Rekonstruktionsmythos Polen

  • Zitat von "Exilwiener"


    Incidentally, Zamosc be a very beautiful city. Unfortunately, even very far away. A friend of mine where he was born during the war, when the city the name disadvantageous "Himmler City" contributed ...

    du solltest keine online-übersetzer verwenden :zwinkern:
    aber schön, dass mal jemand auf die polnischen beiträge antwortet!

    kircholm
    thx for the very nice pictures of poland. i was in wroclaw last weekend and it was my first time in poland and i was really impressed. and i've also read a lot about zamosc in my tourist guide. seems to be an amazing town. what happened in 1887? why was the church destroyed by the russians?

  • Also die genaue Geschichte der Zamoscer Kirche kenne ich nicht, im allgemeinen aber wurde die katholische polnische Kultur im russischen Teil Polens im 19. Jh. am staerksten unterdrueckt. In Preussen gab es den Kulturkampf, aber die Kirchen blieben doch stehen. Es gibt eine Geschichte, dass im russischen Teil Polens die Doerfer eigens aus Holz gebaut werden mussten, damit die Russen sie im Fall eines Aufstands besser niederbrennen konnten..

    Im uebrigen scheint es mir nur angebracht, sich in diesem Forum auf Deutsch zu aeussern, nicht auf so schlechtem Englisch. Auch duerften nur die wenigsten hier der polnischen Sprache maechtig sein, ich leider auch nicht.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Zitat von "aurinko83"


    kircholm
    thx for the very nice pictures of poland. i was in wroclaw last weekend and it was my first time in poland and i was really impressed.

    As I previously said: Wroclaw is very impressive at first, especially if you keep the German reconstruction efforts in mind, but if you look closer and read more about it you realize that there are some major flaws. For instance:
    - the market place, the showcase of the city, was less heavily destroyed and therefore isn't a good example of the reconstruction of the city
    - the surrounding streets and places give a mixed picture. Have a look at Nowy Targ, that's something you thankfully cannot find in any German city.
    - the churches were Polonized. Destroyed churches were rebuilt without any interiors younger then Gothic style (which was considered Piast=Polish), and preserved (even Baroque!) interiors in undestroyed churches were often removed.
    - parts of the old town, the so called "Ohlen", were leveled for bigger and new streets. These "Ohlen" happened to be the most beautiful part of the city.

    Of course the city still looks much more spectacular then any German city with the same grade of destruction, but these ideology based efforts in Poland after the war should be mentioned.


    So, wer will kann das übersetzen, auch gern mit Babelfish. :zwinkern:

  • Zitat von "Karasek"

    Have a look at Nowy Targ, that's something you thankfully cannot find in any German city.

    yes, i got a bit lost as i didn't had a proper map of the town and ended up at nowy targ first. i was really shocked to say the least. but fortunately, it became much better afterwards when i continued towards the ostrow tumski and the rynek :)

    bin mal bei englisch geblieben, damit der kircholm auch etwas von der diskussion mitbekommt

  • “Once in full control, the occupying soldiers put the ruined city to the torch. From 7 May, the shattered wreck of Breslau was deliberately set alight. Gangs of looters ran from street to street, ransacking the war-damaged houses [...], spilling petrol and starting fires that raged for days and smouldered for weeks. On 10 May, the priceless book collection of the University Library, stored in the Church of St Anne for the duration of the siege, went up in flames. On 15 May, huge conflagrations reduced the Museum in Castle Square to ashes, and triggered an explosion that demolished that demolished the twin towers of Mary Magdalen’s Church.”

    Microcosm: Portrait of a Central European City by Norman Davies and Roger Moorhouse

    Wenn ich dieses Fragment ( dedicated to Anglophiles) lese, habe ich den Eindruck, dass Breslau nicht so schlecht aussieht.
    Ich würde auch sagen, dass die Kirchen Breslau sind nicht perfekt wiedreaufgebaut worden.
    Es ist aber sehr schwierig prachtvolle barocke Innenausstattung zu rekonstruieren auch in Deutschland, wo es keine Piasten gab. Der Dom zu Würzburg ist ein gutes Beispiel.

    PS. Von einem Monat habe ich Kloster Leubus besichtigt. Ich war völlig begeistert und ich bin der Meinung, dass es eine der schönsten Barockanlagen Europas ist, unglücklicherweise
    in vernachlässigtem Zustand. Es gibt nur drei oder vier renovierte Säle, die besonders wertvoll sind. Die Kirche ist ganz leer. Um mich zu martern habe ich Fotos unter bildindex.de gesehen.
    Ich empfehle die Reise nach Leubus, weil das Kloster wirklich sternflammend (ich konnte kein besseres Wort finden) ist.

    Forse un giorno il cielo avrà pietà di me.

  • In Leubus haben AFAIk erst die Russen gewütet, danach haben die Polen es ausgeräumt. Die meisten Kunstwerke sind z.B. nicht zerstört sondern über ganz Polen verteilt. Die Mehrzahl der Bilder Willmanns hängt in Warschau und Umgebung, das Gestühl ist irgendwo nahe der ukrainischen Grenze, der Rest ist in Museen in Breslau und Warschau. Das heißt immerhin das das Kloster wiederherstellbar wäre.
    PS: ich hatte hier auch mal 'ne kleine Galerie reingestellt.

    Zu Breslau: dort muß man stark differenzieren. Die am meisten zerstörten Stadtteile, die gründerzeitlichen Vororte, sind modern wiederaufgebaut worden, und die eigentliche Altstadt bietet ein durchwachsenes Bild. Die meisten Leuten wissen einfach nicht wie groß die Altstadt überhaupt mal war, weil das heute im östlichen Teil überhaupt nicht mehr ersichtlich ist.

    Hier mal paar Bilder des Ringes in Breslau direkt nach dem Krieg. Kurfürstenseite des Ringes (alle Aufnahmen zw. 1945 und 1950):
    http://wroclaw.hydral.com.pl/15913,foto.html\r
    wroclaw.hydral.com.pl/15913,foto.html
    Goldene Becherseite:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/35117,foto.html\r
    wroclaw.hydral.com.pl/35117,foto.html
    http://wroclaw.hydral.com.pl/34626,foto.html\r
    wroclaw.hydral.com.pl/34626,foto.html
    Grüne Röhrseite (im Hintergrund rechts der Dom, links davon die Kreuzkirche. Ganz im Vordergrund der Innenblock am Rathaus):
    http://wroclaw.hydral.com.pl/114371,foto.html\r
    wroclaw.hydral.com.pl/114371,foto.html
    Naschmarktseite:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/000953,foto.html\r
    wroclaw.hydral.com.pl/000953,foto.html

    Nun der Salz- oder Blücherplatz:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/94465,foto.html\r
    wroclaw.hydral.com.pl/94465,foto.html
    http://wroclaw.hydral.com.pl/54347,foto.html\r
    wroclaw.hydral.com.pl/54347,foto.html
    http://wroclaw.hydral.com.pl/114374,foto.html\r
    wroclaw.hydral.com.pl/114374,foto.html (gutes Bild!)

    Im Vergleich dazu der nicht wiederhergestellte Neumarkt:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/114433,foto.html\r
    wroclaw.hydral.com.pl/114433,foto.html
    http://wroclaw.hydral.com.pl/006248,foto.html\r
    wroclaw.hydral.com.pl/006248,foto.html
    http://wroclaw.hydral.com.pl/000871,foto.html\r
    wroclaw.hydral.com.pl/000871,foto.html

    Der später abgerissene Teil des preussischen Schlosses:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/74685,foto.html\r
    wroclaw.hydral.com.pl/74685,foto.html

    Das bedeutendste Palais der Stadt, das Palais Hatzfeld, nach 1945 und vor dem Abriss:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/000245,foto.html\r
    wroclaw.hydral.com.pl/000245,foto.html

  • Habe übrigens Gestern gehört, dass in den nächsten Jahren 800000 Wohnungen in Polen abgerissen werden müssen - weil sie nicht saniert werden können, der Zustand ist einfach zu schlecht. Altbauten und Plattenbauten, z:B. in Lodz.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Wenn die wichtigsten Elemente der Innenaustattung noch existieren, wird die eventuelle Sanierung nicht so schwer. Mir scheint aber, dass die Restitution immer problematisch ist.
    Ich glaube, die Russen haben auch sehr viele Kunstwerke mitgenommen. Es ist schwer zu sagen, was wirklich zerstört wurde. Ich habe gehört von vielen geraubten Kunstwerken, die in russischen Museen gelagert werden (und werden da auf Ewig bleiben).


    Zum Thema 2:
    Die Sanierung der polnischen Städte, die während der kommunistische Epoche so vernachlässigt wurden, ist kein gutes Phänomen. Es ist immer einfach abzureißen.

    In ?ód? werden sehr viele Gebäude abgerissen, aber der Ersatz ist fast immer schlechter.
    Das historiche Zentrum von ?ód? ist nicht so alt (die Stadt entwickelte sich seit 1850) und die meisten abgerissenen Gebäude waren keine Meisterweke, aber gut als Hintergrund. O tempora, o mores!

    Forse un giorno il cielo avrà pietà di me.

  • Zitat von "Scélérat"

    Wenn die wichtigsten Elemente der Innenaustattung noch existieren, wird die eventuelle Sanierung nicht so schwer. Mir scheint aber, dass die Restitution immer problematisch ist.
    Ich glaube, die Russen haben auch sehr viele Kunstwerke mitgenommen. Es ist schwer zu sagen, was wirklich zerstört wurde. Ich habe gehört von vielen geraubten Kunstwerken, die in russischen Museen gelagert werden (und werden da auf Ewig bleiben).

    Die Geschichte beweglicher Kulturgüter ist interessant. Zuerst haben die Russen und Polen vieles direkt nach dem Krieg zerstört. Ich bin mir allerdings gar nicht sicher ob die Russen so vieles als Reparationsware mitgenommen haben, denn es wurde kräftig entdeutscht so dass die Lage heute unübersichtlich ist. So wurden bspw. ziemlich viele Bibliotheken aufgelöst und nach Innerpolen verschafft. Prominentestes Beispiel ist da die Schaffgotsche Bibliothek in Bad Warmbrunn, einst die größte deutsche Privatbibliothek. Deren Bestände wurden getrennt und auf diverse andere Bibliotheken mit vom Krieg reduzierten Beständen verteilt. So hat Warschau heute bspw. einen größeren Bestand an Silesica als ganz Schlesien. Die Bibliotheksbestände der großen schlesischen Gymnasien (in der Renaissance hatte Schlesien die meisten und besten Gymnasien im deutschsprachigen Raum) sind alle in Polen zerstreut, dito für die bedeutendsten Ratsbibliotheken. Die Museumsbestände wurden nach dem Krieg tonnenweise nach Innerpolen verschafft und lagern heute in Depots. Wer die Museumslandschaft dieser Gebiete kennt weiß wie viel bisher zurückgekommen ist.

  • Wie man an Breslau 1945 sieht: nichts geht eben über einen soliden britischen Flächenangriff...
    Da kann eine mehrwöchige russische Belagerung eben nicht mit.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat von "ursus carpaticus"

    Wie man an Breslau 1945 sieht: nichts geht eben über einen soliden britischen Flächenangriff...
    Da kann eine mehrwöchige russische Belagerung eben nicht mit.

    Nicht immer: siehe Neubrandenburg, Frankfurt/Oder, Stolp, Kolberg, Neisse usw.

    Die Russen haben ja oft die Städte nach der Eroberung angezündet (warum, eigentlich?)

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Ok. Ich werde nichts dazu sagen. Aber Breslau sieht doch wirklich beschissen aus in 1945. Die Russen kamen durch das sehr schön ausgelegte gründerzeitliche Südwestliche Stadtteil. Die Verwüstungen waren dort schlimm. Aber auch im Nordosten standen damals prächtige Gründerzeitler an breite Boulevards die für Flugzeugen (Nachschub) der Luftwaffe gebraucht wurden wann Breslau belagert war.

  • Zitat von "Däne"

    Nicht immer: siehe Neubrandenburg, Frankfurt/Oder, Stolp, Kolberg, Neisse usw.

    Die Russen haben ja oft die Städte nach der Eroberung angezündet (warum, eigentlich?)


    Angeblich als Sanktion für erbitterten Widerstand.
    Frage nach dem Warum ist eigentlich sinnlos. Warum haben die Briten Städte unabhängig von Eroberung und strategischer Notwendigkeit zerstört?

    Aber gibt s eigentlich Bilder von diesen zerstörten Städten? Ich kenn keine. Ich mein, dass sie nicht so schlimm ausgesehen haben wie DD oder Nürnberg.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • sogar die Marienburg, ein Symbol der "germanischen Ostsiedlung" wurde 1:1 wiederaufgebaut.


    Das ist so nicht ganz richtig. Gerade die Marienburg sollte vornehmlich als polnischer Piastensitz wiederaufgebaut werden in vollkommener Negierung der deutschen Geschichte. Hier wurde sehr viel Ideologie mitverbaut. Die Polen ließen auch viele deutsche Altstädte gezielt verrotten und abreißen wie in Liegnitz geschehen. Der polnische Wiederaufbau und die Denkmalpflege taugen nicht unbedingt nur als Vorbild. Auch wurde der historische Ring von Ratibor nach dem Krieg zum polnischen Rynek umgestaltet. Mit dem Vorkriegszustand hat dieser idologische Wiederaufbau wenig zu tun.

    Vorher:
    http://ratibor24.files.wordpress.com/2013/03/rynek-22222.jpg

    Nachher:
    http://ottitz.de/Ratibor-Ring.jpg

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • @Pfälzer_Bub: mag ja sein... Auch der deutsche Denkmalschutz mag besser sein, aber was hat er denn noch groß zu schützen?

    Die Kernaussage jedenfalls stimmt! Polen hat mehr aus seinen Städten gemacht als wir. Obwohl es ein armes Land war. Ich möchte nicht wissen wie Danzig, Posen oder Breslau aussehen würden, wenn es noch deutsche Städte wären.

    Für weniger Ideologie!

  • Ja... aber dageben stehen Liegnitz, Hirschberg, Glatz, Greiffenberg, Wünschelburg, Reichenbach uva. Erhaltene, böswillig großflächig zerstörte Altstädte. Nein, das polnische Modell taugt nicht viel. Im besetzten Deutschen Osten wurden einige Starobjekte seitens eines totalitären Regime herausgepickt und einer neuerfundenen Geschichtsbetrachtung unterworfen. Wo das nicht funktionierte, gab es Verfall und Abriss.
    In der DDR blieben hingegen die Klein- und Mittelstädte bestens erhalten. Der Wiederaufbau der Gropstädte ging wie im Westen daneben, diesbezüglich könnte man das polnische Modell Danzig, Posen und Warschau zum Vorbild nehmen. Breslau weniger. Da wurde viele sakrale Kunst zerstört oder verschleppt. Auch war der Zerstörungsgrad nicht so besonders hoch. Eventuell hätte auch die DDR den Ring einigermaßen hingekriegt. Die restliche Breslauer Altstadt gibt eh nicht viel her.

    So einen Frevel à la Berlin hätten die Polen allerdings niemals gemacht, auch nicht mit einem deutschen Hohenzollernschloss in ihrem Machtbereich, das stimmt allerdings, und so weit ist dem Artikelschreiber beizupflichten.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.