moderne habe sich in Stil und Material (also am besten als Glasfuge) vom historischen Erscheinungsbild abzusetzen.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.