Dresden, Neumarkt - Quartier III/2

  • Hier kommt natürlich eins dazu: die prominente Nachbarschaft. Daher ist es besonders wichtig, dass diese Fassade eine gewisse traditionelle Qualität aufweist.

    Man kann natürlich schon fragen: was hätte man hier genau rekonstruieren sollen? Das sehr schlichte Portal, gut, vielleicht auch irgendwelche Lisenen, die auf älteren Ansichten nachweisbar gewesen wären? Das Endergebnis ist jedenfalls keine Verschlechterung, da ist dir ganz recht zu geben.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Das ist ja mal eine positive Überraschung! Die Edith-Wagner-Haberland-Stiftung ist eigentlich bekannt für die hohe Qualität ihrer Projekte. Man ist stark im Denkmalschutz engagiert, hat dort jahrzehntelange Erfahrung. Dieses Jahr noch wird die von ihr maßgeblich finanzierte Rekonstruktion der gelben Treppe in der Residenz München fertig werden. Das diese Stiftung sich dort engagiert ist freilich dann wiederum gar nicht so überraschend, wie schon Chris1988 angemerkt hat, da ihr 50% vom Augustiner Bräu in München gehören. Wurden AdF 16/17 damals nicht auch schon durch die Stiftung errichtet? Wenn ich allerdings das Foto von Bert mit dem Bauplakat betrachte und richtig interpretiere sieht man im Hintergrund Beton oder? AdF16/17 wurde seinerzeit mit Ziegeln hochgemauert...

    https://archiv.neumarkt-dresden.de/an-der-fk.html

    Womöglich ist der Bau auch eine Art Selbstschutz - wäre für die Vermarktbarkeit des Augustiners wohl nicht so zuträglich, wenn man entweder ein zu bemüht modernistisches Ungetüm oder aber einen 0815-Standardbau neben den schönen Rekonstruktionen hätte. Nicht das ich glaube, dass sich irgendwer davon abhalten liese dort einzukehren, wenn z.B. dieser Stellwerkbau dort gebaut worden wäre - aber auf Bildern wäre es einfach ein unharmonischer Bruch gewesen - und sowas erzeugt bewusst oder unterbewusst auch immer negative Gefühle...

  • Füllbauten (mit historischen Details), historisierende Neubauten, schlichte oder weniger schlichte Barock/Renaissance Adaptionen oder halb oder vollständige Fassadenrekonstruktionen sind allen bessere Lösungen dann (sehr schlichte) moderne Bauten. Eine Misschung von ihnen mit moderne Bauten könnte auch eine schöne Lösung sein aber nur wenn das Verhältniss traditionell zu modern > 75% ist.

  • Ein Blick vom Freitag auf Palais Riesch.

    Arbeiten an der 1. Etage.

    Blick auf die Dachkonstruktion neben dem Neubau Augustiner.

    Und ein Blick auf s Palais hoym.

    Schöne Städte werden letztlich auch glückliche Städte sein.

  • Baustellenfortschritt von heute Vormittag.

    IMG_20200911_095153

    Das Haus "Zum Schwan" hat zumindest in der gastronomischen Bezeichnung seinen Namen wieder. :smile: Schade, dass man die kleine Glocke im Mittelhaus nicht ebenfalls wieder angebracht hat...

    IMG_20200911_095602

    IMG_20200911_100133

    IMG_20200911_100057

    Blick in die Passage...

    IMG_20200911_095935

    Gegenrichtung...

    IMG_20200911_095334

    Allen ein schönes Wochenende. :biggrin:

  • Hier nach 3 Wochen wieder neue Bilder, allzuviel spektakulär Neues ist natürlich nicht zu vermelden.

    IMG_20201114_133132

    Haupteingang des "neuen" Palais Riesch

    IMG_20201114_133212

    IMG_20201114_155715

    Die Dacheindeckung hat begonnen

    IMG_20201114_155551

    IMG_20201114_133854

    Der Haupteingang des Palais Hoym

    IMG_20201114_133819

    Auch in den Innenhöfen ist man nicht viel weiter. Fenster sind noch nirgendwo drin.

    IMG_20201114_155510

  • Dankeschön für die Fotos. Was wären wir ohne unser Reporter vor Ort!

    Aber, ich finde es geht flott voran. Es ist nur eine Frage des Maßstabs. Ein Haus braucht ein Jahr (- die alte Regel trifft es trotz aller Veränderungen auch heute noch ziemlich gut).

    Was gefühlt m. M. n. immer lange dauert, sind die Gründungsarbeiten und der Kellerbereich. Ist das Bauwerk erst mal aus der Erde raus, geht das Stapeln der Geschosse recht fix. Der Innenausbau dauert dann wieder "ewig".

  • Was ich wirklich schade finde, ist das bei so vielen Rekos (mit Ausnahme Rampisch 29 und adF. 16 + 17) das gesamte innere Gerüst auf Betonplatten besteht. Es sieht einfach scheusslich aus und total anachronistisch.

    Die Modernisten, die uns "Disneyland" vorwarfen, hatten damit zumindest teilweise recht. Betonplatten gehören m.E. nicht in Rekos. Gut, man sieht es später nicht mehr. Trotzdem stört es mich, zumal ich weiss, es geht auch anders. Es wird behauptet, die Bauvorschriften ließen keine andere Möglichkeit zu. Die oben erwähnten Gebäude beweisen aber, dass es ginge.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Die Bauordnung hat damit nichts zu tun. Der Brandschutz ebenso nicht. Ökologisch Aspekte - ganz im Gegenteil. Es geht ganz einfach um die Kosten. Solch eine Behauptung ist schlicht falsch. Mit Wienerbergern könnte man die Wände der Häuser z.B. vollständig monolitisch bauen und sich auch allen zusätzlichen vorgeklebten Dämmwahnsinn einsparen. Besonders heftig ist in diesem Fall, dass die Großbaustelle in einer Altstadtsituation zu der Entscheidung geführt hat, in weiten Teilen noch auf Ortbeton zu verzichten. Daher kommen nun sogar Betonfertigteile zum Einsatz, was schlimmste Assoziationen weckt.

    Eine anderes Vergabeverfahren und eine kleinteilige Bauherrenschaft, wie etwa in Lübeck etwa, hätte von sich heraus zu einer weniger industriellen Bauweise geführt. Alles ja auch schon hier diskutiert. Gut Ding will Weile haben- In diesem Fall hätte die Bebauung des Neumarkt vielleicht eher bis 2025 gedauert. Als Bonbon würden heute sicherlich signifikant mehr Menschen dort dauerhaft gewohnt. Anders als in der Bürgerstadt Lübeck, ist es aber vielleicht auch einfach so, dass es kaum eine nennenswert ausgestattete Bürgerschaft mehr gibt, die sich den Aufbau ihrer Bürgerhäuser aus eigener Tasche leisten könnte. Ein paar Mäzenen von Außerhalb und fragwürdige Konzerne wie diese monströse CG Gruppe.

  • Problem ist hier konkret, dass die Grundstücke zum großen Teil dem Land Sachsen gehörten, das gewinnbringend en bloc verkaufen wollte und somit in dieser Filetlage nur finanzkräftige Großinvestoren wie die CG in Frage kamen. Eine Aufteilung in kleine Parzellen und Verkauf an Klein- und Kleinstinvestoren war einfach nicht gewollt.

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia