Hamburg - Freie und Abrissstadt

  • Der Kommentar ist doppelt unpassend, da sich in der Fotostrecke der Abrisse kein einziges Gebäude (!) aus dem 19. Jahrhundert befand. Hingegen wurden u.a. ein Nachkriegswasserturm und die hier ebenfalls sehr unbeliebten (und mittlerweile erfreulicherweise abgerissenen) City-Hochhäuser mitaufgelistet. Die anderen abgerissenen oder abrissgefährdeten Gebäude der Fotostrecke sind aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts.

  • Es sind nach '45 unzählige intakte Gründerzeitler in Hamburg abgerissen worden. Der Feuersturm war nicht genug!!!

    "Hier mit banalen Kisten und Kasten ohne jeden Reiz!!" Die Harmonie ist komplett weg!! Die Investoren finden das nicht wichtig.

    Es muss Geld verdient werden.

    Die Bürger? Können nichts machen. Die wissen gar nicht mehr wie schön der Stadt damals war.

  • Aufgrund der hier berichtet Zerstörung der An-225 Mirja in der Ukraine möchte ich der Vollständigkeit halber noch daran erinnern, dass es seit letztem Jahr auch keine Boeing-707 mehr in Deutschland gibt und weltweit keine mehr des Typs 707-430, da beide Museumsmaschinen in Tegel und Hamburg letztes Jahr verschrottet wurden.

    Warum ich die Meldung für Hamburg poste: Die Hamburger Maschine war wesentlich besser erhalten, wurde angeblich nur verschrottet, weil man die ca. 6000€ jährliche Erhaltungskosten nicht mehr tragen konnte (oder wollte) und letztes Jahr recht kurzfristig kurzer Prozess gemacht wurde. Wenn man sieht, was dagegen für den Erhalt des Segelfrachtschiffs Peking gemacht wurde (was ich sehe begrüße), ist es sehr verstörend, dass es nicht möglich war, ein strukturell gesundes Flugzeug, was für den Beginn des deutschen Jetzeitalters steht, zu erhalten.

    https://rettet-b707-dabod.de/

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Abriss in Hamburg: Volkwin Marg über den „städtebaulichen Furor“ - Hamburger Abendblatt

    Seltene Einsichten und erstaunliche Bekenntnisse eines Hamburger "Stararchitekten". Allerdings mit seltsamen gebauten Konsequenzen und fragwürdigen "Lieblingen", etwa dem städtebaulich katastrophalen City-Hof, den er gern erhalten hätte. :/

    Zwei Fragen als Auszüge:

    "Sind Sie eigentlich auch ein Bilderstürmer gewesen?

    Marg: Ich gehöre zu der Generation, die in den 50er-Jahren aufgewachsen und in den 60er-Jahren studiert hat: Wir wurden im blinden Vertrauen auf solchen Fortschritt, auf die technische Zukunft ausgerichtet, ganz selbstverständlich zum architektonischen Bildersturm. Durch uns sollte Stadtplanung nur nach der Charta von Athen erfolgen. Und selbstverständlich waren unsere Leitbilder die Modernisten, die als Künstler wie charismatische Sektierer predigten. Da schließe ich das Bauhaus ausdrücklich mit ein: Alles, was Tradition fortführte, was handwerklich bewährt war, war von gestern, hatte einen langen akademischen Bart, das schätzte man gering. Darum hatten wir nichts dagegen, den Gründerzeithäusern den Stuck abzuschlagen. Meinen Eltern in ihrem gründerzeitlichen Pastorat im Prenzlauer Berg wollte ich die hohen Wohnzimmerdecken tiefer abhängen. Jetzt war nicht mehr handwerklich der Backstein gefragt, der „Edelstein aus Erde und Feuer gebrannt“, wie beim Hamburger Backstein-Paganini Fritz Höger, sondern die Betonfertigteilplatte.

    (...)

    Solle das Abreißen also zur absoluten Ausnahme erklärt werden?

    Grundsätzlich ist Erhalten, Reparieren, Ändern, Anpassen in jeder Beziehung richtig. Erhalt und Umbau sind sparsamer, einfacher, ökologischer. Eine kulturelle Komponente kommt hinzu: Von Carl Friedrich von Weizsäcker stammt der Satz: Tradition ist bewahrter Fortschritt, Fortschritt ist weitergeführte Tradition. Das ist eine evolutionäre Konzeption, die nicht zerstört, sondern etwas weiterentwickeln möchte. Das ist auch der Grund, warum die Menschen Dinge lieb gewinnen. Warum haben wir denn Nippes zu Hause? Weil unser kurzes Leben durch Erinnerungen bereichert und verlängert wird. Hier liegt der Grund, warum wir die europäische Stadt lieben: Sie ist gewachsen."

    Abriss in Hamburg: Volkwin Marg über den „städtebaulichen Furor“
    Als Student glaubte der Hamburger Star-Architekt an den Fortschritt. Als er die Spur der Zerstörung sah, änderte er sein Denken.
    www.abendblatt.de