Berlin - Breitscheidplatz & Umgebung Bahnhof Zoo

  • Na ja, war sie fürdem richtig schön? Wilhelmismus in reinster Ausprägung, bestenfalls viel belächelt.
    Sicher nicht das Gelbe vom Ei, da sind auch in Berlin weit bedeutendere Ecken verloren gegangen.
    Die heutige Wertschätzung rührt mE allein von dem Umstand her, dass diese Ecke zerstört wurde, verloren gegangen ist, und dass sich die Nachfolgebebauung ausschließlich durch Mut zur Hässlichkeit auszeichnet (was im Fall der KWGK sogar zu einem recht überzeugenden Ergebnis geführt hat). Auch das neue Hochhaus schlägt in diese Kerbe.
    Man sollte sein Augenmerk auf andere Stellen richten. Diese Stelle ist nicht reparierbar bzw verschandelbar. Es war immerhin eine gewisse Leistung, einen an sich völlig unbedeutenden und unschönen Bau zu einem Wahrzeichen zu transformieren. Das haben Bomben und Wiederaufbau wohl in keinem anderen Fall zustande gebracht.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat von "ursus carpaticus"

    Na ja, war sie fürdem richtig schön?

    Nun, sie war immerhin eines der wenigen gelungenen Beispiele dafür, daß auch der späte Historismus bisweilen noch echten Städtebau zustandegebracht hat... Und ich würde sogar sagen, daß die Ecke dort tatsächlich schön war. Nicht nur die Positionierung der Kirche in den verschiedenen Blickachsen (was an sich nichts ungewöhnliches ist), sondern vor allem auch die Gesamtheit mit den beiden neuromanischen Eckhäusern (hat man für das eine Eckhaus sogar einen Vorgängerbau abgerissen?), die stilistische Harmonie, die Geschlossenheit in den Bauformen, die Art wie die quadratischen und achteckigen Ecktürme der Gebäude auf die Formen der Kirchtürme bezogen sind - meiner Meinung nach eine der seltenen wirklich guten späthistorischen Baugruppen, und in Berlin sicherlich die beste.
    Die Kirche selbst - gut, man darf sie nicht mit echten romanischen Bauten vergleichen, sie entspricht halt einem eigenen protestantischen (Zentral-)Bautypus des 19. Jh., der aus bestimmten politisch-historischen Gründen in romanische Formen gekleidet war, wie in jener Zeit allgemein üblich. Aber die KWGK war auf jeden Fall eines der qualitativ besten Beispiele dafür, auch was die ganze hochwertige Ausstattung betrifft - noch ein echtes Gesamtkunstwerk. Auch die Art und Weise, wie der Chor mit seinen Giebeln, dem spitzen Zeltdach und den beiden hohen Flankentürmen ein Gegenstück zum großen Hauptturm mit den beiden kleinen Ecktürmchen bildet (beim Blick durch die Tauentzienstraße) - das hat schon eine Qualität! Sicher, man kann die Gedächtnishalle mit den Mosaiken und ihrer wilhelminischen Ideologie belächeln, aber das ist noch mal ein ganz eigenes Kapitel für sich (und im übrigen von der früh- und hochmittelalterlichen Gedankenwelt im Kirchenbau gar nicht soo weit entfernt).

  • Volle Zustimmung, Hesse. Verkehrstechnisch unglücklich gelegen, aber städtebaulich und im Kontext des Romanischen Forums hat Schwechten mit der Kirche eine m.E. sehr gelungene Situation herzustellen vermocht.

    Zwei Ansichten der KWGK auf dem Auguste-Viktoria-Platz von etwa kurz vor 1900:

    1. Von NO (damaliger Beginn des Kurfürstendamms) mit erstem Romanischen Haus im Hintergrund

    Von NW (Hardenbergstraße)

    (Bilder sind gemeinfrei)

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Die Sanierung der Kaiser Wilhelm Gedächnis Kirche (oder das was davon übrig ist) beginnt.
    Gerüste werden aufgebaut und das unmittelbare Umfeld des Turmes mit Bauzäunen abgesperrt.

    Eigene Fotos vom 19.09.2010

  • Danke für die ruinösen Bilder, SevenUp.
    Hast Du vielleicht auch aktuelle Bilder des "Zoofensters" mit nach Dortmund genommen? Falls ja, gerne her damit!

    Ich habe den Hochbau lediglich aus reichlicher Entfernung aufgenommen - und stelle die nicht sehr präzisen Bilder für einen Gesamteindruck mal rein.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Wenn Bilder vom Bau des Zoofensters gewünscht werden, will ich euch diese naturlich nicht vorenthalten 8)

    Ansicht aus Richtung Breitscheidplatz, also die Kaiser-Wilhelm-Gedächnis-Kirche im Rücken:

    Von der Kantstraße aus gesehen:

    Eigene Fotos vom 04.10.2010

  • Posthum wächst die Verwirklichung der Gesamtvision Eiermanns empor (Bilder vom letzten Wochenende).


    Im ersten Bild im Hintergrund der sog. Bikini-Haus-Riegel (http://www.bikiniberlin.com/images/ort1.jpg), welcher im äußeren Erscheinungsbild im Wesentlichen auch nach dem Umbau erhalten bleibt.

    http://www.baunetz.de/meldungen/Meld…in_1147393.html


    Die Abartigkeit des Breitscheidplatzes ist damit in einem bedeutsamen Bestandteil bis in ferne Zukunft zementiert.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Das "Zoofenster" von Christoph Mäckler mit dem Waldorf-Astoria-Hotel steht mittlerweile kurz vor der Fertigstellung

    Vom Hardenbergplatz:

    Von der Hardenbergstraße:

    Von der Kantstraße/Joachimsthaler:

    Vom Ku'damm/Rankestraße:

    Von der Budapester Straße:

    Rechts zu sehen der begonnene Umbau von Bikini-Haus und Zoopalast.

    Vom Breitscheidplatz:

    Der Eingang aus der Nähe:

    Und dann noch aus beträchtlicher Entfernung - Standort Kantstraße/Leibnizstraße:

    ____
    Schließlich zum Beginn des Frühlings noch drei Zooansichten als Zugabe:

    Löwentor am Hardenbergplatz:

    Aquarium an der Budapester Straße/Olof-Palme-Platz:

    Elefantentor gleich links daneben:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Vielen Dank!

    Gute Ansätze - nicht fertig gedacht, würde ich sagen.
    Ich freue mich ja eher auf den (endlich angekündigten) Atlasturm.

    Edit: Soll die Hochhausscheibe im Zuge des Bikiniprojekts auch umgebaut / saniert werden? Ich dachte, die gehört da gar nicht dazu?

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

    Einmal editiert, zuletzt von youngwoerth (27. März 2012 um 23:43)

  • Prinzpiell ist das Astoria-Hotel von hoher Qualität und zum Teil recht ansehnlich. Aus einer gewissen Entfernung merkt man allerdings recht schnell, dass der Turm gegenüber dem Podium viel zu plump und grob strukturiert ist. So gesehen können die schönen Details und die augenscheinlich gute Verarbeitung kaum über die schlechten Proportionen hinwegtäuschen. Schade!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Dieser Anblick bzw. diese Perspektive von der Tauentzienstraße aus dürfte jetzt durch das Hochhaus ruiniert sein, es stellt sich direkt hinter die Kirche:

    http://www.deutschakademie.de/allebilder/fot…rche_Berlin.gif

    Ein Wahrzeichen wie die Gedächtniskirche sollte frei stehen und ausstrahlen, Sichtachsen nicht verbaut werden. Dieses Hochhaus ist ein großer städtebaulicher Fehler. Ausgerechnet von Mäckler verursacht, der sonst dem traditionellen Stadtbild das Wort redet, sich aber selbst nicht an die Regeln hält, wie es zu bewahren ist. :daumenunten:

    In dubio pro reko

  • Wenn dem nur so wäre. Das Olympia Stadion ist sicher das schönste und imposanteste Stadion, das ich bisher irgendwo gesehen habe! Das HH von Mäckler mag mir irgendwie nicht gefallen. Am Potsdamer Platz stehen ja auch HH, aber die harmonieren miteinander. Andreseitsin der City West ist eh schon alles verloren, da ist dieses Gebäude vermutlich noch das beste "Nachkriegshaus". Aus der Nähe schaute es eh wertig aus, aber aus der Ferne...möchte man lieber bleiben , wo man ist.

  • Ich hätte ein Gebäude wie das Zoofenster auch am Potsdamer Platz gerne gesehen. Die Ausführung ist sauber, die Fassade wirkt sehr hochwertig und auch die Lampen zeigen nette Details.

    Der Kontrast vom Kollhoffturm zum Bahnturm ist dagegen schon recht krass, ich glaub Harmonie ist da nicht ganz das richtige Wort.

  • Der nächste die Kirchenruine überragende Bau steht unter dem Namen "UpperWest" (ehemaliger Projektname "Atlas Tower") nunmehr fest.

    Zitat

    Jetzt geht’s los!“ Mit diesen Worten von Thomas Hohwieler, Geschäftsführer der Strabag Real Estate, wird nun Realität, worauf in der City West fast 15 Jahre lang gewartet wurde: Anstelle des Schimmelpfeng-Hauses an der Kantstraße/Kurfürstendamm wird jetzt ein Wolkenkratzer gebaut.
    Die Arbeiten für den mit 118 Meter hohen Turm (34 Etagen) und ein 37 Meter hohes sogenanntes Riegelgebäude (acht Etagen) beginnen in dieser Woche. Dann wird das Schimmelpfeng-Haus, aus dem Anfang November die letzten Mieter ausgezogen sind, abgerissen. Etwa vier Monate wird das dauern. Im Frühjahr 2013 startet dann der Neubau, im Sommer 2016 soll das Ensemble, das genauso hoch ist wie das gegenüberliegende Hochhaus Zoofenster, fertig sein.[...]

    City West : Und noch ein Wolkenkratzer | Berlin - Berliner Zeitung


    Bild: Strabag Real Estate

    Hotels in Berlin: Luxus trifft auf billig – die Türme vom Kudamm - Nachrichten Reise - Städtereisen - DIE WELT

    Hochhaus von Langhof in Berlin kommt / Kraft und Mut des Investors - Architektur und Architekten - News / Meldungen / Nachrichten - BauNetz.de

    Der Abriss des bisherigen Baus ist keineswegs bedauerlich:
    http://binged.it/10fgftc

    In alten Zeiten stand an der Stelle das Schwechten'sche Romanische Haus:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)