Stuttgart - Kronprinzenpalais

  • Hallo,

    Weiss Jemand vielleicht wo ich mehr Information finden kann zu das ehemaligen Kronprinzenpalais in Stuttgart. Es brannte ab in Zweiten Weltkrieg, und ist abgerissen in die Jahren 1960. Gibt es Bücher oder so etwas zu diesen Palais?

    Ich weiss es ist nicht ein Wiederaufbauprojekt oder so etwas, aber vielleicht weist Jemand wo ich Information finden kann.

    Danke,

    ipflo

  • Unglaublich, dass das Kronprinzpalais bis in den 60er Jahren noch so stand und dann von diesem Wittwer ersetzt wurde. Der dann wieder vor kurzem einem Glaskubus teilweise weichen musste. Das Banausentum in Stuttgart nimmt kein Ende.

    Ist es uebrigens war, dass der Turm und die Fassade des Rathauses, auf diesem Bild nach dem Kriege zu sehen:


    Quelle: http://www.circulus.de">http://www.circulus.de

    unter der heutigen Betonfassade und -turm immer noch stehen? Ich kann das kaum glauben. Wenn dem so ist, dann sollten alle Anstrengungen Reko-Gesinnter in Stuttgart auf eine Freilegung und Restaurierung gerichtet sein. Das waere eine unglaubliche Aufwertung fuer die ehem. Altstadt!

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Ich muss dich leider enttäuschen, das Rathaus in seinem heutigen Erscheinungbild steht leider unter Denkmalschutz. Da aber meines Wissens nach die Parzellierung auf dem Marktplatz zu einem gewissen Teil beibehalten wurde und auch heute noch teilweise die gleichen Geschäfte dort stehen, wäre es aber möglich, diesen vollkommen verunstalteten Platz durch Rekos aufzuwerten. Siehe auch die Stuttgartbilder in der Galerie. Nur: in Stuttgart wird ein Mist nach dem anderen fabriziert. Man merkt als Zugezogener sofort, dass die Stuttgarter einen Minderwertigkeitskomplex haben ("größtes Dorf Deutschlands") und deshalb alles, was irgendwie zeitgemäß erscheint, sofort bauen lassen. Nicht auszuhalten.

  • Das originale Rathaus soll unter der 50er Fassade noch existieren? Das wäre ja der Witz des Jahrhunderts. Weiss jemand was darüber?

    Möglich ist es ja. In Würzburg hat man bei der Sanierung des Domes ja auch Teile der Fassade "wiederentdeckt". Sollte es in Stuttgart tatsächlich so sein, bin ich völlig der Meinung von Brandmauer. Dann sollte ALLES unternommen werden, um das Original freizulegen.

    Den Denkmalschutz der 50er kann man doch aufheben. Ich finde eh, daß viel zu viel 50er Jahre Müll unüberlegt unter Denkmalschutz gestellt wurde.

    Wenn die Stuttgarter Bevölkerung wüsste, was sich da unter dem Mantel ihres Rathauses befinden könnte, wäre sie bestimmt auch für die Freilegung. Denkmal hin oder her. Anscheinend war das beim Wiederaufbau ja auch kein Thema.

  • Der alte Turm ist auf jeden Fall noch vorhanden und wird von vorgeblendeten Betonplatten verdeckt. Ob noch die alte Fassade an der Vorderseite vorhanden ist, weiß ich nicht - vermutlich eher nicht, weil die Fenster relativ groß sind und dicht stehen, so daß wohl noch die Struktur des Gebäudes blieb, aber die Außenwände ersetzt wurden. Außerdem gibt es "oben links" eine große verglaste Fläche.

    Die Rückseite des Gebäudes wurde in Anlehnung an das historische Vorbild gestaltet, allerdings stark vereinfacht (bei maps.live.com sehr gut zu erkennen).

    Das Rathaus wurde erst vor kurzem totalsaniert, so daß ich Änderungen hin zum alten Vorbild ausschließen kann. Würde hier auch niemanden interessieren...

  • @Neusser. Was wir finden ist unwichtig. Die Behörden hören nicht nach der Meinung einer kleinen Gruppe der sich aufrecht für Architektur und Verschönerung des Städtebildes interessiert.

    Ja, das Erscheinungsbild des alten Rathauses würde das gesammte Städtebild enorm aufwerten. In Stuttgart wurde viel historisches gründlich versaut. Es wurde seit 1945 gezielt und bewusst auf Abbruch der historischen Innenstadt gesteuert.

    Übrigens glaube ich nicht das hinter der Modernen und Denkmal geschützte moderne Rathausturm noch das original befindet. Das ist ein Witz.

    Bemerkenswert ist das in 1945 nach den Bombardements die Spitze der Turm und die kleinen Nebentürmchen allen noch fast unbeschädigt waren, weil das ganze Rathaus doch schwer beschädigt war (trotzdem noch aufbaufähig!!). Eigentlich fast schon ein Wunder!!!
    Es ist gerade wegen diese einmalige Situation doch vielsagend dass das Rathaus und der Turm heute ganz anders aussehen.

    Habe auch Verständnis für den Wunsch nach 1945 eine "moderne" Stadt zu entwickeln, aber mit Hinsicht auf wertvollen Gebäuden oder Gebäuden die der Feuersturm glücklicherweise überlebt haben. Dass wurde leider nicht gemacht und vielen Fassaden und schöne Dächer wurden bewusst "modernisiert" (beraubt vom Schmuck, Kuppel, Stuck) oder verhüllt von einer vorgesetzten moderen Fassade (wie auch beim Kaufhaus am Brühl in [lexicon='Leipzig'][/lexicon]).

    Deutschland besass damals (vor dem Krieg) hunderte von wunderschönen Warenhausfassaden. Heute ist davon wenig noch da. Vielen Warenhäuser existieren gar nicht mehr in Berlin (Wertheim x3, Tietz x2, Hertie, Karstadt); Hamburg, München, Frankfurt (Wronkers), [lexicon='Leipzig'][/lexicon], Dresden und Stuttgart. 1in 1945 standen die meisten Fassaden noch, aber vieles wurde bis zu den 70-er Jahren wieder abgebrochen. Einen Totsünde.

    Bei den (neuen) Rathäuser waren die Verluste weniger schlimm, aber die moderen Fassade in Dresden überzeugt nicht, in Frankfurt ist das Dachlandschaft noch immer ein Ödniss, in Wuppertal war das Rathaus vor dem Krieg ein wahnsinnig schönes Ensemble (besonders das Dach) in Stuttgart wurde eis einfach "eingemauert". Bis heute hat wenig oder nichts mehr passiert.

  • Laut offizieller Aussage (gerade bei der Stuttgart Information im Internet gefunden) sind die modernen Seitenbauten tatsächlich 1953 bis 1956 neu gebaut worden. Zum Turm standen keine Informationen.

  • Quote from "silesianospostato"

    Der alte Turm ist auf jeden Fall noch vorhanden und wird von vorgeblendeten Betonplatten verdeckt.

    Sind die Betonplatten denn nicht im 2. Weltkrieg montiert worden, denn sonst macht das ja wenig Sinn!? Warum sollte man den Turm in den 50er Jahren verbauen ?

  • Die Informationen zum Turm habe ich verschiedenen Büchern zur Stuttgarter Stadtgeschichte entnommen, so daß ich davon ausgehen, daß sie schon stimmen. Vermutlich sollte der Turm optisch an die neuen Seitenflügel aus Beton angepaßt werden... es gibt meines Wissens auch noch ein Kaufhaus in Stuttgart, bei dem ganz ähnlich verfahren und eine neue Fassade vorgeblendet wurde.

  • In dem Buch "Kriegsschicksale deutscher Architektur" steht zum Stuttgarter Rathaus folgendes:
    "Schäden: Am 26.7.1944 von Spreng- und Brandbomben getroffen, ausgebrannt bis auf den Turm, der nahezu unversehrt stehenblieb.
    Wiederaufbau: Rückwärtige Flügel unter Verwendung der Außenmauern beibehalten. Marktplatzflügel bis auf den Turm abgebrochen, Neubau 1953-56 nach Wettbewerb durch Paul Schmohl und Paul Stohrer, Turm um ein Drittel abgetragen und verkleidet."
    Ein ähnliches Verfahren wurde in Stuttgart übrigens auch bei der Evangelischen Gedächtniskirche in der Lessingstraße praktiziert. Auch hier steht der neugotische Turm noch, ist aber völlig ummantelt worden. Sichtbar ist nur noch der Spitzhelm.
    Wie es "Mozart" richtig ausgedrückt hat: In Stuttgart herrscht offenbar ein Minderwertigkeitskomplex vor, der es den Modernisten sehr leicht macht, immer neue Bautrends als Heilmittel anzubieten, denen dann die Stadt hinterherhechelt. Und exakt dies macht eigentlich den schlechten Ruf der Stadt aus, was aber dort nicht begriffen wird. Und hinsichtlich des Rathausturms kommt leider noch der immer mehr um sich greifende Denkmalschutz für 50er-Jahre-Gebäude (bald werden die 70er-Betonburgen folgen) hinzu - ein in diesem Forum ja bereits gelegentlich erörtertes Thema.

  • In Frankfurt, wo ja bekanntlich ähnlich verblendete Ideologen den Wiederaufbau bestimmten, wurde ähnlich verfahren: Unter diesem Gebäude steckt noch immer das alte Schaupielhaus - aber eben nur die nackte Bausubstanz. Die nach dem Krieg praktisch unversehrte Fassade wurde abgerissen, und im Innern ist heute nichts mehr erkennbar (keine Säule o.ä.), wobei ich nicht sicher bin, ob alles vernichtet oder (wie teilweise beim Reichstag) auch einiges nur "versteckt" worden ist.

  • Seit einigen Wochen wird am Schauspiel Frankfurt übrigens gebaggert. Weiß nicht was dort geplant ist oder ob es überhaupt was mit dem Schauspiel zu tun hat, fällt mir nur gerade ein.

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Quote from "Schloßgespenst"

    In Frankfurt, wo ja bekanntlich ähnlich verblendete Ideologen den Wiederaufbau bestimmten, wurde ähnlich verfahren: Unter diesem Gebäude steckt noch immer das alte Schaupielhaus - aber eben nur die nackte Bausubstanz. Die nach dem Krieg praktisch unversehrte Fassade wurde abgerissen, und im Innern ist heute nichts mehr erkennbar (keine Säule o.ä.), wobei ich nicht sicher bin, ob alles vernichtet oder (wie teilweise beim Reichstag) auch einiges nur "versteckt" worden ist.

    Tatsächlich ist nur eine größere Sprengbombe im hinteren Zuschauerraum explodiert und hat dort erhebliche Verwüstungen angerichtet, an der eigentlichen Fassade war fast nichts zerstört. Große Teile (der schon vom Jugendstil beeinflussten Bauplastik) wurden allerdings beim Umbau nach dem Krieg abgeschlagen und meines Wissens auch nicht eingelagert, sie sind also unrettbar verloren.

    Neben dem Abriss des ähnlich gering beschädigten Schumann-Theaters am Bahnhofsplatz dürfte die Verschandelung des Schauspielhauses das größte bauliche Verbrechen im Frankfurt der Nachkriegszeit darstellen. Ich enthalte mich eines Kommentars, was man mit den Verantwortlichen bzw. ihren Gebeinen auf dem Friedhof am besten anstellen sollte. :augenrollen:

  • Auf meinen Vorredner bezugnehmend möchte ich betonen, daß die Rekonstruktion der Fassade des Schumann-Theaters am Frankfurter Bahnhofsplatz eine wichtige Rekonstruktionsaufgabe der Zukunft ist. Die Frankfurter Städtischen Bühnen wird man wohl nicht dergestalt umbauen können, da der heutige Bau wohl weitenteils als architektonische Leistung der Moderne bewertet wird. (ähnlich wohl wie beim Stuttgarter Rathaus) An der Stelle des Schumann-Theaters aber steht heute nur ein äußerst belangloser Büroklotz, dem selbst eingefleischte Modernisten keine Träne nachweinen werden.