Vierzehnheiligen (Stadt Bad Staffelstein) - Allgemeines

  • Vierzehnheiligen

    Der Ursprung der Wallfahrt nahe der Stadt Staffelstein geht auf die Jahre 1445 und 1446 zurück, in denen dem Schäfer Hermann Leicht das Christkind und die Vierzehn Nothelfer erschienen. Zunächst wurde an Ort und Stelle nur ein Kreuz errichtet, dann eine Kapelle gebaut, die nach Zerstörungen im Bauernkrieg 1525 und im Dreißigjährigen Krieg jeweils erweitert wieder aufgebaut wurde, im 18. Jahrhundert aufgrund der mächtig angewachsenen Wallfahrt jedoch nunmehr zu klein geworden war. Ein angemessener Neubau wurde erforderlich.

    Zunächst wurde ein Entwurf von Gottfried Heinrich Krohne aus dem Jahre 1739 in Betracht gezogen. Dieser stieß jedoch, genauso wie ein Plan Johann Michael Küchels von 1742, auf die Ablehnung des Fürstbischofs, der stattdessen Balthasar Neumann, damals bambergisch-würzburgischer Baudirektor, mit dem Projekt betraute. Neumanns Entwurf sah vor, die Achse der Kirche auf Banz (Kloster Banz liegt auf der gegenüberliegenden Seite des Maintals) auszurichten und den Gnadenaltar in der Vierung aufzustellen. Die Grundsteinlegung war am 23.04.1743. Die örtliche Bauleitung übernahm Krohne, die Ausführung oblag dem Maurer- und Steinhauermeister Johann Thomas Nißler.

    Krohne schob nun allerdings eigenmächtig den Chor nach Osten, sodass der Gnadenaltar nicht mehr für die Vierung vorgesehen werden konnte. Nach heftiger Beschwerde arbeitete Neumann daraufhin letztlich einen neuen Entwurf aus, der die von Krohne bereits ausgeführten Mauern integrierte, und ließ ein Modell erstellen. Parallel dazu gab der hiervon nicht unterrichtete Langheimer Abt Stephan Mösinger (Kloster Langheim besaß seit 1344 den Grund, auf dem die Wallfahrt errichtet wurde) bei Maximilian von Welsch in Mainz neue Pläne in Auftrag. Schließlich sollten Neumanns Pläne die Grundlage für die Fortführung des Baus werden. Bauleiter wurde Küchel.

    Bis 1745 stehen Chor, Querhaus und Sakristeien, bis 1757 ist der Bau der Westteile mit Türmen und Seitenschiffen fertiggestellt. 1761-63 folgen Einwölbung und Verdachung. 1763 wird die Stuckierung an Johann Michael II. Feichtmayr, dessen Bruder Franz Xaver I. Feichtmayr und an Johann Georg Üblher übertragen. Die malerische Ausstattung (Altar- und Deckengemälde) übernahm Joseph Ignaz Appiani. Der vollendete Kirchenbau konnte schließlich 1772 geweiht werden.

    Vierzehnheiligen, eine der bedeutendsten Schöpfungen des Spätbarock, ist eine kreuzförmige, dreischiffige Emporenbasilika mit Doppelturmfassade und eingezogenem Chor, der von Sakristei-Anbauten begleitet wird, und dem im Westen ein apsidialer Schluss entspricht. Das alte System der Emporenbasilika wurde von Neumann mit der Raumarchitektur des spätbarocken, zentralisierenden Wölbungsbau verbunden.

    1835-42 wurde das Innere des Baus nach einem Brand, der die Orgel und den Dachstuhl vernichtete (letzterer wurde anschließend in niedrigerer Form wiederhergestellt) sowie die beiden Türme beschädigte, zum ersten Mal restauriert. Hierbei wurden die Fresken von Appiani zum größten Teil übermalt, der Raum erhielt eine neue Fassung. Die Fassung des 18. Jahrhunderts wurde bei der zweiten Innenrestaurierung 1915-18 mit Verlusten wieder freigelegt. Die dritte Innenrestaurierung erfolgte 1956-59 und die vierte nach Voruntersuchungen 1974-80 schließlich 1982-90 mit dem Ziel einer möglichst weitgehenden Wiederherstellung der Raumdekoration des 18. Jahrhunderts. 1893-1910 wurden am Außenbau Restaurierungsarbeiten durchgeführt.


    Siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Vierzehnheiligen

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Zitat von "Georg Friedrich"

    Vierzehnheiligen

    Krohne schob nun allerdings eigenmächtig den Chor nach Osten, sodass der Gnadenaltar nicht mehr für die Vierung vorgesehen werden konnte.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Vierzehnheiligen

    Die Baugeschichte liest sich interessanter als jeder Kriminalroman, schließlich handelte es sich um einen jahrhundertelangen Konflikt zwischen Kloster Langheim, acht Kilometer östlich von Lichtenfels gelegen und den Bamberger Bischöfen, Langheim unterlag jedoch auf Dauer. Kloster Langheim war eine gewaltige Anlage, es ist zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu über der Hälfte abgebrannt, aber die verbliebenen Gebäude geben heute noch einen guten Eindruck von der einstigen Größe und der barocken Pracht. Wer es ganz genau wissen möchte (es lohnt sich), gegenüber dem Friseurladen gibt es ein kleines Museum, dessen Mittelpunkt ein Modell der ehemaligen Klosteranlage ist und dann hält man den Atem an...)
    Jedenfalls wollte der Abt von K. L. seinerzeit lieber die Kirche des Klosters vergrößern und erneuern (ein Entwurf dazu, ebenfalls genial, hängt in der Wirtschaft des Ortes an der Wand, ebenfalls v. B. Neumann), während Bamberg auf der Errichtung der Wallfahrtskirche bestand, die von Langheim aus zu errichten und zu bezahlten war !
    Weshalb kam es nun zu dieser Ostverschiebung des Baues? 14heiligen liegt an einem Hang, auf demselben war die Wundererscheinung geschehen und zwar auf einem ganz bestimmten Fleck Erde. Da nun die gewaltige Basilika aufgrund der Hanglage ausgedehnte Terrassierungaarbeiten und damit verbundene hohe Kosten nach sich gezogen hätte, ließ Mösinger den Bau (heimlich) nach Osten verschieben, so daß der heilige Ort nicht mehr in der Vierung lag.
    Balthasar Neumann wurde von Bamberg nach Kronach zu einer Inspektionsreise geschickt und sollte, weil es so praktisch auf dem Wege lag, auch den Fortgang der Arbeiten in 14heiligen überprüfen. Als er die Eigenächtigkeiten feststellte, soll er vor Wut geschäumt haben, wie nie davor und danach in seinem Leben, weil eigentlich damit das ganze Projekt sinnlos geworden war. Auf sanften Druck des Fürstbischofs hin entsann er dann die rettenden Pläne, die diesen Bau eigentlich zum genialsten Kirchengebäude machen, das mir bekannt ist, noch beeindruckender als die Wieskirche, zumindest was die Barockkirchen angeht:
    er beschrieb in den Kirchenraum Ovale und Kreise dergestalt, daß der Nothelferaltar, der auf der Stelle der Erscheinung steht, nunmehr optisch iden Mittelpunkt der Kirche darstellt. Es ist eine unglaubliche Überraschung, was man dort erlebt:
    zuerst der Eindruck vom Tal aus (besonders schön am Nachmittag, wenn sie golden in der Abendsonne erstrahlt), dann der Aufstieg, wenn sie über einem thront; dann erwartet man aufgrund der äußeren Erscheinung eine Basilika mit Mittel- und zwei Seitenschiffen, doch beim Betreten löst sich der Raum ins Überirdische auf, die Steine beginnen zu tanzen, man befindet sich tatsächlich in einem Grenzbereich zwischen Himmel und Erde. Von innen wird man 14 - Heiligen nie begreifen, egal, wie oft man dort ist, es bleibt stets ein Wunder; hinzu kommt die Akustik, hört Euch mal dort ein Konzert an. und dann der Blick hinüber auf Kloster Banz und die Klosterkirche von J. Dientzenhofer bietet einen spannenden Vergleich.

    Dich will ich loben : Häßliches,
    Du hast so was Verläßliches.

    Das Schöne schwindet, scheidet, flieht,
    fast tut es weh, wenn man es sieht.

    Das Schöne gibt uns Grund zur Trauer.
    Das Häßliche erfreut auf Dauer.

    R. Gernhardt