• Metropol-Denkmal in Gefahr

    Am Mittwoch den 14. Dezember 2005 wurde das traditionsreiche Bonner METROPOL zwangsversteigert. Mit einem Gebot von 3,125 Millionen Euro erhielt die so genannte „Metropol Immobilien Management GmbH“ den Zuschlag. Die Vertreter der Firma mit Sitz in Ratingen bei Düsseldorf machen bisher keine Angaben über die zukünftige Nutzung der Immobilie. Nach Recherchen des Bonner Generalanzeigers verbirgt sich hinter der Gesellschaft jedoch „im wesentlichen das Ehepaar Barbara und Klaus Töpfer, das in dem Nachbarhaus wohnt und dort früher ein exklusives Herrenausstatter-Geschäft unterhielt“.

    Aus Sorge um den Erhalt des denkmalgeschützten Theatersaals im METROPOL haben sich in nur fünf Tagen über 6.000 Bürger an einer Unterschriftenaktion beteiligt. Prominente Bonner wie der Kabarettist und Schriftsteller Konrad Beikircher oder SPD-Politiker Bernhard „Felix“ von Grünberg unterstützen die Bürgerinitiative zur Einhaltung des Denkmalschutzes für das älteste Kino Deutschlands. Die Unterschriftenlisten liegen weiterhin u. a. im METROPOL und den Stern-Lichtspielen am Marktplatz bereit oder können von dieser Seite heruntergeladen werden.

    Anfang der achtziger Jahre war das Bonner Traditionshaus schon einmal von radikalen Umbauplänen bedroht. Damals wie heute regte sich schnell Widerspruch in der Bonner Bevölkerung, die gegen eine Nutzung als Ladenpassage und Bürokomplex protestierte. Mehr als 20.000 Bürger unterstützten den eigens gegründeten Förderverein und retteten „ihr“ METROPOL. In der Folge wurde der historische Theatersaal nach Originalplänen restauriert, so dass der Kino- und Bühnenbetrieb in den neunziger Jahren wieder aufgenommen werden konnte.

    Wie sehr das METROPOL den Bonnern bis heute am Herzen liegt, beweist die überaus rege Beteiligung an der Unterschriftenaktion. Kein Wunder, gehört der „Große Saal“ im Art-Deco-Stil der zwanziger Jahre doch zu den letzten seiner Art! Viel mehr als ein Kino, steht das Haus für 100 Jahre Bonner Kultur und Geschichte. Auf seiner historischen Gästeliste finden sich Legenden wie Zarah Leander, Max Schmeling oder Gert Fröbe. Dank einer einzigartigen Atmosphäre lockt das METROPOL nach wie vor internationale Stars aus Musik, Theater und Kabarett auf seine Bühne. Neben Lesungen, Chansonabenden oder Comedyshows sorgen exklusive Filmpremieren samt rotem Teppich für ganz besonderes Flair am Bonner Marktplatz.

    http://www.rettet-das-metropol.de\r
    http://www.rettet-das-metropol.de

  • Eine Nutzung als Einkaufszentrum o.ä. wäre fatal. Ich schätze mal, es gibt keine 10 Kinos mehr aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg in Originalzustand und Originalnutzung. Und auch die jüngeren Kinos sind selten, werden, wie man am Leipziger Capitol sieht, gerne abgerissen.

    Meine Empfehlung: Fahrt mal nach Essen und schaut euch einen Film in der Lichtburg (Deutschlands größter Kinosaal, in den 20ern erbaut, Saal in den 50ern verändert wiederaufgebaut) und dann im Cinemaxx an (Deutschlands größtes Kino).
    2x Kino der Superlative... und dann sagt mir, wo es euch besser gefallen hat.


    Also... was kann ich machen um für den Erhalt des Metropols zu kämpfen?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Das ist doch nicht zu fassen... aber man sol die Hoffnung nicht ganz aufgeben. Vielleicht wird es ja doch als Kino wiedereröffnet.

    Die einzige Stadt, die m.W. noch mehrere Traditionskinos im Betrieb hat ist Essen. Mit 2 50er-Jahre Kinos, der Lichtburg und dem vorübergehend geschlossenem kleinen Kino im Glückaufhaus bietet Essen eine gute Konkurrenz zum modernen Cinemaxx-Kino (wo ich bisher auch nur ärgerliches erlebt habe wie z.B. einen Stromausfall)...

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Zitat

    dem vorübergehend geschlossenem kleinen Kino im Glückaufhaus


    Das ist eins der Ältesten in ganz Deutschland.
    Leider ist es schon seit 5 Jahren geschlossen. Weisst Du eigentlich, was mit dem Glückaufhaus wird ?(ein Abriss war auch zeitweise im Gespräch)

  • Das wird doch momentan saniert, auch wenn es scheinbar sehr langsam vonstatten geht. Dazu kommt an die Rückfront ein moderner Anbau, der aber nicht weiter stört (die Umgebung ist bis auf die Kirche schräg gegenüber eh nicht so besonders) und durch seine gläserne Ausführung sich deutlich vom Altbau abgrenzt, in diesem Fall ist es wirklich positiv. Nur wie gesagt, man sieht nicht wirklich was von den Baumaßnahmen.
    Das Kino stammt wie auch das Glückaufhaus aus den frühen 20ern, somit ist das Bonner Metropol wie auch die vor 2 Jahren geschlossene Düsseldorfer Lichtburg deutlich älter.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ich hab dort noch nichts von Bautätigkeit entdecken können, außer der bedruckten Plane, die mir eher vorkommt, als hätte man sie angebracht um den schäbigen Anblick zu verbergen.

    Hier folgende Infos:

    http://www.essener-filmkunsttheater.de/


    Bild:

    http://www.essener-filmkunsttheater.de/site/kinos/studio/k_filmstudio05.jpg\r
    http://www.essener-filmkunsttheater.de/ ... udio05.jpg

  • Das "Theater des Friedens", ehemals "Metropol" in Rostock, ein Kinobau der 20ger Jahe, der bis vor einigen Jahren noch als Kino in Betrieb war, wurde von "Wildeinbauten" der 70ger Jahre befreit und wird heute gastronomisch genutzt. Dabei ist die original Saalstruktur erhalten und kann (zumindest theoretisch) noch für Kinovorstellungen genutzt werden. Nicht die optimale Lösung, aber annehmbar, zumal die original 20ger-Jahre Klos echt eklig waren...

    "... es allen Recht zu machen, ist eine Kunst, die niemand kann..." (Goethe)

  • Zitat von "Mephistino"

    ...zumal die original 20ger-Jahre Klos echt eklig waren...

    Das ist alles eine Frage der Reinigung. Im Restaurant Kaisersaal in Berlin werden die ehemaligen Herrentoiletten des Hotels Esplanade auch noch benutzt... und die sind sauber. Und man kann von sich behaupten, auf dem Thron gesessen zu haben, wo einst unser letzter Kaiser saß :lachen:

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Weimar hatte 2 Kinos. Das eine wurde zum Cinestar -Muliplex umgebaut das andere (auch Theater des Friedens) ist nun Sportbekleidungsgeschäft. Ach ja, dafür gibts jetzt im MonAmi am Goetheplatz ein Kleines Programmkino.

    Ein_Hannoveraner

    Gab es nicht in der Südstadt ein Kino, welches nur noch als Lager benutzt wird, wo man hinter der Verkleidung noch den alten Stuck gefunden hat?

  • wusstet ihr das die Villa Dahm in Bonn abgerissen werden soll ?

    Wenn wir das Thema hier schon hatten kann das hier wieder gelöscht werden ich habe über die Suchfunktion nichts entsprechendes gefunden.

    Zitat aus Wikipedia:

    "Villa Dahm

    Villa Dahm im März 2006 vor dem Abriss

    Die Villa Dahm ist eine 1897 erbaute Villa in der Dahlmannstraße 5-7 im ehemaligen Regierungsviertel in Bonn.
    Bis 1999 hatte die Deutsche Parlamentarische Gesellschaft dort ihren Sitz; mit dem Umzug des Bundestages ging auch die DPG nach Berlin. Neuer Sitz des interfraktionellen Parlamentarierklubs ist das ehemalige Reichstagspräsidentenpalais am Ebert-Platz in Berlin gegenüber dem Osteingang des Reichstagsgebäudes.
    Im Mai 2005 wurde der Abriss der Villa beschlossen, weil auf dem Gelände die Erweiterung des Internationalen Kongresszentrums Bundeshaus Bonn (United Nations Congress Center) entstehen soll."



    Quelle: Wikipedia.de

    Am Ufer der Sonne wo die wesen vom sehen träumen ist in Echtzeit überall Nacht

  • Ja, es ist unfaßbar. Und es handelt sich noch nicht einmal um eine heruntergekommene Bruchbude wie in [lexicon='Leipzig'][/lexicon], sondern um ein völlig intaktes Gebäude, das unter Denkmalschutz steht. Es ist eine Schande! Man könnte meinen, wir befinden uns in den 60er Jahren....

    http://www.faz.net/s/Rub117C535CD…n~Scontent.html

    Zitat

    Das imposante Doppelwohnhaus im neoklassizistischen Stil, das der Kaufmann Jakob Dahm 1876 für zwei seiner Söhne errichten ließ, hat Geschichte geschrieben, kam es in seinen Räumen doch abseits der formalisierten Meinungs- und Willensbildung im Plenum und in den Ausschüssen zu vertraulichen Beratungen, so daß, wie Carlo Schmid sich erinnerte, „mit die entscheidendsten und wichtigsten Kompromisse an den weiß gedeckten Tischen dieses Hauses gefunden“ wurden.

    Der vom Haus der Geschichte konzipierte „Weg der Demokratie“ erhält hier, wo die Kreise von Politik und Presse sich schneiden, eine empfindliche Leerstelle, die der Plan, ein Foto des Verlustobjekts auf die Fassade des Kongreßzentrums zu projizieren, nur noch betont: Potemkinsches Bundesdorf. Als Gebäude aus dem neunzehnten Jahrhundert steht die Villa Dahm mit dem Palais Schaumburg, dem früheren Bundeskanzleramt, und der Villa Hammerschmidt, dem zweiten Amtssitz des Bundespräsidenten, in der Reihe großbürgerlicher Anwesen am Rhein.

    Prima, ein Foto wird auf die Fassade des Neubaus projiziert - das ist wohl die Steigerung des "Fassadismus"....

    http://www.general-anzeiger-bonn.de/index_frameset…l.php?id=150960

    Zitat

    Überlegungen, die Villa Dahm zu verschieben, seien angesichts der Kosten von rund 20 Millionen Euro verworfen worden, so Dieckmann. "Wir haben aus der Not heraus eine Auswahl treffen müssen", sagte Stadtkonservator Franz-Josef Talbot. Architektonische, geschichtliche und städtebauliche Gründe seien sorgfältig abgewogen worden. Dabei galt es, sowohl Gebäude mit Anklängen an das Bauhaus und solche aus der Zeit des Ausbaus in den 60er Jahren zu erhalten.

    "Der Wert der Villa Dahm liegt vor allem im politischen Bereich", sagte Talbot. An diesen Geist der Villa Dahm werde mit den vorliegenden Entwürfen würdig erinnert.

    Da fehlen einem die Worte bei so einem leeren Geschwafel - auf die Idee, Gebäude oder wenigstens Fassade in einen Neubau zu integrieren ist niemand gekommen?

  • Zitat

    Obwohl beide in die Denkmalliste eingetragen sind, müssen sie der Zukunftsinvestition weichen.

    [...] Lediglich bei den drei Appartementhäusern für Abgeordnete an der Heussallee, die 1964 von der Planungsgruppe Stieldorf errichtet wurden, konnte sich die Denkmalpflege behaupten: Eines von ihnen soll ein Informationscenter der Vereinten Nationen aufnehmen, die im nahen „Langen Eugen“ von Egon Eiermann ihren „Campus“ aufschlagen, die beiden sollen anderen zu Büros umgewidmet werden.

    Zitat

    Architektonische, geschichtliche und städtebauliche Gründe seien sorgfältig abgewogen worden. Dabei galt es, sowohl Gebäude mit Anklängen an das Bauhaus und solche aus der Zeit des Ausbaus in den 60er Jahren zu erhalten.

    :kopfwand:

  • Das Bauhaus ist also mal wieder wertvoller als ältere einmaligere und bedeutende Werke...

    Dem Denkmalschutz ging es noch nie um Ästhetik, das ist nix Neues, aber Bauhaus gibt es standartisiert massenhaft, dabei soll der Denkmalschutz doch bedeutende, herausragende Beispiele von Baukultur bewahren. Diese Vorraussetzung sehe ich hier nicht (auch wenn ich nicht weiß, wie die betreffenden Häuser genau aussehen).

  • Manchmal frage ich mich wirklich, wie weit die Entwicklung noch geht. Ist ja nicht so dass die Villa Dahm eins von den "paar Häusern am Bahndamm" ist sondern durchaus ein Baudenkmal mit Geschichte. Und dann für ein Kongresszentrum dass man sicherlich auch umplanen oder verschieben kann?
    Gibt es denn in Bonn Initiativen für den Erhalt? Hier haben ja wohl mal wieder alle Verantwortlichen versagt.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ich verstehe nicht, wie man ein so schönes Haus abreißen kann. Hätte man es nicht mit ins das KongressZentrum integrieren können, oder das Zentrum um das Haus herumbauen?

  • Zitat von "Memel"

    Ich verstehe nicht, wie man ein so schönes Haus abreißen kann. Hätte man es nicht mit ins das KongressZentrum integrieren können, oder das Zentrum um das Haus herumbauen?

    Nicht mal das! Gibt es in oder um Bonn nicht noch andere Flächen?

  • schade.. .jetzt ist es zu spät um das Gebäude retten zu können. Ich wünschte man würde endlich wieder schöner bauen. Wie wärs mal mit einem Congresszentrum im Jugendstil?? Naja aber wie immer mangels an Geld... Da spielt es in der Wirtschaft keine Rolle ob historische Gebäude weichen müssen... schade eigentlich...