Berlin - Potsdamer Platz

  • Bis 1994 wurd all sommerlich ein Mittelalterdorf auf dem Potsdamer Platz aufgebaut, ich hätte mir gewünscht daß dies erhalten geblieben wäre. Es war recht authentisch und wäre für die Stadt Berlin der absolute Magnet gewesen. Aber gut, man zog es halt vor, den Potsdamer Platz zu verscheußlichen.

  • Der Potsdamer Platz ist OK, auch wenn dort nie wieder so eine urbane Atmosphäre wie vor dem Krieg aufkommen wird. Wirklich erbärmlich ist allerdings die Bebauung am Leipziger Platz. Bis auf das Mosse-"Palais" völlig phantasie- und ausdruckslose Aneinanderreihung von Rasterfassaden. Wie man die städtebauliche Chance, einen zentralen innerstädtischen Platz wieder aus dem Nichts mit repräsentativer Architektur zu bebauen, so vergeben konnte, verstehe ich bis heute nicht.

    In dubio pro reko

  • Man stelle sich einmal vor, Potsdamer und Leipziger Platz wären mit einem Mix aus Rekos und angepassten Füllbauten analog zum Dresdner Neumarkt wiedererstanden. Das Ensemble wäre damit das Berliner Stadtzentrum und eine städtebauliche Attraktion von europäischem Rang geworden. Es wäre so einfach gewesen, es gab keinen Bestand aus mediokren Nachkriegsbauten auf den man Rücksicht hätte nehmen müssen.

    Es war nicht gewollt, stattdessen hat hier die Moderne alle Chancen bekommen, zu zeigen, was sie kann - das Ergebnis ist trotz enormen technischen und finanziellen Aufwands zu 80% dürftig.

    Tagesspiegel - Das kalte Herz von Berlin

  • Als Erstes würde ich das Haus Vaterland zurückholen.
    Dann das Hotel Fürstenhof rekonstruieren.
    Gleichzeitig den Anhalter Bahnhof wiederaufbauen.
    Zudem in die alte Potsdamer Straße eine historische Straßenbahnstrecke integrieren, die ganz klassisch mit Wagen mit Rollenstromabnehmern betrieben wird (in gelb-weiß, T24/B24 + U3L - als Nachbau oder vom Technikmuseum als betriebfähige Dauerleihgabe).
    Kollhoffhaus und Sony-Center bleiben, Debis bekommt andere Fassade.
    Das Haus Rheingold wird neu eröffnet, die beiden Torhäuser kehren auf den Leipziger Platz zurück. So wie die Straßenbahn. Die Frontfassade des Potsdamer Bahnhofs wird wiederaufgebaut. Damit entsteht überhaupt erst die bis heute fehlende Platzsituation. Falls möglich, sollte auch das Palasthotel wiederkommen und die Mall könnte die historische Frontfassade zurückerhalten.

    Das wäre hoch interessant, falls jemand dazu eine Visualisierung erstellen könnte...

  • Träume sind Schäume...

    Ansonsten, @HelgeK, Zustimmung. Und trotzdem gibt es selbst in diesem Forum immer wieder Leute, die meinen, die modernistischen Architekten sollten weitere "Spielwiesen" erhalten, also noch mehr städtische Flächen zu Verfügung gestellt bekommen.

    Immerhin ist die städtebauliche Struktur wieder hergestellt worden. Und manches am Potsdamer Platz ist immerhin interessant. Es hätte alles noch schlimmer kommen können. Architektonisch finde ich z.B. was auf der Fischerinsel/Alt-Cölln veranstaltet wird, weit verheerender.

  • Wirklich erbärmlich ist allerdings die Bebauung am Leipziger Platz. Bis auf das Mosse-"Palais" völlig phantasie- und ausdruckslose Aneinanderreihung von Rasterfassaden. Wie man die städtebauliche Chance, einen zentralen innerstädtischen Platz wieder aus dem Nichts mit repräsentativer Architektur zu bebauen, so vergeben konnte, verstehe ich bis heute nicht.

    Sehe ich ähnlich. Der Platz als solcher funktioniert aber und ist meistens sehr belebt. Wirklich unbefriedigend ist die Gestaltung des Platzes selber. Die Grünflächen hätte man besser aufteilen können. Die Torbauten sollten ja eigentlich kommen und waren sogar in den vom Senat veröffentlichten Plänen zu sehen, warum sie dann doch nicht kamen . . . wer weiß? Außerdem wären Brunnen hilfreich. Mir persönlich hätte es ja gefallen, wenn man das Freiherr-vom-Stein- und Hardenberg-Denkmal dort aufgestellt hätte . . .

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • :gehtsnoch:
    Das ist vollkommen irrelevant.
    Lösungsvorschläge zu verfahrenen Problemen sind in der Managementpraxis nicht zu bewerten, sondern konstruktiv weiterzuentwickeln.

  • Es ist aber auch nicht sinnvoll einfach nur eine Liste von nicht mehr bestehenden Gebäuden an einem Platz zu machen und deren Rekonstruktion zu fordern ohne Rücksicht auf die bestehenden Gegebenheiten.

    Der Potsdamer Platz in seiner jetzigen Gestalt ist nun mal eine Berliner Sehenswürdigkeit von Internationaler Bekanntheit und Ziel aller Berlintouristen.

    Auch wenn im Vergleich vielen die Vorkriegsbebauung besser gefällt, muss man doch einräumen, dass sich die Bebauung als eine der gelungeneren der Nachwendezeit darstellt.

    Eine Rekonstruktion der Vorkriegsbebauung wird somit kaum von einer Mehrheit befürwortete werden, eher im Gegenteil.

    Von der Forderung nach vollkommen unrealistischen - und im vorliegenden Fall auch nicht wünschenswerte- Rekonstruktionen sollte man absehen, um die Forderung nach (in Berlin sicher an vielen Stellen notwendiger) Stadtreparatur (einschließlich Rekonstruktionen) nicht der Lächerlichkeit preiszugeben.

  • Von der Forderung nach vollkommen unrealistischen - und im vorliegenden Fall auch nicht wünschenswerte- Rekonstruktionen sollte man absehen, um die Forderung nach (in Berlin sicher an vielen Stellen notwendiger) Stadtreparatur (einschließlich Rekonstruktionen) nicht der Lächerlichkeit preiszugeben.

    Gutes Statement!

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • Ganz und gar nicht.
    Der Tagesspiegel-Artikel bezieht sich auf ein kaltes Herz in Berlin. Nun sollte man überlegen, was zu tun ist, damit dieses ganze Ensemble, welches zu den schlechtesten Bauprojekten überhaupt gehört, Flair bekommt.
    Dieses hat aber mit Aufwand zu tun. Mit dreidimensionalen Fassaden, mit Abwechslung, mit Geschichten und Geschichte und eben auch mit Lebensqualität.

    Die Moderne kann dazu nichts beitragen. Das ist allgemein bekannt. Die Energie, welche in ein solches Gebäude fließt, wird bald vergebens sein, wenn ein Abriss oder Änderung notwendig wird. Deshalb wäre es legitim zu fragen, wie kann man diesen Unort in irgendeiner Weise verbessern.

    Dazu habe ich einen ersten Vorschlag gemacht. Nichts mehr und nichts weniger. Denn hier bedarf es grundlegender Änderungen. Die Langeweile von heute geht gar nicht. Und dass viele Nutzungen offenbar wirtschaftlich nicht mehr darstellbar sind, sieht man an den zahlreichen Grundsatzentscheidungen gegen diesen Platz.

  • Nun sollte man überlegen, was zu tun ist, damit dieses ganze Ensemble, welches zu den schlechtesten Bauprojekten überhaupt gehört,


    Wenn Du natürlich der Auffassung bist, der Potsdamer Platz in seiner jetzigen Gestalt gehört zu den schlechtesten Bauprojekten überhaupt, ist deine Forderung natürlich konsequent. Ob sich dieser Meinung allerdings viel anschließen werden, halte ich doch für sehr fraglich.

    Die Langeweile von heute geht gar nicht.

    Man kann über den Potsdamer Platz sicherlich viel sagen, aber dass die Menschen die sich dort aufhalten langweilen, sicher nicht.

  • Was ist am PP so großartig?
    Das Sony-Center? Dort wird das Premierenkino schließen. Aus die Maus. Wozu da noch hingehen?
    https://www.bz-berlin.de/berlin/mitte/c…-jahres-das-aus
    Gegenüber in den Arkaden hat der Ladenmix gegenüber der Anfangszeit deutlich nachgelassen. Pure Langeweile.
    Stella Musical - außer Herren in blau und 1/2 Sachen nix.
    Die Spielbank braucht man nicht.
    Bleiben Hotels, das Weinhaus Huth und der Bahnhof.
    Gegenüber am LP steht eine völlig übergehypte Mall voller Läden, die es anderswo auch gibt.
    Der Rest ist keine Erwähnung Wert.

  • Es geht doch gar nicht darum, ob man nun den Potsdamer Platz hübsch oder hässlich findet. Es geht darum, dass solche Träumereien extrem unrealistisch sind. Und damit schaden solche Forderungen dem berechtigten Anliegen nach Stadtreparatur, weil sie alles in den Bereich des geistigen Narrensaums ziehen. Wie "Andreas" ganz richtig formuliert hat.

    Unrealistisch, weil...

    1. Die Bauten am Platz sind zumeist keine 20 Jahre alt. Am Leipziger Platz sind sie teils noch jünger. Dort wird gerade das letzte Haus errichtet. Es ist reichlich unrealistisch, von ihrem absehbaren Abriss auszugehen.

    2. Außerdem haben die Häuser unterschiedliche Eigentümer, so dass es ebenfalls unrealistisch ist, davon auszugehen, dass alle Eigentümer einfach mal ihr Kapital vernichten möchten, ihre Häuser abreißen, um dann weit kleinere Gebäude mit weniger vermarktbarer Fläche wieder zu errichten. Davon ist nur auszugehen, wenn sie über einen IQ unter 60 verfügen oder so viel Geld haben, dass es ihnen Spaß macht, es einfach zu verbrennen. Und das noch in Absprache miteinander.
    Aktuell gehört ein großer Teil des Areals dem kanadischen Immobilienunternehmen Brookfield. Genauer gesagt einer seiner Tochtergesellschaften zusammen mit deren Joint-Venture-Partner, dem südkoreanischen Staatsfonds. (Siehe hier) Die dahinter stehenden weltweiten Anleger werden sich freuen, wenn ihr Geld für Rekonstruktions-Liebhabereien vernichtet wird.

    3. Vielleicht ist aber "Goldstein" der reichste Mensch der Welt und hat kein Problem damit, Brookfield und den anderen Eigentümern das Areal abzukaufen und dort großflächig zu rekonstruieren. Dann kann man ihn schon mal darauf hinweisen, welche Kosten auf ihn zugekommen wären, wenn er die Idee bereits vor 12 Jahren verfolgt hätte: Insgesamt um die vier Milliarden Euro. (siehe hier) Da hiervon zwei Drittel die Baukosten waren, sprechen wir aber nur von 2,6 Milliarden Euro. Mittlerweile aber sind die Baukosten gestiegen, so dass vielleicht von 6 Milliarden Euro ausgegangen werden dürfte. Dabei reden wir noch nicht von den Abrisskosten und schon gar nicht vom Leipziger Platz. Aber, das schüttelt ein APH-Forum-Diskutant doch aus der Portokasse, während er seine Visionen in die Tasten haut. Vielleicht übernimmt ja Stadtbild Deutschland auch einen Großteil der Kosten.

    Soviel dazu...

  • Wir hatten in Stuttgart auch einen Platz der Architekturpreise erhielt und von der Fachpresse hochgelobt wurde: den berühmt-berüchtigten „Kleinen Schlossplatz“, ein Projekt des berühmt-berüchtigten OB Klett. Nach etwas mehr als 30 Jahren war das Betonmonstrum wieder weg, bedauert hat das niemand. Für PP und LP ist also noch etwas Geduld gefragt, bis die Architektur erwartungsgemäß wieder zur Disposition steht. Nachtrauern würde ich keinem der Gebäude aus jüngerer Zeit, nichtmal dem Kollhoff-Tower. Das ist alles einfach nicht die Architektur die mein Herz bewegt, ganz im Gegensatz zu den herrlichen Ansichten aus Vorkriegszeiten, wo ich mich am liebsten in das weltstädtische Getümmel stürzen würde. Einmal das Haus Vaterland von innen sehen, oder das Weinhaus Rheingold...

    In dubio pro reko

  • "Königsbau", in der Tat. Und ich will nicht missverstanden werden. Selbstverständlich können wir hoffen, dass eines Tages vielleicht eine andere Bebauung folgen wird, vielleicht auch die ein oder andere Rekonstruktion. Ich selbst habe gar nichts dagegen. Aber, das steht erst dann zur Debatte, wenn von Seiten eines der Eigentümer eine Neubebauung in Aussicht gestellt wird. Vorher aber ist es müßig und eben auch kontraproduktiv, irgendwelche Maximalforderungen nach dem Motto "heute wünsche ich mir" aufzustellen, für die keinerlei mikroskopischer Ansatz zu Realisierungsmöglichkeiten besteht. Das wäre, als würde ich fordern, die gesamte Pforzheimer Innenstadt einfach mal abzureißen und dann altstädtisch neu zu bebauuen. So schön es wäre, es hat nichts mit einer Politik des Machbaren zu tun. Und schnell wird man dann auch von Politik und Medien nicht mehr ernst genommen. Insofern plädiere ich dafür, den Potsdamer Platz erst mal ruhen zu lassen und abzuwarten, bis sich dort wieder mal etwas tut. Machbar wäre indes, die Torhäuser auf dem Leipziger Platz wieder zu errichten. Notfalls etwas transloziert und durch gläserne Anbauten erweitert. Hierfür würde es sich schon eher lohnen, Hirnschmalz und Energien zu verwenden. Und sobald etwas machbar ist, gehöre ich zu den letzten, die sagen "Da ist doch eh alles verloren".

  • OK, ich weiß, dass Abriss und an historischen Vorbildern orientierter Wiederaufbau unrealistisch sind. Und ich gebe Dir Recht, dass die Forderung danach wahrscheinlich kontraproduktiv wäre.

    Dennoch, solche Artikel wie der im Tagesspiegel weisen darauf hin, dass aus dem Thema für unsere Sache Honig zu saugen ist! Immer dann, wenn andernorts "Mut zu einer modernen Lösung" gefordert wird, kann man auf diesen Platz verweisen und sagen: Seht, Ihr habt dort die Creme der internationalen Vertreter der Moderne einfach mal machen lassen, mit faktisch unbegrenzten Budgets. Ein Ort des Lebens, der Urbanität ist dennoch nicht entstanden. Ihr könnt es einfach nicht.

  • Der Potsdamer Platz wurde bereits vor der Kriegszerstörung kräftig modernistisch umgebaut, bekanntestes Beispiel war das Columbus-Haus. Interessant finde ich die Überlegung wie der Platz wohl heute aussehen würde, hätte es keinen Krieg gegeben. Möglicherweise wäre er eine wilde Mischung aus Moderne und gründerzeitlichen Einzelbauten. Wirklich harmonisch im Sinne eines stimmigen Ensembles war der Platz ohnehin nur für kurze Zeit. Er symbolisiert für mich das Berlin, das ständig im Umbau ist. Insofern eignet er sich auch nicht für Rekonstruktionswünsche, sondern eher für den langfristigen Wunsch nach qualitätsvoller, aufsehenerregender Architektur, die dem Mythos des Ortes gerecht wird. Der erste Versuch nach der Wende war schon ganz passabel, aber ich denke der Platz wird auch in Zukunft wieder sein Gesicht verändern.

    In dubio pro reko

  • Seht, Ihr habt dort die Creme der internationalen Vertreter der Moderne einfach mal machen lassen, mit faktisch unbegrenzten Budgets. Ein Ort des Lebens, der Urbanität ist dennoch nicht entstanden. Ihr könnt es einfach nicht.

    Dafür müsste das allgemeine Bild des Potsdamer Platzes ein negatives sein. Ist es aber nicht.

    Da selbst in unseren Reihen diese Platzneuschöpfung eher neutrale bis zustimmende Einschätzungen erhält, ist es daher auch unrealistisch anzunehmen, dass dieses öffentliche Bild aus irgendeinem Grund kippen sollte.

    Da werden wir uns andere Beispiele rauspicken müssen. Für mich sind eher so Grausamkeiten wie Kottbusser Tor und Mehringplatz klassische Beispiele, wo die Nachkriegsarchitektur völlig versagt hat im Vergleich zu den wunderschönen vorigen Schöpfungen. Unter den jüngeren Beispielen sind das Bahnhofsviertel und die Mediaspree Beispiele, wie man es nicht machen sollte.