Leipzig - Sanierung Blüthner Carré (Galerie)


  • Der Name des Projekts "Blüthner-Carré" leitet sich vom Pianofabrikanten Julius Ferdinand Blüthner ab, der ganz in der Nähe seine Fabriken hatte. Ingbert, Christian und Knut Blüthner-Haessler führen heute sein Klavier-Unternehmen südlich von [lexicon='Leipzig'][/lexicon] recht erfolgreich fort, und finden für ihre Flügel besonders in den USA, England und Japan dankbare Abnehmer. Inwieweit die zum Projekt zugehörigen Häuser tatsächlich einst Julius Blüthner besaß, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich vermute aber schon, dass zumindest die Tschaikowskistraße 1 ihm gehörte. Zu den Bildern:


    Tschaikowskistraße 1 (Bj. um 1895), Zustand Februar 2007 - Bild von "Leipziger".


    Tschaikowskistraße 1, Zustand Dezember 2007. Schön zu sehen, wie das Haus zu neuem Leben erweckt. Schade, dass die Fassade "nackt" blieb und farblich nicht untergliedert wurde.


    Wo vorher wilde Plakatierung und Schmierereien die Ladenzone säumten, strahlt uns jetzt das warme Licht der Konditorei Wendl an.


    Noch ein Bild bei schönem Wetter vom lieben Leipziger.


    Eingang Tschaikowskistraße 1, Zustand Februar 2007 (Bild "Leipziger").


    Eingang Tschaikowskistraße 1, Zustand Dezember 2007


    Ansichten Treppenhaus


    Zum Projekt Blüthner-Carré der CG-Gruppe gehören auch die Tschaikowskistr. Nr. 3, 5 und -vermutlich- 7. Hier eine Ansicht von 2005


    Ansicht Dezember 2007 von der anderen Seite aus fotografiert.


    Bei der Nr. 3 hat man offensichtlich einige Details rekonstruiert.

    Bild "Leipziger"


    Tschaikowskistraße 7 wird vom Leipziger Entwickler GRK-Holding saniert. Zustand Dezember 2007.


    nächstes Bild von "Leipziger"


    Um dem notorischen Parkplatzproblem im Viertel ein wenig Herr zu werden, baut man im Hof derzeit eine Tiefgarage.


    Die von Emil Franz Hänsel im Jahr 1911 errichteten Wohnhäuser Jahnallee 42-44 gehören zwar nicht mehr zum Projekt "Blüthner", sind aber ebenso Bestandteil desselben Carrès, und wurden zeitgleich von der GRK-Holding saniert.
    Ansicht Jahnallee 42-44 im Februar 2007 (Bild von "Leipziger")


    Ansicht Dezember 2007


    Die Versachlichung der Architektur mit dieser "geglätteten" Fassade dürfte damals revolutionär gewesen sein. Sie symbolisiert den Übergang vom Historismus hin zur Neuen Sachlichkeit. Bild von "Leipziger"


    Und zum Schluss das schöne Nachbarhaus Jahnallee 46 vom Leipziger Jugendstil-Maestro Paul Möbius.

    Die Bilder wurden entweder mit freundlicher Genehmigung von "Leipziger" eingestellt (wie oben bereits angegeben) oder stammen von mir.

  • Danke für die beeindruckenden Fotos, was für ein Bürgerstolz muß mal in dieser Stadt geherrscht haben.
    Die Firma Blüthner betreibt ein Ladengeschäft gleich um die Ecke vom Marktplatz und wenn man kein Kleingeld für einen Flügel in der Tasche hat, so läßt sich dort immerhin preiswert Notenmaterial erwerben.
    Es ist überhaupt ein Wunder, daß noch hochwertige Pianos und Flügel in Deutschland gebaut werden, so bei Steingräber in Bayreuth (es gibt in den herrlichen Firmenräumen in der Jean - Paul - Straße eine beeindruckende Werksausstellung, gelegentlich finden auch Werksführungen statt) oder bei Schimmel in Braunschweig.
    Wollen wir hoffen, daß die künftigen Bewohner dieser schönen Häuser dem Namen des Viertels die gebührende Ehre erweisen und demnächst durch die geöffneten Fenster Musik von Schumann und Liszt erklingen möge. :P

    Dich will ich loben : Häßliches,
    Du hast so was Verläßliches.

    Das Schöne schwindet, scheidet, flieht,
    fast tut es weh, wenn man es sieht.

    Das Schöne gibt uns Grund zur Trauer.
    Das Häßliche erfreut auf Dauer.

    R. Gernhardt

  • Einfach nur herrlich! Freut mich total für [lexicon='Leipzig'][/lexicon]. :D

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Was für eine Pracht!!!
    Mal wieder Gründerzeit von feinsten, wenn jetzt noch die Tschaikowskistraße 7 vorbildlich saniert wird (und davon gehe ich aus ist ja schließlich ein GRK-Projekt) ist auch wieder ein vollständiger gründerzeitlicher Strassenzug in alten Glanz zubestaunen.
    Besonders erfreulich die rekonstruierten Details sowohl bei dem Haus Nr.3 und 5. Bei Nummer 5 würde wenn ich das richtig sehe das gesamte Erdgeschoss mit Sandstein neu verkleidet!?
    Einfach nur schön... danke spacecowboy

  • Wunderbare Bilder... vor allem das Treppenhaus, für die "alten Bundesländer" geradezu unfasslich, die Liebe und Akribie, die da in die Sanierung gesteckt wurde. Wird das eigentlich nach Befund rekonstruiert oder frei Schnauze? Die Vergoldung der Kapitelle wirkt nämlich etwas dick bzw. gefällig aufgetragen...

    Genial die Jahnallee 46, die subtile vertikale Gliederung der Fassade, die im Untergeschoss durch die Rustika-Quader noch recht grobschlächtig wirkt, sich nach oben hin aber in immer feinere Details und Gliederungen auflöst, ähnlich einer Pflanze oder einem Baum. Das "florale Design" hat hier nicht einzelne Elemente, sondern das ganze Haus erfasst.

  • Deswegen liebe ich die Gründerzeit und misachte ich die billige Nachkriegsbau und hasse die Beton-bunker der viel zu teueren moderne Architekten.

    Aber leider wird die Gründerzeit von den meisten Architekten misachtet.

    Kein einzige Gründerzeitler wurde JE in Deutschland wiederaufgebaut. Was in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] geschiet sind Renovierungen keinen Reko's.

    Stellt euch vor dass diese Gründerzeitler in Berlin oder Dresden wieder völlig rekonstruiert würden!!!!! So ein Sachsenplatz voll Parchtbauten in Dresden.

    Hat ein Spender nicht noch 50 Millionen für diese Sachsenplatz???

    Wenn das geschiet dann sind die Modernisten doch am Ende.

  • uaoj36, das Problem sind weniger die Baukosten, falls jemand spenden würde, das Problem ist der Unterhalt. Guck' dir heute mal die Stundensätze für Stuckateure, Kunstmaler, Kunstschlosser etc. an und rechne hoch, was man für einen Totalneubau dieser Qualität und Ausstattung an Miete verlangen müsste, damit er auch nur eine Nullrechnung, geschweige denn profitabel für den Bauherren ist.

    Auch in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] geschieht das ja nicht nur aus reiner Liebe für die historische Bausubstanz, sondern weil das Ganze stark subventioniert wird.

  • Wirklich toll, wie jede Woche bei einem weiteren Haus die Hüllen zu fallen scheinen, auch wenn es sich meist um immer mehr oder weniger die selben Häuser handelt. Das letzte ist aber das beste.

    Bei dem Eckhaus erwartet man gar nicht einen derartigen Eingangsbereich.
    Diese Teile unter den Erkern bei Haus Tschaikowski 5 sind auch toll. Sind die lackiert oder wieso glänzen die so?

  • Ich darf den Anblick jeden Tag genießen, wenn ich zur Uni fahre. ;) Wirklich eine Aufwertung für das gesamte Viertel und bald folgt die Tschaikowskistraße 7 :zwinkern:

    Danke für die tollen Einblicke! Weitere Infos zum Blüthner Carré gibts auch auf der homepage der cg-gruppe http://www.cg-gruppe.de, links auf der Seite im aktuellen Infoheft.

    MfG
    Steve

  • Ich kann nur sagen Hut ab ich freu mich jeden Tag auf meinem Weg zur Arbeit. Und wenn man seinen Blick schweifen läßt und das ganze Waldstraßenviertel sieht war es nur verständlich dort eine so hochwertige Sanierung durchzuführen. Wo wenn nicht dort können mit einer der höchsten Mieten in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] verlangt werden. 8)

  • Zitat von "skypirate"

    Wo wenn nicht dort 8)

    Z.B. in Gohlis - Süd, dort ist die Villenbebauung aufgelockerter, in den Straßenschluchten des W.str.viertels fühlt man sich zuweilen eingeklemmt; es gibt dort Bäume und man findet fast immer direkt vor dem Haus, wo man halten will, einen Parkplatz. Das Gohliser Schlößchen liegt um die Ecke und das Rosental vor der Haustür.

    Dich will ich loben : Häßliches,
    Du hast so was Verläßliches.

    Das Schöne schwindet, scheidet, flieht,
    fast tut es weh, wenn man es sieht.

    Das Schöne gibt uns Grund zur Trauer.
    Das Häßliche erfreut auf Dauer.

    R. Gernhardt

  • Um noch mal auf den Tip von Anna zurückzukommen.
    Falls jemand von euch mal in Bayreuth ist. Schaut euch unbedingt das Steingräber-Haus an.
    Im ersten Stock , wo die Konzerte stattfinden, befinden sich absolut fantastische und geschmackvolle Barocksäle.

  • Zitat von "uaoj36"

    Deswegen liebe ich die Gründerzeit und misachte ich die billige Nachkriegsbau und hasse die Beton-bunker der viel zu teueren moderne Architekten.

    Aber leider wird die Gründerzeit von den meisten Architekten misachtet.

    Kein einzige Gründerzeitler wurde JE in Deutschland wiederaufgebaut. Was in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] geschiet sind Renovierungen keinen Reko's.

    Nun ja, die Frage ist, was man als Reko und was als Renovierung betrachtet. Wenn Etagen und ganze Dächer inklusive Aufbauten (Türmchen etc.) wieder aufgesetzt werden, oder aus mehr oder weniger Ruinen wieder schöne Gebäude werden, hat das für mich eher den Charakter einer Reko als einer Renovierung. Außerdem gibt es auch einige Gebäude, die zunächst abgerissen und danach wieder rekonstruiert wurden (Pfaffendorfer- Ecke Uferstraße zum Beispiel)

    Grüße,
    Daniel

  • Zitat von "JimPanse"

    Um noch mal auf den Tip von Anna zurückzukommen.
    Falls jemand von euch mal in Bayreuth ist. Schaut euch unbedingt das Steingräber-Haus an.
    Im ersten Stock , wo die Konzerte stattfinden, befinden sich absolut fantastische und geschmackvolle Barocksäle.

    Und nicht nur das, es wäre ein Frevel, nach B. zu fahren und nicht das markgräfliche Opernhaus zu besichtigen, ich behaupte mal ganz frech, daß es das schönste und märchenhafteste der Welt ist. :lachen:
    Ebenso beeindruckend das Neue Schloß, von außen die Schrumpfversion von Versailles, von innen verspieltes Rokoko und natürlich Wagners Villa Wahnfried mit der hinreißenden Akustik und den vielen Fotos, unter demjenigen mit dem amerikanischen GI, der in der zerbombten Villa an Wagners Flügel sitzt. :boese:

    Einen Katzensprung außerhalb der Stadt liegt die bezaubernde Eremitage, ebenfalls eine Anlage wie nicht von dieser Welt, das Schlößchen mit so vielen farbigen Inkrustationen verziert, daß man es im Sonnenlicht für einen vom Himmel herabgelassenen Traum halten möchte.

    Dich will ich loben : Häßliches,
    Du hast so was Verläßliches.

    Das Schöne schwindet, scheidet, flieht,
    fast tut es weh, wenn man es sieht.

    Das Schöne gibt uns Grund zur Trauer.
    Das Häßliche erfreut auf Dauer.

    R. Gernhardt

  • Zitat von "Anna"

    in den Straßenschluchten des W.str.viertels fühlt man sich zuweilen eingeklemmt

    Genau dieses Gefühl hatte ich dort auch bei meiner Stadtteiltour. Für mich lagen die Leipziger Wohnhöhepunkte eher im:

    Musikviertel & der nördlichen Südvorstadt (Beethovenstraße bis Peterssteinweg), in der Ferdinand-Lassalle-Straße, im von Anna angesprochenen Süd-Gohlis (erinnerte mich noch am ehesten an Dresden), und in Schleussig- bzw. Lindenau/Plagwitz-Ost (Karl-Heine-Straße bis Industriestraßenviertel).
    Also bis auf Gohlis eigentlich alles um den Clara-Zetkin-Park herum.

    Das Waldstraßenviertel ist nichtsdestotrotz mit am perfektesten saniert, leider für meinen Geschmack etwas kahl und manche Straßen weisen auch einen eher einfachen Architekturstil auf. (Nicht alles ist Waldstraße...)
    Sehr schön fand ich dort allerdings die Ecke Emil-Fuchs-Straße (südl. Zoo), weiß aber nicht, ob die noch dazu gehört.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!