Quartier IV/2 - Wiederaufbau British Hotel (realisiert)

  • Zitat von "Gil"

    Was ist uber die Geschichte vom Nachbargebaude bekannt? Es ist auch ein eher eindrucksvolles Gebaude!

    Welches meinst du? Es hat zwei Nachbarn.

    Das rote Haus rechts daneben ist eine Rekonstruktion der BAYWOBAU, eines der Neumarktprojekte. Ich finde das Areal sehr gut, aber Kunsthistoriker kritisieren es (zu recht) weil es nicht wissenschaftlich korrekt rekonstruiert ist. Aber ich als Laie sehe das nicht so eng. (ich glaube gleich schlägt Oktavian mich)
    :)

    Und das links daneben ist das Landhaus, eines der wenigen Gebäude die im Neumarktbereich bereits im Sozialismus rekonstruiert wurden. Darin ist ein Museum.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Zitat von "Sankt Petersburg"

    eine Rekonstruktion der BAYWOBAU, eines der Neumarktprojekte. Ich finde das Areal sehr gut, aber Kunsthistoriker kritisieren es (zu recht) weil es nicht wissenschaftlich korrekt rekonstruiert ist. Aber ich als Laie sehe das nicht so eng. (ich glaube gleich schlägt Oktavian mich)

    Nun ja, man muß kein Kunsthistoriker sein, um die offensichtlichen Schwachpunkte dieses Gebäudeskomplexes zu erkennen - schau Dir das Ganze mal von oben an; die Dachgestaltung ist so offensichtlich mißraten, das hat nichts mit "wissenschaftlich korrekt" zu tun. Das British Hotel ist in jeder Hinsicht sorgfältiger ausgeführt und gelungener.

  • Zitat von "Gil"

    Was ist uber die Geschichte vom Nachbargebaude bekannt? Es ist auch ein eher eindrucksvolles Gebaude!

    Zu dem schon von Petersburg angesprochenen Gebäude gibt es nähere Inforamtionen in dem von Stefan Hertzig herausgegebenen Buch "Der historische Neumarkt zu Dresden. Seine Geschichte und seine Bauten".

    Walter May schreibt im besagten Buch auf Seite 79 folgendes:

    Zitat

    Von besonderer Schmuckhaftigkeit war das an das „British Hotel“ anschließende nur dreiachsige, aber fünfgeschossige Haus Landhausstraße 4. Alle Obergeschossfenster, deren Höhe nach oben hin allmählich abnahm, trugen ornamentale Aufsätze. Es waren luftige Rocaillen, die sich mit den Fenstergewänden verbanden und die über den profilierten Gewänden der Mittelachse symmetrisch, in den seitlichen Achsen asymmetrisch, aber der Mitte zugewandt waren, so dass sich insgesamt – typisch für das Rokoko – ein symmetrisches Bild darbot. Sowohl diese Art der Ornamentik wie auch die gewohnt dekorative, keinerlei architektonische Zierglieder verwendende Gestaltung der Fassade bildete eine Randerscheinung in der spätbarocken Dresdner Architektur. Denkbar wäre eine ehemals aufgemalte Lisenengliederung, die auch eine architektonisch gefestigtere Haltung mit sich gebracht hätte. Da der Wert des Hauses vom Anfang bis zum Ende des 18. Jahrhunderts unverändert blieb, dürfte sich eine 1763 genehmigter Riss auf die Wiederherstellung beziehen, der auch die Fassadendekoration entstammte. Die feine Stuckornamentik hätte 1760 den Brand kaum überstanden, und die nur angeputzten Gewändeprofile der Mittelachse deuteten auf die sparsame Nachkriegszeit.

    In der Tat handelt es sich bei dem Gebäude um eine Reko der ersten Stunde am Neumarkt, die von der Baywobau durchgeführt wurde. Leider ist sie z.T. ziemlich misslungen. Schlossgespenst hat schon die miserable Dachlandschaft angesprochen. Daneben wären aber auch noch der Anstrich und die wenig überzeugende Gliederung im Erdgeschossbreich zu nennen, dessen Proportionen einfach nicht stimmen können. Hier hätte eine stärkere [lexicon='Zäsur'][/lexicon] mittels eines breiteren, farblich abgesetzten, Putzbandes Wunder bewirken können.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Zitat von "Treverer"

    Kommt noch das Fries in den Segmentgiebel? Da war doch ein Fries, oder?

    Die Wappenkartusche wurde heute eingefügt :)

    Gruß DV

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Jo, das wird echt der totale Hammer! Vielen Dank für die Aufnahmen :applaus: . Wenn ich den Rathausmann über dem herrlichen Dach mit den schönen Zierschornsteinen sehe, kriege ich ´ne Gänsehaut.

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Zitat von "Schloßgespenst"

    Nun ja, man muß kein Kunsthistoriker sein, um die offensichtlichen Schwachpunkte dieses Gebäudeskomplexes zu erkennen - schau Dir das Ganze mal von oben an; die Dachgestaltung ist so offensichtlich mißraten, das hat nichts mit "wissenschaftlich korrekt" zu tun. Das British Hotel ist in jeder Hinsicht sorgfältiger ausgeführt und gelungener.

    Sorry, keine Zustimmung. Die eigentlichen Schwachpunkte sind unsichtbar.

    Dass die Dachlandschaft unglaublich miserabel ist, ist absolut richtig und hier stimme ich Dir zu. Aber schlimmer finde ich, wenn ein Leitbau in die Hose geht, denn ein Dach können unsere Nachkommen zur Not nachbessern, wenn aber der gesamte Leitbau erst mal steht, dann steht er. Die Mauern eines Leitbaus von Keller bis Traufhöhe reißt so leicht niemand ab. Das hat also leider eine ganze Menge mit wissenschaftlich korrekter Reko zu tun, denn so wie ich Oktavian verstand, ist die Salomonisapotheke völlig falsch rekonstruiert (Plaste, Fiberglas etc.). Jeder Laie würde aber sagen, sieht top aus. Die GHND muss sich ja auch ständig gegen den "Disneyland"-Vorwurf wehren (so tot ist der noch nicht). Hierzu sind unsachgemäße Rekos natürlich absolut Wasser auf die Mühlen der Gegner. Wenn die gesamte Reko vom Erdgeschoss bis zum 4. Stock unsachgemäß rekonstruiert ist, ist das auf jeden Fall schlimmer als wenn es nur das Dach wäre (was aber auch schon schlimm genug ist).

    Dass das British Hotel sehr viel besser ist als die Dietze-Rekos, denke ich ebenso. Ein phantastisch schönes Gebäude. Allerdings eines wundert mich: Hier wurden ja vor Beginn der traditionellen Ziegelbauweise Betonplatten dahinter angebracht. Frage an Meister Oktavian: Gilt das als denkmalpflegerisch korrekt?

    PS:
    Die besten Rekos am Neumarkt finde ich übrigens adF. Nr. 16 und 17. Gefolgt von Köhlersches Haus + Schützhaus.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Zitat von "Sankt Petersburg"

    Gilt das als denkmalpflegerisch korrekt?

    Meines Wissens haben Rekonstruktionen relativ wenig mit dem Denkmalschutz zu tun, da sie ja nur Nachempfindungen historischer Bauten ohne wirklich antike Substanz sein können. Bis auf die Keller und die Vernwendung eventuell geborgener Teile, kann die Denkmalpflege also nicht wirklich etwas machen. Trotzdem wird sie oft in die Rekonstruktionsdiskussion hineingezogen, der sie ob ihres Substanzfetischismus, der Zeitschichtenlegende und wegen der Negierung einer harmonischen Ensemblebildung ablehnend gegenübersteht.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ich hätte den Farbton sehr schön gefunden. Nicht nur, dass er dem historischen Original am nächsten gekommen wäre, er hätte auch gut zum Haus nebenan gepasst. Jetzt gibt´s sicher nur wieder grau oder beige, wie langweilig. Ich hoffe mal, dass man - wenn man ohnehin vom Original abweicht, die Fassade wenigstens mit Absetzungen versieht und nicht alles in einer Farbe tüncht wie beim Johanneum.

  • Wie sieht es denn jetzt mit der Farbgebung aus? Das Überstreichen der Zierschornsteine hat ja nicht unbedingt etwas zu sagen, oder? Am Taschenbergpalais sind die Schornsteine ja auch nicht gelb gestrichen.
    Also ich würde den Rosé-Farbton weiterhin favorisieren; Grautöne gibt es (alleine auf den Dächern der Neubauten) schon genug am Neumarkt.

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • @ Stefan:
    Diese dezente Farbmischung der Dacheindeckung ist mir auch aufgefallen. Und sie ist auch nicht so "überpatiniert" und dunkel, wie sie oftmals bei Restaurierungen in den 70er/80er Jahren verwendet wurden. Das hier verwendete Material kenne ich nicht, aber ich kann Dir zwei Links geben, wo man zu antikisierenden Biberschwanzziegel was findet:
    http://www.ziegelei-rapperswil.ch/neu/PDF/Tonprodukte_DE.pdf
    http://www.pfsursee.ch/files/Das.Tonziegeldach.pdf (Seite 29)

    Ob in Deutschland irgendwo solche "Antikmischungen" angeboten werden, weiss ich nicht. Jedenfalls wurde bei der letztes Jahr abgeschlossenen Restaurierung des Mulzer-Hauses in Nürnberg auf ein Schweizer Produkt zurückgegriffen.

    Interessant ist noch folgende Seite mit historischen und aktuellen Dachziegelhersteller:
    Dachziegel-Archiv: Startseite