Berlin - Breitscheidplatz & Umgebung Bahnhof Zoo

  • Das Haus mit dem Segel in der Kantstraße sieht völlig unproportioniert aus.
    Die Fassade finde ich scheußlich. Vielleicht kommt es in 30 Jahren ja weg, es gibt so Stellen in der Stadt, wo Häuser nicht alt werden.

  • Agon: Josef Paul Kleihues´ "Kantdreieck"-Stummelhochhaus mit dem seltsamen Segel wurde nicht wegen einer befürchteten Verzwergung der KWG nicht in ursprünglich geplanter Höhe gebaut, sondern wegen der Klage einer Nachbarin, die in einem Nachkriegspavillon zwischen Neubau und S-Bahntrasse Schmuck handelte und Abstandsflächenverordnungen nicht eingehalten sah. Mittlerweile ist der Pavillon längst abgerissen, um den Platz dort anzulegen, aber eine nachträgliche Aufstockung des Gebäudes um ein Drittel ist aufwendig, und so weit ich weiß, streiten sich Investor und Bezirk um die Nutzung des Segels, das eigentlich an Josephine Baker erinnern soll, die einst gegenüber tanzte, als Werbefläche.

  • Das ist alles Legende der 60er Jahre als man Wohnungen autofreundlich baute. Es ist wirklich beeindruckend zu sehen, mit welcher Großzügigkeit und handwerklichen Sachverstand die Blockbebauung mit Hinterhöfen geplant wurde, auch Grünflächen eingeplant wurden.
    Ähm das Elend in den Berliner Hinterhöfen ist keine Erfindung der 60er sondern war Fakt.
    Darüber gibt es Bücher die du bein Amazon kaufen kannst oder du liest es in deiner Stadtbibliothek nach. Bei deinen Recherchen wirst du sicherlich auch das ein oder andere Lied/Gedicht darüber von Brecht/Weil zum Thema finden :blumen:

    Moderationshinweis (Riegel):
    Bitte richtig zitieren!! Das Zitat von Agon hört doch mit "... Grünflächen eingeplant wurden" auf. Was nachher folgt, ist doch dein Text, und nicht jener von Agon!

  • Wien und sogar Amsterdam haben sehr wohl ihre eigenen Hochhausviertel.

    Hochhäuser bestimmen in diesen Städten nicht das Bild der Innenstadt. Sie stehen vereinzelt an der Peripherie in irgendwelchen neu kreierten Geschäftsvierteln, doch stehen sie nicht für das Image dieser Weltmetropolen. Hier wurde ja suggeriert, das Hochhäuser heutzutage essentiell für Weltstädte wären.
    Ob am Rand von Amsterdam, der Stadt der Grachten und der Giebelhäuser, ein 200-Meter-Turm steht, interessiert keine Menschenseele. Niemand verbindet diese Stadt mit diesem Turm.....

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Wenn es doch egal ist, wo die Hochhäuser einer Großstadt stehen, also auch am Rand, dann kann Berlin seine "unverzichtbaren" Hochhäuser ja neben dem neuen Flughafen oder irgendwo hinter Marzahn bauen.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Also, wer hier Hochhäuser derartig marginalisiert und deklassiert, ist meiner Meinung nach völlig weltfremd.

    Es kann doch nicht die Lösung sein, auf die Hochhaus- und Höhenmanie einiger Leute mit einer ebenso tumben Fundamentalablehnung von Hochhäusern zu reagieren.

    Die Mitte macht's. Berlin braucht einige Türme am Alex, Zoo und Potsdamer Platz. Auch das Ernst & Young-Gebäude am Bahnhof Friedrichstraße wäre ein super Kandidat gewesen.

    Und damit wäre das in Berlin alles noch sehr dezent verglichen mit London, Paris oder Moskau. Selbst Wien baut doch Hochhäuser. Kommt doch mal von Eurer verbissenen Haltung runter, Ihr APH-Fundamentalisten. :)

    Die Hochhäuser am Breitscheidplatz erzeugen einen nicht zu leugnenden Urbanitätsschub. Ebenso am Potsdamer Platz. Viel schlimmer sind doch eher die kleinen Hochhäuser aus den 60ern und 70ern ohne Blockrand und Sockelbau, die nur in der Prärie herumstehen. Hochhäuser gehören zu einer modernen Metropole. Die einzige Frage lautet, wie hoch man sie denn gerne hätte. Und es leugnet ja auch keiner, daß es eher historische Städte gibt und moderne. Berlin gehört aber eindeutig zu letzteren, denen Hochhäuser gut stehen.

  • Ich bin ja gerne bereit, mich auf Hochhäuser einzulassen, wenn die Pro-Argumente über "Berlin braucht Hochhäuser", "es gehört zu einer modernen Metropole dazu" und "sie erzeugen Urbanität". Auf jedes dieser Argumente kommt für mich die Frage nach dem Warum auf. Und wenn die Begründungen nachvollziehbar sind, können wir gerne über das für und wieder von Hochhäusern diskutieren.

    Bis dahin bleibe ich bei meiner Meinung, dass die bisher typische Traufhöhe völlig ausreicht. Nicht aus fundamentalistischen Gründen sondern weil mich noch kein Argument vom Gegenteil überzeugen konnte.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Da sind wir eben bei der Geschmacksfrage: Überall Traufhöhe fände ich total langweilig und Berlins unwürdig. Wenn du das toll findest, bitte. Was ist eigentlich mit dem Ullsteinhaus? Auch weg damit? Eure Geschmäcker diesbezüglich sind eben sehr exzentrisch und weltfremd. Zoofenster und Upper West sehen doch hervorragend aus. Bei mir erzeugt das ein Gefühl der Urbanität. Ich kann ja verstehen, daß man bestimmte Hochhäuser schlecht findet, z.B. die DDR-Plattenbauten im Zentrum. Das geht mir auch so. Aber diese totale Ablehnung ist doch eher ein Fall für den Sektenbeauftragten der Evangelischen Kirche.

  • Mich stört der Nachkriegs-Oktagonalbau und der neue Turm. Dadurch entsteht ein unharmonisches, optisches durcheinander rund um die Ruine der Gedächtniskirche.
    Rund um die Gedächtniskirche

    Die neuen Hochhäuser bilden eher einen nichtstörenden Rahmen und betonen die Stadtfluchten Richtung Kantstraße.

    ...

  • Wenn es nur der persönliche Geschmack ist, dann ist es doch auch m.E. völlig egal, wenn hier unterschiedliche Positionen bezogen werden und sich eine Seite nicht von der anderen überzeugen lässt.

    Das Ullsteinhaus sind wie auch andere früher Hochhäuser (z.B. Kathreiner-Hochhaus, Shell-Haus, Wernerwerk-Hochhaus) aufgrund der wesentlich geringeren Höhe sowie der wesentlich detailreicheren Gestaltung nicht vergleichbar. Abweichungen der Traufhöhe darf es ja ruhig geben, deswegen muss man aber noch lange keine Hochhauscluster zulassen. Im Bereich bis max. 80m kann ich mit einzelnen Dominanten durchaus leben, sofern sie dann auch aus dem Häusermeer herausstechen und nicht im Hochhauscluster untergehen. Sie sollten aber gut gestaltet sein. Zoofenster und Upper West sind vielleicht besser als die meisten Hochhäuser in der Größenordnung. Aber wenn man sich die Fassaden mal im Detail anschaut sind sowohl Sockelbau als auch Hochbau äußerst monoton gestaltet. Und nur weil sich auf die riesige Baumasse dann doch aus der Ferne eine gewisse Gliederung ergibt sollte doch m.E. derselbe Anspruch gelten, der auch bei normalen Bauten angelegt werden.

    Schöne Hochhäuser sind ja heutzutage durchaus machbar, wie z.B. das TRIAS in Leipzig oder das Main Plaza in Frankfurt zeigen. Und vielleicht hätte man mit einer stärker strukturierten Fassade und ohne so große Glasflächen wie beim Zoofenster auch dort etwas schöneres hinbekommen.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Jeder hat ja nun seinen eigenen Geschmack...aber ich pers. kann das Argument nicht gelten lassen, dass Hochhäuser angeblich für Urbanität stehen?
    WER hat das denn so apodiktisch festgelegt?
    Irgendein Architekt, eine Architektenkammer, irgendein Investor zwecks Gewinnmaximinierung?
    Soll das überall und jederzeit gelten?
    Steht das für Urbanität, weil da viele Menschen drin leben...oder viele Büros drin sind? DAS ist mitnichten ein Argument!

    Ich habe jahrelang in FFM gewohnt..und sorry...die Zeil war (damals zumindest) von jeder Menge Gebäude gesäumt, die höher als die Berliner Traufhöhe waren...nach ladenschluß war da aber auch nicht mehr der Hauch von Urbanität zu spüren. Ich verstehe unter Urbanität: pulsierendes Leben...und das ist nicht zwangsläufig mit Hochhäusern konnotiert!

  • Hochhäuser entstanden im 19. Jahrhundert in den Ballungszentren da der Platz begrenzt war und die Immobilienpreise hoch waren und deshalb nur das Wachstum nach oben möglich war.
    Den Rest der Geschichte könnt ihr auf Wikipedia nachlesen.
    Da das Hochhaus, das es so nur in den Ballungszentren gab, ist deshalb zum Synonym für Urbanität geworden.
    Ich frage mich wirklich warum man hier Tatsachen wie diese diskutieren muss.

    Einmal editiert, zuletzt von Rene-NEU (19. September 2016 um 20:09)

  • Also mit Verlaub, schon an Altstädten aus dem Mittelalter kann man an der Bebauungsdichte und vor allem -höhe erkennen, mit welchem Kaliber man es zu tun hat. Wenn ich eine Altstadt mit lauter Eingeschossern vor mir habe, mag es dort gemütlich sein, aber sicher nicht großstädtisch. Da sieht z.B. ein Lübeck mit seinen imposanten Giebelbauten oder ein Venedig mit seinen Kaufmannshäusern ganz anders aus als ein Storkow oder Penzlin.

    Und so hat sich das eben durch die Geschichte durchgezogen: die Bebauungsdichte und -höhe wurde vor allem in den Metropolen immer höher. Das ist doch eine logische und konsequente Entwicklung - etwas, das immer gefragter ist, wird auch immer größer. Stagnations- und Schrumpfdenken sind da fehl am Platze. Natürlich muss es immer einen Einklang mit der Historie des Ortes geben, aber wir müssen doch auch mal die Realitäten anerkennen. Platz ist begrenzt in vielen Weltstädten, und so gehts nunmal eher aufwärts, als dass immer noch mehr Umland/Natur aufgefressen wird.

  • Hochhäuser sind nicht per se urban. Urban sind belebte Plätze. Sowas wie die Hochhauszonen von FfM oder die Downtowns vieler amerikanischer Städte sind doch nicht urban, allenfalls vorstädtisch oder agglomerativ mit geschwollenen Wasserköpfen.
    Das spricht nicht a priori gegen Hochhäuser, aber stark gegen schlecht gemachte Hochhäuser, denen unten ein kleinteiliger Fußgängerbereich fehlt. Was ich auch beim Waldorf Astoria bemängle.

    Hochhäuser stammen mE funktionsmäßig von den Speicherstädten ab: schaut Euch Genua an mit den jahrhundertealten 8-Geschossern. Der Kaufmann und seine Ware am Hafenplatz.
    Der Wohnhochhauswahn kommt aus New York, nachdem sie ihre grauenhaften Tenements (so eine Art lichtloser Schweinestall für Neuzugezogene) abgerissen hatten, bauten sie sehr schöne Hochhäuser (1980 sah ich noch einige wunderschöne Lobbys). Dann bekamen sie den Höhenwahn, und nahmen schließlich keine Rücksicht mehr auf Urbanität, was Fußgänger bedeutet - Zoning gegen Verschattung wurde abgeschafft, Autos mußten überallhin, einfallslose "Moderne" brachte keine ansehnlichen Fassaden mehr zustande. Womit die Urbanität dann wieder sehr abnahm.

    Davon abgesehen ist für mich eingeschossige Bebauung nicht städtisch, sondern allenfalls dörflich* - die Fassungslosigkeit Fontanes, als er in berlin eingeschossige Häuser fand, obwohl die in Neuruppin, wo er herkam, wenigstens zweigeschossig waren, ist auch meine.

    Aber allzuhoch ist eben allenfalls für Solitäre geeignet.

    Hochhäuser entstanden im 19. Jahrhundert in den Ballungszentren
    Welche denn? Meines Wissens war der Hochhausbau in der Welthauptstadt des 19.Jhdts, London, nicht sehr ausgeprägt.

    * deswegen ist Alice Springs (mitten in Australien) für mich auch keine Stadt, sondern allenfalls ein weitläufiger Marktflecken.

    4 Mal editiert, zuletzt von Loggia (19. September 2016 um 22:39)

  • Da stimme ich ja auch zu. Die Bebauungsform allein bestimmt natürlich nicht, wie urban und belebt ein Platz ist. Dort, wo Hochhäuser nicht wirklich aus Platzmangel sondern eher aus Prestige entstehen, etwa in besagten Büro-Vororten und -Downtowns (oder, bestes Beispiel: Dubai, Katar, ...), da ist eben auch nicht so viel los. Eine vernünftige städtische Einbindung ist schon wichtig, durch Blockrandbebauung im Sockelbereich und einen nach oben bestenfalls abgestuften Turm, der Licht nach unten lässt und nach oben schlank wirkt.

    Von der Struktur ist der Sockel des Zoofensters eigentlich gut, aber der Nutzungsmix in dem Hochhaus ist wegen des Luxushotels natürlich eher auf kaufkräftige Kleintel ausgerichtet. Kann man ihm aber irgendwie auch nicht verübeln, schließlich ist der nahe KuDamm die Luxusmeile Berlins, und 1€-Läden würden sicher nicht zum Waldorf-Astoria passen. Upper West nebenan richtet sich dann ja auch eher an die mittlere bis untere Preiskategorie, so gibt es in der Ecke doch einen interessanten Mix.

  • Selbst Wien baut doch Hochhäuser. Kommt doch mal von Eurer verbissenen Haltung runter, Ihr APH-Fundamentalisten

    Kaisermühlen und Donaucity sind aber schon jenseits der Donau und damit ziemlich weit weg von der eigentlichen Stadt, ähnlich wie ja auch die Défense in Paris ziemlich weit außerhalb liegt (und komplett tot ist, außer im Einkaufszentrum).

    Generell halte ich nichts von Hochhäusern im Zentrum gewachsener europäischer Städte, Prag oder Budapest möchte ich mir ehrlich gesagt nicht mit zentrumsnahen Hochhäusern vorstellen.

  • Kaisermühlen und Donaucity sind aber schon jenseits der Donau und damit ziemlich weit weg von der eigentlichen Stadt, ähnlich wie ja auch die Défense in Paris ziemlich weit außerhalb liegt (und komplett tot ist, außer im Einkaufszentrum).
    Generell halte ich nichts von Hochhäusern im Zentrum gewachsener europäischer Städte, Prag oder Budapest möchte ich mir ehrlich gesagt nicht mit zentrumsnahen Hochhäusern vorstellen.

    Was hier wieder für Beispiele genannt werden. XD Seit wann kann man Berlin oder andere deutsche Großstädte noch mit Prag oder Budapest vergleichen? Keiner hier will Wolkenkratzer in überwiegend geschlossen erhaltene Altstädte klotzen... Der Breitscheidplatz oder der Alex sind nachkriegsgeprägt. Noch dazu mit größtenteils richtig schrottiger Nachkriegsarchitektur. Da wird es sich komplett im Gegenteil zu Prag oder Budapest lohnen einen kleinen Lichtblick zu haben, wenn man den Blick über den grauen, hässlichen Nachkriegseinheitsbrei richtet und ein schickes Hochhaus erblickt.

  • Das sind aber alles keine guten Beispiele für Hochhäuser im Sinne von“Wolkenkratzer“ wie wir sie hier kritisieren. Die genannten londoner Bauten sehen nämlich mit ihren spitzen Turmspitzen eher wie Kirchtürme aus als wie Wolkenkratzer in New-York zur selben Zeit. Zudem waren die londoner Hochhäuser keine Büro/Hoteltürme wie hier in Berlin, sondern wurden aus rein ästhetischen Gründen gebaut.
    Zudem bilden diese keine “Skyline“ wie in New-York, weil sie zu weit von einander entfernt sind. Der ach so urbane “Schluchteneffekt“ fehlt :P
    Zu guter Letzt sind diese Bauten im traditionellen Stil (hier im viktorianischen neogotischen Stil) erbaut und bereichern das Stadtbild, weil sie halt sehr regionaltypische Elemente zitieren. Dies kann man freilich von den modernistischen Türmen in Berlin nicht behaupten...