Hornburg (Galerie)

  • In Hornburg habe ich die ersten vier Übernachtungen auf meiner einwöchigen Harzreise gebucht. In einer kleinen Pension direkt am ZOB - Na ja, was man halt in einer 2700-Einwohner-Stadt so als ZOB bezeichnet - da fährt etwa stündlich ein Bus zum Bahnhof nach Schladen.

    Ein Bahnhofsgebäude gibt's übrigens auch. Nur keine Gleise mehr. Dort ist heute der ZOB:

    Auf dem Weg in die Altstadt kommt man an einem schönen Gründerzeit-Fachwerkhaus vorbei:

    Außerdem grüßt einen aus der Ferne eine Villa, die wirkungsvoll an einem Hang platziert ist.

    Den schönsten ersten Eindruck der Hornburger Altstadt bekommt man, wenn man sie durch das Dammtor betritt, das letzte der ehemals fünf Stadttore. Sonderlich wehrhaft sieht es allerdings nicht aus (ohne jetzt die Hornburger beleidigen zu wollen), ebensowenig wie der nördlich anschließende Wall:


    Stadtwappen am Dammtor (mit Adam und Eva?):

    Umso beeindruckender ist der Anblick hinter dem Stadttor:

    Noch ein Blick zurück...

    ...und dann lassen wir die Gegenwart hinter uns und tauchen ein ins 16./17. Jahrhundert (Autos und geteerte Straßen bitte wegdenken). Von den knapp 300 Häusern in der Altstadt stammen noch etwa 100 aus dem 16. Jahrhundert. Und viele davon können locker mit den (ehemaligen) Bauten aus den größeren Städten Goslar, Quedlinburg, Halberstadt, Hildesheim oder auch Braunschweig mithalten.

    Zuerst ein Blick in die Dammstraße:



    Überrest einer Tordurchfahrt:



    Hopfenspeicher in der Dammstraße (steinerner Unterbau aus den 1630ern, Oberbau von 1672).
    Der Hopfen hat die Stadt wohl auch so wohlhabend gemacht, dass sie heute ein Geheimtipp für alle Liebhaber des niederdeutschen Fachwerks ist.


    Weiter geht's (wir sind immer noch in der Dammstraße):





    So, das war's. Aber erst mit der Dammstraße. Das beste kommt noch. Also bitte festhalten und staunen (und Mund zumachen, sonst fliegen Fliegen rein). Konsequenterweise müsste ich jetzt mit der direkt anschließenden Wasserstraße fortfahren. Aber das beste soll man sich ja für den Schluss aufheben. Also begeben wir uns erstmal zur Pfarrkirche der Stadt, der Kirche Beatae Mariae Virginis, einer der wenigen Renaissancekirchen in Deutschland, und der ersten evangelischen Kirche, die in Südniedersachsen fertiggestellt wurde (ihre größere gleichnamige Schwester in Wolfenbüttel wurde zwar früher begonnen, jedoch später vollendet).

    Die Marienkirche in Hornburg wurde unter Einbeziehung der Reste eines gotischen Vorgängerbaus (vor allem im Turm, aber auch zwei Portale und die Sakristei stammen aus der Gotik) zwischen 1614 und 1616 erbaut und steht noch ganz in der Tradition der gotischen Hallenkirchen, nur eben in Renaissanceformen umgesetzt.



    Der Orgelprospekt ist noch der ursprüngliche aus dem frühen 17. Jahrhundert. Die alte Orgel funktioniert jedoch nicht mehr. Dahinter versteckt steckt eine neue:

    Auch der Altar stammt noch aus der Erbauungsphase der Kirche, ebenso die Kanzel:


    Taufstein von 1581 mit hölzernem Deckel von 1704:

    Auch die Emporen gehören größtenteils noch zur ursprünglichen Ausstattung der Kirche:


    Laut der Küsterin war die Kirche niemals ausgemalt (bis auf den Chor und einige Pfeiler im Langhaus). Ich weiß jedoch nicht, ob dieses schlichte Weiß wirklich zur Spätrenaissance passt:


    Bevor wir wieder aus der Kirche rausgehen, noch ein kurzer Blick auf die spätgotische Sakristei:

    Nun geht's in die Marktstraße. Noch ein letzter Blick zurück...

    ...und dann ein Blick nach vorne auf den Marktplatz und eines der schönsten Häuser der Stadt. Leider im Erdgeschoss durch Ladeneinbauten beeinträchtigt (was vor allem nachts auffällt):



    Haus auf dem Marktplatz:

    Weiter geht's die Marktstraße entlang. Dort trifft man auch auf die Mühlen-Ilse, die vor der Stadt vom Flüsschen Ilse abgezweigt wird, das auch durch Osterwieck fließt:

    In dem Haus in der Bildmitte (um 1550 noch ganz in spätgotischer Tradition errichtet) ist die Sparkasse untergebracht. Leider wurde es völlig entkernt:

    Man beachte besonders das Haus mit den Arkadenbrüstungen, einer Schmuckform, die nur im Harzraum (vor allem in Osterwieck und Halberstadt) auftaucht. Dieses ist das einzige Beispiel in Hornburg - noch dazu eines mit verzierter Giebelseite, dank der Ecksituation (wobei der Giebel selbst, ganz in südniedersächsischer Tradition, trotzdem unverziert bleibt).





    Biegen wir gleich neben dem Haus mit den Arkadenbrüstungen mal ab, und zwar in die Straße Vorwerk. Da gibt's keine Staubsauger, aber dafür einige weitere sehr schöne Fachwerkhäuser - und, wie in der gesamten Altstadt, auch sehr schöne Straßenlaternen:




    Ackerbürgerhof von 1590, 1840 in zwei Häuser geteilt. Der linke Teil wurde 1878 und 1902 für das kaiserliche Postamt stark umgebaut:





    Das Zeughaus von 1565/1609, dank der Stützen, die dem Erker Anfang des 19. Jahrhunderts untergesetzt werden, wird es auch als "Stelzenhaus" bezeichnet:


    Zwei der wenigen Bausünden stehen im Vorwerk - dort wurden in den 60ern/70ern Fachwerkhäuser abgerissen. In anderen Städten würden sie wahrscheinlich überhaupt nicht auffallen, hier wirken sie jedoch wegen des ansonsten geschlossenen Straßenbilds etwas störend. Wobei da meiner Meinung nach ein anderer Putz, ein Entfernen der Verklinkerung und zweiflügelige Fenster schon viel bewirken würden.


    Mit einem letzten Straßenlaternenblick mache ich erstmal einen Schnitt, um die ersten 60 Bilder sacken zu lassen:

    Je nach Lust und Laune geht's dann entweder noch im Laufe des Abends oder spätestens morgen weiter. Bislang hab ich euch ja erst drei Straßen gezeigt.

  • Was soll man da noch sagen... der absolute Hammer, da stören auch die paar Bausünden (und die unsägliche Straße) nicht mehr! Wunderbare Bilder, die eigentlich für sich sprechen und die ganze Schönheit von Holzarchitektur demonstrieren. Vieles wirkt sehr ländlich-naiv, wie etwa die spätbarocke Tür am Anfang deiner Serie, hat aber gerade dadurch seinen eigenen Charme.

    Vielen Dank für die tollen Bilder!

  • Ach ja, Hornburg, Perle der Niedersächsischen Fachwerkkunst.
    Vielen Dank für die Galerie! Mit Kommentaren halte ich mich jedoch zurück, bis du, Maxileen, alle Bilder eingestellt hast.

  • Exilwiener: In Stolberg war ich leider nicht, dafür war keine Zeit...

    So, weiter geht's. Über die Neue Straße und die Hagen-Straße begeben wir uns nun in Richtung Schlossbergstraße und zur Burg. Die Neue Straße und die Hagen-Straße entstanden bei der Anlage einer Stadterweiterung und weisen eine Reihe sehr kleiner Häuschen mit meist ebenso kleinen Grundstücken auf. Die beiden Straßen beeindrucken eher durch ihre Ensemblewirkung als durch die einzelnen Häuser - auch dank der Mühlenilse, die an einem Teil des Straßenzugs entlangführt.

    Neubau oder Runderneuerung? Ich tippe auf ersteres, denn dieser Eckverband sieht recht ungewöhnlich aus:


    Der rechte Teil des Hauses ist jedoch wirklich historisch:

    Schönes Straßenbild (mal abgesehen von den Autos, der geteerten Straße und den Einscheibenfenstern):



    Dabei geht's auch anders. Schönes neues Fenster in traditioneller Bauweise:

    Durch diese hohle Gasse musst du gehen...

    ...und kannst die Häuser von hinten sehen:

    Nun tritt die Mühlen-Ilse an die Seite der Straße - nachdem sie an der 1604 erbauten Hagenmühle vorbeigeflossen ist, einer von nur zwei Wassermühlen im Landkreis Wolfenbüttel, die noch einsatzbereit sind:


    Die hier nun Hagen-Straße genannte Straße öffnet sich zu einem langen Platz. Die Bebauung scheint teils noch aus dem 16. Jahrhundert zu stammen:



    Weiter geht's in Richtung Schlossbergstraße:


    Zwischendurch kann man noch einen Abstecher im Stadtmuseum machen:

    Das tun wir jetzt aber nicht, sondern wir gehen durch ein Tor...

    ...in die Schlossbergstraße. Hinten sieht man noch mal das bereits erwähnte Haus mit den Arkadenbrüstungen:

    Wir gehen jedoch bergauf, in Richtung Burg - nachdem wir noch mal einen Blick auf das Haus geworfen haben, durch das wir gerade gekommen sind:



    Hier ist der Name des Baumeisters vermerkt - der Herr heißt allerdings Seidentopf, auch wenn's hier anders steht:

    Also dann, aufwärts geht's. Nun können wir erstmals einen Blick auf die Burg werfen, die der Stadt ihren Namen gegeben hat:

    Obwohl es so aussieht, handelt es sich jedoch nicht mehr um den mittelalterlichen Palas-Bau. Die Burg wurde nämlich im 30-Jährigen Krieg zerstört und danach abgetragen. Bis auf die Ringmauer und einige Rundtürme ist auf dem Burgberg nichts mittelalterliches und frühneuzeitliches mehr erhalten. Die Burg selbst ist eine Neuschöpfung von 1922-27 (wenn auch am Merian-Stich orientiert). Georg Lüdecke ließ sie wiederaufbauen und nutzte sie als Wohnhaus. Sie ist bis heute in privater Hand, weshalb man auch nicht näher an die Burg herankommt als auf den Fotos. Dafür kann man einige der Rundtürme des Ringwalls betrachten.



    Direkt an der Burgmauer liegt das Biedermeierhaus, das eine kleinbürgerliche Wohnung der Zeit um 1900 museal ausstellt. Leider war es gerade geschlossen, sodass ich es nur von außen zeigen kann:

    Großbürgerlicher geht es an der Schlossbergstraße selbst zu, wo mehrere große Bauten aus Barock und Klassizismus liegen:

    Anstelle des gelben Hauses links befand sich bis um 1900 ein kleines Fachwerkhaus, das angeblich das Geburtshaus des berühmtesten Sohnes von Hornburg war - Papst Clemens II. Clemens II. war der zweite deutsche Papst und ist der einzige, der nördlich der Alpen bestattet wurde - im Bamberger Dom, da er auch der zweite Bischof von Bamberg war. Darum wird man als Bamberger in Hornburg auch freudig begrüßt (muss ja keiner wissen, dass ich eigentlich Lemgoer bin). Natürlich kann dieses Fachwerkhaus nicht die Geburtsstätte von Clemens II. gewesen sein - ein Fachwerkhaus, das mindestens aus dem Jahre 1005 stammt, wäre eine echte Sensation gewesen. Viel wahrscheinlicher ist, dass er auf der Hornburg selbst geboren wurde:

    In der Schlossbergstraße 28 gibt es ein barockes Herrenhaus, das im 18./19. Jahrhundert Königlich Preußische Poststation war. Die Remisen für die Pferdekutschen stehen noch.


    Auch die Schlossbergstraße bietet Renaissance-Fachwerk - mit teils ungewöhnlichen Fächerverzierungen:


    Nun geht es den Schlossberg wieder herunter, in die Pfarrhofstraße. Auch hier gibt's wieder schöne Renaissance-Fachwerkbauten - wenn auch teils übel verkleidet:







    Obwohl hier dringend was getan werden müsste, ist bei diesem Haus der Verputz jedoch erhaltungswürdig. Wie überall hat man auch im Hornburg im 19. Jahrhundert versucht, den Steinbau zu imitieren und hat dazu auch die älteren Fachwerkhäuser mit klassizistischem Quaderputz versehen. Dies ist das letzte erhaltene Beispiel dieser Art:


    Nun sind wir wieder bei der Kirche angekommen (ganz rechts leicht angeschnitten). Hinter uns befindet sich...

    ...das barocke Rathaus. Das Renaissancerathaus wurde leider im 30-Jährigen Krieg zerstört. Aber den Barockbau finde ich auch ganz nett. Ist irgendwie niedlich:


    Im Brauerwinkel steht gut versteckt das alte Brauhaus. Und mit alt meine ich wirklich alt. Der steinerne Unterbau mit Kellergewölbe stammt aus dem Spätmittelalter, das Fachwerk erst von 1638, also mitten aus dem Dreißigjährigen Krieg:


    Ob die wohl mit Ilse-Wasser gebraut haben?

    Nun mache ich noch mal einen kurzen Schnitt...

  • ...werde aber sofort weitermachen, und zwar mit dem letzten Teil der Galerie: Der Wasserstraße. Sie ist die ehemalige Hauptstraße der Stadt (heute ist das Zentrum eher der Bereich um die Marktstraße, was der Wasserstraße insofern gutgetan hat, alsdass viele Häuser von störenden Ladeneinbauten verschont blieben) und hat die prächtigsten Häuser. Die Wasserstraße hat ihren Namen daher, dass die Mühlen-Ilse hier früher offen durch die Straße floss. Heute verschwindet sie an der Stelle, von der aus das obige Foto entstand, unter der Straße, und taucht erst ganz am Ende der Wasserstraße wieder auf.

    Zu Beginn der Wasserstraße sehen wir jedoch erstmal ein ziemlich verhunztes Renaissance-Fachwerkhaus. Der linke Teil sah ursprünglich mal aus wie der rechte. Heute fehlen ihm jedoch die Fußwinkelhölzer mit dem Großteil der Fächerrosetten. Stattdessen gibt's hässlichen Rauputz mit fragwürdiger Farbgebung, der noch dazu vor den Gefachen vorsteht. Außerdem sind die Zwischenräume zwischen den Balken offenbar mit Silikon verschmiert - Fäulnis und Hausschwamm freut's. Die Einscheibenfenster im rechten Hausteil, der ansonsten nicht verhunzt ist, sind da eigentlich nur ein kleineres Übel. Hmm, fehlen eigentlich nur noch Rollladenkästen, dann haben wir das perfekte Lehrbeispiel für "Sanieren falschgemacht":



    Zum Glück geht's erfreulicher weiter, zum Beispiel mit der Rekonstruktion des Neidhammelhauses. Wobei es sich um keine Rekonstruktion im eigentlichen Sinne handelt. Das Haus war 1972 abgebrannt, die Fassade war jedoch stehen geblieben. Sie wurde danach abgebaut und eingelagert. Nachdem sich schon früh eine Bürgerinitiative für den Wiederaufbau eingesetzt hatte, war erst Mitte der Neunziger das Geld dafür beisammen, sodass das Haus bis 1997 wieder stand. Allerdings wurde es zwar als Fachwerkbau mit der alten Fassade errichtet, jedoch sind die rückseitige Fassade und die Innenaufteilung (mehrere Wohnungen) modern.





    Das Nachbarhaus von 1559 wurde bei dem Brand ebenfalls beschädigt, wurde aber leider nicht wiederaufgebaut, obwohl die Fassade ebenfalls stehengeblieben war und sie im Erdgeschoss sogar massiv war:


    (Quelle: Bildindex)

    Die Schwelle, einige Knaggen und ein paar Brüstungsbretter kann man jetzt im Stadtmuseum aus nächster Nähe betrachten. Schöner wäre jedoch eine Rekonstruktion auch dieses Hauses, allein schon, um die Baulücke zu füllen und die Geschlossenheit des Straßenbilds wiederherzustellen:




    Die Wasserstraße hat aber noch mehr zu bieten. Unter anderem die beiden ältesten inschriftlich datierten Häuser der Stadt. Sie stammen von 1508...

    ...und 1526. Bei letzterem wurde jüngst leider die komplette Fassade erneuert, bis auf die Schwelle des Oberstocks mit Treppenfries und der datierenden Inschrift. Das ganze scheint zwar durchaus professionell gemacht worden zu sein, aber ich frage mich schon, ob es ein Facelifting statt einer kompletten Gesichts-OP nicht auch getan hätte.


    So, den Rest der Wasserstraße präsentiere ich nun ohne weitere Kommentare. Ich denke, die Bilder sprechen auch für sich.




















    Am Ende des Wahnsinns... äh, der Wasserstraße tritt die Mühlenilse wieder unter der Straße hervor:

    Hier hat sich ein kleines Stück der Stadtmauer erhalten:

    Ein paar Meter außerhalb der Altstadt steht direktan der Mühlenilse ein für die Stadtgeschichte bedeutendes Bauwerk, das jedoch leider ungenutzt ist: Das alte Siechenhaus.

    Eine Straße hatte ich vergessen, nämlich den Knick, der seinem Namen alle Ehre macht und auf geschwungenen Pfaden von der Dammstraße zum Vorwerk führt. Hier nur ein kleiner Eindruck davon:

    Und ganz zum Schluss noch ein letzter Blick von etwas außerhalb auf die Burg, bevor wir uns von Hornburg wieder verabschieden:

    Hornburg ist übrigens nur ganz knapp daran vorbeigekommen, 40 Jahre als Grenzstadt der DDR mitzuerleben, denn erst 1941 kam die Stadt vom Landkreis Halberstadt zum Landkreis Wolfenbüttel und wurde damit von ihrer Schwesterstadt Osterwieck getrennt - kurz nach dem Krieg für lange Jahre auch endgültig. Wie Hornburg sonst heute aussehen könnte, zeige ich morgen oder übermorgen, wenn ich die Bilder aus Osterwieck in die Galerie einstelle.

  • Nochmal Danke für den Nachschlag und die vorbildliche Gallerie mit den vielen Bildkommentaren ... einfach traumhaft schön. :harfe:

  • Wunderbar. Diese kleinen Harz- Städtchen haben alle irgendwie was.
    Allerdings wird das Bild arg durch den Asphalt getrübt. Wenns wenigstens hochwertige Arbeit wäre, aber dieser Flickenteppich ist höchstens eines Hinterhofes würdig.

  • Heil Dir im Fotokranze ! :D
    Eine Bildstrecke über Hornburg, daß ich das noch erleben darf.
    In der Nähe liegt Schladen, von dort kommt mein großer Konkurrent Leo Klenze; eine Schlangenfarm gibt es auch in Schladen, ein Schelm , der arges dabei denkt.

  • Wunderschön! Hornburg kannte ich überhaupt nicht. Die Fenster finde ich am schlimmsten, gibt es Andeutungen dafür, dass sich hier ein Umdenken eingesetz hat (in Hornburg meine ich)?

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Ich bin hin und weg, ein Genuß.
    Trotzdem mißfallen mir trotz des guten Willens die Wiener Sprossen in Kreuzausführung. Zu dünn im Vergleich zu den Rahmen.
    Die Burg halte ich durchaus für bemerkenswert, immerhin ist Bodo Ebhardt ja eine bedeutende Figur in der Geschichte der Burgenrestaurierung und -forschung.

  • Sehr schönes Örtchen...
    Wie in fast allen West-Städten (Entschuldigung, dass ich wieder was von Ost und West sage...) sind die Fenster ein großes Problem. Ist gibt immer noch viele Einscheiben-Fenster ohne Sprossen aus den 50er-80er Jahren und nicht minder schlimm viele schlechte Sprossenfenster aus den 80er und 90er Jahren. Anfangs war man in den 80ern ja froh, dass nun endlich wieder Fenster mit Sprossen gab, heute findet man sie fast genauso schlecht wie die Fenster ohne Sprossen.

  • Zu (1.):
    Der Eckverband ist vollkommen korrekt gezimmert (wenn auch neu). Über dem Garagentor liegt das Rähm quer, darauf die Balken längs, darauf wieder die Schwelle quer, worauf die Ständer stehen.
    Hier kann man wunderbar Fachwerkkonstruktion studieren. Eine Vorkragung würde beispielsweise entstehen, wenn man einfach das Rähm etwas zurücknehmen würde (und damit die Einfahrt).


    Zu (2.):
    Dieses wunderbar erhaltene und unbedingt erhaltenswerte Beispiel eines klassizistischen Quaderputzes habe ich auch in meiner Entwicklungsgeschichte des Niedersächsischen Fachwerks aufgeführt, auf das hierbei noch einmal verwiesen sei:
    http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?t=1743&start=0\r
    http://www.architekturforum.net/viewtopic. ... 43&start=0

    Zu (3.):
    Dieses Beispiel (1540) zeigt anschaulich die Entwicklung vom spätgotischen Bügelfries zur Schiffskehle.

    Zu (4.):
    Als ich dieses Haus bei meinem Besuch (2007) sah, stieß es mir übel auf. Das einzige Hornburger Haus mit Treppenfries wurde radikal runderneuert. Ich glaube kaum, dass die Substanz so marode war, dass man sie austauschen musste.
    Ich nehme an, der Bauherr hat sich hier von Denkmalpflege-Dogmen leiten lassen, und die neuen Hölzer neben der unberührten alten Schwelle transparent angestrichen, um die Erneuerung für alle sichtbar zu dokumentieren. Ach der steinerne Sockel ist neu.
    Mir gefällt die Sanierung nicht, auch wenn sie handwerklich vielleicht gut gemacht ist.

  • Wobei ich mich bei dem Haus mit dem Treppenfries frage, wie viel da auch im Inneren erneuert wurde. Die Balkenköpfe unter der Oberstockschwelle sind ja auch neu, da hat man vermutlich die gesamte Balkenlage ausgetauscht.

  • Zitat von "Maxileen"

    Wobei ich mich bei dem Haus mit dem Treppenfries frage, wie viel da auch im Inneren erneuert wurde. Die Balkenköpfe unter der Oberstockschwelle sind ja auch neu, da hat man vermutlich die gesamte Balkenlage ausgetauscht.

    Scheint wohl leider wirklich ein kompletter Neubau bei rausgekommen zu sein. Sehr bedauerlich.


    Wie Maxileen schon sagt, waren bei einem Brand 1972 zwei Häuser in der Wasserstraße betroffen. Im Bildindex gibt es einige Bilder, die die Lage dokumentieren:

    http://www.bildindex.de/bilder/MI05863e13a.jpg
    Das Bild zeigt die Brache des bereits abgebrochenen Neidhammelhauses Wasserstraße 2 und den beschädigten Nachbarbau Nr. 4, der bald darauf abgebrochen wurde und an dessen Stelle noch heute (nach der Rekonstruktion des Neidhammelhauses) ein Loch im geschlossenen Straßenzug klafft.

    http://www.bildindex.de/bilder/MI05863e14c.jpg

    http://www.bildindex.de/bilder/MI05863f01c.jpg

    Nach dem Brand sah das Neidhammelhaus an der Fassade noch recht intakt aus:
    http://www.bildindex.de/bilder/MI05863e11c.jpg

    Schaut man sich jedoch das ganze an, weiß man, warum es abgebrochen werden musste:
    http://www.bildindex.de/bilder/MI05863d12c.jpg

    So sah es vorher aus (links die Nr. 4, rechts Neidhammelhaus Nr. 2):
    http://www.bildindex.de/bilder/MI05863c09c.jpg

    Und so sieht es heute im Straßenbild der Wasserstraße aus:

  • Ein sehr hübsches Örtchen, quasi in einem toten Winkel Deutschlands. Vielen Dank für die vielen Aufnahmen!

    Was mich mal interessiert:
    Man sieht recht viele schiefe und durchgebogene Querbalken. Die Geschossdecken dürften doch mit diesen Balken konstruktiv verbunden sein. Wie mag das dann in den dahinterliegenden Räume aussehen und was kann man im Inneren baulich dagegen ausrichten? Einen Fußboden kann man ja noch irgendwie ausgleichen, aber die Decke dürfte dann wohl jeweils gehörig abgesackt inkl. Materialbrüchen sein.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • quasi in einem toten Winkel Deutschlands

    Und daher ist das Städtchen auch so erstaunlich gut erhalten geblieben (nur in der Straße "Vorwerk" und in der Marktstraße habe ich ein paar weniger schöne Bauten gesehen)! Denn andernorts wäre ein solches Stadtbild in der Alt-BRD (frei nach Ursus) quasi undenkbar gewesen (die ganz großen Ausnahmen sind hier aber wohl eher Rothenburg odT. und Dinkelsbühl, und vielleicht auch noch einige Städte am Bodensee). Positive Note (für euch): eine derart großartige Kleinstadt wie Hornburg gibt es bei uns einfach nicht.

    Und was den krummen Balken betrifft: ich glaube, diese Häuser sind auch von innen total krumm.

  • Der neue Straßenbelag wertet die Dammstraße nochmal richtig auf. Sieht einfach viel besser aus als auf den Fotos von 2008.
    Ein toller Ort!