Dresden, Neumarkt - Quartier III/2

  • Ich hatte mit deutlich Schlimmeren gerechnet. So wie die Rampische Str. 2 aussieht, müssten alle Füllbauten (in leichten Variationen) aussehen!!! Das wären dann wenigsten "Füllbauten" und nicht wie so oft "Kontrastbauten".

  • Ich bin erst einmal erleichtert, daß es heißt, es gäbe KEINE Styroporfassaden. Na endlich!!! (Ab Frühjahr 2016 ist Styropor Sondermüll!)
    Heißt aber auch nicht nur Isolierziegel wie bei Kimmerle!? Aber wenigstens volle Doppelschaligkeit bei den Rekonstruktionen bis zum Dachtrauf und die Vormauerung so stark, daß sie die Sandsteinelemente selbsttragend aufnehmen kann. Dann wäre ich zufrieden! :thumbup:

    Die Landhausstraße 5 kommt mir mit den Rundbögen etwas unpassend vor. Nicht "dresdenaltstadttypisch". Sieht aus, daß es eine Art doppelte Fassade werden soll, eine Art von Loggia vorgeblendet. Für sich gesehen interessant, als Balkonersatz ohne die Fassadenflucht der Straße zu stören. Und endlich RUNDBÖGEN, wenigstens nicht so öde, kalt geschnittene Rechtwinkligkeit.

    Einmal editiert, zuletzt von SchortschiBähr (22. Dezember 2015 um 21:18)

  • Vielen Dank für die Berichterstattung! :)
    Das Geplante sieht recht ordentlich aus und ist, mal abgesehen der Palais Riesch Problematik, so ziemlich der beste Ausgang, den wir realistisch gesehen erwarten konnten. Ich bin überrascht, dass man nun doch zumindest zwei weitere Fassaden (plus eine angepasste) zusätzlich zum Palais Hoym rekonstruiert. Ich hoffe jedoch, das ist nicht der früher angesprochene Kompromiss. Also das einige Fassaden mehr rekonstruiert werden und das Palais Riesch dafür modern entsteht. Das wäre so eine vertane Chance und große Enttäuschung.

  • Das Bild oben stammt aus der Galerie vom Palais Hoym auf Arstempano. Hab gerade eben noch mal 2 Bilder vom Gartenhof mit eingestellt - das kommt ja nun auch alles nicht.


    Nix für ungut - da die Situation so ist, wie sie ist, werde ich versuchen bis Heilig Abend aus dem Material, was bei mir auf der Platte herumliegt, eine Galerie zu den Fassaden des Q III.2 in ihrer ursprünglichen Gestalt zu erstellen. Leider sind wir bis 2012 damit nicht ganz fertig geworden und seitdem gibt es ja keine Finanzierung mehr für die Arbeiten. Da fehlen mehrere allerdings schlichte Fassaden in der Rampischen. Aber das ist, denke ich, auch nicht so schlimm, da das Werkstattverfahren ja an diesen Stellen brauchbare Ergebnisse geliefert hat. Dank an die Berichterstatter! War ja selbst nicht da - hab Nußknackereinkäufe im Gebirg getätigt und die Annenkirche in Annaberg muss auch 1x im Jahr sein.

    Bei er Landhausstraße 13 tut es mir auch wegen der Kulturgeschichtlichen Bedeutung weh - es war die alte Poststation von Dresden - bis hin zu Festsaal und Gartenhaus (dieses gehörte später zum Hoym), erbaut von Johann Georg Starcke, dem Erbauer des Palais im Großen Garten und zwischendrin wohnten die Hofjuden Lehmann August des Starcken hier. Nach dem Palais Hoym also mit Abstand das geschichtsträchtigste Haus im gesamten Quartier einschließlich derer die schon stehen. Es gibt sogar noch Inventare aus dem frühen 18. Jh.... (fast richtig - auf dem Gelände des Polizeipräsidiums gab es auch 2 Knaller, aber die hat der Koloss um 1900 vertilgt)

    unten die Hoffassade der Post nach dem Wiederaufbau durch Schwarze. Dabei wurde das Dach und die Fenster des Festsaales verändert. Ursprünglich waren alle Fenster quadratisch und darüber befand sich noch ein Ovalfenster. Ist leider auch nie richtig fertig geworden - vielleicht wird es ja noch mal... Die Schuppen waren Badehäuser und so was ähnliches.

    Beste Grüße Andreas

  • Sieht halbwegs ordentlich aus. Das Riesch ist natürlich ganz wichtig für den Straßenzug und sollte unbedingt rekonstruiert werden. Ich hätte mich natürlich auch noch über eine Fassadenreko der Rampischen Straße 6 gefreut. Eigentlich sehr einfach, da es sich um klassizistischen Hungerstil handelte, also nur wenig Veränderungsaufwand gegenüber der jetzigen modernen Variante.

  • Das Wichtigste was finde ich absolut rekonstruiert werden muss ist der Hof vom Palais Riesch mit Gartenhaus und diesen wunderschönen Barockgarten, der mich so sehr an dem vom Hôtel de Sully im Quartier du Marais in Paris erinnert natürlich nicht von der Architektur( Übergang von der Renaissance ins Barock genannt Stil Louis XIII) sondern vorallem von der Lage so eingequetsch zwischen den hohen Häuserwänden so einen schönen Garten! Das wäre eine echte Bereicherung für Dresden!

  • Herzlichen Dank für die ausführliche Berichterstattung, lieber Millennio. Deinem tollen Beitrag ist eigentlich nichts hinzuzufügen. :applaus:

    Die DNN haben ebenfalls einen umfangreichen Bericht zur Verfügung gestellt:

    http://www.dnn.de/Dresden/Lokale…rkt-stehen-fest

    Die dazugehörige Bilderstrecke ist höchst sehenswert:

    http://www.dnn.de/Dresden/Fotost…-2#n13732759-p1

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Na ja, überzeugend ist anders. Billige Investitorenarchiktektur, renditebewusst und im Bestreben, es allen recht zu tun. Außer dem Palais Hoym kommt so gut wie nichts. Aufgrund der Verkaufspolitik der Stadt war nicht mehr zu erwarten, könnte man meinen. Abe an und für sich ist das ein Armutszeugnis. Wenn eine solche nihilistische Beliebigkeit der Weisheit letzter Schluss sein soll...
    Und dass sich keiner über die Unscheinbarkeit dieser modernen Fassaden zu früh freue. Sie sind jeder Zeit noch mit ein paar Modernismen aufpäppelbar. Wer sollte sich drüber aufregen? Die Gestaltungskommission?
    Nein, dieser Dreck überzeugt mich abosolut nicht. Wenn ich nicht enttäuscht bin, dann nur mangels Erwartungshaltung.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat

    Nein, dieser Dreck überzeugt mich abosolut nicht. Wenn ich nicht enttäuscht bin, dann nur mangels Erwartungshaltung.

    Ehrlich gesagt, mich widert deine Überheblichkeit an, mit der du alles, was hier in DD oder Dtl. gebaut wurde und wird (ich kenne auch Deine Haltung zu Würzburg und Nürnberg). Motzen geht immer.

    Aber wenn du immer alles besser weißt, dann komm bitte mal nach Dtl. und leiste erst einmal die Arbeit, die andere hier seit Jahren gemacht haben, um wenigstens diese Ergebnisse zutage zu fördern. Die GHND brauchen z. B. dringend noch eifrige (ehrenamtliche!!!) Mitarbeiter, z. B. solche die sich 8 h tägl. im Info-Pavillon die Füße in den Bauch stehen um für den histor. Wiederaufbau zu werben - wie wäre es damit...? Dann kämen sicherlich auch andere Ergebnisse zusrande....

    Aber dies dahin wird weder der gesamte Dresdner Neumarkt noch das gesamte kriegszerstörte Land 1:1 im "schönsten Historismus" rekonstruiert.

    Find' dich endlich mal damit ab!

  • Beim betrachten der Entwürfe fiel mir als erstes "es hätte schlimmer kommen können" ein. So richtig überzeugt das ganze nicht. Die meisten Fassaden hat man tausendfach gesehen. Tut nicht weh aber das war es auch schon. Trotzdem ist die Kleinteiligkeit zu begrüßen. Auch die Dächer sind durchgehend "echt" , also keine Staffelgeschoße oder ähnliches. Was mir nicht ganz einleuchtet ist, warum es bei diesem Quartier mit seinem enorm tiefen Zuschnitt unbedingt Loggien zur Straße hin braucht. Das macht die Fassaden nur unnötig unruhig. Warum muss man in Deutschland um jede Reko so zäh und erbittert ringen? Diesmal sehe ich die Schuld allerdings nicht wie bei Kimmerle bei der Verunstaltungskommission oder bei der Stadt, sondern ich habe den Eindruck, dass der Investor lieber "modern" baut, denn außer Hoym wollte der doch soweit ich mich erinnere gar nicht rekonstruieren.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Zitat

    Warum muss man in Deutschland um jede Reko so zäh und erbittert ringen?

    Warum? Aus genau demselben Grund weil dieses Land seit 1945 ein völlig gebrochenes, gestörtes, wenn nicht sogar zerstörtes Heimat- und Identitäsbewusstsein hat.
    Aus demselben Grund glauben wir täglich 10.000 Flüchtlinge aufnehmen zu müssen, während der Rest Europas, darunter auch die großen alten Demokratien Frankreich und Großbritannien, über uns nur den Kopf schüttelt....

  • Was soll dieser völlig sinnbefreite Ausfall?

    Zitat

    Aber wenn du immer alles besser weißt, dann komm bitte mal nach Dtl. und leiste erst einmal die Arbeit, die andere hier seit Jahren gemacht haben

    ???

    Ich will ja gar nicht erst den alten Sager bemühen: ich kann nicht kochen, aber konstatieren, dass die Suppe versalzen ist. Wer bitte hat die GHND angegriffen bzw irgendjemandem von der Reko-Frakton einen Fehler unterstellt? Ich hab sogar ausdrücklich geschrieben, dass wohl die Stadt dran schuld ist mit ihrer Verkaufspolitik, dass nicht viel mehr zu erwarten war. Es bleibt einfach zu konstatieren, dass diese Fassadenentwürfe nix taugen, dass sie eines historisches Stadtzentrums von diesem Rang unwürdig sind. Jede dieser Fassaden ginge für sich wohl als Lückenfüller an, aber eine derartige Häufung von Lückenfüllungen ist doch wohl eher dürftig.
    Wahrscheinlich hat die GHND Schlimmeres verhindert, aber unterm Strich bleibt's halt dürftig - nicht für die GHND, die sicher ihr Möglichstes getan hat, aber für uns Beschauer. Und - nein, das NM-Projekt ist deshalb nicht gescheitert. Und in Würzburg und Nürnberg müsste man selbst über einen Wiederaufbau à la Q III3/2 froh sein.

    Zitat

    Ehrlich gesagt, mich widert deine Überheblichkeit an, mit der du alles, was hier in DD oder Dtl. gebaut wurde und wird (ich kenne auch Deine Haltung zu Würzburg und Nürnberg). Motzen geht immer.

    Kann mich nicht erinnern, dass ich irgendwas Negatives zu VII/2 oder anderen gelungenen Quartieren geschrieben hätte. Bei einigen Städten wie Ulm bin ich in der (positiven) Einschätzung des Wiederaufbaus sogar grausam in der Minderheit. Würzburg und Nürnberg sind ein anderes, das ist wirklich letztklassig, dazu stehe ich.
    Was Q III/2 betrifft, so sind wir von DD einfach einen anderen Qualitätsstandard gewohnt. Es ist einfach schade um jede Fassade, die hier nicht wiederkommt. Und letztlich weiß keiner, ob das hier Gezeigte wirklich so kommen wird, ob nichtdie eine oder andere modernistische Überraschung wartet. Warum man deshalb in Jubel ausbrechen muss, scheint mir nicht recht verständlich.


    Zitat

    Find' dich endlich mal damit ab!

    Was soll das wieder sein? Damit könnte man alle Stränge und Diskussionen hier mit einem Strich beenden. Wie es ist, so ist es und so hat es zu sein - basta. Aber auch dadurch wird die Realität nicht besser. Lüg dich in den Sack und red dir ein, dass das alles sooo wunderbar ist - à la longue wird dir keine Befriedigung zuteil.

    Zitat

    Warum? Aus genau demselben Grund weil dieses Land seit 1945 ein völlig gebrochenes, gestörtes, wenn nicht sogar zerstörtes Heimat- und Identitäsbewusstsein hat.


    Mach dir keine Sorgen. Deine ach sp großen alten Demokratien haben vielleicht kein gebrochenes, gestörtes etc Bewusstsein, und es hilft ihnen auch einen Dreck - sie sind vor Jahrzehnten schon dort angelangt, wo wir vielleicht erst in zehn Jahren sein werden. Und sie haben damals keine Pegida oder irgendeine nennenswerte Protestbewegung hervorgebracht. Übrigens rekonstruiert man dort auch keine alten Städte im "schönsten Historismus".

    Ich glaub übrigens nicht, dass dies wirklich der wahre Grund ist, dass diese Dinge tatsächlich mit Stadtbildfragen zu tun haben. Die Entwürfe geben sich ja irgenwie traditionell, also heimatverbunden. Sie nehmen sehr wohl auf einheimisches Bauen Bezug, zwar in gnadenlos reduktionistischer oder minimalistischer Form, aber immerhin. Es ist einfach billig, unsagbar billig. Investorenarchitektur, recht gefällig, daher auch die bisher nicht so negativen Reaktionen hier (übers Quartier VII/2 mit seinem Modernismen vis à vis vom KP gingen die Wogen höher, trotz aller schönen Rekos!).

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

    Einmal editiert, zuletzt von ursus carpaticus (23. Dezember 2015 um 17:15)

  • L 15 ist unästhetisch. Direkt an das Polizeipräsidiuim sollte sich meiner Meinung nach eine historisierende Fassade anschließen.Der Bruch wäre sonst zu krass. Wenn in der Rampischen Strasse das Palais Riesch kommt, kann ich mit den restlichen Entwürfen gut leben.

  • L 15 ist unästhetisch. Direkt an das Polizeipräsidiuim sollte sich meiner Meinung nach eine historisierende Fassade anschließen.Der Bruch wäre sonst zu krass. Wenn in der Rampischen Strasse das Palais Riesch kommt, kann ich mit den restlichen Entwürfen gut leben.

    Eigentlich hätten L 13 + 15 und R 6 auch Fassadenrekos sein müssen. Besteht hier noch etwas Hoffnung, oder schon gar nicht mehr?

  • Außer dem Palais Hoym kommt so gut wie nichts.

    Nun, ich hoffe, die GHND hat Erfolg mit ihrem Engagement, und das Riesch kommt auch noch. Zudem werden immerhin die Fassaden von R4 und L3 rekonstruiert. Wobei ich mir natürlich die ein oder andere weitere Rekonstruktion gewünscht hätte.

  • Mal ne ganz andere Frage Ursus: Wie sollte denn dann deiner M. nach der Neumarkt aussehen, wenn die jetzigen Entwürfe so schlecht sind???

    Alles Reko? Es ist aber nicht alles dokumentiert bzw. rekowürdig.
    Also historisierend mit 'nem Wust von Gründerzeitschnörkeln dran?

    So etwa???

    Quelle SLUB/DFD)