Dresden, Neumarkt - Quartier III/2

  • Zwei Nachträge zum verlinkten DAF-Artikel (Nr. 509).
    Bei dem auf der Infoveranstaltung (neben Geschäftsführer Gröner) präsentierendem Architekten (es gibt wohl noch einen weiteren) des Quartier Hoym (so bezeichnet die CG Gruppe das Projekt offiziell) handelte es sich um Michael Dähne. Hier mehr zu seinen Projekten. Er war/ist unter anderem an der Sicherung der St. Pauli-Kirchruine im Dresdner Hechtviertel (Neustadt) und am Schwimmsportkomplex Dresden beteiligt.

    Weitere Anmerkung: Geschäftsführer Gröner scheint bei alledem sehr auf eine gute Außenwirkung bedacht. Er erwähnte auf der Infoveranstaltung selbst diesen Artikel aus der Bild und störte sich am Begriff Billig-Hotel (dabei konnotiert die Bild das Vorhaben in dem Artikel durchaus positiv). Die Visualisierungen aus dem Bild-Artikel hatte die CG-Gruppe übrigens auch in ihrer Präsentation. Auf dem einen sieht man ein Townhouse an der Brandwand des Polizeipräsidiums leicht angeschnitten.

  • Ich habe während der Veranstaltung am Freitag leider nicht den Eindruck gewinnen können, dass die CG-Gruppe neben dem Palais Hoym weitere Objekte rekonstruieren möchte.

    Gröner gab sich zwar vordergründig offen und an der Meinung der Leute interessiert, zeigte sich aber gleichzeitig skeptisch gegenüber Rekonstruktionen. Statt der Werte, von denen man bei der "CG" immer so gern spricht, wurden im Zusammenhang mit dem Palais vor allem die planerischen Probleme und finanziellen Herausforderungen (1/4 der Investitionssumme allein für das Palais) betont. Insofern zeigt sich, dass die "CG" das "Hoym" vor allem deshalb wiederaufbaut, weil sie es schlichtweg muss. Ein tiefergehendes Interesse am Ort und seiner Geschichte scheint nicht zu bestehen.
    Folgerichtig tauchten unter den möglichen Fassadenabwicklungen nur der ohnehin von einer breiten Öffentlichkeit geforderte Hölzer-Bau in der Rampischen Straße und die Landhausstraße 3 auf. Beiden räume ich in Anbetracht der Tatsachen kaum eine Chance auf einen Wiederaufbau ein.

    So gesehen bleibt zu hoffen, dass wir neben dem "Hoym" die geplante Nutzung, Kleinteiligkeit und Durchwegung des Quartiers sowie eine moderate Fassadenabwicklung bekommen, die auf die von der "CG" teils auch visualisierten Brüche (Glasfassaden) verzichtet. Mehr dürfte wohl einfach nicht drin sein.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Also wenn das so kommt wie dort zu sehen, dann bin ich sehr enttäuscht:
    http://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/showpost…9&postcount=518

    Was mir da eindeutig fehlt ist das Gartenhaus mit Hofgarten:
    http://arstempano.de/fileadmin/pano…nhaus_small.jpg
    Und ich sehen nicht wirklich, warum man das dort nicht so bauen könnte. Die Mauer kanns nicht sein, sowas gibt es on anderen Städten auch. Das aufzugeben wegen ein paar ollen, engen townhouses …

  • Also unsers liebstes Tages(käse)blatt hats direkt mal wieder gerissen. Schon der Titel - "Zoff" - entspricht nicht annähernd allen Rezensionen zur öffentlichen Veranstaltung letzte Woche, noch dem Vorgehen aller Beteiligten bisher. - mein Eindruck

    https://mopo24.de/#!nachrichten/…oym-palais-9878

    Die Visualisierungen, welche moderne Buavarianten zeigen, jagen mir jedoch einen Schauer den Rücken runter - welcher Dresdner wünscht sich denn SOLCH ein "Palais" Riesch an der Stelle? Diese "Mehrheit" würd ich gern kennen.

    Getoppt wird das eigentlich nur noch vom Kommentar des Herrn Hilscher "Hysterischer Neumarkt" - also ehrlich - der Mann scheint in keinster Weise vertsanden zu haben, was in den letzten 20 Jahren am Neumarkt vorging. Irgendwie bedrückend und erschreckend sowas lesen zu müssen. Hoffen wir, dass er dann doch nen kleineres Meinungsbild widerspiegelt.

  • Vielleicht könnte die GHND mit dem Investor zu kooperieren versuchen? Z.B. indem sie - ähnlich des Berliner Stadtschlosses - Spenden für eine oder mehrere Fassaden sammelt. So könnte der Investor den modernen Bau errichten, aber die Mehrkosten der historischen Fassade des Hoym zur Rampischen oder des ein oder anderen kleineren Bürgerhauses würde dann von Spenden gedeckt. So wäre zumindest optisch für das Straßenbild etwas gewonnen. Wäre das eine Idee, mit der man an den Investor herantreten könnte? (Immerhin würde er vermutlich davon auch profitieren, da seine Häuser optisch aufgewertet würden.)

  • Zitat

    Vielleicht könnte die GHND mit dem Investor zu kooperieren versuchen?
    Z.B. indem sie - ähnlich des Berliner Stadtschlosses - Spenden für eine
    oder mehrere Fassaden sammelt.

    Bist du verrückt? Für einen millionenschweren Unternehmer Spenden sammeln? Und damit miacht der dann noch mehr Knete? Geht gar nicht

    Ich bin auch entsetzt über das, was Hilscher schrieb. Hatte den auch immer anders in Erinnerung.

    Schreibt dem doch bitte mal!
    Aber sachlich und nicht unnett und emotional....
    Vor allem mal wieder diese gezielte Teil-Lüge "GHND wil flächendeckend rekonstruieren"
    Ach ja und die verrotteten Hinterhöfchen kamen auch mal wieder..... Hatten wir diese Diskussion nicht schon vor 15 Jahren beendet??

    Traurig und lächerlich. Aber ich sags ja immer: Der Wind dreht sich. Oder um es mit meiner Lieblingsserie "Game of Thrones" zu sagen:

    "(Reko)Winter is coming"

  • Wir würden diesem Quartier nichts gutes tun, wenn wir uns ausschließlich auf den verlinkten MOPO-Artikel fixieren und wenn er alleine der Ursprung der folgenden Diskussionen in den nächsten drei Wochen werden würde. Wer hier länger mitliest weiß, daß ähnliches seit vielen Jahren geschrieben wird; und die Erfahrung zeigt, daß solche Artikel und auch deren Urheber aufgrund ihrer miserablen journalistischen Qualität nicht ernstzunehmen sind. Dies sein auch den Lesern gesagt, für die solche Artikel der einzige Informationsquell sind - "die Zeitung hats ja so geschrieben..."
    Zu überlegen wäre, daß wir in der nächsten Zeit noch einmal "unsere" Gebäude ansprechen und darlegen, was sie für den Neumarkt darstellen würden und weshalb sie wieder kommen sollten. Auch die Entwicklung, die dazu geführt hat, daß einzig und allein das Hoym als Leitbau festgelegt wurde, sollte durchaus noch einmal angesprochen werden.

  • Sehe dass so und die Mehrzahl der Dresdner auch und bestimmt auch 100% der Touris: Palais Hoym und Riesch sollen unbedingt in alten Formenpracht wieder erstrahlen. Wünsche mir dass auch die benachbarten Bauten zumindestens "angepasst" gebaut werden: keine Modernitäten bitte. Haben wir schon genug. Und keine Kompromisse!! Die Vernichtung Dresdens kann nur mit gezielte Rekonstruktionen etwas zunichte gemacht werden. Tausende von schöne Bauten am ehemalige Prachtboulevards, Strassen und Plätze werden bestimmt niemals mehr kommen. Gar nicht von die auf Modernismus gerichtete Elite. Die Dresdner wollen nur eine wirklich schöne Stadt und Umgebung geniessen können. Ich möchte gerne auch keine moderne "Hässlichkeiten"oder Mittelmäss begegnen. Leider sind die nach 1945 in der Mehrzahl und werden immer mehr. :kopfwand:

    Einmal editiert, zuletzt von Klassiker (18. August 2015 um 18:53)

  • Diese Visualisierungen (aus dem DAF) machen mich nur noch traurig. Ich hoffe, dass die Dresdner sich solche Fassaden nicht gefallen lassen. Bis dato waren die Proteste der Dresdner großteils erfolgreich - so hoffe ich, dass es auch hier wieder dazu kommt. Vom Investor selbst bin ich enttäuscht. Für diese Stadt braucht es ein Gespür.

  • Es wird sicher alles gut werden.....

    Das kann man nur hoffen. Es waren schon mehr solcher Grausamkeiten angedacht, die letztendlich alle nicht kamen. Einzig die Verunstaltungskomission wird angesichts solcher "Brüche" jauchzen und frohlocken. Solch wildes durcheinander führt jeden Gedanken an "kritische Rekonstruktion" ad absurdum. So entsteht in der Tat das verhasste Disneyland. Wer kann so einen Stadtorganismus ernst nehmen? Lieber Investor, schau dir das Quartier 8 an. Da wurde die Verbindung von alt und neu bei aller gerechtfertigten Kritik an der Ausführung, bisher m.E. am besten gelöst.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Leider konnte ich an der Veranstaltung letzte Woche nicht teilnehmen. Aus der Ferne beurteilt sich die Situation für mich so:

    1) Christian Göner hat kein besonderes Interesse möglichst viel zu rekonstruieren. Wäre er ein Rekofan, würde Palais Riesch gar nicht erst zur Debatte stehen.
    2) Er will jedoch auch, dass der Bau und das Projekt angenommen wird und möglichst problemlos über die Bühne geht. Deswegen ist ihm die Meinung der Dresdner Bevölkerung wichtig und die der GHND.

    Deswegen erscheint mir folgendes Szenario wahrscheinlich:

    Das Palais Riesch (Fassade) wird rekonstruiert, als Zeichen des guten Willens gegenüber der GHND und der Dresdner Bevölkerung (die in der Mehrheit pro Reko ist). Der Rest kommt wahrscheinlich nicht.

    Meiner Meinung nach müssen wir in den nächsten Veranstaltungen Christian Göner beweisen, dass die Mehrheit für Rekos ist. Es sollte ein gewisser öffentlicher Druck bestehen, dass möglichst viel rekonstruiert wird. Die GHND könnte eine größere Umfrage der Bevölkerung machen, die darstellt, dass viele Dresdner für die Rekonstruktion des Palais Riesch sind. An solch einer Umfrage würde Christian Gönner nur schwer vorbeikommen, zumindest wenn sie groß genug ist.

    2 Mal editiert, zuletzt von porc (18. August 2015 um 19:06)


  • Das Palais Riesch (Fassade) wird rekonstruiert, als Zeichen des guten Willens gegenüber der GHND und der Dresdner Bevölkerung (die in der Mehrheit pro Reko ist). Der Rest kommt wahrscheinlich nicht.

    Also, wenn ich mir das Infoblatt der GHND anschaue, sollte doch mindestens auch noch die Rekonstruktion der Rampischen Straße 6 drin sein. Das Gebäude im klassizistischen "Hungerstil" hat nur ganz wenige Schmuckelemente, ist folglich hinsichtlich der Kosten für die Fassade von einem modernen Bau kaum zu unterscheiden. Der Investor könnte also einen Bau als historische Rekonstruktion verkaufen, würde faktisch einen modernen Bau erhalten, und hätte so gut wie keine Mehrkosten.

  • Rampische 6 sollte aufgrund des Hungerstils wirklich kein Problem darstellen. Ebenso aber auch Rampische 4, die vor allem deshalb wichtig wäre, weil man dieses Haus direkt vom Neumarkt wahrnimmt und auch auf allen alten Ansichten von vor 1945 immer zu sehen war. Wenn ich Familie Zeibig wäre...dann würde ich schon allein deshalb Kontakt mit meinem zukünftigen Nachbarn aufnehmen, um ihm zumindest diese Reko abzuringen (1. damit das Zeibig Quartier durch einen modernen Füllbau keine Wertminderung erfährt und 2. damit zumindest in diesem Bereich - wenn schon der Rest der Rampischen verloren scheint (hoffe natürlich noch auf Riesch) - das Ensemble vis-a-vis der Frauenkirche eine Fortsetzung erfährt.

  • Zitat von Gröners: „Wenn schon Palais Hoym als Leitbau wieder aufgebaut wird, können wir doch an anderer Stelle wie dem Palais Riesch mutig und modern bauen.“

    Allein in dem Wort " mutig" steckt ja schon der vorprogrammierte Mißerfolg und die kommende architektonische Blamage.
    Die Architekten wollen scheinbar wirklich, dass Leute, die später das Haus betrachten, sagen: "Mensch, schau dir den Kasten an. Das ist aber mutig hier zwischen den schönen Häusern sowas hinzuklotzen..."

    Ich kann es nicht verstehen, dass Architekten, die schon wissen, dass alles was sie planen können "mutig" ist, trotzdem so weitermachen, ohne mal zu überlegen warum es denn mutig ist.

  • Wie heißt es so schön...

    "Übermut tut selten gut!"

    ...und die Gebäude, die am Neumarkt mutig sind, haben gerade dazu geführt, dass sich die Dresdner Bürger in Form der GHND organisiert haben, damit die rekonstruierte Frauenkirche eben nicht in einem dortmunderischen Umfeld vergammelt.

  • Erst schien die Berichterstattung der Veranstaltung zum Quartier III/2 ja durchaus positiv...mittlerweile ist das alles dann doch eher Besorgnis erregend... :/
    Eine Sache werde ich nie und nimmer verstehen:
    Sind sich Experten ihres Faches, wie Herr Gröners, denn tatsächlich nicht darüber im Klaren, dass ein schönes, hochwertig rekonstruiertes Gebäude ein vielfaches mehr an Prestige und (positives) Öffentlichkeitsinteresse mit sich bringt, als ein noch so "mutiger", moderner Kasten, dem kaum einer einen zweiten Blick oder Interesse schenken wird? Ein (zumindest äußerlich) rekonstruiertes Palais Riesch erhöht den Wert des ganzen Quartiers umso mehr. Darüber wird berichtet werden, es wird sich womöglich in zukünftigen Reiseführern/Architekturführern von Dresden wiederfinden. Dresdener und Touristen werden es tausendfach fotografieren. Marktwert steigert sich immerhin auch mit der Bekanntheit eines Gebäudes. Was glaubt man wohl, bringt am Ende mehr ein, wenn Rampische Straße Nr. 0815 zum Weiterverkauf steht oder wenn das Palais Riesch den Immobilienmarkt beglückt? Und man würde meinen, auf Profit wären Herr Gröners und Co. eigentlich aus...

    Einmal editiert, zuletzt von Treverer (18. August 2015 um 13:37)