Dresden, Neumarkt - Quartier III/2

  • Ich habe mal eine Frage an die Experten hier im Forum. Weshalb haben die Dachziegel alle eine unterschiedliche Färbung? Als hätte jemand abschließend drüber gesprüht. Schaut so wohl „natürlicher“ aus, was ich gut finde, oder hat das einen anderen Sinn?

  • Ja, natürlicher, älter, "patienierter", besser.

    Es sollten eigentlich noch bedeutend bessere in dieser Art drauf kommen (siehe British Hotel) mt noch unterschiedlicherer Oberfläche.

    Das scheiterte dann wohl am Geld.

  • Den changierenden, patinierenden Effekt erzeugt man nicht durch Sprühen sondern durch Flammen des Tonziegels. Hier wurde schon ein sehr teurer und auch lokaltypischer Biberschwanzziegel verwendet.

    https://www.dachziegelweb.de/basissuche/det…entschnitt/1258


    https://www.creaton.de/produkte/kera-biber-profil-saechsische-biber-15-5x38x1-2-segmentschnitt. ,

    Es ist garnicht so einfach in Deutschland an changierende, historisch anmutende Dachziegel zu kommen. Denn der Deutsche mag es spätestens seit dem Krieg eher uniform auf seinem Dach. In vielen europäischen Ländern ist das komplett anders, wo man sogar an möglichst patinierenden Effekten auf dem Dach forscht.

    Warum in Deutschland eher Monotonie auf dem Dach gewünscht ist, liegt meines Erachtens an der Verwendung günstig und schnell herzustellender Beton-Dachsteine nach dem Krieg, die man wirklich einfärbt und die dann auch alle zunächst einmal gleich aussehen. Wahrscheinlich fand man das neben dem preislichen Vorteil auch als moderner. Dafür bleichen diese Dachsteine mit der Zeit aber aus und patinieren auch nicht so "würdevoll" wie ein Tondachziegel. Sondern wirken ziemlich häßlich auf dem Dach mit der Zeit. Zumindest trifft das für die frühen Tranchen aus den 50-80er Jahren zu. Vor dem Krieg hatten wir vielfältige changierende Dachlandschaften in unseren Altstädten, die natürlich durch sukzessive Erneuerung, aber auch durch unterschiedliche Qualitäten bei der Produktion entstanden sind, vorwiegend aus Ton und Schiefer (aber auch schon Eternit, Zink und Dachpappe ) Beton-Dachsteine verwendete man äußerst selten.Das kam erst in den 50er Jahren auf.

  • Ja, natürlicher, älter, "patienierter", besser.

    Es sollten eigentlich noch bedeutend bessere in dieser Art drauf kommen (siehe British Hotel) mt noch unterschiedlicherer Oberfläche.

    Das scheiterte dann wohl am Geld.

    Nach dem Lesen dieses Beitrags dachte ich die Ziegel die drauf kommen sind eher mittelmäßig.

    Den changierenden, patinierenden Effekt erzeugt man nicht durch Sprühen sondern durch Flammen des Tonziegels. Hier wurde schon ein sehr teurer und auch lokaltypischer Biberschwanzziegel verwendet.

    https://www.dachziegelweb.de/basissuche/det…entschnitt/1258


    https://www.creaton.de/produkte/kera-biber-profil-saechsische-biber-15-5x38x1-2-segmentschnitt. ,

    Es ist garnicht so einfach in Deutschland an changierende, historisch anmutende Dachziegel zu kommen. Denn der Deutsche mag es spätestens seit dem Krieg eher uniform auf seinem Dach. In vielen europäischen Ländern ist das komplett anders, wo man sogar an möglichst patinierenden Effekten auf dem Dach forscht.

    Warum in Deutschland eher Monotonie auf dem Dach gewünscht ist, liegt meines Erachtens an der Verwendung günstig und schnell herzustellender Beton-Dachsteine nach dem Krieg, die man wirklich einfärbt und die dann auch alle zunächst einmal gleich aussehen. Wahrscheinlich fand man das neben dem preislichen Vorteil auch als moderner. Dafür bleichen diese Dachsteine mit der Zeit aber aus und patinieren auch nicht so "würdevoll" wie ein Tondachziegel. Sondern wirken ziemlich häßlich auf dem Dach mit der Zeit. Zumindest trifft das für die frühen Tranchen aus den 50-80er Jahren zu. Vor dem Krieg hatten wir vielfältige changierende Dachlandschaften in unseren Altstädten, die natürlich durch sukzessive Erneuerung, aber auch durch unterschiedliche Qualitäten bei der Produktion entstanden sind, vorwiegend aus Ton und Schiefer (aber auch schon Eternit, Zink und Dachpappe ) Beton-Dachsteine verwendete man äußerst selten.Das kam erst in den 50er Jahren auf.

    Nach dem Lesen dieses Beitrags denke ich, dass die Dachziegel stark über dem Durchschnitt in Deutschland liegen und eher Mittelmaß im oberen Drittel sind.

    Das ist keine Kritik an einem Beitrag, sondern eher ein Gedanke daran, dass es schwer ist empfängergerecht zu formulieren und nicht aneinander vorbei zu reden.

  • Lieber Max!

    Es ist alles im Leben eine Frage der Betrachtung, ob das Wasserglas halbleer oder halbvoll ist. Ich persönlich finde die Ziegel, so wie sie sind auch gut. Nach oben hin ist immer und überall Luft.

    Die ganz, ganz großen Herausforderungen kommen beim PH aber erst noch: Stuck an Vorderfassade und Festsaal, vor allem aber am prachtvollen Portal mit Konsolen, Gitter und der geschnitzten Türe. Da war vor der Zerstörung allerhöchste Qualität, dort muss auch wieder etwas Dementsprechendes hinkommen.

    Diese 1975 rekonstruierten Portaltüren der Ludwigskirche in Saarbrücken (natürlich schön, dass sie wieder da sind), würden mir heute nicht mehr genügen:

  • Rainer Zufall, Entschuldigung, aber die CNC Fräse haut dem Fass den Boden aus!

    Eine CNC Fräse muss programmiert werden - hast Du/Sie zufällig eine Tastenkombi für hochwertigen Rokoko? Oder wie sollen die Daten in die CNC-Fräse? Wenn man einen Scan hat, kann man die Grobform per CNC machen, okay. Die Feinarbeit muss trotzdem der Holzbildhauer machen, sonst sieht das aus wie Bauernbarock diverser Möbelhäuser. Darauf kann ich verzichten, dann wäre mir eine Stahl-Glastür lieber. Aber es gibt keinen Scan der Tür und aus den vorliegenden Fotos, lässt sich auch keiner erstellen. Wie ungenügend so etwas aussehen kann, sieht man am Neumarkt an gewissen Ladenfenstern, wo mir eine moderne Lösung auch lieber gewesen wäre, als was jetzt dort ist.

    Zum zweiten ging es mir immer darum, dass am Neumarkt, wie im Schloss und anderen Orten in höchster handwerklicher Manier rekonstruiert wird. Das ist beim Schloss der Fall, am Neumarkt aus meiner Sicht leider nur teilweise. Mit CNC Fräsen und Ersatzmaterialien leistet man den Disneykritikern leider erheblich Vorschub! Das sollte man auch mal Bedenken, wenn man leichtfertig darüber spricht dass man mit CNC Fräsen und 3D-Druckern ganze Altstädte rekonstruieren könne. Ohne Augenkrebs zu bekommen, könnt ich mir so etwas nur mit 2.0 Promille aufwärts anschauen. Meine 2 Cent

  • Arstempano Dann muss Dir Gründerzeit ja ziemlich abstoßen, schließlich wurde da auch mit industrialisierten Methoden Dekowerk geschaffen? Ich finde gerade diese Epoche zeigt, dass es nicht in Schimpf und Schande enden muss, wenn man nicht nur Meisterware aus Einzelanfertigung einsetzt.

  • Wenn wir von wenigen Einzelrekonstruktionen herausragender Gebäude sprechen, bin ich bei Euch. Diese sollten qualitativ möglichst gut fabriziert sein.

    Wenn wir vom restlichen Stadtbild oder großflächiger Bebauung sprechen, kann ich die Aufregung über die CNC-Fräsen nicht nachvollziehen. Mit diesen lassen sich mittlerweile recht ansprechende Produkte fertigen (siehe hier). Angesichts unserer vielfältigen wirtschaftlichen Probleme ist es illusorisch, zu meinen, ganze Stadtquartiere könnten derzeit handwerklich via Holzschnitzer repariert werden. Das sind wirklich Luxus-Utopien.

    Entweder also man lässt es bei kleinsten Inseln, an denen man sein Herz erfreut, während der Rest der Stadt mit Wärmedämm-Schachteln zugestellt wird. Und man rechtfertigt sich damit, dass Stahl-/Glastüren ohnehin besser seien als abfällig betrachteter "Bauernbarock". (Dann ist man sich ja mit den modernistischen "Disneyland"-Polemikern einig.) Oder man setzt auf neue Techniken, um in der Masse etwas zu verbessern.

    Insofern sollte bei solchen Diskussionen immer vorab geklärt werden, wovon hier gerade die Rede ist: Vom herausragenden Einzelbauwerk, das rekonstruiert werden soll, oder von Stadtreparatur in der Fläche. Sonst wird aneinander vorbei geredet.

  • Es wäre allerdings eine gute Chance mit CNC zu zeigen, was möglich ist um damit einen Impuls zu setzen.

    Der Hauptkritikpunkt am schönen Bauen sind die Kosten und das kann gezeigt werden, dass es hier eben neue Technologien gibt.

    Auch bei der Programmierung der Anlagen gibt es mittlerweile erhebliche Fortschritte.

    Der Neumarkt ist mega, aber es ist nicht das Dresdner Schloss.

  • Meines Wissens ist dies der Strang Q III mit dem Palais Hoym innerhalb des Dresdner Neumarktes... und da will ich kein CNC gefrästes Zeug sehen. Punkt! Wie die Daten in die Fräse kommen, har mir auch noch keiner erklärt.... und nein, ich bin nicht der größte Fan der Gründerzeit. Und nein - eine Neuauflage der Gründerzeit mittels CNC und 3D-Druck ist nicht meine Version von Zukunft. Vermutlich wird man ohnehin in Zukunft froh sein können, wenn irgendwie überhaupt noch etwas gebaut wird, damit die Wohnungsmieten nicht ins unermessliche steigen. Wenn dies dann wenigstens vernünftige Proportionen hätte, wäre ich schon mal zufrieden. Was ich nicht verstehe: Warum begreift man nicht, dass es sich hier am Neumarkt um die Wiederherstellung kriegszerstörter oder im Nachgang abgeräumter Bebauung auf einem begrenzten Areal handelt und das sollte man aus meiner Sicht ehrlich und wenigstens in den Zierelementen auch handwerklich tun. Sonst verkommt dies zu Disneyland und man hätte es besser bleiben lassen. Wenn das geneigte Forum anderer Meinung ist, dann bin ich offensichtlich falsch hier. Bei den Einzelrekos am Neumarkt ist mir nicht klar, warum ich da einen Unterschied im Qualitätsanspruch zum Schloss machen sollte? Ich werde ihn auch in Zukunft nicht machen, auch bei Gegenwind nicht. Nee, Eure Welt ist offensichtlich nicht die Meine. Aber bitte dann nicht wundern, wenn es Gegenwind aus vielen Richtungen zum CNC-3D-Druck Traumland gibt. So - und nu muss ich wieder virtuelle Welten schaffen und bin dann mal wieder weg hier. Sorry, dass ich gewisse Träumereien gestört habe.

  • Warum so pampig? Hier hat ohnehin niemand entscheidenden Einfluss auf die Rekonstruktionen. Es gibt Meinungen in die eine Richtung und Gegenmeinungen in die andere Richtung dazu. Man muss sich nicht immer einig sein oder? Der „Kompromiss“ wird und wurde doch z.B. eh schon am Berliner Schloss gelebt: einfache Steinmetzarbeiten wie Fensterstürze wurden komplett per CNC Fräse gemacht, nur anschliessend partiell nur die Scharrur eingearbeitet. Bei Bildhauerwerken gab’s freilich immer einen vom Künstler erstellten Bozzetto, der grob im Stein per CNC Fräse ausgearbeitet wurde und der Bildhauer dann den Rest machen konnte…

  • Entschuldigung, wenn es etwas pampig rüber gekommen sein sollte. Aber letztlich zeigen mir die Reaktionen, dass es für mich mit meinen Überzeugungen hier keine Heimat mehr gibt. Ich komme halt aus dem Handwerk und weiß auch welche Mühen gute Rekos machen. Jeder der daran mitmacht, ob Maler, Bildhauer, Steinmetz, Stuckateur, Architekt oder sonst wer, weiß dies. Wenn ich in diesen Zusammenhängen CNC und 3D-Drück höre, tun sich vor mir halt leider Abgründe auf, die unüberbrückbar sind. Daher hab ich mich hier in diesem Forum abgemeldet, den dies ist nicht meine Welt, wie ich schon schrieb. Vielleicht kann man ja bald mit KI auch Tapisserien oder Wandmalereien des 16.Jh. nachschöpfen... ???

  • Wäre es nicht sinnvoller in einer dafür offenen Gemeinschaft wie hier für seine Überzeugungen zu werben, argumentativ oder auch einfach aus der eigenen Praxis heraus Perspektiven aufzuzeigen, statt aus der Gemeinschaft gleich zurückzuziehen, wenn Menschen auf einen treffen, die eben aus anderen Erfahrungen schöpfen und ihre Ansichten einbringen? Das ist so ja irgendwie einfach nur destruktiv, müsste sich wahrscheinlich jeder aus dem Gemeinschaftleben zurückziehen, weil es nie auch nur 80% Übereinstimmung geben wird. Gerade diese unterschiedlichen Ansichten führen dann aber auch zu Positionen der Gemeinschaft, die Hand und Fuß haben, weil Wissen zusammengeflossen ist, was die zahlreichen Einzelpersonen nicht hätten bilden können.

  • Das Problem ist, dass es dabei nicht nur um das Ergebnis (eine schöne Rekonstruktion) gehen darf, sondern auch um den Weg dahin. Dass also das ohnehin bereits aussterbende Handwerk ebenso gepflegt wird wie der Wille nach Rekonstruktionen. Es bringt ja nichts, wenn ein Bildhauer nach dem anderen Konkurs geht und gutes Bauen keine Lebensgrundlage und Zukunft mehr hat, weil es niemand mehr kann und man am Ende alles in Nintendo-Manier am Computer zusammenbastelt. Von Menschen, die eben keine Bildhauer sind und deren Werk niemals die Qualität hat und Staunen über die handwerkliche Finesse hervorrufen kann, sofern man den Herstellungsprozess kennt. Ich hörte auch von einem Bildhauer des Berliner Schlosses, dass er die Skulpturen sehr gerne in Gänze von Hand gemeißelt hätte. Aber es aufgrund des engmaschigen Zeitplans nicht möglich war. Insofern: in meinen Augen wäre es keine gute Entwicklung und ich gebe Arstempano recht.

  • Entschuldigung, wenn es etwas pampig rüber gekommen sein sollte. Aber letztlich zeigen mir die Reaktionen, dass es für mich mit meinen Überzeugungen hier keine Heimat mehr gibt. Ich komme halt aus dem Handwerk und weiß auch welche Mühen gute Rekos machen. Jeder der daran mitmacht, ob Maler, Bildhauer, Steinmetz, Stuckateur, Architekt oder sonst wer, weiß dies. Wenn ich in diesen Zusammenhängen CNC und 3D-Drück höre, tun sich vor mir halt leider Abgründe auf, die unüberbrückbar sind. Daher hab ich mich hier in diesem Forum abgemeldet, den dies ist nicht meine Welt, wie ich schon schrieb. Vielleicht kann man ja bald mit KI auch Tapisserien oder Wandmalereien des 16.Jh. nachschöpfen... ???

    Alles gut, Du hast ja Recht.

    Ich denke alle in diesem Forum teilen die Freude am schönen Bauen bzw. Bauten.✌️