Artikel zum Thema Rekonstruktion

  • Ist Architektur zwangsläufig politisch? Sind Rekonstruktionen rechts motiviert? Als Kunsthistoriker und Freund traditionellem Bauens kann ich den sehr steilen und provokanten Thesen von Stephan Trüby nicht folgen. Für mich sind Rekonstruktionen der Versuch, dem jahrzehntelangen Versagen der modernen Architektur und Stadtplanung etwas entgegen zu setzen. Architektur muss sich wieder am Wohlbefinden und den Wünschen der Menschen orientieren und nicht am Ego einer Elite aus Architekten und Stadtplanern.

    @tegula

    Hast Du bereits einen Versuch unternommen, Herrn Trüby direkt zu kontaktieren, ihn mit Deiner Haltung und Auffassung zu konfrontieren und eine Debatte darüber zu führen, sozusagen auf Augenhöhen von Fachleuten? Das Ergebnis fände ich interessant.

  • @zeitlos

    Ich fühle mich geschmeichelt, aber ich sehe mich nicht mit Herrn Trüby auf Augenhöhe. Er hat in der Thematik einen erheblichen Wissensvorsprung (wie viele andere hier auch). Ohne gründliche Recherche meinerseits werde ich da kaum bestehen können, weil mir der Background fehlt.

    Zudem sehe ich den Sinn nicht in der Aktion. Ihn von seinem Irrweg zu überzeugen, wird kaum möglich sein und ist daher auch kein realistische Zielvorgabe. Wichtiger ist es, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu gewinnen. Ich werde im September bei der Tagung von Pro Altstadt anwesend sein und mich dann möglicherweise mich der Thematik näher in einem Blogbeitrag beschäftigen. Aber ich bin mir meiner (noch) begrenzten Möglichkeiten an Reichweite durchaus bewusst, da wollen wir mal die Kirche im Dorf lassen.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Gegen Ideologie ist und war nie ein Kraut gewachsen. Diskussion leider Gottes zwecklos. Erst die Realität öffnet(e) ihnen erst die trüben Augen, aber stets, wenn es schon ein Blinder längst von Weitem sah. Die DDR Ideologen können ein (Baut auf) Lied davon singen!

    (Tegula, Du bist hier nicht damit gemeint - um nur kein Missverständnis zu verursachen.)

  • @zeitlos

    Ich fühle mich geschmeichelt, aber ich sehe mich nicht mit Herrn Trüby auf Augenhöhe. Er hat in der Thematik einen erheblichen Wissensvorsprung (wie viele andere hier auch). Ohne gründliche Recherche meinerseits werde ich da kaum bestehen können, weil mir der Background fehlt.

    Zudem sehe ich den Sinn nicht in der Aktion. Ihn von seinem Irrweg zu überzeugen, wird kaum möglich sein und ist daher auch kein realistische Zielvorgabe. Wichtiger ist es, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu gewinnen. Ich werde im September bei der Tagung von Pro Altstadt anwesend sein und mich dann möglicherweise mich der Thematik näher in einem Blogbeitrag beschäftigen. Aber ich bin mir meiner (noch) begrenzten Möglichkeiten an Reichweite durchaus bewusst, da wollen wir mal die Kirche im Dorf lassen.

    Ok, das Thema hat mir doch keine Ruhe gelassen und ich habe meine Gedanken in einem Blogbeitrag einfließen lassen, der meinetwegen auch als Gesprächsgrundlage dienen kann. Der Beitrag darf gerne geteilt, verlinkt, sonstig verbreitet und kritisiert werden. Wer ihn Trüby zukommen lassen möchte, kann es auch gerne tun. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass ihn das wirklich herausfordert.

    https://www.zeilenabstand.net/sind-rekonstru…isch-motiviert/

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  • Zum Text:

    Zitat

    Zitat Trüby:
    Wenn Rechte über Architektur sprechen, dann sprechen sie nahezu immer über Rekonstruktion. Mit dem scheinbar harmlosen Wiederaufbau beispielsweise einer Altstadt versuchen sie die Mitte der Gesellschaft zu erreichen.
    Mit dem Thema „Rekonstruktion“ können sich Rechte hinter einer scheinbar unpolitischen Fassade verschanzen – und dennoch höchst politische Fakten schaffen.


    Mit dem ersten Teil der Aussage mag ich noch konform gehen.

    Zur Verschwörungsparanoia Trübys möchte ich an dieser Stelle nichts hinzufügen.

    Die andere Aussage ist aber falsch. Ich empfehle interessierten Lesern unter anderem "Volker Mohr: Der Verlust des Ortes"

    Bitte keine Werbung. Link wurde entfernt.
    Der Moderator

    Da der Link entfernt wurde, Auszug aus dem linkfreien Werbungstext des Buches:

    Zitat

    Friedrich Georg Jünger ist deutlich weniger bekannt als sein berühmter Bruder Ernst, der als der „Chronist eines Jahrhunderts“ bereits den Rang eines Klassikers erreicht hat. Aber auch „FGJ“ hat eine Denk- und Traditionslinie begründet, und der Schweizer Schriftsteller und Philosoph Volker Mohr führt sie unverkennbar und originell fort. In seinem kaplaken über den „Verlust des Ortes“ umkreist er die Auswirkungen einer „Perfektion der Technik“ ebenso wie die daraus resultierende Entortung des Menschen und Vernutzung aller noch unberührten oder nur organisch in den Dienst genommenen Räume.

    Wer Mohr liest, begreift, warum der Mensch den Ort braucht und warum er ohne Ort herunterkommt und zur Verfügungsmasse einer Industrie für den Massenkonsum verkommt.

    2 Mal editiert, zuletzt von Heimdall (17. August 2018 um 14:04) aus folgendem Grund: Auf Bitte der Moderation statt Link Werbungstext eingefügt.

  • Hat eigentlich schon jemand diesen sehr schönen und maßvollen "Anti-Trüby" verlinkt?:
    http://www.faz.net/aktuell/rhein-…t-15587280.html

    Ein schöner, sachlicher Artikel, den ich bisher nicht auf der Agenda hatte. Es freut mich, dass man den Thesen Trübys deutlich widersprechen kann, ohne dabei persönlich zu werden. Geht doch.

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  • (...) Wenn nicht alles täuscht, ist die große Rekonstruktionswelle abgeklungen, in ganz Deutschland, aber auch in Frankfurt.(...)

    Na ja. Das kann man sehen, wie man will.


    (...) Das Gleiche gilt für den Wiederaufbau des Frankfurter Schauspielhauses, eines ziemlich mittelmäßigen wilhelminischen Gebäudes. (...)

    Geschmackssache. Im Vergleich mit der zeitgenössischen Architektur, war das ein ziemliches Schmuckstück.

    Witzig ist auch der Kommentar einer jungen Besucherin der neuen Altstadt. - Das erinnert an Münster, oder so. Also Städte, wo es eine richtig alte Altstadt gibt. ablachen:)

  • Das Irrlicht Trüby bekommt weiteren Gegenwind. In einem Artikel in der "Zeit" legt Wolfgang Voigt (stellv. Direktor des dt. Architekturmuseums) überzeugend dar, dass die Nazis entschiedene Gegner des Wiederaufbaus der historischen Altstadt Frankfurts waren. Für die Nazis sollten die Ruinen als Mahnmal für die "Verbrechen der Feinde" dienen, während für Trüby und Co. die deutschen Altstädte als angebliche Keimzelle des braunen Übels und zwecks Buße für Auschwitz heute keine Existenzberechtigung mehr haben. Wolfgang Voigt verdeutlicht dass die Nationalsozialisten alles andere als konservative „Reaktionäre“ waren, sondern vielmehr antibürgerliche, radikale Modernisten, die die deutschen Altstädte (als essenziellen Bestandteil der deutschen Identität und Kultur) verachteten und hassten. Bekanntermaßen bestanden die "Visionen" der Nazis aus monotoner Reisbrett-Gigantomanie mit zahlreichen, breiten Straßen (was beim Wiederaufbau in den 50ern dann ja leider auch oftmals Wirklichkeit wurde).
    Ob Herr Trüby weiß, in welchem geistigen Fahrwasser er sich da bewegt ??? :gehtsnoch: Erbärmlich !!

    :!: Hier der >> Link zur Zeit

  • Ich denke, das Problem geht tiefer. Aber es ist auch einfacher zu lösen. Die Rhetorik modernistischer Architekten ist sehr dogmatisch, aber wenn man sie systematisiert, kann man sehen, wie lächerlich und realitätsfern sie ist.
    Die meisten Argumente und Schlüsselpunkte ihrer Überzeugungen sind bekannt. Also widerlegen Sie sie eins nach dem anderen und plötzlich haben die modernistischen Fundamentalisten nichts mehr zu sagen. Aber wenn nur eine Stimme gehört wird, egal wie dumm sie ist - wird sie ernst genommen.
    Einige Beispiele:

    Modernistischer Mythos # 1 - Etwas im Geiste vergangener Zeiten zu entwerfen, ist regressiv und kann niemals moralisch gut sein.

    Widerlegung - Wenn dies der Fall ist, kann die gesamte Renassaince entlassen werden. In der Tat hat die Inspiration der Vergangenheit große künstlerische und kulturelle Errungenschaften und Werte gebracht. Und das ist mehr als einmal in der Geschichte passiert.

    Modernistische Mythen # 2 - Jede Rekonstruktion ist nicht vorzuziehen, es ist Disneyland und Fälschung der Geschichte.

    Widerlegung - Reko kann die Geschichte nicht fälschen, da sie Zerstörung und Erholung in der Struktur und der Hülle inhärent unterstreicht. Außerdem wäre es kindisch zu glauben, dass in modernen Zeiten, in denen Geschichte nicht verborgen ist, man sich nicht daran erinnern kann, wenn man nicht immer an die Ruinen erinnert. Die Rekonstruktion hat keine Idee, irgendjemanden zu täuschen (wer könnte wirklich ernsthaft davon ausgehen?). Es kann das vollständig unbeschädigte Original nicht ersetzen, ist aber eine zweitbeste Option. In der ursprünglichen Struktur hat sich schon wegen Alterung und Reparaturen alles verändert (Schiff des Theseus). Der Sinn einer Rekonstruktion besteht darin, einen Eindruck von der Struktur zu vermitteln, und ist nicht an Steine und Hölzer gebunden, die für sich genommen nur Baumaterialien sind.

    Modernistischer Mythos # 3 - Es ist nur eine Frage des Geschmacks.

    Widerlegung - Ja, genau, es ist Geschmackssache. Und eine große Mehrheit der Menschen bevorzugen traditionelle Merkmale, während abstrakte und minimalistische Merkmale in der Regel nur von einer kleinen Minderheit der Kunstkritiker geliebt werden. Darüber hinaus wurden viele Studien durchgeführt, die zeigen, dass traditionelle Architekturen einen viel besseren psychologischen Eindruck bei den Menschen hinterlassen, was diesen Punkt weiter beweist. Wenn wir also in einer demokratischen Gesellschaft leben, würde es Sinn machen, die Öffentlichkeit entscheiden zu lassen, denn im Gegensatz zu modernistischen Skulpturen und Performances sind die Menschen gezwungen, jeden Tag mit der Architektur zu interagieren.

    Modernistischer Mythos Nr. 4 - Es ist zu teuer, deshalb wäre es heute unmöglich, traditionelle Architektur zu bauen.

    Widerlegung - Wer Erfahrung in der Bauindustrie hat, insbesondere in Bezug auf Baukostenschätzungen und Verträge, weiß, dass dies nicht wirklich stimmt. Modernistische minimalistische Gebäude sind oft sehr teuer. Fassaden sind beispielsweise um ein Vielfaches teurer als Ziegel und Putz (pro Quadratmeter). Große und unregelmäßige Betonflächen sind auch nicht billig. In der heutigen Zeit erlauben die Entwicklungen in 3D-Druck und CNC-Systemen eine deutlich billigere Produktion, insbesondere in Bezug auf Ornamente. Zum Beispiel ermöglichen spezialisierte CNC-Holzbearbeitungsmaschinen zusammen mit neueren Konstruktionssoftware eine schnelle, industrialisierte und effiziente Produktion von personalisierten Fachwerkbauten.
    Als ein weiteres Beispiel erreichte der Bau der modernistischen Elbphilharmonie fast eine Milliarde Euro, während die Kosten des gesamten Wiederaufbauprojekts in Frankfurt Dom-Römer (zusammen mit Abrissen und Infrastruktur) weniger als 200 Millionen Euro für 35 Gebäude gekostet hatten. Mit einer korrekten Planung und Steuerung können in Zukunft noch mehr Einsparungen erzielt werden. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass traditionelle Designs nachhaltiger sind (verwenden Sie umweltfreundlichere Materialien), und wenn sie richtig entworfen sind, sind sie auch viel billiger in der Wartung. Noch wichtiger ist, dass sie 20 Jahre nach dem Bau für die Dauer gebaut und nicht abgerissen werden, was bei typischen modernistischen Gebäuden oft der Fall ist.

    Ich habe nur einige der Argumente umrissen. Ich bin mir sicher, dass mehr erfahrene Mitglieder es noch besser systematisieren könnten. Aber auch hier ist es sehr wichtig, bei jeder Gelegenheit zu sprechen - nur in diesem Fall werden die Öffentlichkeit (und in der Zeit die Politiker) den Mut haben, die richtige Seite zu wählen.

    P.S: Ebenso wichtig ist es, in Architect-Schulen Fuß zu fassen. Wenn jemand es intern ändern kann, ist es nur die Jugend. Es ist bekannt, dass Professoren dort ihren Schülern eine eigene Ästhetik aufzwingen. Programme, die an die Studenten gerichtet sind (wie die Förderung traditioneller Designverbände, Stipendien und Wettbewerbe für traditionelle Designs) wären langfristig sehr effektiv.

  • Ja, das Argument, die Geschichte würde durch Rekonstruktionen verfälscht werden, ist sowieso unendlich hanebüchen. Was ist denn Geschichte? Richtig, die Gesamtheit vergangener Geschehnisse. Die Rekonstruktion der Städte würde damit selbst zu Geschichte werden, das Rad dreht sich immer weiter und das Aufkommen eines neuen Zeitgeistes verfälscht nicht den vorangegangenen. Mit derselben Logik könnten wir übrigens auch das, was die modernistische Umgestaltung unserer Städte überhaupt möglich machte, als die größte aller Geschichtsverfälschungen bezeichnen, aber solche Argumente gelten halt merkwürdigerweise nur für das Erbe der Nachkriegszeit.

  • Folgender Artikel ist mir gerade in die Facebook-Timeline gerauscht. Ich dachte, ich teile ihn mal. Der Eingangstext lautete auf Facebook folgendermaßen:

    Allmählich nähert sich die Geschichtsvorstellung deutscher Stadtplaner derjenigen von Disneyland-Managern. Ein Unterschied: Sie bekommen dafür öffentliche Fördergelder.
    https://www.zeit.de/kultur/2018-09…-rekonstruktion?

    Mich hat erstaunt, dass die bisherigen Kommentare - vor allem auf FB, aber auch unter dem Artikel selbst - überwiegend pro Reko ausfallen. (Und das bei der ZEIT!)

  • Die Zeit hat einen durchaus differenzierten Blick auf Rekonstruktionen und wurde hier schon mehrfach auch mit ausgewogenen und positiven Artikeln zu Rekos zitiert. Dieser allerdings ist in der Tat wieder "alte Schule" mit dem sehr konstruiert wirkenden Widerspruch zwischen einem Mangel an sozialem Wohnungsbau und Rekos... dazu dann noch der übliche Schuss Rechtspopulismusvorwurf. Die Kommentare bis auf ein paar offenkundige Trollereien dann in der Tat eher pro Rekonstruktionen. Interessant finde ich v.a., dass sich auch viele Foristen, die bei anderen Themen klar linksliberal argumentieren (r. schwietzek z.B.) ebenfalls klar pro Rekos positionieren.

    Wäre nur zu schön, wenn der Versuch der ideologischen Modernisten, Stadtreparatur und Modernismuskritik als gestrig und latent rechts zu brandmarken, scheitern würde.

  • So so, noch so ein Trüby, allerdings ein nicht ganz Unbekannter: Philipp Oswalt hat schon vor zehn Jahren einen verbitterten Kreuzzug gegen das Berliner Stadtschloss geführt und üble, verleumderische Gerüchte über den Förderverein verbreitet. Nun kriegt also vor allem die Frankfurter Altstadt seinen geballten Hass zu spüren:

    Vor allem der Film von 2012 wirkt in seinem konservativen Gestus wie ein Relikt aus den fünfziger Jahren: Männliche Experten erklären Frauen das Projekt... Der Wertekanon des Projekts ist in seiner Haltung dem Manufactum-Warenhaus verwandt, es ist eine Art Manufactum-Architektur: kulturkonservative Idealisierung traditioneller Handwerkskunst und vergangener Zeiten gepaart mit historischen Narrativen und hohen Preisen... Weite Teile der Politik und der Medien unterliegen in einer Art Selbsthypnose der Aufmerksamkeitsblase, die sie selbst erzeugt haben. Doch die Altstadt Frankfurt ist keine überzeugende Antwort auf die drängenden Fragen des heutigen Städtebaus, sie ist Teil des Problems...

    Aha, argumentativ eigentlich nichts Neues, Altstadt und Rekonstruktion gleich reaktionäre Gesinnung und Adolf. Bedauerlich ist nur dass eine solche Figur für die Zeit dumpf-ideologische Besinnungsaufsätze schreiben darf, in Zeiten von Dönhoff und Schmidt wäre das wohl eher unwahrscheinlich gewesen.

  • Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern, von daher: einfach gleich wieder vergessen. Nicht soviel unverdiente Aufmerksamkeit für die Autoren, denen wohl selbst ihre schwindende Deutungshoheit bewusst ist. Zum Herbeischreiben eines Kulturkampfes reicht‘s jedenfalls nicht mehr.

    In dubio pro reko

  • Gestern war ich auf einer Tagung von Pro Altstadt. Moderiert wurde es von Wolfgang Hübner, unter anderem hielt Dr. Claus Wolfschlag einen Vortrag. Ich kam zwar nicht dazu persönlich mit ihnen zu reden, aber ich kann Euch sagen, dass sind ganz normale Menschen. Mir sind in meinem Leben schon einige Ideologen und Fanatiker über den Weg gelaufen, deshalb habe ich ein Gespür dafür. Die sind es nicht!
    (Nebenbei bemerkt, ich interessiere mich auch nicht, was jemand vor 20 Jahren gemacht hat)
    Der Oberknaller war am Schluss Leon Krier. ("Alles Verbrecher", hihi).

    Beauty matters!

  • Schöner Artikel von Rainer Haubrich, in dem er bedeutende Rekonstruktionen Revue passieren lässt (leider hinter einer Bezahlschranke):

    Architektur und Geschichte
    Rekonstruiert wurde immer – zum Glück!

    Berliner Schloss und Frankfurter Altstadt sind die prominentesten Beispiele einer Reihe von Rekonstruktionen der jüngeren Zeit. Für viele Architekten ein Unding. Dabei werden prägende Bauwerke seit Jahrhunderten wieder aufgebaut.

    Das Jahr 2018 wird in die deutsche Architekturgeschichte eingehen. 68 Jahre nach der Sprengung des Berliner Schlosses wurde im August die barocke Pracht des rekonstruierten Schlüterhofes enthüllt, und Frankfurt feiert Ende September die Rückkehr der im Zweiten Weltkrieg ausradierten Altstadt zwischen Römer und Dom.
    [...]

    https://www.welt.de/debatte/kommen…zum-Glueck.html

  • Hier ist zum Thema noch ein Artikel der Deutschen Welle. Ein Interview mit Herrn Moritz Röger, ein Kunsthistoriker, der für das Deutsche Architekturmuseum arbeitet.

    https://www.dw.com/de/rekonstrukt…rall/a-45774578

    Zitat von Moritz Röger

    (...) Natürlich gab es in der Architektur immer Bezüge auf Vergangenes. Aber die Forderung, etwas herzustellen, so wie wir es von alten Bildern her kennen, dieser Rückbezug auf etwas Untergegangenes, das ist der falsche Weg. Architektur ist mehr als ihre Fassade. (...)

    Zitat von Moritz Röger

    (...) Und noch etwas fällt auf, zum Beispiel in der Debatte um die historische Mitte von Potsdam: Hier verschwindet das architektonische Erbe der Nachkriegszeit und der DDR, und damit auch ein Teil der Geschichte. Interessant ist, welche Teile der Geschichte aus den Städten verschwinden und welche Teile man sich zurücksehnt. Die Frage ist doch, was für eine Identität damit aufgebaut wird. (...)