Dresden, Neumarkt - Quartier III/2

  • Überlegungen, das Gebäude ebenfalls zu rekonstruieren, wurden verworfen, weil der Investor die Geschosshöhen für unvermittelbar hielt. So hatte ich das Thema zumindest in Erinnerung.

  • Die Landhausstraße ist reguläre Straße und Hauptzufahrt zur TG unter dem Neumarkt und den anschließenden Quartieren. Im Unterschied zu den Fußgängerzonen und Spielstraßen (Tempolimit entspr. STVO) wird hier vermutlich - auch aus Lärmschutzgründen - Asphalt bleiben.

    Schade!

    Lärmschutz wäre kein Grund - bei 30km/h oder weniger spielt das Pflaster diesbezüglich kaum eine Rolle, und wenn die Steine plan geschliffen würden, gäbe es ohnehin keinen Unterschied zu Asphalt.

  • Dresden wird so schön :thumbup:

    Ich finde es auch sehr gut, was in Dresden alles möglich ist; vor allem im Vergleich zu anderen Städten, was dort bei "Verdichtungen" für modernistische Ungetüme in die Nähe der Innenstadt gesetzt werden.

    Interessant ist die Frage: Wie hoch sind die Kosten für historisierende Gebäude in der Art, wie sie aktuell in Dresden gebaut werden? Sind diese viel höher als bei der heute leider üblichen Klötzchenbauweise?

    Ich kann es mir irgendwie nicht vorstellen, da heutzutage der Grund und Boden alleine ja schon einen wesentlichen Teil der Kosten ausmachen.

    Dennoch bleibe ich im Ergebnis dabei: Dresden ist für mich (architektonisch-urban) eher eine Stadt, die ich als Tourist 1-3 Tage lange besuche, als eine, in der ich dauerhaft leben wollte (wobei es da freilich auch schlimmere gibt): Zu inselhaft, zu touristisch, zu museal ist die Innenstadt, zu zerstreut, zersiedelt und unurban weite Teile der an die Innenstadt angrenzenden Areale.

  • In Dresden zu leben bedeutet tatsächlich für die wenigsten, seinen Lebensmittelpunkt in der Innenstadt zu haben. Jenseits der Vorstädte gibt es so viele Varietäten. Die Lebensart wechselt nahezu mit jedem Stadtteil. Dresden ist neben der historischen Altstadt vor allem ein Konglomerat aus zusammengewachsenen alten Dorfkernen, die sich alle eigenständig in die grandiose Lage im Elbtal eingefügt haben. Wenn man in Striesen wohnt, ist ein Ausflug nach Briesnitz schon fast ein Kurzurlaub. Wer als Student im anonymen grünen Gorbitz wohnt, geht für Kultur in die quirlige Neustadt. Wer in Kleinzschachwitz, Hellerau oder Klotzsche wohnt, führt womöglich ein eher dörfliches Leben mit weniger Bezug zur Innenstadt. Das alles aber auf relativ engem Raum im schmalen Elbtal und hervorragend erschlossen, v.a. durch den ÖPNV.

    Die Altstadt spielt bei den meisten Dresdnern neben dem eigenen Stadtteil eine wichtige aber nur zweite Rolle für die Identität. So ist es zumindest mir immer gegangen und so nehme ich es bei allen Dresdnern wahr, die ich kenne. Sie ist so eine Art Wohnzimmer oder gute Stube, die nur manchmal bewusst betreten wird, z.B. wenn Besuch da ist. Auch die Geschichte des "alten Dresden" ist nicht allen Dresdnern präsent. Das scheint sich seit der immer weiteren Bebauung der Innenstadt nach 1990 aber etwas zu wandeln. Früher ist man eigentlich durch "die Stadt" nur durchgefahren, um ein Ziel am anderen Ende der Stadt zu erreichen. Das erklärt meiner Meinung nach auch die Skepsis der Dresdner, wenn "alles zugebaut" oder "Straßenrückbau" in der Innenstadt betrieben wird.

  • Eduard: deswegen sollen doch mehrere Wohnquartiere rund om die Innenstadt traditional gestalltet werden wie heute rundum die Neumarkt: die Ferdinand Platz und Teilen von der Johannstadt. Sie können dadurch die Insellage der Innenstadt dann aufheben. Eine Rekonstruktion der Sachsen Platz und Neustädter Markt bieten weitere Chancen für Dresden zur Heilung der schrecklichen Verlusten der Bombernacht und Zerstörung danach von der DDR. Vielleicht Zielen für die nächste 10 Jahren. Leider ist Postplatz mit seinem einst so schöne Bauten (Oberpostdirektion, Postamt) und die Sophienkirche leider für immer verloren.

  • Sie halten durchaus eine Weile. Insofern stimmt der Einspruch gegen das oft geäußerte Wunschdenken, solche Häuser würden nach 20 oder 30 Jahren von alleine verschwinden, als seien sie aus Pappmaché. Insofern Danke für diese realistische und sicher ernüchternde Äußerung.

    Aaaaber Stahlbeton hält auch nicht unendlich. Er hat schon eine begrenzte Lebensdauer durch die Korrosion von Stahl in Beton. So alt wie z.B. gemauerte Steingebäude dürften Stahlbeton-Bauten keinesfalls werden. Irgendwann dürfte es sich aufgrund des hohen finanziellen Sanierungsaufwands auch ökonomisch nicht mehr lohnen, sie zu sanieren (siehe Technisches Rathaus Frankfurt). Allerdings sind die Untersuchungen erst am Anfang, die Lebensdauer von Stahlbetonhäusern genauer zu berechnen. (siehe hier) Für den Bereich des Brückenbaus gibt es Stimmen, die von einer Haltbarkeit des Stahlbetons von allenfalls mehreren Jahrzehnten sprechen. (Vgl. hier und hier) Sehr ökologisch und nachhaltig ist das also nicht.

    Das betrifft übrigens auch Rekonstruktionen, die aus Stahlbeton gefertigt wurden. Auch ihre Haltbarkeit ist begrenzt.

  • Aaaaber Stahlbeton hält auch nicht unendlich. Er hat schon eine begrenzte Lebensdauer durch die Korrosion von Stahl in Beton.

    Leider ist auch das kein Lichtblick! Die Korrosion kann nur wirken, wenn Wasser in den Beton eindringt. In besonderer Weise sind dafür Brückenbauwerke anfällig.

    Bei verkleideten Häusern, bei denen das innen liegende tragende Stahlbetonskelett vor Witterungseinflüssen geschützt ist, kann man - fachgerechte Planung, Erstellung und Pflege vorausgesetzt - nach menschlichen Zeitmaßstäben durchaus von faktisch unbegrenzter Haltbarkeit ausgehen. Jedenfalls werden diese Bauwerke auch unsere Ururenkel noch überleben.

    Wesentlich eher dürfte sich eine Chance auf Abriss auftun, wenn sich ein Bauwerk sich nicht mehr rechnet. Zum Beispiel, weil es so hässlich ist, dass sich niemand findet, der bereit ist, die geforderten Mieten zu zahlen.

  • Vermutlich meinst Du eine vorgemauerte Fassade (a la Humboldtforum) oder eine vorgehängte Glas-Stahl-Fassade. Oder eine Verkleidung durch gut verfugten Naturstein oder Metallplatten wie bei manchen Kaufhäusern. Verschindelung ist bei Betonbauten ja eher selten.

    Auf jeden Fall sind solche Gebäude besser vor der Witterung geschützt. Aber auch bei solchen Verkleidungen kann Feuchtigkeit ins Mauerwerk eindringen z.B. durch Undichtigkeiten des Daches oder Rohrbrüche.

    Weit gefährdeter sind indes Häuser des Brutalismus aus Sichtbeton. Die halten nicht lange. Auch Putz auf Beton oder Styroporplatten sollten den Stahlbeton nicht dauerhaft schützen, da dort Feuchtigkeit eher leicht eindringen kann, vor allem, wenn es zu Abplatzungen gekommen ist.

    Also, unendlich hält das nicht. Aber, Du hast natürlich Recht, dass 20 Jahre reines Wunschdenken sind.

  • Habe mir mal den Spaß gemacht, nach dem ältesten Stahlbetonbau in Deutschland zu googlen. Das Gebäude der Druckerei C. G. Röder wurde 1898 in Leipzig errichtet, und war längere Zeit offenbar dem Verfall preisgeben - Regenwasser konnte über viele Jahre hinweg ins Innere eindringen - und wurde dann in den 90ern dann dennoch saniert. > Link <.

    Es handelt sich, wohlgemerkt, nicht etwa um den ältesten erhaltenen Stahlbetonbau, sondern überhaupt um den ersten errichteten - und der steht, der zeitweise schlechten Behandlung zum Trotz, immer noch ...

  • Irgendwann stellt sich allerdings bei den heutigen Stahlbetonbauten die Frage, ob eine Sanierung wirtschaftlicher als der Abriss ist. Im Fall der Städtischen Bühnen in Frankfurt ist wohl der Abriss effektiver und günstiger. Und selbst eine Sanierung führt in der Regel zu einer Voll-Entkernung, so dass nur noch das Skelett eines solchen Baus erhalten bleibt. Ein Beispiel sind die KWU-Gebäude in Offenbach-Kaiserlei (einst, aktuell entkernt, zukünftig). Das optische Erscheinungsbild ließe sich insofern beliebig verändern, z.B. in Richtung stalinistischer Zuckerbäckerstil.

    Aber, wir sind uns einig, dass die hier häufig geäußerte Zuversicht, modernistische Gebäude würden automatisch in 2-3 Jahrzehnten wieder aus dem Stadtbild verschwinden, zwar Seelenbalsam ist, aber nicht realistisch. Vor allem nicht, wenn es sich um Eigentumswohnanlagen handelt, bei der die Eigentümer keinerlei Interesse an Abrissen ihres Vermögens haben. Umso mehr lohnt es sich, bei bekannt werdenden Neubauvorhaben stärker zu kämpfen, die Öffentlichkeit aufzuklären, Verbesserungen einzufordern.

    Das führt jetzt alles leider etwas vom Dresdner Quartier III und sogar vom Postplatz weg. Aber auch dort gilt, gerade wenn die Zeiten weniger prosperierend werden, also weniger Geld da ist, werden Investoren womöglich etwas vorsichtiger mit Abrissen vorgehen. Insofern dürfte das, was jetzt gebaut wird, schon eine ganze Weile stehen bleiben.

  • Einfach traumhaft, die neuen Bilder. (sind jetzt plötzlich vorige Seite). Mir geht jedesmal das Herz auf wenn ich neue Bilder vom Neumarkt sehe. Ich verfolge das Baugeschehen ja seit ich internet habe, das muss ca. 2000 gewesen sein, also seit 20 Jahren! Ich kenne den Platz ja noch total kahl und eklig, mit diesem scheusslichen Polizeianbau, die Frauenkirche stand noch unter Gerüst und ansonsten standen nur Johanaeum und Coselpalais da (und das scheussliche pseudo-"Palais" von Herrn Kaplan). Keine einzige Strasse war da, nur 10 meter Landhausstrasse Ecke Wilsdruffer.

    Aber jetzt: HAMMER !!

    Traumhaft.

    <3<3<3<3<3<3<3<3<3:harfe::blumen::blumen::blumen:

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).