Prominente über moderne Architektur

  • PSL genießt als "altes Fossil" und letzter Universalgelehrter der alten Bundesrepublik Denkmalschutz. Wer seine Bücher kennt, kennt diverse Aussagen z.B. über die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland, für die andere Besuch vom Staatsanwalt bekamen.

    Von Minsk kenne ich nur einige Fotoserien, die eine "durchschnittliche" Entwicklung naheliegen. Es mag zu Stalins Zeiten mehr gebaut worden sein, Stil und Maßstab jedoch halten sich im Rahmen dessen, was man aus Teilen Kaliningrads, Kiews, Magnitogorsks, Leningrads u.a. Sowjetstädten kennt. Die Nickel- und Chemiehölle Norilsk im äußersten Norden ist übrigens auch ein solcher Blickfang; eine nach Renaissanceprinzipien gestaltete Großstadt. Interessant dürfte natürlich auch Kutna Hora sein, das polnische Stalinstadt neben Krakau.

    Sämtliche Spielarten der europäischen Klassik sind auf diese Art des Städtebaus anwendbar - überraschend für mich ist die nationale Unbestimmtheit gerade der russischen "Stalinzeitler" - Möglichkeiten für russische Fassadensprache gibt es zuhauf, größtenteils jedoch dominieren westeuropäische Einzelformen...

    Nein, die werden gedünstet

  • Henryk M. Broder über Köln:

    Zitat

    Hässlich, hässlicher, am hässlichsten — Köln am Rhein

    Wie hässlich Köln wirklich ist, merkt man erst, wenn man dort eine Weile nicht gewesen ist. Die Metropole der rheinischen Heiterkeit ist nämlich nicht nur hässlich, sie ist dynamisch hässlich. Das heißt, sie wird immer hässlicher. Eine Zumutung für das Auge, ein paar Straßen in Lindenthal und die Gegend rund um den Volksgarten mal ausgenommen.

    Und es wird fleißig daran gearbeitet, die Hässlichkeit zu konservieren. Als ich Anfang der 8oer aus Köln weg ging, wurde der Übergang von der Domplatte zum Bahnhof gerade umgebaut.[...]

    Köln ist heute, vom Dom abgesehen, die Replika einer DDR-Stadt vor der Wende. [...]

    Vollständig hier: http://www.henryk-broder.de/tagebuch/koeln.html\r
    http://www.henryk-broder.de/tagebuch/koeln.html

  • Der Maler, Grafiker und Gestalter Friedendreich Hundertwasser:

    "Die zeitgenössische Kunst ist eine intellektuelle Onanie geworden. Unsere Kunst wurde häßlich und leer, ohne Gott, dumm und kalt und herzlos. Das Horrorpanoptikum der zeitgenössischen Kunst wird von einer kleine farben- und formenblinden Clique angebetet wie das goldene Kalb und bestant wie des Kaisers neue Kleider. Nie war die Kunst so künstlich, so entartet, so weit von der Natur und der Schöpfung entfernt wie heute."

    Der Satirikter Ephraim Kishon hat sich mehrfach gegen den Kunstmodernismus ausgesprochen:

    "Die moderne KUnst ist ein Welt-Bluff, die größte Betrügerei, die es je gab. Niemand sagt ein Wort, weil er sonst von der Kunstmafia in den Massenmedien erledigt wird. Jeder Kritiker der modernen Kunst wird heute in die Ecke der reaktionören Spießer verwiesen. "

  • Zitat von "Restitutor Orbis"

    :schockiert: Und da hat Hundertwasser nicht das Schicksal des Kardinals Meisner erleiden müssen?

    Hundertwasser ist Jude, Kishon ebenfalls.

    Honi soit, qui mal y pense.

    Solange sie nicht Israel kritisieren, verfügen sie über eine :weinen: gewisse Narrenfreiheit.

    Im Grunde bedeutet "entartet" ja nichts anderes, als "aus der Art geschlagen".

    Unsere Gesinnungsmafia schlägt eben auch nur dort zu, wo sie für richtig befindet, denn wären sie in ihrem Denken und Handeln konsequent, müßten sie am 1. Mai fleißig arbeiten und dürften niemals die Autobahn benutzen; ja, da Hitler bekanntermaßen in einem Bett geschlafen hat, müßten sie sich eigentlich bis an ihr dürres Ende auf Strohsäcken zur Ruhe begeben.

  • Der Sir riskiert 'ne dicke Lippe gegen den Prinzen, welcher natürlich vollkommen recht hat.

    Zitat

    Stararchitekt Foster rüffelt Prinz Charles

    Mit seiner Kritik an einem geplanten Bauprojekt in London hat Prinz Charles den Unmut führender Architekten auf sich gezogen.

    Die Gruppe um Stararchitekt Norman Foster warf Prinz Charles in einem am Sonntag veröffentlichten Brief vor, seine privilegierte Position auszunutzen, um sich in das Bauvorhaben einzumischen. Der britische Thronfolger hatte sich zuvor kritisch über den geplanten Umbau einer ehemaligen Kaserne in ein Luxus-Wohnviertel geäussert.

    Prinz Charles gegen Glas- und Stahlbauweise
    Der britische Thronfolger erklärte, er lehne den Entwurf ab, der eine moderne Glas- und Stahlbauweise für die neuen Häuser im Stadtteil Chelsea vorsieht. Stattdessen sollten die Planer eine traditionelle Backsteinfassade wählen. Der Kronprinz äusserte seine Bedenken auch gegenüber der katarischen Herrscherfamilie, der das ehemalige Kasernengelände gehört, wie die «Sunday Times» berichtete. An das Areal grenzt das historische Royal Chelsea Hospital an, ein von Baumeister Christopher Wren entworfenes Gebäude aus dem 17. Jahrhundert.
    Der Umbau wurde von dem Architekten Richard Rodgers geplant, der sich mit Projekten wie dem neuen Terminal 5 am Flughafen Heathrow, dem Londoner Millennium Dome und dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg einen Namen machte. Das Vorhaben in Chelsea gilt als eines der wichtigsten Wohnungsbauprojekte in London der kommenden Jahre. Neben 650 Luxus-Wohnungen soll dort auch ein Hotel entstehen.

    Vorwurf: Prinz Charles verzerrt Planungsprozess
    Die Architekten erklärten in ihrem Brief, Charles dürfe seine Position nicht missbrauchen, um «einen offenen und demokratischen Planungsprozess zu verzerren». Der Prinz solle seine Einwände wie jedes andere Mitglied der Öffentlichkeit an die Planungsbehörde schicken. Der Brief wurde von zehn Architekten unterzeichnet, darunter auch Frank Gehry und Zaha Hadid.
    Prinz Charles hat sich in der Vergangenheit immer wieder zu Bauvorhaben in London geäussert. Unter anderem kritisierte er einen Vorschlag Rogers, neben der St. Paul's Cathedral einen öffentlichen Platz zu errichten. Auch zu einer geplanten Erweiterung der National Gallery äusserte er sich ablehnend.

    Quelle: http://www.bazonline.ch\r
    http://www.bazonline.ch

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Viel Feind, viel Ehr!

    Ich halte sowieso nichts von Sternarchitekten. In 200 Jahren kennt ohnedies keiner mehr einen Gehry oder Hadid. Die Ironie dabei: Die Lebensdauer der von ihnen entworfenen Gebäude ist kürzer als deren eigene biologische Halbwertszeit. :P

    Und Fosters Reichstagskuppel ist im Prinzip auch zum Glück nicht auf seinem Mist allein gewachsen, denn sonst hätten wir dort einen überdimensionierten Betontisch stehen... :augenrollen: Gut, wenn es Autoritäten gibt, die diesen Hirnis die Vorgaben machen. Der Architekt ist nur das Werkzeug dessen man sich bedienen muss. Ist der Bauherr schlecht, dann kann nichts Gutes herauskommen, wie die (Architektur)Geschichte uns gelehrt hat.

  • Zitat

    Charles kritisiert moderne Architektur – gut so!
    Er tut es schon wieder: Prinz Charles gibt den Architekturkritiker und tadelt diesmal das umstrittene Projekt "Toaster" von Richard Rogers in London. Der Prinz of Wales hat vollkommen Recht, meint der Architekt Hans Kollhoff. Viele seiner Kollegen seien dabei, aus Weltstädten Allerweltsstädte zu machen.

    http://www.welt.de/kultur/article…tur-gut-so.html

    Eine außerordentliche zutreffende Analyse von Herrn Kollhoff.

    Zitat

    [...] Ob wir es zulassen, dass global vagabundierende Kapitalströme in der Architektenzunft ihre willfährigen Vollstrecker finden, getragen von einem diffusen Zukunftswahn, einem avantgardistischen Hochgefühl, das sich meist als ebenso preiswürdig wie anachronistisch entpuppt.[...]


    Die Kommentare sind auch lesenswert.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Wenn wir schonmal bei der Presseschau sind gehts hier gleich weiter :


    Siehe link:

    http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/feuilleton/1729718_Staedtebau-Unsere-dritte-Haut.html\r
    http://www.fr-online.de/in_und_ausland/ ... -Haut.html

    "Europa wurde von den Bürgern erbaut und von den Proleten zerstört."
    - Sándor Márai

  • Durch eine Zeitungs-Besprechung heute morgen im Radio bin ich auf einen lesenswerten Aufsatz im Feuilleton der heutigen ZEIT aufmerksam geworden. Es folgen der Kopf des Aufsatzes und einige Auszüge daraus:


    Baut auf den Prinzen!
    Der Prinz of Wales wird als Architekturkritiker gefürchtet – und belächelt. Doch in Deutschland brauchen wir genau solche Attacken auf die seelenlosen Scheußlichkeiten unserer Städte
    Von Hanno Rauterberg

    … Hierzulande fehlt einer wie er, der sich nicht abfindet mit den ungezählten Scheußlichkeiten, die das Land überziehen. Der gegen die Beliebigkeit, die Kälte, die Geschichtsvergessenheit vieler neuer Bauwerke zu Felde zieht. Kein deutscher Politiker wagt sich auf das unsichere Terrain der Architekturästhetik. Kein Parteiprogramm fordert Schönheit für unsere Städte. Und obwohl der Bundestagswahlkampf längst begonnen hat und gerade etliche Staatsmilliarden ins Baugewerbe fließen, ist Nachhaltigkeit allenfalls ein ökologisches Thema. Ob das Geld auch gestalterisch nachhaltig angelegt ist, ob das Gebaute den Menschen gefällt, ob sie gut oder gern darin leben, scheint kaum zu interessieren. Und deshalb braucht es einen Architekturprinzen wie Charles: Das Thema muss auf die politische Agenda! ...

    ... Die meisten von ihnen [den Architekten] verbitten sich jede Art von Mitsprache sogenannter Laien. Sie hören lieber auf Experten von Statik, Materialkunde, Akustik, Haustechnik, Sicherheit - und verdrängen, dass die Architektur immer zwei Körper hat. Zum einen den rationalen, den bautechnischen Körper, der sich berechnen lässt. Zum anderen den emotionalen Körper, der viel schwerer zu bestimmen ist, weil sich unsere Empfindungen selbst mit den avanciertesten Computern nicht berechnen lassen. Doch gibt es auch für diesen Teil der Architektur Experten. Es sind die verhassten, belächelten Laien...

    ... Auch darauf weist Prinz Charles hin: Gut ist Architektur nicht bereits deshalb, weil Architekten sie gut finden. ...

    Architektur sollte gefallen - ganz ohne umständliche Erklärungen.

  • Zitat

    Kein Parteiprogramm fordert Schönheit für unsere Städte.


    Genial! Eigentlich wird es Zeit, eine APH-Partei zu gründen, oder?

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat

    Doch gibt es auch für diesen Teil der Architektur Experten. Es sind die verhassten, belächelten Laien...


    ...oder das APH!
    Danke Canaletto für diesen Hinweis auf den Feuilleton-Artikel der Zeit. Anscheinend ist der Autor der "Sache" nicht ganz abgeneigt. Jedenfalls sind die Passagen des Textauszuges grandios.

    youngwoerth: Wo kann ich mein Kreuzchen machen? :zwinkern:

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Hooray! Hooray! :huepfen:

    Zitat

    Prinz Charles siegt im Architekturstreit
    London (dpa) - Im Streit um moderne Architektur hat Prinz Charles (60) einen Sieg davongetragen: Der Bauantrag für das ehemalige Kasernengelände im Londoner Stadtteil Chelsea sei zurückgezogen worden, teilten die Eigner der Chelsea Barracks mit.

    Das ist ein schwerer Schlag für den Stararchitekten Richard Rogers, der den modernen Entwurf für das Militär-Gelände entwickelt hatte. Doch der britische Thronfolger hatte sich in die Planung eingeschaltet und den Immobilienbesitzern aus Katar nahe gelegt, die geplante Stahl- und Glas-Konstruktion zu überdenken und möglicherweise durch eine klassischere zu ersetzen.

    Rogers erklärte am Freitag, «extrem enttäuscht» zu sein. Der britische Architekt ist für das Centre Pompidou in Paris, das Lloyd's-Gebäude in London oder den Millennium Dome in der britischen Hauptstadt bekannt. Der Prinz hingegen ist ein Verfechter traditioneller Architektur. Die mit dem Projekt betraute Baufirma Project Blue erklärte, nun soll gemeinsam mit der Architekturstiftung des Prinzen ein neues Design ausgewählt werden. Ein «Masterplan» soll bis Ende des Jahres stehen.

    Der Streit um die Chelsea Barracks schwelt seit Monaten. Project Blue hatte das Gelände im vergangenen Jahr für die Königsfamilie aus Katar für umgerechnet mehr als 1,1 Milliarden Euro erworben. Auf dem Gelände sollten Luxuswohnungen in einem Hochhauskomplex entstehen. Mitglieder des Londoner Stadtparlaments äußerten sich am Freitag erleichtert über die Entscheidung: «London sollte den Leuten aus Katar dankbar sein, dass sie ein weiteres Glas- und Stahldesaster verhindert haben», sagte Kit Malthouse von der London Assembly.

    Der Streit hatte auch die alte Fehde zwischen Prinz Charles und modernen Architekten wie Rogers wieder aufleben lassen. Diese hatten zuletzt eine Rede des Prinzen über Architektur boykottiert, weil er sich erneut in die Planung von Gebäuden eingemischt hatte. Einst hatte Charles gesagt, ein moderner Entwurf für eine Erweiterung der Nationalgalerie in London sehe aus wie ein «Karbunkel im Gesicht eines geliebten Freundes».

    Quelle: Süddeutsche Zeitung

    Es bedarf also im Konfliktfall eines monarchischen Einsatzes, um Volkes Stimme und der Vernunft zum Durchbruch zu verhelfen - stellt sich die Frage, wie und durch wen man in Deutschland im Einzelfall etwas erfolgreich bewegen könnte.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)