Hamburg - Freie und Abrissstadt

  • Eine Schande, dass das alte Haus abgerissen wird! Ich denke auch, dass die Baufälligkeit nur vorgeschoben ist und Renditegedanken die Hauptmotivation sind. Es hat nur 2 Wohngeschosse und ist als Altbau auch eher nur einer von den einfacheren. Da kann man keine Luxusmieter mit anlocken und das ist das Todesurteil für dieses Haus.

  • Wer möchte, kann hier eine Beschwerde loswerden. Der Immobilienentwickler ist übrigens auf Kisten spezialisiert. Damit weiß man, was wohl an die Stelle des Gründerzeitlers kommt.

    http://www.wernst-immobilien.de/index.htm


    Die E-Mail Adresse: info@wernst-immobilien.de

    Diese ist allerdings auf deren Seite unbrauchbar gemacht worden (durch deaktivierung des @) so daß ein direktes Anschreiben nicht möglich ist - vielleicht möchten die damit Protestpost verhindern?

    Nun, wie dem auch sei, es ist zutiefst bedauerlich daß die örtliche Denkmalschutzbehörde einer derartigen Stadtverschandelung keinen Einhalt gebietet.

  • Und weiter geht die investorengetriebene Abrisswut rund um die Außenalster, diesmal in der Uhlenhorster Herbert-Weichmann-Straße 80.

    Protest gegen Villen-Abriss in Hamburg - Hamburger Wochenblatt

    Wieder soll eine historische Villa plattgemacht werden - Hamburger MoPo


    Bereits vor zwei Jahren war das Thema aufgekommen:
    Hamburger wollen alte Villen vor Abriss retten - Hamburger Abendblatt
    (Zum Öffnen in der URL einfach z. B. das Wort Hamburg gegen ein beliebiges austauschen)

    Uhlenhorster Bürger gegen „Verklotzung“ - Hamburger Wochenblatt

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Herbert-Weichmann-Straße 80 ist doch in top Zustand und wunderbar erhalten. Wenn so ein Gebäude abgerissen wird, läuft etwas gewaltig schief. Was das mit der ständig propagierten Nachhaltigkeit zu tun hat, möchte ich mal wissen.

  • Ein sehr interessanter Artikel zur Hamburger Denkmalschutzlage, der auch die Frage berührt, ob Denkmalschutz völlig unabhängig davon sein kann, was allgemein (und nicht von sog. Fachleuten) als bewahrenswert gehalten wird. In Hamburg gibt es aktuell viele Beispiele, die die Grundsatzfrage stellen, ob bauliche Ärgernisse und ästhetische Attacken auf das Stadtbild allein aufgrund ihrer Epoche (und des damit verbundenen Zeitgeistes) den gleichen Schutzgrad genießen können wie Bauten, welche auch den Nicht-Eigentümern (ausgenommen wiederum die sog. Fachleute) in ihrem Bestand lieb und teuer sind.

    Zitat

    Was macht ein Denkmal aus? Muss das Gebäude alt und schön sein? Keineswegs – sagt das Amt. Nicht nur viele Hamburger fordern ein Umdenken, auch der Oberbaudirektor Jörn Walter will neue Regeln.

    Die Denkmaldebatte: Was wollen wir schützen? - Welt online

    Der selbe Artikel mit Fotos der angesprochenen Gebäude.
    Welche Gebäude wollen wir zum Denkmal ernennen? - Hamburger Abendblatt
    (Zum Anzeigen, wie immer, bspw. das Wort Hamburg in der URL durch ein beliebiges anderes Wort ersetzen)

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Im Abendblatt-Artikel wird ja unter anderem die Backstein-Elisa erwähnt, ein meiner Meinung nach absolut erhaltenswerter Bau: http://www.rettet-elisa.de/

    Der steht momentan zum großen Teil leer und die Genossenschaft plant den Abriss - entgegen dem Willen der bewohnenden Genossen und entgegen jeder Vernunft. Da soll dann ein anonymer Neubau-Kasten entstehen...

    Was ich nicht verstehe:
    Wieso ist die Elisa nicht schon längst besetzt? In Hamburg herrscht akute Wohnungsnot und da stehen Dutzende Wohnungen leer...

    Wenn sogar das Hamburger Abendblatt so positiv über den Bau berichtet, wird da eine Besetzung und Erhaltung der Elisa wohl hoffentlich von Erfolg gekrönt sein!

    Schließlich verdanken wir den Erhalt eines nicht geringen Anteils der Altbausubstanz in Hamburg aber auch anderswo der Hausbesetzer-Szene. Deren Rolle als Stimme der Vernunft muss man an dieser Stelle einfach mal lobend erwähnen.


  • Was ich nicht verstehe:
    Wieso ist die Elisa nicht schon längst besetzt? In Hamburg herrscht akute Wohnungsnot und da stehen Dutzende Wohnungen leer...

    Für mich ist ziemlich klar, was der Grund der NIchtbesetzung ist:
    Es sind schlichtweg zwei verschiedene Kulturen. Die Kultur, die zuweilen Häuser besetzt und sich auch gegen seinerzeit wahnwitzige Autoverkehrsprojekte widerständig gezeigt hat, ist ansässig in den quasi "wildwüchsigen" Altbauvierteln. In Hamburg-Altona, -Ottensen, -St. Pauli-Nord (Schanzenviertel), -Eimsbüttel bis hin zu Teilen von Eppendorf und Winterhude, währenddessen Elisa ja ganz klar in Hamm-Nord zu Eilbek liegt, was von endlosen Genossenschafts-Wohnsiedlungen beherrscht wird. Das kreuzbrave Genossenschaftsklientel, was periodisch seine verdienten Mitglieder zu Genossenschaftsvertretern macht, (wobei diese sich wiederum auf den einjährig stattfindenden Vertreterversammlungen im wahrsten Sinne des Wortes abspeisen lassen), es ist nun nicht gerade geeicht dafür, irgendwelche Hausbesetzungen vorzunehmen oder gar dem jeweiligen sozialdemokratischen 1. Bürgermeister Steine in den Weg zu legen. :rolleyes:

  • Ich habe noch ein Bild von Ende 2008:

    Für sich genommen nicht gerade ein besonders hervorragender Bau, allerdings wohl der letzte Fachwerkbau dieser Zeit in Eppendorf, was den Bau eigentlich besonders denkmalwürdig hätte machen müssen.

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    (Immanuel Kant)

  • Bin absolut deiner Meinung. Rein architektonisch gesehen kein besonders schönes oder herausragendes Haus. Auch fügte es sich in die sonst sehr gründerzeitliche, hohe Bebauung der Umgebung nicht gut ein. Aber gerade als Zeitzeuge einer Epoche, in der Eppendorf tatsächlich noch ein "Dorf" war, doch so bedeutend ...

  • Genau solche Ecken geben einem Stadtteil sein liebevolles Antlitz. Das kann kein Neubau ersetzen. Und diese Atmosphäre zerstört man weiterhin in unbelehrbarer Weise.

    In dubio pro reko

  • Und es geht weiter. Gestern wieder im Vorbeifahren entdeckt. In direkter Alster-Lage werden gerade vier kleine Gründerzeit-Villen abgerissen, von denen in diesem Artikel die Rede ist. Mehr Infos kann ich dazu leider noch nicht finden. Die Abrissarbeiten sind aber in vollem Gange. Wermutstropfen scheint zu sein, dass die Fassaden rekonstruiert werden sollen. Der innere Zustand der Gebäude sei baulich auch schon stark verändert gewesen.

    "An der Alster" (Name der Straße, in der u.a. auch das Hotel Atlantic steht) wird ohnehin momentan viel bewegt. Auch ein altes Bürogebäude aus den 30er Jahren wurde gerade plattgemacht. Laut Denkmalschutz sei es komplett marode gewesen.

    Rein subjektiv betrachtet, hagelt es momentan schlechte Nachrichten ... Einzig positiver Aspekt ist die Fassadenerhaltung / Rekonstruktion in vielen Fällen. Auch scheinen die betroffenen Gebäude häufig nicht mehr im Original-Zustand, bzw. baulich stark verändert zu sein.

  • Artikel in der Zeit v. 30.06.15 zu den beschämenden Nachkriegsabrissen u.a. Dovenhof http://www.zeit.de/hamburg/stadtl…tadtentwicklung

    Dann eine aktuelle und bemerkenswerte Reihe aus der Zeit mit dem Titel "Architektur und Abriss in Hamburg":
    Teil 1 "Kann das weg?": http://www.zeit.de/2015/27/weltku…rchitektur-erbe
    Teil 2 "Retter des Inselvolkes" - vom Retter der Admiralitätsstrasse: http://www.zeit.de/2015/29/archit…alitaetsstrasse
    Teil 3: "Mach´s gut altes Haus!": http://www.zeit.de/2015/31/archit…eissen-erhalten

    ...

  • Und wieder drohen Abrisse in der Altstadt. In der Baupolitik herrscht in HH offenbar eine Art Kölscher Klüngel.
    Nachdem die Commerzbank ihre Gebäude an der alten Zollenbrücke (Nikolaifleet) verscherbelt hat und umzieht, erklärt der Käufer selbstgewiss, sowohl den neueren Hochbau (denkmalgeschützt) als auch den Altbau (nicht denkmalgeschützt) abreißen zu wollen.

    Der betroffene Altbau:

    Bildquelle: Wikimedia, Urheber 'GeorgHH', gemeinfrei
    [size=10]

    Zitat

    Wie schon seit Wochen vermutet, verkauft die Commerzbank den Standort ihrer Hamburger Zentrale am Ness und zieht an den Lübeckertordamm ins frühere Philips Hochhaus (Two Towers, H2T), das dieses Unternehmen kürzlich räumte. Die Fläche am Ness, im ältesten Teil Hamburgs, erwerben der Hamburger Investor Procom Invest und die OFB Projektentwicklung, eine Tochter der Landesbank Hessen-Thüringen. Procom und OFB wollen die Fläche neu bebauen, wie einer Hamburger Tageszeitung zu entnehmen ist. Die beiden Bankgebäude sollen abgerissen werden. Nur der Neubau steht unter Denkmalschutz, der markante Altbau nicht. „Das alte Gebäude der Commerzbank bildet mit dem gegenüberliegenden Laeiszhof und den anderen beiden an der Trostbrücke liegenden markanten Gebäuden, dem Globushof und dem Haus der Patriotischen Gesellschaft, ein Stadtteil prägendes Ensemble. Wir wollen, dass dieses Stadtbild erhalten bleibt“, bezieht Helmuth Barth, Erster Vorsitzender des Denkmalvereins Hamburg Stellung gegen einen Abriss. Wie die geschichtsträchtige Stätte (hier stand einst die erste Hamburger Börse, daneben das alte Rathaus, davor lag Hamburgs ältester Hafen) bebaut werden soll, ist noch unklar. Die Commerzbank zieht mit rund 1.200 Mitarbeitern wohl Ende 2016 nach St. Georg. „Mit Verkauf der Immobilie am Ness und der Anmietung des Objektes in St. Georg optimieren wir unseren Immobilienbestand in der Region. Im neu angemieteten Objekt H2T in zentraler Lage Hamburgs etablieren wir ein modernes Arbeitsplatzkonzept für unsere Mitarbeiter“, so Martin Sander, Bereichsleiter Corporate Real Estate Management der Commerzbank AG.

    Quelle: Abriss des Altbaus geplant? - Hamburger Wochenblatt


    Commerzbank-Areal: Wird der Denkmalschutz ausgehebelt? - Hamburger Abendblatt
    Denkmalschutz wird in Hamburg zur Farce - Hamburger Abendblatt

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Also wenn ich das richtig verstehe, steht nicht der von dir gezeigte Altbau, sondern das moderne Commerzbank-Hochhaus unter Denkmalschutz? 'Tschuldigung wenn ich das jetzt mal so sagen muss, aber der Denkmalschutz in Hamburg ist schon ganz schön vom Fisch berotzt. Das hier einiges anders läuft als im Rest der Republik, war mir schon seit dem Abriss der Heiligengeistkirche in Barmbek klar, aber das ist nochmal ein neues Kaliber. Wobei man sich nach der Ausschlachtung der Gebäude am Alten Wall, vis a vis des Rathauses, natürlich schon hatte denken, dass es genauso weiter geht in Hamburg.