• Dieses Nietzsche-Zentrum am Altstadtrand sehe ich auch nicht so furchtbar tragisch. Die Stadt muss eben mit dem, was sie hat, versuchen Touristen anzulocken. Naumburg gibt in dieser strukturschwachen Region immer noch eine ganz gute Figur ab und macht einen recht lebendigen Eindruck, außerdem ist ja vieles schon saniert. Ich war vor einigen Jahren erst in Weißenfels - ein traumatisches Erlebnis - und dann im wenige Kilometer entfernten Naumburg. Da lagen wirklich Welten zwischen. Mir ist vor allem ein großes Renaissance-Gebäude an dem Platz vor dem Dom in Erinnerung, das damals am Verfallen war. Würde mich interessieren, was daraus geworden ist.

    Die Welt muss romantisiert werden! - Novalis

  • Randlage


    Stimmt, ist wirklich etwas versteckt.

    Isidor: Das Kontrastprogramm Naumburg - Weißenfels habe ich mir auch gegönnt. ;)

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Mir ist vor allem ein großes Renaissance-Gebäude an dem Platz vor dem Dom in Erinnerung, das damals am Verfallen war.


    Vermutlich das hier:
    http://v2.cache8.c.bigcache.googleapis.com/static.panoram…irect_counter=1 (links)
    http://static.panoramio.com/photos/original/19363718.jpg


    Der Dreiklang Naumburg - Weißenfels - Zeitz ist bei ähnlicher Einwohnerzahl völlig unausgeglichen. Naumburg ist Gold, verglichen mit einer Mehrzahl von Städten in Sachsen-Anhalt. Weißenfels ist wie ein tiefsitzender Faustschlag in die Magengrube. Aber das wird noch deutlich übertroffen von Zeitz. Wahrscheinlich gibt es auch andere Städte, die ähnlich schlimm beieinander sind, mir aber nur nicht bekannt sind. Gleichwohl ist die südlichste Stadt Sachsen-Anhalts in einem erschreckenden Zustand. Von dem Eindruck, den die schwer geschundene Altstadt hinterlässt, habe ich mich nie erholt. Naumburg ist dagegen wirklich Gold. Da gibt es zwar auch Bereiche mit Verfall, aber irgendwie hält sich's noch in Grenzen. Dagegen ist die Tragik des Unterganges des alten Zeitz grenzenlos.

  • Ja genau, das ist das Haus! Aber ich denke ja mal, dass das kein Abrisskandidat ist, selbst unsaniert.

    Es ist wirklich erstaunlich, wie sich Städte bei scheinbar gleichen Grundvoraussetzungen so unterschiedlich entwickeln können. Ich kann natürlich nicht sagen, welche spezifischen Umstände für den Niedergang von Weißenfels verantwortlich sind, aber die Stadt hatte doch eigentlich alles, was man von einer deutschen Stadt erwartet: eine hübsche historische Altstadt, ein Schloss, ein Dichterhaus...doch das Potenzial wurde in keiner Weise genutzt, sondern durch massiven Abriss in der Altstadt sukzessive zerstört. Heute ist es nur noch eine Geisterstadt. Ich weiß nicht, was man in Naumburg besser gemacht hat, aber irgendetwas auf jeden Fall.

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  • bei scheinbar gleichen Grundvoraussetzungen


    Weißenfels: Stadt der Schuhindustrie
    Zeitz: Tagebau- und Montanindustriestadt
    Naumburg: Beamten- und Verwaltungsstadt

    Dennoch kann das keine Ausrede dafür sein, dass man die Altstädte von Weißenfels und Zeitz so den Bach runter gehen lässt.

  • Das Haus wird gerade vorbildlich saniert. Muss mal am Wochenende ein aktuelles Foro machen. Bis auf ganz kleine Details sieht es wirklich gut aus. Der Apotheker von gegenüber macht ein Ärztehaus daraus.

  • naja, ich denke, das ist viel einfacher:Naumburg: landesberühmte Domstadt, Zeitz nun ja, Weißenfels? Nie gehört.
    An und für sich ist Naumburg ja auch städtebaulich viel bedeutender als Zeitz und Weißenfels. Dennoch sehe ich Zeitz und Weißenfels als nicht so dramatisch an. wichtig wäre es halt, den Verfall vorübergehend zu stoppen. Mittelfristig werden diese Städte sehr stark anwachsen, wir werden es noch erleben.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Worauf stützt du deine Annahme?

    Viel bedeutender würde ich nicht sagen. Naumburg, Zeitz und Weißenfels waren an und für sich gleichwertige Residenzstädte. Nur ist es so, dass Weißenfels und Zeitz stärker von Deindustrialisierung und Bevölkerungsrückgang betroffen sind als Naumburg. Naumburg hat das Glück, dass es den Kreissitz behalten und auch einige andere Einrichtungen des Burgenlandkreises für sich vereinnahmen konnte. Hinzu kommt entscheidend, dass Zeitz und Weißenfels Null Lobby in Magdeburg haben. In der Magdeburger Politik gibt es im Bezug auf den Landessüden nur Halle und noch ein bisschen Naumburg und der Rest wird demographisch als verloren angesehen.

  • naja, ich denke, das ist viel einfacher:Naumburg: landesberühmte Domstadt, Zeitz nun ja, Weißenfels? Nie gehört.
    An und für sich ist Naumburg ja auch städtebaulich viel bedeutender als Zeitz und Weißenfels. Dennoch sehe ich Zeitz und Weißenfels als nicht so dramatisch an. wichtig wäre es halt, den Verfall vorübergehend zu stoppen. Mittelfristig werden diese Städte sehr stark anwachsen, wir werden es noch erleben.


    Warum sollten diese Städte wachsen? Die Bevölkerung der Neuen Länder wird sich langfristig halbieren. Ohne eine bessere wirtschaftslage + höhere Geburtenrate wird sich die entwicklung fortsetzen. Leider ist es auch nicht ohne weiteres möglich die Plattenbauten abzureissen um die Altstädte zu stärken, denn die Wohnbaugesellschaften verdienen damit gutes Geld, das nachher in die Altstädte investiert werden kann. Siehe Wittstock und Altenburg.

    Soweit ich gelesen habe, wurden etwa 70 Prozent der Altstädte saniert. Die nicht sanierten Gebäude sind oft:

    1) Extrem Zerfallen

    2) Am Rande der Altstadt gelegen

    3) Von Verkehrslärm bedroht.

    Es geht jetzt darum die Hauptstrassen und Plätze zu erhalten. Hier ist Gott sei Dank der Sanierungsstand ganz gut. Ich glaube, dass auf Dauer die Nebenstrassen und einfachen Gründerzeitviertel aufgegeben werden müssen. Gleiches gilt für viele kleinere Dörfer. Leider.

    Was Zeitz betrifft: Die Stadt versucht ernsthaft die Altstadt zu retten. Zeitz wurde aber extrem vom Niedergang der DDR-Betriebe getroffen. Wirklich Sorgen bereiten mir Altenburg, Zeitz, Weissenfels und die Sächsischen kleinstädte.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Die Stadt versucht ernsthaft die Altstadt zu retten.


    Wie kommst Du zu dem Schluss? Die hier kürzlich verlinkte Reportage mit dem fragwürdig argumentierenden Bürgermeister hat genau das Gegenteil suggeriert.

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  • Schau mal im DAF-rein:

    Zitat

    Fakt ist, dass Zeitz nach 1990 fast seine gesamte wirtschaftliche Basis verloren hat. Das Kinderwagenwerk ZEKIWA - einst der größte Kinderwagenhersteller Europas - wurde fast vollständig abgewickelt. Der Maschinenfabrik ZEMAG ging es nicht besser. Einzig der Süßwarenhersteller Zetti hat mit stark reduzierter Belegschaft überlebt. Die Folge war eine massive Abwanderung und eine Bevölkerungsrückgang von 42.500 Einwohner 1989 auf ungefähr 27.000 Einwohner.

    Entsprechend hoch sind die Wohnungsleerstände. In der Gesamtstadt beträgt der Wohnungsleerstand 24,5 Prozent. In der Altstadt beträgt der Wohnungsleerstand 44,5 Prozent, in den noch größeren Gründerzeitvierteln beträgt er 34,7 Prozent. Lange Zeit hat die Stadtverwaltung versucht, das Leerstandsproblem durch den Abriss von Plattenbauten aus der DDR-Zeit zu reduzieren. Zwischen 2001 und 2006 wurden in Zeitz 770 Plattenbauwohnungen abgerissen. Dennoch erhöhte sich der Wohnungsleerstand in der Altstadt von 41,1 Prozent auf 44,5 Prozent.

    Zudem hat die Stadt in den letzten Jahren enorme Anstrengungen unternommen, um die Altstadt zu revitalisieren. Beispielsweise hat die Stadt versucht, verfallene Altbauwohnungen zu sanieren und dann zu extrem günstigen Bedingungen zu verkaufen. In Altbauten in der Voigtstraße wurde das „Projekt Michael“ verwirklicht. Dieses ermöglichte auch einkommensschwachen Bürgern, zu sehr günstigen Konditionen Wohneigentum zu bilden. Dann hat die Stadt rings um die Altstadt 2004 die Landesgartenschau veranstaltet. Das ehemalige Kino „Capitol“ in der Altstadt wurde zum Theaterhaus umgebaut. Zu alledem wurden hohe Summen an Städtebaufördermitteln in die Altstadt gepumpt. Der oberste Zeitzer Stadtplaner Christian Villiers hat einen fast schon heroischen Kampf um den Erhalt der Altbauten gekämpft.

    Genutzt hat es leider wenig. Im Gegenteil: Die schrumpfende Bevölkerung hat für einen weiteren Anstieg der Leerstände gesorgt. Daher werden in Zeitz schon seit Jahren denkmalgeschützte Altbauten abgerissen. Die Häuser Messerschmiedestraße 1-3, allesamt Bürgerhäuser aus dem 16. bis 17. Jahrhundert, fielen ebenso wie der Kaufmannshof Messerschmiedestraße 17 (16. Jahrhundert), das Fachwerkhaus Rothestraße 6 (Baujahr 1675), die Bürgerhäuser Braustraße 2-4 (18. bis 19. Jahrhundert) oder die Häuser Voigtsstraße 6 und 7.

    Es gibt also keine neuen Nachrichten aus Zeitz, sondern es ist die fortgesetzte Tragödie einer Stadt, der die Bevölkerung abhanden kommt. Ähnliche Tragödien können übrigens auch in anderen ostdeutschen Städten besichtigt werden, ich denke nur an Weißenfels, Altenburg, Zittau, Salzwedel. Und auch in Quedlinburg stehen immer mehr Häuser leer. Ich denke nicht, dass eine Bürgermeister-Schelte die richtige Antwort auf die Probleme ist. Vielmehr müssten Konzepte entwickelt werden, wie man diesen Städten neue Arbeitsplätze und somit auch wieder mehr Einwohner verschaffen könnte. Denn ohne eine wirtschaftliche Basis werden sich diese Probleme nicht lösen lassen


    Quelle: Deutsches Architektur-Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Neues aus dem Osten

    Zumindest wird das aüsserst wichtige Haus Nikolaiplatz 9 gerettet:

    Brhlcaf vor dem Neustart -
    mz-web.de


    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Das Haus wird gerade vorbildlich saniert.

    Das ist doch mal eine gute Nachricht!

    Ich frage mich oft, ob nicht bei vielen Städten im Osten, die in einem besonders desolaten Zustand sind, auch die örtlichen Politiker, die teils noch alte SED-Kader sind, einen großen Anteil daran tragen. Vielerorts wird scheinbar überhaupt nicht versucht, das vorhandene Potenzial der Stadt auszunutzen und Touristen sowie Investoren anzulocken. Einige Orte haben freilich auch kaum Potenzial, aber Weißenfels und Zeitz gehören bzw. gehörten sicherlich nicht dazu. Von Quedlinburg weiß ich, dass sich die Stadtväter ganz bewusst dagegen entschieden haben, ein zweites Rothenburg daraus zu machen, wobei es sich möglicherweise auch um eine Zweckmeinung handelt, da wahrscheinlich die finanziellen Mittel überhaupt nicht vorhanden sind, um für QLB richtig die Werbetrommel zu rühren. Das Resultat ist jedoch: hohe Schulden, trotz Welterbetitel wenig Touristen, weite Teile der Altstadt sind weiterhin dem Verfall preisgegeben usw.

    Während der Süden Sachsen-Anhalts in ziemlich schlechtem Zustand ist, macht der Norden, die Altmark, einen erstaunlich guten Eindruck wie ich finde. Städte wie Salzwedel oder Stendal sind bereits zu großen Teilen saniert und scheinen auch wirtschaftlich nicht so schlecht dazustehen wie ihre Landesgenossen im Süden.

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  • Ich frage mich oft, ob nicht bei vielen Städten im Osten, die in einem besonders desolaten Zustand sind, auch die örtlichen Politiker, die teils noch alte SED-Kader sind, einen großen Anteil daran tragen. Vielerorts wird scheinbar überhaupt nicht versucht, das vorhandene Potenzial der Stadt auszunutzen und Touristen sowie Investoren anzulocken.

    Woher nimmst du diese Unterstellung? Mal den Beitrag von Däne gelesen? Gerade die Fachwerkstädte im Harz haben doch bereits zu DDR-Zeiten ein touristenfreundliches Image gepflegt. Überhaupt halte ich es für fragwürdig, Politiker in Städten mit 10, 20 oder 30 Prozent Leerstand im Stadtkern dafür verantwortlich zu machen, dass Altbauten verfallen. Es stellt sich die Frage, ob auf kommunaler Ebene überhaupt noch etwas gegen solche Zustände unternommen werden kann.

  • Nun, man muss indes schon sagen, dass die Altstadt von Naumburg um ein Vieles geschlossener und wertvoller ist als jene von Zeitz und Weißenfels. So einen grandiosen Marktplatz etwa wie zu Naumburg gibt es in D nicht oft (anderswo übrigens auch nicht. Ich kann mich erinnern, als von meiner D-Fahrt heimfuhr und angesichts der auf der Route liegenden und von mir immer bewunderten Stadt Tábor - übrigens Naumburgs Partnerstadt - dachte, um wieviel großartiger doch die mitteldt. Städte seien) und von den kirchlichen Bauten braucht man gar nicht zu reden.
    Zeitz ist eigentlich, was die Oberstadt betrifft, ziemlich historistisch überformt (wobei diese Stadtteile denn auch recht gut erhalten sind). Die Unterstadt ist leider schon ziemlich hinüber, dazwischen gibt es noch einiges Wertvolles.
    Weißenfels wird sich, meine ich überhaupt auf die zentralen Ensembles reduzieren (was aber immer noch von einigem Wert sein wird).die Stadt hat sich mir vor Jahren tatsächlich als ein wenig unheimlich präsentiert, aufgrund großflächiger Straßenbauarbeiten und Umleitungen war sie tatsächlich zeitweise gar nicht betretbar (bzw nur durch exzellente Ortskenntnisse, über die ich naturgemäß nicht verfüge).

    Was Däne schrieb, war auch mein Eindruck:

    Zitat

    Es geht jetzt darum die Hauptstrassen und Plätze zu erhalten. Hier ist Gott sei Dank der Sanierungsstand ganz gut.

    Insgesamt wird von Zeitz und Weißenfels genug übrigbleiben, immer noch mehr, als es in vergleichbaren Städten der alten Bundesländer der Fall ist. Der Unterschied ist halt, dass wir im Osten jetzt das erleben,was im Westen schon ein halbes Jahrhundert früher der Fall war (und weit heftiger ausfiel).

    Was den Einwohnerzahlrückgang im Osten betrifft , so ist dies mE in der Tat nur ein kurz- bzw mittelfristiges Phänomen. An und für sich sind das eh Sorgen, die man anderswo gern hätte. Man bedenke halt, wie die Geburtenzahlen in anderen dt. Provinzen aussehen, und was den wirklich essentiellen Unterschied ausmacht.

    Ich sehe die ganze DDR als künftig großes Rückzugsgebiet für die Menschenmassen, die es in ca 20 Jahren in den Ballungsräumen nicht mehr aushalten werden. Man muss nämlich bedenken, dass diese Klein- und Mittelstädte der ehem. deutschen Mitte von einem höchst unseligen Phänomen verschont bleiben, das uns, die wir in den wirtschaftlich "prosperierenden" Gebieten leben, noch gehörig zusetzen wird. Wie gesagt, ich bin da eher wenig zuversichtlich, weil ich eben Angst vor gewissen exponentiellen Entwicklungen habe.
    Die Welt, wie wir sie erleben und kennen, wird sich in nächster Zeit rapide ändern. Es ist nicht zulässig, aus dem Jetzt auf einen künftigen Zustand zu schließen. Daher möge man bedenken, dass das, was derzeit nach einem Verpassen von Entwicklungsmöglichkeiten aussieht,à la longue auch seine Vorteile haben kann. Man muss eben nicht überall dabei sein.
    Wenn ich wirklich sehr, sehr viel Geld hätte, würde ich 's in diese mitteldeutschen Städte investieren, dort dünkt es mir besser angelegt.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Woher nimmst du diese Unterstellung? Mal den Beitrag von Däne gelesen? Gerade die Fachwerkstädte im Harz haben doch bereits zu DDR-Zeiten ein touristenfreundliches Image gepflegt. Überhaupt halte ich es für fragwürdig, Politiker in Städten mit 10, 20 oder 30 Prozent Leerstand im Stadtkern dafür verantwortlich zu machen, dass Altbauten verfallen. Es stellt sich die Frage, ob auf kommunaler Ebene überhaupt noch etwas gegen solche Zustände unternommen werden kann.

    Dass diese Städte durch Deindustrialisierung, Bevölkerungsschwund etc. im Zuge der Wiedervereinigung stark gelitten haben, ist mir schon klar, dafür kann man auch keine einzelnen Politiker vor Ort verantwortlich machen. Ich habe mir nur laut die Frage gestellt, ob die lokale Politik wirklich in jedem Fall alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel ergriffen hat, um gegen diese Entwicklung anzukämpfen oder sie, etwa durch Forcierung des Tourismus, zu kompensieren. Es sollte doch zumindest die Frage erlaubt sein, ob in manchen Städten des Ostens ein Leerstand von 30% wirklich zwangsläufige Folge des DDR-Zusammenbruchs ist oder ob es politische Möglichkeiten gegeben hätte, den Niedergang einer vor Ort ansässigen Industrie auf irgendeine Weise auszugleichen oder den dadurch verursachten Schaden zumindest einzudämmen.

    Was "die Fachwerkstädte im Harz" angeht, bezweifle ich, dass man pauschal von der Pflege eines touristenfreundlichen Images sprechen kann. Wernigerode war schon zu DDR-Zeiten ein Touristenmagnet und ist es heute immer noch, was man der gut sanierten Altstadt ansieht. In Quedlinburg, das ja nun zum Welterbe zählt, hat sich hingegen vor dem Fall der Mauer kaum ein Tourist hinverirrt und auch heute noch sind die meisten Harzbesucher dieser Region in Wernigerode stationiert und unternehmen höchstens einmal einen Tagesausflug nach Quedlinburg, was der Stadt natürlich nicht viel Geld einbringt. Dass andere Orte wie z.B. Osterwieck in der DDR schon ein touristenfreundliches Image pflegten, ist mir nicht bekannt.

    Die Welt muss romantisiert werden! - Novalis

    Einmal editiert, zuletzt von Isidor (28. März 2012 um 19:41)

  • ...
    Was den Einwohnerzahlrückgang im Osten betrifft , so ist dies mE in der Tat nur ein kurz- bzw mittelfristiges Phänomen. An und für sich sind das eh Sorgen, die man anderswo gern hätte. Man bedenke halt, wie die Geburtenzahlen in anderen dt. Provinzen aussehen, und was den wirklich essentiellen Unterschied ausmacht.

    Ich sehe die ganze DDR als künftig großes Rückzugsgebiet für die Menschenmassen, die es in ca 20 Jahren in den Ballungsräumen nicht mehr aushalten werden. Man muss nämlich bedenken, dass diese Klein- und Mittelstädte der ehem. deutschen Mitte von einem höchst unseligen Phänomen verschont bleiben, das uns, die wir in den wirtschaftlich "prosperierenden" Gebieten leben, noch gehörig zusetzen wird. Wie gesagt, ich bin da eher wenig zuversichtlich, weil ich eben Angst vor gewissen exponentiellen Entwicklungen habe.
    Die Welt, wie wir sie erleben und kennen, wird sich in nächster Zeit rapide ändern. Es ist nicht zulässig, aus dem Jetzt auf einen künftigen Zustand zu schließen. Daher möge man bedenken, dass das, was derzeit nach einem Verpassen von Entwicklungsmöglichkeiten aussieht,à la longue auch seine Vorteile haben kann. Man muss eben nicht überall dabei sein.
    Wenn ich wirklich sehr, sehr viel Geld hätte, würde ich 's in diese mitteldeutschen Städte investieren, dort dünkt es mir besser angelegt.

    Ursus, das war ein interessanter Beitrag. Diese Phänomene, deren Dynamik ich seit etwa 15 Jahren zu beobachten im Rhein-Maingebiet Gelegenheit habe, lassen mich zu ähnlichen Investitionsüberlegungen kommen. Man vergisst mit welcher Geschwindigkeit, auch prosperierende Stadtlandschaften in eine negative Entwicklung kippen können. Für eine realistische Bewertung heutiger Immobilienpreise kann es jedenfalls nicht schaden, sich die Entwicklung von Städten wie St. Louis, Detroit oder Cincinnati zu vergegenwärtigen. Orte übrigens, die vor 100 Jahren noch ganz überwiegend deutschstämmig waren. St. Louis, um 1910 bereits 700.000 Bewohner - davon ca. 50% deutsche Einwanderer der ersten und zweiten Generation, hat heute vielleicht noch 200.000 Einwohner. Weite Teile der ehemals wohlhabenden Innenstadt sind devastiert, bzw. schon abgeräumt. Es ist meines Erachtens nicht ausgeschlossen, dass ähnliches auf einige bundesdeutsche Städte zukommt. Tendenzen sind ja im Ruhrgebiet bereits zu beobachten.

  • Anbei einige Fotos von einigen herausragenden Sanierungsmaßnamen in Naumburg zwischen 2009 und 2013 - nichtsdestotrotz gibt es noch jede Mende "Sorgenkinder", für die bald jede Rettung zu spät kommt...

    2 Mal editiert, zuletzt von KarlAltenburg (31. Oktober 2013 um 21:24)

  • In den nächsten Tagen wird sich entscheiden, ob die großartige mittelalterliche Kulturlandschaft Saale-Unstrut mit der Stadt Naumburg als Herz Weltkulturerbe wird, die UNESCO tagt derzeit in Krakau. Leider gab es aber vor wenigen Tagen einen deutlichen Rückschlag, wie das Naumburger Tagesblatt berichtet.

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  • Die Kulturlandschaft Saale-Unstrut hat leider nicht den Weltkulturerbe-Titel bekommen, trotz des intensiven Einsatz vieler renommierter Kunsthistoriker rund um den Globus.
    Gleichwohl hat der Naumburger Dom beste Chancen sehr zeitnah den Titel zu bekommen: :applaus:

    „Der ’außergewöhnliche universelle Wert’ des Naumburger Doms wurde durch das Unesco-Komitee anerkannt. Es steht nun unverrückbar fest: Der Naumburger Dom ist ein weltweit ’einzigartiges Beispiel menschlicher Schöpferkraft’. Das ist der Fakt, an dem niemand mehr rütteln kann. Der Rest ist Fleißarbeit!“ Mit dieser Erklärung hat der Förderverein Welterbe an Saale und Unstrut am Montag die Bedeutung des Votums des Unesco-Welterbekomitees vom Sonntag hervorgehoben. (...)
    Zwar ist der Naumburger Dom mit dem Votum des Komitees formal noch nicht in die Welterbe-Liste der Unesco aufgenommen worden, allerdings gilt dies innerhalb der nächsten drei Jahre aufgrund der Anerkennung des Wertes des Gotteshauses als sicher. „Wir haben nun drei Jahre Zeit, den Antrag zu überarbeiten, sprich auf den Dom zuzuschneiden. Über den außergewöhnlichen universellen Wert wird das Welterbe-Komitee jedoch nicht nochmals entscheiden, weil die Anerkennung ja bereits erfolgt ist“, sagte Vereins-Pressesprecherin Helga Heilig. (...)
    Landrat Götz Ulrich (CDU), der die Saale-Unstrut-Delegation während der Komitee-Sitzung in Krakau geleitet hatte, unterstrich auf Nachfrage unserer Zeitung: „Wenn dieser Wert festgestellt ist, kann die Entscheidung durch das Unesco-Komitee nicht zurückgenommen werden. Die offizielle Aufnahme in die Welterbe-Liste erfolgt damit praktisch wie ein Automatismus. Wir werden dazu den Antrag überarbeiten und ergänzende Informationen wie den Managementplan zusammenstellen, die dann dem Komitee vorzulegen sind.“