Altenburg - Abriss des Ballhauses

  • Da fragt man sich, weshalb dieser Investor nicht irgendeine Platte ersteigern konnte, um sie dann abzureißen? Das Haus hat doch sicher nicht auf ihn gewartet.

    Jedenfalls ein ganz schwarzer Tag für diese Stadt. Kann man wenigstens ein paar Ausstattungsteile sichern (Stuck u.ä.)?

  • Sowas macht wirklich einfach nur traurig!

    Altenburg ist eh so ein Spezi, man hat den Eindruck dass die Stadtoberen die Altbausubstanz relativ egal ist, wenn nur jemand investieren will. Deshalb gibt es auch seitens der Stadt kaum Vorschriften.

    Wenn sich das nicht irgendwann mal rächt...

  • Mich würde mal interessieren warum das OvG dem Typ die Abrissgenehmigung schlussendlich erteilt hat wenn das Gebäude als Einzeldenkmal eingetragen ist.
    Da er ja von Anfang an hätte wissen müssen, dass er dieses Projekt nicht wird stemmen können und unter Abwägung des öffentlichen Interesses an diesem Gebäude wäre es wohl nicht unverhältnismäßig gewesen sein Grundrecht aus Art. 14 GG insoweit einzuschränken.

    Bestimmt wurden wieder allerhand dubiose Gutachten bzgl. einer angeblichen Instabilität der Bausubstanz und damit einhergehender Gefährdung für die Öffentlichkeit vorgebracht.

    Schon bitter, dass es immer solche Perlen treffen muss.
    Aber aus Sicht der Stadt finde ich das völlig in Ordnung, dass man sich nicht auf den Kuhhandel einlässt.

  • man sollte in Deutschland mal so etwas wie ein Denkmalamt oder so gründen... :augenrollen:

    Am Ufer der Sonne wo die wesen vom sehen träumen ist in Echtzeit überall Nacht

  • Zitat von "snitch"

    man sollte in Deutschland mal so etwas wie ein Denkmalamt oder so gründen... :augenrollen:

    Das ist mir allerdings auch ein Rätsel. Vor allem wenn man solche Kommentare des Bürgervereins liest:

    Zitat

    ...Denn über seine Rolle als Einzeldenkmal hinaus bildet es nach Ansicht namhafter Architekturexperten den Schlüssel für den Erhalt oder Nichterhalt der Teichstraße, zumindest deren südlicher Bebauung...


    Wirklich unglaublich :gehtsnoch:

  • In den 1970ern hätte man im Westen eine Hausbesetzung gemacht und den Investor zum Einlenken (oder Polizeieinsatz) gezwungen. So oder so: Später erkannte man den Wert solcher Häuser dort besser. In Thüringen und Sachsen scheint man hingegen regional noch in den 60ern stecken geblieben zu sein.

  • Zitat

    ^ Und in welchem Jahrzehnt stecken deiner Meinung nach die Hamburger ?

    Die "Hummel Hummel"-Hamburger? Im späten 18./ frühen 19.
    (siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Hamburger_Gru%C3%9F ) :lachen:

    Nein, im Ernst, das war jetzt eine auf ähnliche gravierende Vorfälle in der Umgebung zu Altenburg bezogene Äußerung. Denn von der Qualität lässt sich das dann doch nicht ganz z.B. mit dem Saarbrücker Abriss vergleichen. Und der Hamburger Einzelfall liegt eben doch noch etwas besonders, hat was mit anscheinend akuter Baufälligkeit und dem Verfall der christlichen Kirche zu tun. (Könnte sich übrigens angesichts der demographischen Entwicklung in Zukunft öfter ergeben.) Aber es liegt mir fern, eine dieser dämlichen und überflüssigen Ossi-Wessi-Diskussionen lostreten zu wollen, oder ein Gespräch darüber, wie "die Hamburger" oder "die Augsburger" oder "die Kleinwürstchenheimer" sind. Das sage ich nur mal vorab, damit jetzt nicht etwa hier wieder das übertrieben lokalpatriotische Tamtam anfängt.
    Was ich sagen wollte: Jedenfalls würde man wohl in einer Stadt wie [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] einen solchen Abriss nicht mehr so sang- und klanglos über die Bühne bringen. In den thüringisch-sächsischen Kleinstädten scheint die leerstehende Substanz so groß und anscheinend so verzichtbar, daß man es sich zu erlauben scheint. Oder eben: Das Denken ist noch nicht so weit, da man erst einmal den Verlust, die Leere spüren muß. Eine Erfahrung, die andere Landstriche eben bereits lange hinter sich haben.

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (6. März 2011 um 20:14)

  • Zitat von "Heimdall"

    In den 1970ern hätte man im Westen eine Hausbesetzung gemacht und den Investor zum Einlenken (oder Polizeieinsatz) gezwungen. So oder so: Später erkannte man den Wert solcher Häuser dort besser. In Thüringen und Sachsen scheint man hingegen regional noch in den 60ern stecken geblieben zu sein.

    Genau, "wir sind hier in der EX-DDR und dieses Land ist mental reichlich 40 Jahre hinter dem Westen“, wie wir aus berufenem Munde wissen. :augenrollen:

  • Zitat von "Heimdall"

    In den 1970ern hätte man im Westen eine Hausbesetzung gemacht und den Investor zum Einlenken (oder Polizeieinsatz) gezwungen. So oder so: Später erkannte man den Wert solcher Häuser dort besser. In Thüringen und Sachsen scheint man hingegen regional noch in den 60ern stecken geblieben zu sein.

    Prima. Manche scheinen hier nur zu warten, um mal wieder richtig gegen den Osten loszuätzen. Gerade die wirtschaftlich weitaus bessere Lage sollte die Menschen in Hamburg oder Saarbrücken eher in die Lage versetzen, Baudenkmäler zu schützen - denn das man sich ganz einfach 'leisten' können. Weiterhin solltest du bei deiner Tirade nicht vergessen, dass eben der geringere Anteil an Baudenkmälern im Westen einen Verlust eines solchen besonders bedauernswert macht.

    Natürlich ist der Abriss in Altenburg eine Frechheit, man sollte aber immer die wirtschaftliche Lage im Hinterkopf behalten, bevor man gegen die dummen Ossis hetzt.

    verärgert,
    Daniel

  • ich glaube, dass dieses beispiel vor allem eines zeigt:

    baudenkmäler können dauerhaft und in ihrer masse nur gerettet werden, wenn die jeweiligen eigentümer dazu willens und fähig sind.

    alles andere ist mehr oder weniger hilfloses rumgewurstel. wo das stattfindet, ist dabei egal.

  • Zitat

    Was ich sagen wollte: Jedenfalls würde man wohl in einer Stadt wie [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] einen solchen Abriss nicht mehr so sang- und klanglos über die Bühne bringen. In den thüringisch-sächsischen Kleinstädten scheint die leerstehende Substanz so groß und anscheinend so verzichtbar, daß man es sich zu erlauben scheint. Oder eben: Das Denken ist noch nicht so weit, da man erst einmal den Verlust, die Leere spüren muß. Eine Erfahrung, die andere Landstriche eben bereits lange hinter sich haben.

    Aus der Tatsache, daß mein Link zu einem lokalen Bürgerverein führt, die Erregung der Altenburger im Videobeitrag deutlich wird und endlich der ganze Lärm bis ans Ohr der FAZ gelangt, sollte jederman doch erkennen können, daß man auch in der SBZ mit dem Denken ganz schön weit gekommen ist (es sei denn, man ist so stumpf wie der gemeine Ostdeutsche).

    Die "Schweinerei" in Altenburg - nach den Infos - ist ja nicht (nur) der Abriss eines denkmalgeschützten Gebäudes. Sondern ein Abriss, der vom Eigentümer zunächst als Druckmittel zum Rückkauf durch die Stadt benutzt wurde.

    Denn wenn das Gebäude nicht akut baufällig war: Was will der Investor mit dem leeren Grund in Altenburg? Oder ist das neuerdings auch eine Boomstadt?

  • Wirklich unglaublich: in Berlin ist das vergleichbare, aber deutlich weniger prächtige Clärchens Ballhaus seit zwei bis drei Jahren die in-location in Mitte (versucht da mal am Wochenende reinzukommen; der Laden ist eine Gelddruckmaschine für die Besitzer) ... und in Altenburg reißt man mir nichts dir nichts ein Ballhaus ab, das noch viel prachtvoller ist als Clärchens Ballhaus.

    Man fasst sich einfach nur noch an den Kopf. Wie blöd muss man als Eigentümer so eines Baus eigentlich sein, um auf die Idee zu kommen, so eine potentielle Goldgrube abzureißen?!

  • Zitat von "BautzenFan"

    Genau, "wir sind hier in der EX-DDR und dieses Land ist mental reichlich 40 Jahre hinter dem Westen“, wie wir aus berufenem Munde wissen. :augenrollen:

    Zitat von "Dase"

    Prima. Manche scheinen hier nur zu warten, um mal wieder richtig gegen den Osten loszuätzen.

    Also bitte, jetzt hört doch mal mit dieser ständigen Komplex-Schiene auf. Ich hab´s doch wohl oben klargestellt. Das geht natürlich weder gegen "den Osten", noch gegen die Menschen in Thüringen und Sachsen. Und es ist auch eine üble, geschmacklose Unterstellung, die "Dase" behauptet, daß man hier "gegen die dummen Ossis hetzt". Das wäre doch auch völlig albern, zumal ich genug Bekannte und Freunde habe, die "im Osten" wohnen, und ich "den Osten" sehr mag.

    Es war eine Kritik der kommunalen Planungspolitik in bestimmten Regionen, die eben bestimmte Entwicklungen und historische Erfahrungen noch nicht durchgemacht haben. Das hat auch etwas mit wirtschaftlichen Entwicklungen zu tun, zweifellos. Aber wenn man den oben beschriebenen Abriss sieht, kann man das doch in diesem Forum nicht wirklich verteidigen oder als visionäre Stadtplanungspolitik rechtfertigen wollen, oder?

    Streicht man die dumme "Tirade"-Unterstellung, sagt "Dase" eigentlich exakt das, was ich auch gesagt habe:

    Zitat von "Dase"

    Weiterhin solltest du bei deiner Tirade nicht vergessen, dass eben der geringere Anteil an Baudenkmälern im Westen einen Verlust eines solchen besonders bedauernswert macht.

    Eben. Man steht in den beschriebenen Regionen möglichenfalls vor einer Entwicklung, die in Teilen des Westens schon früher stattgefunden hat, gegen die dann irgendwann opponiert wurde, als die Zustände unhaltbar wurden. Mit Hausbesetzungen usw. Insofern sind meine Worte vielmehr als Appell zu verstehen, diesen historischen Abstand besser mit einem großen Sprung "aufzuholen", von den 60ern in die 90er, diese Kurve früher zu nehmen, um möglichst viel an Substanz zu retten.

  • So, Heimdall hat nun erläutert, wie er seine Überlegungen verstanden wissen will und damit bitte ich alle, zurück zum Thema zu kommen.

    Falls den Mitdiskutanten das nicht ausreicht, bitte ich Sie, die Diskussion mit Heimdall per PN weiterzuführen. Hier im thread werden weitere sachfremde Beiträge ab sofort gelöscht.