Dresden, Neumarkt - Quartier VII - Grundsatzdiskussion (2008-2012)

  • Und der Bauausschuss wird in seiner Sitzung am 18.07.2012 auch über einen Bebauungsplan für das Quartier VII abstimmen. Hier stehen ja wider Erwarten doch schon einige Investoren bereit, die vielleicht bald für eine Bebauung sorgen werden. Allerdings sollen davor noch archäologische Grabungen durchgeführt werden.

    Informationen gibt es wie immer hier:

    Dresden - Stadt, Verwaltung & Rat - Ratsinformationssystem

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Wichtig ist, das durchzulesen, und ggf. Gegenvoschläge zu unterbreiten, hier mal das Fleisch zum Quartier VII:

    Zitat

    Unter Berücksichtigung des § 1 Abs. 5 und Abs. 6 BauGB werden mit dem Bebauungsplan
    folgende Planungsziele angestrebt:
    Als wesentliches Element der städtebaulichen Zielvorstellungen für das Quartier VII benennt das städtebaulich-gestalterische Konzept die Wiedererrichtung der Gebäude Galeriestraße 18, Sporergasse 2 (“Triersches Haus“), Schössergasse 25 (“Caesarsches Haus“) und das Durchhaus Schloßstraße 24 als architektonisch und kulturhistorisch besonders wertvolle Zeugnisse der Neumarktbebauung als Leitbauten. Diese Bauten sollen in ihrer Kubatur und Hauptgrundrissstruktur wiedererrichtet werden. Ergänzend sind Leitfassaden für die Bebauung an der Schloßstraße 26, 28, 30 (“Fürstliches Haus“) und der Galeriestraße 16, 17 geplant. Der Bebauungsplan trifft die grundlegenden Festsetzungen zu Art und Maß der Bebauung um die Umsetzung der Zielstellungen aus dem Städtebaulich-gestalterischen Konzept planungsrechtlich sichern. Die detaillierten Regelungen zu den Leitbauten und Leitfassaden werden in einer Gestaltungssatzung G14 für das Quartier VII aufgenommen. Die Gestaltungssatzung wird parallel zum Bebauungsplan aufgestellt. Des Weiteren sollen auf der historischen Parzellenstruktur entlang der Schloßstraße, Sporergasse, Schössergasse und zum Jüdenhof Wohn- und Geschäftshäuser mit kleinflächiger Nutzungsstruktur entstehen, die in ihrer Kubatur an den historischen Bestand anknüpfen und sich in ihrer Gestaltung in den räumlichen Gesamtzusammenhang entsprechend einfügen. Gegenüber dem Kulturpalast zerschneidet die neue Bebauungskante die historischen Parzellen und Gebäude. Hier ist eine bauliche Entwicklung, die den Übergang zum denkmalgeschützten Kulturpalast gestaltet anzustreben.

    Anmerkungen (mal abgesehen zum Kulturpalastübergang als roten Hering für so manche hier im APH-Forum)

    • "Als wesentliches Element der städtebaulichen Zielvorstellungen... benennt das städtebaulich-gestalterische Konzept... als Leitbauten. Diese Bauten sollen in ihrer Kubatur und Hauptgrundrissstruktur wiedererrichtet werden", hier wird nur ein anderes Dokument refereriert, ohne dass dessen Maßgeblichkeit für die aktuelle Bebauung bekräftigt wird. Der Begriff "sollen" drückt in rechtlich immer Unverbindlichkeit aus, im Gegensatz zu "wird", "hat zu" etc. Im Englischen should vs. shall.
    • "in ihrer Kubatur und Hauptgrundrissstruktur wiedererrichtet werden", hier wäre die Fassade ausdrücklich zu ergänzen.
    • "Die detaillierten Regelungen werden" - wer handelt hier? Wird hier Kompetenz des Rates delegiert?
    • Die Gestaltungssatzung wird parallel zum Bebauungsplan aufgestellt" - Wer verabschiedet sie, mit wem muss sie abgestimmt sein? Was bedeutet "parallel" hier, warum ist das wichtig?
    • "Leitfassaden" - was ist in dieser Wundertüte? Historische Leitfassaden oder "Marx&Engel besuchen Kassel"?
    • "Wohn- und Geschäftshäuser mit kleinflächiger Nutzungsstruktur entstehen, die in ihrer Kubatur an den historischen Bestand anknüpfen und sich in ihrer Gestaltung in den räumlichen Gesamtzusammenhang entsprechend einfügen." - da geht doch mehr! ablachen:)
    • "entsprechend einfügen" ist eine Wieselphrase.
    • Galeriestraße 18 = Dinglingerhaus

    ughug:)

  • Zitat

    Ergänzend sind Leitfassaden für die Bebauung an der Schloßstraße 26, 28, 30 (“Fürstliches Haus“) und der Galeriestraße 16, 17 geplant.


    Besser:

    Zitat

    Außerdem sind Leitfassaden nach historischem Vorbild für die Bebauung an der Schloßstraße 26, 28, 30 (“Fürstliches Haus“) und der Galeriestraße 16, 17 vorgesehen.

  • Der Ortsbeirat Altstadt hat in seiner gestrigen Sitzung dem Bebauungsplan für das Quartier VII mehrheitlich zugestimmt. Auf inhaltlichen Widerstand stieß einzig die enthaltene Möglichkeit, als Übergang zum Kulturpalast hin Häuser mit Flachdächern errichten zu können. Darin sahen die Räte wohl allerdings weniger ein gestalterisches Problem, als vielmehr einen Hemmschuh für die schnelle Bebauung, die durch zu erwartende Bürgerproteste durchaus verzögert werden könnte.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • ...Auf inhaltlichen Widerstand stieß einzig die enthaltene Möglichkeit, als Übergang zum Kulturpalast hin Häuser mit Flachdächern errichten zu können. Darin sahen die Räte wohl allerdings weniger ein gestalterisches Problem, als vielmehr einen Hemmschuh für die schnelle Bebauung, die durch zu erwartende Bürgerproteste durchaus verzögert werden könnte.


    Das ist doch schon mal ein kleiner Fortschritt, wenn die verantwortlichen Politiker realisieren, dass eine zu modernistische Gestaltung auf den Unwillen (einer Mehrheit) der Bürger stoßen würde.

  • In jedem Fall ist die Neumarktseite in die Gestaltungsvorgaben jetzt einbezogen, allerdings ohne eine Leitfassade vorzuschreiben. Das war im ersten Entwurf ausdrücklich nicht der Fall. Wenn ich mich nicht täusche sind aber dafür ein paar andere Leitfassaden zum Jüdenhof und Frauenstraße weggefallen. Für die Galeriestraße wird dagegen moderne Architektur gefordert.

    Es lohnt sich darüber hinaus einen Blick in den Bebauungsplan für Q7 Schlossstrasse - Schössergasse zu werfen, insbesondere in den Anhang.

  • Diese vielen aufwendigen Barock- und Rokokofassaden auf Styrophorbasis - das kann heiter werden... Eigentlich undenkbar, wei das funktionieren soll...
    würde Kimmerle eigentlich auch nur Betonfassaden bauen?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Was das Q VII betrifft, habe ich doch eine höhere Anzahl an Leitbauten und Leitfassaden in Erinnerung. Wie kommt das bloß???

    Im Exposé steht folgenes:

    Zitat

    In den beiden Quartiersteilen sollen drei prächtige Leitbauten rekonstruiert werden. Die Definition als Leitbau bedeutet, dass neben der Fassade auch maßgebliche historische Grundrissgliederungen, wie die Lage und Dimensionierung von Treppenhäusern, Höfen, repräsentativen Räumen, wiedergegeben werden. Das spätbarocke Caesarsche Haus (Schössergasse 25) besticht durch seine bemerkenswerte Fassadengliederung und einen klaren Grundriss an einem innenliegenden Hof. Am Jüdenhof 5 liegt das berühmte Dinglingerhaus, 1712 vom Zwingerbaumeister Pöppelmann für den Bruder des Hofjuweliers von August dem Starken errichtet. Die Fassade des frühbarocken »Trierschen Hauses« (Sporergasse 2) wurde durch seinen wertvollen Erker an der Schössergasse berühmt. Von fünf weiteren historisch wertvollen Gebäuden sollen die Fassaden (Leitfasseden) rekonstruiert werden

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Diese vielen aufwendigen Barock- und Rokokofassaden auf Styrophorbasis - das kann heiter werden... Eigentlich undenkbar, wei das funktionieren soll...
    würde Kimmerle eigentlich auch nur Betonfassaden bauen?


    Es geht ja das Gerücht um, dass Herr Dietze von der Baywobau nun wieder auf andere Baustoffe setzen will (Ziegel). Man lernt ja mit der Zeit.
    Und gerade das ist auch das Problem! Die USD arbeitet bei der Rampischen Straße 31/33 mit einem Büro zusammen, das von Rekonstruktionen keine Ahnung hat. Ähnliches kann bei Kimmerle passieren. Insofern müssen wir uns bei ihm sicherlich mehr Sorgen machen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Gibt halt Lernprozesse und verschiedene Verfahren, ist doch gut, wenn verschiedene Büros rangelassen werden und Erfahrungen sammeln. Nirgendwo sind die Erwartungen so hoch wie am Neumarkt, nirgendwo wird so kritisch beäugt.Styropor macht nichts. Wenn die Reko I bruchreif ist, folgt die bessere Reko II.

  • In seiner Sitzung am 7. November 2012 ist dem Bauausschuss abermals die Möglichkeit gegeben, über den Bebauungsplan Nr. 375, Dresden-Altstadt I Nr. 38, Neumarkt Quartier VII abzustimmen. Falls die Räte also der Vorlage folgen, müsste der Bebauungsplan nach der anschließenden Auslegung Rechtsgültigkeit erhalten.
    Da für die Bebauung des Quartiers Investoren zur Verfügung stehen, könnte es sehr schnell gehen und die Bauarbeiten Ende nächsten oder im übernächsten Jahr beginnen.

    In diesem Zusammenhang möchte ich auf die Anlage unter "d" hinweisen, in der die zu errichtenden Leitbauten und -Fassaden informativ zusammengefasst sind.

    Dresden - Stadt, Verwaltung & Rat - Ratsinformationssystem

    Im Jahr 2012 entschied sich die Stadt zu einer Teilung des Quartiers. Der nun als Quartier VII/2 bezeichnete östliche Teil wurde im Jahr 2013 an die Kimmerle Jüdenhof GbR veräußert. 2014 erfolgte der Verkauf des Quartiers VII/1 an die Baywobau/CTR. Beide Projekte werden in jeweils separaten Strängen diskutiert.

    Quartier VII/1 - Baywobau/CTR (in Planung)

    Quartier VII/2 - Kimmerle Jüdenhof GbR (im Bau)

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe