Artikel in der" Welt am Sonntag" vom 20. Februar 2005
"Das Lager der Befürworter ist diffus: In ihm sammeln sich Reaktionäre und Nostalgiker, Traditionalisten und Hypermoderne. Letztere sehen in der Reproduzierbarkeit großer Architektur ein letztes Versprechen der Moderne eingelöst."
Die verkrampfte intellektuelle Verquastheit solcher Artikel läßt mich doch immer wieder erschauern. Mit welch einer Kreativität hier an den naheliegendsten Zusammenhängen vorbeigeschrieben wird, ist schon beachtenswert.
Warum kommt man nicht darauf, daß eine dichte Stadt mit "klassisch" verzierten Fassaden schlicht und einfach dem Geschmack womöglich einer Mehrzahl der Menschen entspricht? Warum wurde jahrtausendelang höchstens bei den Häusern der Armen so schlicht gebaut wie heute für teures Geld; war man die ganze Zeit geschmacksveirrt?
Wer an Bunker oder Glaskästen erinnernde Bauten häßlich findet, kann doch gar nicht anders, als bei klassischer Architektur zu landen, weil es nun mal leider im 20. Jh. diesen großen Bruch in der Baukultur gab bzw. ihren Niedergang. Man muß also weder Nostalgiker oder hypermodern sein, sondern einfach nur Sinn für Ästhetik haben und diesen radikalen Bruch ablehnen. Vor lauter Theoretisierung scheint man solche simplen Erklärungsversuche gar nicht ins Auge zu fassen. Wenn ich an die geistigen Luftschlösser denke, die man sich in der Szene dieser Architekten und Stadtplaner teils aufbaut, frage ich mich, ob man sich mit solcher Bodenständigkeit womöglich unfein vorkäme.
Beim Lesen des Artikels gewann ich wieder einmal den Eindruck, daß das Ornament gar nicht verschwunden ist, sondern sich jetzt in den Gedankengängen der Planer wiederfindet. Selbst hinter dem primitivsten Betonklotz scheinen heute Visionen auf dem Niveau einer Dissertation zu stehen. Einfach nur Schönheit bedingt intellektuelle Bedeutungslosigkeit und damit fehlende Anerkennung der Fachwelt.
Kommentare der Architekturstudenten hier im Forum zu dieser Spekulation?