Dächer, Dachaufbauten und -materialien

  • In den letzten Jahren findet ein -sehr langsames- Umdenken statt. Nach dem technizistischen Neoklassizismus Berliner Prägung wird schrittweise auch das geneigte Dach rehabilitiert, d.h. in neuere Entwurfskonzepte und experimentelle Niedrigenergie-Unterfangen integriert.

    Natürlich wirken solche Entwürfe auf normale Menschen fremdartig, bisweilen bizarr. Um die Gründe z.B. für das gänzliche Fehlen einer Traufe zu verstehen, muß man sich in die Gedankenwelt der modernistisch erzogenen Architekten hineinversetzen. Diese geht ungeachtet aller geschmacklichen Unterschiede von der "notwendigen" äußersten Distanz zum Entwurfsobjekt und vor allem der Bewohner aus. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, aber nicht minder mit einem hohen Stellenwert.

    Der Preis für ein hohes Dach ist die Abstraktheit des Hauses, d.h. der als anheimelnd empfundene Dachabschluß muß in jedem Fall seiner psychologisch problematischen Komponenten entledigt werden...

    Ich denke dennoch, daß dieses für Normalmenschen unverständliche innere Wechselspiel im Kopf des Architekten einen bedeutenden Fortschritt ggü. früheren Zeiten darstellt. Der Preis solcher Überformungen unserer Städte und Dörfer ist immer noch hoch, aber im Unterschied zu den Sechzigern und Siebzigern bezahlbar.

    Nein, die werden gedünstet

  • Diese Auseinandersetzungen begannen in den 20ger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, so lese man die Schrift von Prof. Dr. Paul Schultze-Naumburg aus dem Jahre 1927 "Flaches oder geneigtes Dach?".
    Gibt es bestimmt noch bei "ZVAB".

  • THW und Feuerwehr befreien Dächer vom schweren Schnee

    "Montagabend auf der Rottweiler Saline: Zahlreiche Helfer des Technischen Hilfswerks schippen den Schnee von den Dächern, Radlader fahren ihn weg. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, wie die Verantwortlichen versichern..."

    "...Die Feuerwehr Rottweil wurde am Montag von einem Rottweiler Gebäudeigentümer gerufen. Er befürchtete, dass sein Dach unter der Schneelast einstürzen könnte. Die Aufgabe für die Feuerwehr: das Pultdach so weit zu räumen, dass die Dachrinne mit einem Sicherheitsstreifen für abfließendes Wasser frei bleibt..."

    "...Allerdings seien solche Einsätze der Feuerwehr keine Pflichtaufgaben und somit für den Besteller kostenpflichtig. Der Gebäudeinhaber werde dies aber über seine Versicherung wohl wieder erstattet bekommen..."

    Quelle: http://www.nrwz-online.de/v5/rottweil/00036142/

  • In der Frage Flachdach oder Schrägdach (nicht Steildach!) muss man unbedingt differenzieren. Das sogenannte Satteldach war das Gütezeichen des westdeutschen Wiederaufbaus und urständet eigentlich im NS-Siedlungsbau, der den "Internationalen Stil" der Zwanziger Jahre überwinden sollte. So erbärmlich anspruchslos das Bauen seither Stadt und Land überzog, am Satteldach hielten die Bauaufsichtsämter (geleitet, wie man sagte, von gescheiterten Architekten) eisern fest, sei es im Frankfurter Altstadtbereich, sei es in den Trabantensiedlungen, sei es in Abertausenden von Neubaugebieten der Dörfer. Der Widerspruch zwischen anarchischer Gestaltlosigkeit der Baukörper und strikter Satteldachverordnung prägt Deutschland bis zum heutigen Tag mit einer Penetranz, dass man sich in der deutschen Siedlungssteppe nichts sehnlicher wünscht als einige schicke, im Weltmaßstab vorbildliche Neubauvillen mit Flachdach!

    Eine ganz andere Gestaltungsdimension wird angegangen, wenn das Dach in seiner schützenden, umhüllenden, beheimatenden Gestaltsymbolik verstanden wird. Was in der historischen Architektur bis in die Zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts selbstverständlich war, das Walmdach, das Mansardendach und die vielfältigen Abwandlungen davon, mit denen vor allem die Architektur am Beginn des 20. Jahrhunderts brillierte, das wäre es, woran die Architektur der Gegenwart gesunden könnte. Ansätze dazu finden sich heute fast nur in der sog. anthroposophischen Architektur der Waldorfschulen und anderer Bauten dieser Bewegung. Hier hätte eine Architektur der Zukunft, die sich "pro homine" ausrichtet, anzusetzen. Wenn die umhüllende Dachgestaltung wieder als Aufgabe angegangen wird, dann ergeben sich die qulitätvolle Fassadengestalt und die anspruchsvolle Grundrisslösung fast von selbst.

  • In dem Fall (Lagerbauten?) würde ich auf originale Flachdächer tippen; in der Industriearchitektur waren Flachdächer ja schon fast im ganzen 19. Jh. üblich: Besonders die schmucklosen, rein ökonomisch gedachten Kästen englischer Fabriken waren da wegweisend. Im Reisetagebuch Schinkels gibt es eine ganz hübsche Skizze der Baumwollspinnereien in Manchester (1826):

    http://www.google.de/imgres?imgurl=…%26tbs%3Disch:1, auf S. 21.

    - Apropos: Weiß eigentlich jemand, ob sich Schinkel bei Bauakademie und Friedrichwerderscher Kirche ausdrücklich auf solche englischen Vorbilder bezogen hat? -

  • Ein Beispiel stellvertretend für unzählig viele Fällen schadhafter Flachdächer. Das staffelgeschossige Haus Französische Straße N°40/41, Ecke Markgrafenstraße (erbaut 2001/02) in Berlin muss aktuell wohl komplett dachsaniert werden.

    Die Physik lässt sich nun mal nicht ignorieren, auch wenn man's an der Fachhochschule offenbar so lehrt, während die Kosten wohl egal zu sein scheinen, wenn man die grassierende Beliebtheit von Flachdächern bei Wohn- und Geschäftshäusern und sonstigen öffentlichen Bauten bedenkt. Es ist ja beinahe wie ein Zwang.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Es ist unter Dachdeckern und anderen Bauleuten eigentlich ein offenes Geheimnis, dass derartige Flachdächer einen hohen Wartungsaufwand haben. Die gegenüber einem Walmdach aber lukrativere Flächenausnutzung macht das allerdings (leider) wieder wett.

  • Dieser fragwürdige Text wird nicht mal als Werbung klassifiziert. Was für ein Käseblatt!

    - Die klimatischen Gegebenheiten des antiken Griechenlands und Babyloniens entsprechen denen Deutschlands.
    - Steildach nimmt Nachbarn das Licht, ein eckiges Vollgeschoss dagegen nicht!
    - Keine Probleme mit Abdichtungen mehr! Dafür habe ich nur ein müdes Lächeln.

    - Lichtkuppeln und Sonnenterrassen, begrünte Dächer: Willkommen in der virtuellen Realität!

    Flachdach - Comeback eines Weltwunders - Ludwigsburger Kreiszeitung
    (Redaktionell verantwortlich: Fermo Massivhaus AG, Murr)

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Typische, harmonische Eindeckung der Dachlandschaft einer Altstadt wie sie in Deutschland kaum oder nicht mehr zu finden, jedoch selbst in größeren Schweizer Städten noch ganz selbstverständlich ist. Hier beispielhaft die Altstadt von Schaffhausen:

    Category:Roofs in Schaffhausen – Wikimedia Commons

    Category:Roofs in Schaffhausen – Wikimedia Commons

  • Alles sehr schön und vorbildlich in Leipzig.
    Ich muss allerdings sagen, dass ich es immer sehr schade finde, wenn Schornsteine von der Dachlandschaft verschwinden, wie hier oft der Fall. Ich weiß, sie haben kaum mehr einen Zweck, aber sie bereicherten die Dachlandschaft optisch sehr.
    Ich blicke immer etwas neidisch nach Frankreich und England, wo historische Dachlandschaften auch immer noch von unszähligen Schornsteinen bereichert werden.

    Zumindest bestehende Schornsteine sollte man nicht rückbauen. Die Schächte kann man durch eine Vielzahl von Anwendungen nutzen, sei es teils noch als richtiger Kamin, ergänzt durch moderne Heiztechnik:

    18-07%20Funktionsweise_k.jpg

    Auch reine Nutzung durch Wärme- und Kälteanlagen habe ich schon gesehen. Außerdem werden gerne von Solaranlagen die Kaminschächte genutzt für die Verkabelung. Entsprechend sinnvoll ist in meinen Augen eine entsprechende architektonische Akzentuierung auf dem Dach dafür, die selbst Neubauten gut zu Gesicht stehen würde.

    Was ich hierbei erst einmal in Echt gesehen habe ist diese Lösung, welche die Lärmemissionen aufs Dach verfrachtet:

  • Hier ein sehr interessanter Beitrag zu einem der letzten Dachschiefer-Produzenten in Deutschland. Man erfährt, dass man mit einer altdeutschen Deckung noch echten deutschen von Hand bearbeiteten Schiefer erhält, im Gegensatz zur ansonsten bei dieser und den meisten anderen Firmen spanischen, maschinellen Ware. ,,Die altdeutsche Deckung ist sehr anspruchsvoll in der Herstellung, aber auch in der Eindeckung."

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  • Ich war gerade in England, Spanien und Frankreich, wo Dachlandschaften von Vor und Nachkriegswohnbauten von unszähligen Schornsteinen bereichert sind. Herrlich einfach!!! Man fühlt sich hier denn auch gleich zuhause.
    In Deutschland is fast alles sehr gründlich "flach" und "glatt" gemacht, Funktionel und in (zu) hellen Farben. Versaut ohne Wende im Sicht.

    Zwar sehen die Deutschen schöne Städtem in der Schweiz, Italien, Spanien oder Frankreich, aber in D. tut sich nichts.