Berlin - Breitscheidplatz & Umgebung Bahnhof Zoo

  • Eben gefunden, ein Beitrag von Matthias aus einem anderen thread:

    Trotz spektakulärer moderner Einzelbauten ist das Pariser Stadtzentrum viel stärker durch traditionelle und klassische Architektur geprägt. Das dürfte die Entscheidung der Touristen beeinflussen.
    Zahlreiche neue Hochhäuser sind übrigens geplant, sollen aber in einem Cluster in La Défense zusammengefasst werden und dürfen nicht höher werden als der Eiffelturm.

    Das ist halt der Unterschied zwischen Paris und Berlin und der jeweiligen Stadtbildpflege. Die einen separieren, die anderen hauen mittenrein, auch eine Frage der Kultur. :wink:

    In dubio pro reko

  • Da dieser Beitrag nicht so recht in den Strang zu Berlin paßt, nur ganz kurz: ob Paris, Straßburg, Metz oder Colmar, überall gibt es genug Beispiele, wo eben doch mittenrein gebaut wurde. Beispielsweise das Einkaufszentrum "Des Halles" in Straßburg (knapp 300 Meter nördlich von der Place Kléber), für das ein ganzes Altstadtquartier abgerissen wurde.

  • Hier wird immer wieder der Eindruck vermittelt, als sei das Berliner Zentum auch nur ansatzweise mit Paris zu vergleichen aber dem ist nicht so und dem wird nie so sein. Während Hochhäuser im Haussmann'schen Paris ein Verbrechen wären, empfinde ich sie im verhunzten Belin eher als Bereicherung. Welch ein Graus wäre das heutige Frankfurt ohne seine Hochhäuser?

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Und warum wurde dann noch von Stimmann dann in der Friedrichstadt eine einheitliche Traufhöhe vorgegeben? Wenn da jetzt kreuz und quer Hochhäuser gebaut wären, wäre das Stadtbild hier völlig verhunzt worden. Zum Glück wurde dies verhindert, somit hat dieser Stadtteil zumindest noch in den Höhenmaßen die historische Anmutung. Im Westen Berlins macht man dagegen den Fehler und ruiniert dieses historische Weichbild mit willkürlich verteilten Hochhäusern.
    Frankfurt gefiele mir ohne diese großkotzigen Türme übrigens wesentlich besser. Ich finde Hochhäuser haben in europäischen Städten nichts zu suchen, allenfalls in separaten Zonen außerhalb der zentralen Innenstadt. Genau so wie in Paris.

    In dubio pro reko

  • Trotz spektakulärer moderner Einzelbauten ist das Pariser Stadtzentrum viel stärker durch traditionelle und klassische Architektur geprägt. Das dürfte die Entscheidung der Touristen beeinflussen.

    Das ist halt der Unterschied zwischen Paris und Berlin und der jeweiligen Stadtbildpflege. Die einen separieren, die anderen hauen mittenrein, auch eine Frage der Kultur.

    Ich verstehe solche Postings ehrlich gesagt nicht wirklich. :sad: Die Verweigerung von geschichtlichen Fakten? Im 2. Weltkrieg wurden ca. 50.000 Gebäude in Berlin völlig zerstört. Das waren über 600 000 Wohnungen. Mehr Wohnungen als beispielsweise in München vor Ausbruch des Krieges überhaupt im gesamten Stadtgebiet existierten. Und diese zerstörten Gebiete befanden sich weitestgehend im Innenstadtring/Zentrum. Auch der erwähnte Breitscheidplatz gehört dazu. Dann kommen noch die Abrisse durch den Mauerbau und die Beseitigung von wiederaufbaufähigen Gebäuden.

    Warum also Äpfel mit Birnen vergleichen? Die Ausgangssituation war und ist eine gänzlich andere. Und auch im unzerstörten Paris ging man teilweise mit seinem Altbaubestand nicht zimperlich um. Bestes Beispiel ist das 14. Arrondissement um den Tour Montparnasse.

  • Also für mich ist die Friedrichstadt ein besonders häßliches Viertel. Langweiliger Rastergrundriß, langweilige Rasterfassaden, wenig Grün. Ausser zum Einkaufen ohne Besuchswert und aufenthaltsqualität (abgesehen vom Gendarmenmarkt). In einem solchen Viertel sind Traufhöhenvorgaben natürlich vonnöten und waren nie in Frage gestellt. Was genau würde dir denn an einem Frankfurt ohne Hochhäuser besser gefallen? Das Stadtbild ist doch derart im Eimer, dass man froh ist wenn der Blick wenigstens ab und an nach oben gelenkt wird und Identifikationspunkte geboten werden.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Der Grad der Zerstörung ist für mich kein Argument, dann hätte man in Nürnberg die ehemalige Altstadt auch voll mit Hochhäusern bauen können. Wie das heute aussehen würde kann man sich vielleicht vorstellen. Aber in Berlin scheint die Devise zu gelten, daß da eh alles "am Arsch" ist, also kann man sich dort wohl austoben, ohne Rücksicht auf Höhe, Breite und Maßstäblichkeit.

    In dubio pro reko

  • Man sollte sich auch mal damit abfinden, dass das heutige Berlin ein anderse als das vorm Krieg ist. Was würde es denn bringen, am Breitscheidplatz die alte Traufhöhe einzuhalten? Der BSP ist nicht mehr der Auguste-Victoria-Platz der Vorkriegszeit. Die KWGK wird nie rekonstruiert werden, eine Reko des Romanischen Forums ist ausgeschlossen und hätte niemals eine Mehrheit. Noch nicht mal eine Wiederherstellung der alten Platzkanten wäre aufgrund der neuen KWGK möglich. So toll war die Kirche auch nicht und die Turmruine ist es erst recht nicht, als dass man sie als ewige Höhen- und Platzdominante konservieren müsste. Durch die architektonische Aufwertung hat der BSP jetzt endlich mal die Möglichkeit eine Dominante im unbefriedigenden Einerlei der West-City zu schaffen

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  • "Was würde es denn bringen, am Breitscheidplatz die alte Traufhöhe einzuhalten?"

    Das nennt sich kritische Rekonstruktion, genau das was in der Friedrichstadt durchgeführt wurde.

    Was es bringen würde wäre der Erhalt der historischen Traufhöhenverordnung, auch das ist Stadtbildpflege. Architektonisch schlechte Gebäude kann man später einmal ersetzen. Aber Hochhäuser, einmal gebaut, bleiben stehen und stören ein einheitliches Erscheinungsbild.
    Aber ich werde meinen Standpunkt jetzt nicht mehr wiederholen, es wurde alles gesagt.

    In dubio pro reko

  • Nun ja, wenn die schlechte architektur, die die Traufhöhe einhält lieber ist als Hochhäuser, sei dir das unbenommen :biggrin:
    Ich glaube, wir werden in dieser Hinsicht nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommen.

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  • In München, das auch stark kriegszerstört war, hat man sich dafür entschieden, keine Hochhäuser in der Innenstadt zuzulassen. Heute stehen diese Gebäude an der Peripherie außerhalb des Zentrums. Das historische, homogene Stadtbild bleibt bewahrt, trotz vieler Nachkriegsbauten. Somit bleibt München eine der schönsten Städte Deutschlands.
    In Berlin dagegen siegt der Fatalismus: Die Gegend ist eh schon hässlich, also orientieren wir uns nicht an der Vergangenheit sondern bauen kreuz und quer wie es uns beliebt. Ohne Rücksicht auf Verluste.
    Dabei war das historische Erscheinungsbild durchaus noch erkennbar, mit dem weitgehend einheitlichen Kurfürstendamm, den Straßen die allesamt auf die Kirche als Fixpunkt zulaufen und Bebauung mit 5 Geschossen, typisch Berlin. Aber jetzt wird das ganze zugestellt mit Hochhäusern. Wie fein und nobel die Gegend früher mal war, und wie dissonant und chaotisch heute. Eine Bankrotterklärung der heutigen Stadtplanung.
    Wie ein gepflegter englischer Rasen, aus dem plötzlich Unkraut sprießt.

    In dubio pro reko

  • Ich hoffe, nachdem nun das Bikini saniert und umgebaut und das Schimmelpfeng ganz verschwunden ist, dass als nächstes das Europa Center (unten, nicht der Turm, der Mercedesstern gehört einfach zur City West, die der Fernsehturm zur Mitte) auf der Abriss-Liste steht. Das Ding ist einfach mal sowas von hinterm Mond, auch nach der inneren Sanierung. Da ists nichts mehr zu retten.

    Ich frage mich eher, wo dort noch so viele weitere Hochhäuser entstehen sollen? Es sind doch alle Grundstücke bebaut...Dieses BVG-Areal kann man ja kaum dazu zählen. Hätte ja keinen Einfluss. Man sollte lieber den Ernst-Reuter-Platz mit neuen Hochhäusern "pimpen". I

    Der Platz bekommt/behält doch außerdem seine alten Platzkanten. Ich habe ja schon mal gesagt, der Auguste-Viktoria-Platz war kein Platz, sondern nur eine Verkehrsinsel. Da haben die Planer der 70er (?) mit der Schließung der sog. "Spange" endlich mal was richtig gemacht. Und der Tunnel ist ja inzwischen auch verschunden.

    In Berlin (und auch sonstwo in D) wird der Namenszusatz "Platz" viel zu großzügig vergeben. Der Walther-Schreiber-Platz in Stegtlitz ist kein Platz, sondern einfach nur ne Kreuzung. Der Potsdamer im Grunde auch...

  • In München, das auch stark kriegszerstört war, hat man sich dafür entschieden, keine Hochhäuser in der Innenstadt zuzulassen.


    Jetzt vergleichst du wieder Städte die nicht zu vergleichen sind. In der Berliner Innenstadt werden übrigens auch keine HH gebaut und das gleiche gilt für den Gründerzeitlichen ring solange dieser noch erhalten ist. Aber gerade München ist für mich das beste Beispiel, dass die Einhaltung der Traufkante kein Garant für eine schöne Innenstadt ist. Was heute die Schönheit Münches ausmacht liegt sicher nicht an Kaufinger und Neuhauser Straße.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Klar sind München und Berlin zu vergleichen. München ist deshalb schön und immer noch beschaulich, weil es eben dieses einheitliche Stadtbild bewahrt hat und keinen Wildwuchs zuließ. Die Bayern haben halt Sinn für Tradition, anders als die Berliner.

    In dubio pro reko

  • Der Grad der Zerstörung ist für mich kein Argument, dann hätte man in Nürnberg die ehemalige Altstadt auch voll mit Hochhäusern bauen können. Wie das heute aussehen würde kann man sich vielleicht vorstellen. Aber in Berlin scheint die Devise zu gelten, daß da eh alles "am Arsch" ist, also kann man sich dort wohl austoben, ohne Rücksicht auf Höhe, Breite und Maßstäblichkeit.

    Ich finde der Grad der Zerstörung spielt absolut eine Rolle. Gerade im Zusammenhang mit der Kultur und der Funktion einer Stadt. Paris sah sich über die Jahrhunderte immer als eine moderne, sich stetig verändernde Metropole. Das stolze Aushängeschild der "Grande Nation", Wegbereiter und Symbol des architektonischen sowie kulturellen Zeitgeistes .Unter Haussmann wurde beispielsweise ja auch ein großes Gebiet der Innenstadt abgerissen. Besäße Paris anno 1945 den Zerstörungsgrad von Berlin, ergo ca. 50% der Innenstadt wäre nicht mehr vorhanden, so hätten meines Erachtens gerade in Paris so einige Städteplaner und Architekten die Gelegenheit zum Verwirklichen ihrer "kühnen", modernen Stadtutopien bekommen. Also zumindest würde man sicherlich so einige Hochhäuser und architektonische Brüche mehr im heutigen Stadtbild vorfinden (siehe. z.B. das teilweise zerstörte Zentrum Londons).

    Das ist für mich auch der Unterschied zwischen der damaligen Metropole Berlin und der traditionellen, ehemaligen Reichsstadt Nürnberg. Berlin, eine industrialisierte, sich ständig im Wandel begriffene "Weltstadt" des 19. und frühen 20. Jahrhunderts mit knapp 5. Mill. Einwohnern und das dazu beschauliche Nürnberg, Sinnbild der alten deutschen, "romantisierten", mittelalterlichen (Groß)Stadt. In dieser Tradition begann eben auch der Wiederaufbau nach 1945.

    Zumal finde ich persönlich die Nürnberger Altstadt nicht wirklich schön. Historische Straßennetze und eine homogene Traufhöhe machen für mich eine Stadt auch nicht gleich wirklich zum architektonischen Schmankerl, sofern halt die Architektur nicht überzeugen kann. Köln ist da für mich ein noch abschreckenderes Beispiel. Aber darüber scheiden sich wohl halt die Geister.;)

  • Herr LeCorbusier hatte eh schon Pläne, das Viertel nördlich des Louvre plattzumachen. Wer weiß, vielleicht wäre es bei einer Zerstörung auch soweit gekommen. Dann wäre Berlin sicher ein Vorbild der krit. Rekonstruktion der Innenstadt geworden. Aber was bringen schon "wenns" und "hättes"...Wie wärs mal mit ist?

  • Ist nicht wahr : Am Alex sollen sogar mehrere HH errichtet werden . . .


    Na ja, der Alex zählt für mich nicht unbedingdt als Innenstadt. Aber gerade dort ist die errichtung von HH zu begrüßen, da dieser " Platz" wirklich der Unort von mitte ist.


    Klar sind München und Berlin zu vergleichen. München ist deshalb schön und immer noch beschaulich, weil es eben dieses einheitliche Stadtbild bewahrt hat und keinen Wildwuchs zuließ. Die Bayern haben halt Sinn für Tradition, anders als die Berliner.


    Eben! Du bringst es gerade auf den Punkt. Schön und beschaulich, so war Berlin 2 Jahrzehnte vor der Reichsgründung. Berlin wollte nie so sein, deshalb ist München auch bis heute keine Metropole im klassischen Sinn. Ich bleibe allerdings dabei, dass der Wiederaufbau der Münchner Innenstadt, rein auf die Nachkriegsbauten reduziert, nicht besser als Dortmund oder Köln ist.

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  • Lustig. Wenn alles eh´ "im Eimer" ist, dann kann man Hochhäuser draufsetzen. Ist doch offenbar eh´ egal. Wenn ein Platz ein "Unort" ist, dann sollte man Hochhäuser draufsetzen. Scheinbar haben Hochhäuser ein fast universelles Einsatzpotenzial. Sie dienen als ideales Füllobjekt für Stadtareale, die eh´ "im Eimer" sind oder sie verwandeln "Unorte" in vermutlich wohnliche Plätze. Andere würden noch hinzufügen, dass sie auch in der Lage sind, "interessante Kontraste" zu schaffen. Das Hochhaus - ein tolles Medikament. Eine Art Breitbandantibiotikum. Vielleicht sollten wir uns angedichts dessen um andere Möglichkeiten der Stadtgestaltung viel weniger Gedanken machen? :unsure:

  • Mein Gott, Berlin ist eine Metropole von europäischer Bedeutung und arm, sexy und wild. Gleichzeitig eine der bedeutendsten Schaufenster Deutschlands in der Welt! Mir gefällt Berlin architektonisch gesehen auch nicht besonders, aber Berlin ist eben nicht München, Wien oder Hamburg, Städte, die einen ganz anderen Kontext haben. Wie wollt ihr denn Berlin "retten"? Provinzialisiern? Bavarisieren? Hamburgisieren um es danach als deutsches Paris wieder aufzubauen? Wer es klassisch schön will oder gemütlich mag, war und ist in Berlin noch nie gut aufgehoben.
    Mir sind HH tausendmal lieber als diese an der Traufkante ankernden Raster-Bouletten wie sie die Friedrichstadt prägen.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.